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Donnerstag, 22. März 2018

Durchgelesen: Mädchen in Scherben

Rezension zu Mädchen in Scherben von Kathleen Glasgow


Verlag: Fischerverlage (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 448
Format: Paperback
Preis: 14,00 Euro
ISBN: 978-3-7335-0415-1
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
Abgeschlossene Erzählung









Inhalt:

Charlie ist noch längst nicht geheilt, als sie das Creeley Center, eine Einrichtung für traumatisierte Jugendliche, verlassen muss. Voller Angst schaut sie einer unsicheren Zukunft entgegen. Zurück zu der Mutter, die nach dem Verlust des Vaters in eine schwere Depression verfallen ist und nicht selten die Hand gegen die eigene Tochter erhoben hat, kann sie nicht. Auch möchte sie nicht zurück auf die Straße oder gar erneut dem Mann begegnen, der sie zur Prostitution gezwungen hat.
Dankbar nimmt sie ein Angebot eines guten Freundes namens Mickey an, zeitweilig in dessen Wohnung zu ziehen. Diese ist weit genug von dem Ort entfernt, an dem Charlie so viel Schreckliches widerfahren ist.

Bald schon muss Charlie erneut kämpfen. Empathie und Mitleid scheinen außerhalb des Creeley Center verschwunden, jeder kümmert sich nur noch um sein eigenes Vorwärtskommen.
Mickey ist auf Tournee, die Vermieterin setzt Charlie ein Ultimatum: Zwei Wochen hat Charlie Zeit, um einen Job zu finden und sich eine eigene Wohnung zu suchen. Das Mädchen balanciert auf einem schmalen Grad, denn in ihrem Koffer befindet sich ihr Notfallset: Alles, was es braucht, um wieder rückfällig zu werden. Ein paar Scherben, um sich zu ritzen. Und dann trifft sie auf Johnny. Einen jungen Mann, der so unbeschwert mit jeder flirtet. Es ist ein wenig die Einsamkeit, zudem die Art, wie Johnny sie ansieht und wie er für sie eintritt, die Charlie dazu veranlasst, alle Warnungen zu ignorieren.



Schreibstil:

Mädchen in Scherben begann für mich mit einem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Der aufmerksame Leser muss sich auf die permanent düstere, bedrohliche Stimmung und die wenigen Gespräche zwischen den Figuren einlassen.
Über die Seiten hinweg erfährt der Leser mehr über die Protagonistin, die von der Straße kommt und im Gegensatz zu den anderen Patienten des Creeley Center, fast schon dankbar dafür ist, nun ein Dach über dem Kopf zu haben und nicht darüber nachdenken zu müssen, dass sie vielleicht Tage lang Hunger leiden oder sich gar ihr Essen aus Mülltonnen zusammensuchen muss.
Als Charlie erfährt, dass die Zahlungen für ihren Unterhalt in der psychiatrischen Einrichtung eingestellt wurden und dass sie nunmehr zu ihrer Mutter zurückkehren soll, gerät sie in Panik. Ihre Mutter wird sie nicht bei sich aufnehmen. Erneut wird sie ums Überleben kämpfen müssen.

Nach und nach gewann ich Zugang zu der Geschichte und zu Charlie. Mit dem Verlassen der Einrichtung beginnt ein neuer Kampf für das Mädchen. Denn der einzige Freund, den sie hier draußen hat, befindet sich auf einer Tournee und wirkt unerreichbar. An die beste Freundin bleiben lediglich noch ein paar Erinnerungen. Charlie, die in der Klinik „die stumme Sue“ genannt wurde, weil sie nicht in der Lage war, über ihre Erlebnisse und Gefühle zu sprechen und die weiterhin von ihren Traumata verfolgt wird, muss lernen, sich auf andere Menschen einzulassen. Sie muss lernen wieder zu sprechen. Auch möchte sie auf keinen Fall wieder rückfällig werden und zum Alkohol oder gar zu den Glasscherben greifen.

Als Charlie vor einem Café auf den smarten Johnny trifft, der mit seinem Lächeln und seinen Worten jeden sofort in den Bann zieht, ist es um Charlie geschehen. Johnny ist es, der zwar scharf die Luft einzieht, als er ihre Narben erblickt, der aber dennoch hinter ihr steht und ihr Schutzschild wird. Doch auch Johnny trägt eine düstere Vergangenheit mit sich. Die ersten Warnungen erreichen Charlie. Und so sehr Charlie auch weiß, dass sie auf die Worte der anderen und auf ihr Intuition hören sollte, so sehr sehnt sie sich jedoch auch nach jemanden an ihrer Seite.

Johnny sagt an einer Stelle zu Charlie: „Was ich an dir so gerne mag ist, dass du nur das forderst, was du wirklich brauchst“. Meines Erachtens trifft diese Aussage ins Schwarze. Charlie ist ein Charakter, der von seinem Umfeld nicht viel verlangt. Alles was sie möchte, ist ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen auf dem Tisch und vielleicht noch eine Person, die in der Lage ist, ihr Liebe zu schenken.

Für mich wirkte Charlies Geschichte einerseits sehr authentisch, andererseits horizonterweiternd - als Irrfahrt oder qualvoller Kampf ums Überleben.
Ich habe für dieses Mädchen gehofft und ich habe mich mit ihr über die kleinen Dinge des Lebens gefreut, die für die meisten von uns vermutlich selbstverständlich sind, die für Charlie jedoch alles bedeutet haben. Ich habe gehofft, dass sie irgendwann die Möglichkeit findet glücklich zu werden.



Fazit:

Mädchen in Scherben ist ein Roman der düsteren Sorte. Virtuos setzt Kathleen Glasgow authentische Vorgänge in äußerst intensive Szenen um. Bewegend, erschütternd, aber nie selbstbemitleidend kommt die Protagonistin Charlie daher. Mit dieser kämpft man als Leser einen Kampf ums Überleben, für eine bessere Zukunft und für ein wenig Liebe und Zuneigung.

Immer wieder fällt Charlie in ein düsteres Loch, nicht nur einmal droht sie am Leben zu zerbrechen. Ein kleiner Lichtblick hier und da ist es, der die Protagonstin und auch den Leser Hoffnung schöpfen lässt.

Die Frage bleibt, ob das Leben für Kinder wie Charlie ein Happy End parat hält.

Ich möchte diesen Roman an Leser empfehlen, die bereit sind, in die tendenziell misanthropische Geschichte eines Mädchens einzutauchen, in ein Dokument des Aufbruchs, oft aber auch in eine tour de force menschlicher Grausamkeiten.



Buchzitate:

Er zwinkert mir zu. „So werden Herzen gebrochen, weißt du – weil jemand falschen Versprechungen glaubt.“

Linus geht nach vorne, und nach wenigen Minuten höre ich das Schnarren von Kaffeebohnen, die gemahlen werden, dann beginnt die Luft üppig, beinahe süßlich zu duften, als frischer Kaffee aufgebrüht wird.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


20 Kommentare:

  1. Ich. Muss. Dieses. Buch. Lesen.

    Jetzt erst recht, mal schauen ob mir die Glücksfee hold ist, sonst werde ich es mir selbst schnell kaufen müssen ^^"

    Liebste Grüße
    Vivka

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    1. Huhu Vivka,
      ach, ich freue mich, dass meine Rezension deinen ersten Eindruck zum Buch noch einmal untermalen konnte. Ich muss sagen, dass die Geschichte bei mir auch noch lange nachgewirkt hat. Für das Gewinnspiel drücke ich dir natürlich weiterhin ganz fest die Daumen :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Huhu liebe Tanja,

    du hast mir ja schon etwas von dem Buch berichtet und nach deiner Rezension bin ich verstärkt der Meinung, dass es kein Buch für mich ist.
    Trotzdem freut es mich, dass dich das Buch, tja gut unterhalten hört sich irgendwie blöd an, überzeugen konnte.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo Sandra,
      ich musste bei deinem Kommentar gerade ein wenig schmunzeln. Unterhalten ist vermutlich bei der Thematik das falsche Wort. Wir verstehen uns. Ich weiß was du meinst :o)

      Auf jeden Fall ist die Geschichte eher düster. Wenn man etwas lustiges, aufmunterndes lesen möchte, ist man hier vermutlich nicht ganz richtig.

      Ich kann deine Entscheidung also verstehen :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Hallo und lieben Dank für deine Kommentare auf meinem Blog. :) Dein Buch, das du hier vorgestellt hast, finde ich sehr interessant. Ich hatte das schon auf meiner "Möchte-Ich-Lesen-Liste" stehen. :) Thematisch spricht es mich definitiv an, auch wenn ich sonst eher selten solche Bücher lese. :)

    Liebst Elisabeth-Amalie von Im Blick zurück entstehen die Dinge

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    1. Hallo Elisabeth Amalie,
      bei mir hat diese Geschichte noch sehr lange nachgewirkt. Ich hatte, das muss ich zugeben, einen etwas schwierigen Start mit dem Buch. Aber als ich erstmal drin war, fühlte ich mich in Charlies Welt hineinversetzt. Ich habe mit ihr gekämpft und gehofft.

      Wenn dich das Buch thematisch schon anspricht, dann kann ich es dir auf jeden Fall für die Leseliste weiterempfehlen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  4. Das klingt so überzeugend. Ein Glück habe ich das Buch bereits im Regal und kann so gleich danach greifen :)

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    1. Hallo Lena,
      oh, wie schön. Dann freue ich mich schon auf eine Rezension und deine Meinung zum Buch von dir.
      Ich hatte einen etwas holperigen Start. Sollte es dir genauso ergehen: Es lohnt sich auf jeden Fall weiterzulesen. Es ist eine sehr bewegende und fesselnde Geschichte, die bei mir noch lange nachgewirkt hat.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  5. Hi!
    Erst heute Vormittag habe ich auf Instagram eine Empfehlung zu diesem Buch gesehen und nun hier - das scheinen eindeutige Zeichen zu sein. Ich mag Romane dieser Art und habe (naja, eigentlich schon nach dem Insta-Post) beschlossen, dieses Buch muss gelesen werden. So bald wie möglich.

    Liebe Grüße,
    Isa

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    1. Hallo Isa,
      das ist ja ein Zufall, dass du heute schon auf die zweite Rezension zu dem Buch gestoßen bist und dass auch die andere Meinung ähnlich begeistert ausfiel.

      Ich drücke die Daumen, dass dieses Buch bei dir einziehen darf und bin schon sehr gespannt auf deine Meinung dazu :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  6. Hallo Tanja,

    dass, was der Protagonistin widerfahren ist, scheint wirklich ein "starker Stoff" zu sein und lässt sich definitiv nicht so einfach mal weglesen. Auch wenn wir uns schon wenig über das Buch unterhalten haben, schwanke ich irgendwie noch, ob ich es lesen mag oder nicht.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,
      es fällt mir wirklich unglaublich schwer bei diesem Buch zu entscheiden, ob es etwas für dich sein könnte oder nicht. Auf jeden Fall empfand ich die Geschichte als sehr bewegend. Sie ist aber auch ziemlich düster. Ich denke man muss in der richtigen Stimmung sein. Ich bin sehr gespannt, wie du dich letztlich entscheiden wirst :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  7. Hallo liebe Tanja,
    wow das Buch scheint ja wirklich absolut genial zu sein. Was passiert mit Büchern die absolut genial sind?
    Jaa, sie wandern auf meine Wuli und hoffentlich auch bald in meinen Bücherschrank.
    Danke für die tolle Vorstellung:)
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Hallo Andrea,
      diese Geschichte bewegt auf jeden Fall und sie hat auch noch lange bei mir nachgewirkt. Ich hatte anfangs einen nicht so leichten Start mit dem Schreibstil. Als ich jedoch ein paar Seiten gelesen habe, habe ich mich in die Protagonistin und ihr wirklich nicht einfaches Leben hineinfühlen können. Es ist kein einfaches Buch und es ist keine leichte Geschichte. Aber es ist eine bewegende. Soviel kann ich dir sagen :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  8. Hallo Tanja

    Das Buch klingt ja wirklich interessant. Ich persönlich mag ja eigentlich eher Bücher die nicht sehr realistisch sind... aber trotzdem habe ich auch schon einmal eine Biografie gelesen die echt berührend war. Da ging es um eine Kindheit in Armut und eine Mutter der es immer schlechter ging. Solche Geschichten können manchmal echt bedrückend sein und deshalb weiss ich nicht so recht ob ich solche Bücher wie dieses hier gerne lesen würde...

    Liebe Grüsse
    Pascale

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    1. Hallo Pascale,
      bei mir verhält es sich ähnlich: Autobiografische Geschichten lese ich nicht so gerne. Dann doch lieber fiktiv, gerne aber realitätsnah geschrieben.

      Ich kann deine Bedenken gut verstehen. Man muss in der richtigen Stimmung für solche Geschichten sein. Wenn man eh schon nicht so gut drauf ist, dann können solche Schicksale einen ganz schön runterziehen. Ich brauchte danach auch erstmal etwas sehr fantasylastiges :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  9. Hallo Tanja,

    wow, das ist ja heftig. Keine Ahnung,w as ich erwartet habe, aber das nicht.
    Wie alt ist Charlie? Das spielt bestimmt in den USA, oder? Dass Charlie einfach so von der Klinik auf die Straße gesetzt wird.
    Zum Verzweifeln, dass die kein besseres Sozialsystem haben.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Huhu Petrissa,
      ich weiß gar nicht mehr so genau, wie alt Charlie war. Ich schätze mal - ohne Gewähr - so um die 17.
      Jepp, die Klinik musste bezahlt werden. Die Großmutter (?) hat die Zahlung eingestellt. Daher musste Charlie gehen. Das wäre hier in Deutschland vermutlich nicht so gelaufen.

      Wirst du das Buch lesen?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    2. Hallo Tanja,

      nein, erstmal plane ich nicht, das Buch zu lesen. Falls ich es in der Bücherei sehe... mal schaun, wie ich dann gerade in Stimmung bin.
      Aber das sind Themen, die mich sehr an jemand erinnern. Daher glaube ich, dass mich das zu sehr mitnimmt.

      Liebe Grüße
      Petrissa

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    3. Hallo Petrissa,
      okay, das kann ich verstehen. Ich denke auch, dass man in der richtigen Stimmung für so ein Buch sein muss und dass danach auf jeden Fall auch etwas Lebensbejahendes ganz gut tut :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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