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Donnerstag, 4. April 2019

Durchgelesen: Bus 57

Rezension zu Bus 57 von Dashka Slater



Verlag: Loewe (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 400
Format: Hardcover mit Schutzumschlag, Prägung, Spotlack und Leseband
Preis: 18,95 Euro
Übersetzer: Ann Lecker
ISBN: 978-3-7432-0363-1
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
Abgeschlossene Erzählung



Inhalt:

Es geschah an einem normalen Schultag. Sasha und Richard werden vom Schicksal in derselben Buslinie auf dem Weg nach Hause zusammengeführt. Sasha zeichnet sich durch eine Vorliebe für exzentrische und auffallende Outfits aus. Gern trägt er auffällige Kleidung, auch Röcke, um seine Persönlichkeit auszuleben. Sasha trägt männliche Züge. Doch Sasha identifiziert sich als agender (weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig).

Richard, sein Cousin Lloyd und ein Bekannter namens Jamal waren an dem Nachmittag des vierten November 2013 voller Elan. Sie pöbelten herum, Lloyd versuchte ein junges Mädchen aus der Reserve zu locken. Irgendwann kam Jamal auf die Idee Richard anzustacheln. Beide hatten bereits zuvor den schlafenden „Jungen“ in der hinteren Reihe erblickt. Richard sollte mit seinem Feuerzeug ein wenig an dem Stoff des Rocks zündeln. Die Jungs wollten Zeugen des vermeintlich lustigen Schauspiels der Selbstlöschung werden.
Immer wieder nervte Jamal Richard. Als dann der Rock wirklich Feuer fing, passierte das Desaster. Von einer Sekunde auf die andere ging Sasha in Flammen auf. Es war lediglich zwei Passanten zu verdanken, dass Sasha diesen Moment überlebte.



Im Detail:

Die Autorin Dashka Slater, die als Journalistin überwiegend für die New York Times geschrieben hat, widmet sich in ihrem Buch Bus 57 einer wahren Geschichte, die sich im Jahre 2013 an einem Montag in Oakland ereignet hat. Dashka Slater hat als Prozessbeobachterin den Gerichtsprozess, der sich an den Vorfall anschloss, monatelang mitverfolgt. In ihrem Buch verarbeitet die Autorin den Fall im Detail.

Das Buch ist in vier Teile aufgegliedert. Teil 1 witmet sich Sasha. Hier lernt der Leser den/die Jugendliche kennen. Er erfährt, dass Sasha autistisch ist, Busse liebt und gerne Röcke trägt. Sasha pflegt viele Freundschaften und setzt sich für Menschen ein, die sich keinem festen Geschlecht zugehörig fühlen. So spricht er/sie zum Beispiel die Anwesenheitslisten in Vorschulklassen offen an, in denen sich die Kinder lediglich unter den Sparten männlich und weiblich eintragen können. Auch schreibt Sasha eine Petition, in der er/sie das Weiße Haus bittet, nicht binäre Geschlechter anzuerkennen. Es wird schnell klar, dass es nicht immer einfach für Personen ist, die sich keinem festen Geschlecht zugehörig fühlen. Die Autorin wirft ein erhellendes Schlaglicht auf Sashas Leben, zeigt was alltägliche Dinge für ihn/sie bedeuten, etwa zu einem Arzt zu gehen oder eine öffentliche Toilette zu benutzen.

Teil 2 des Buches witmet sich Richard, einem Jugendlichen, der immer wieder an die falschen Leute gerät. Richard ist ein Mensch, der in der Gesellschaft von Freunden gerne ununterbrochen am Stück redet. Er flachst, blödelt und rauft gerne spielerisch herum. Unter Fremden hingegen spielt er gerne den stillen Beobachter. Richard gilt als sehr achtsam.
Die Umstände, unter denen Richard aufgewachsen sind, waren nicht ideal. Seine Mutter ist bereits im jungen Alter von 14 Jahren mit ihm schwanger geworden. Bald darauf trennte sie sich von dem Vater, der wegen Drogendelikten verhaftet wurde. Richard versuchte den Kontakt mit Gefängnisbesuchen aufrechtzuerhalten. Als sich die Mutter einen neuen Freund suchte, brach für Richard eine Welt zusammen. Dennoch fiel er weiterhin mit seiner fröhlichen und positiven Art auf. Das änderte sich, als seine Tante bei einem Schusswechsel ermordet wurde. Daraufhin nahm seine Mutter die Cousinen mit in den Haushalt auf. Schon zu diesem Zeitpunkt beschwerte sich Richard über die daraus resultierende mangelnde Aufmerksamkeit der Mutter. Diese bekam dann aber sogar noch ein weiteres Kind mit ihrem neuen Freund.
Für den Leser wird der soziale Druck, als Schwarzer gegen Diskriminierungen ankämpfen zu müssen, spürbar. Nicht selten äußert sich die Erfolglosigkeit dieses Kampfes in Aggression und Wut.
Richard, hatte also einen sehr schweren Start, nicht gerade gute Zukunftsaussichten und dennoch steckte er voller Ziele und Wünsche. Richard wollte einen guten Abschluss machen und Geld verdienen. Doch dann ereignete sich dieser Moment im Bus 57, der eine Zäsur in seinem Leben werden solllte.

Der dritte Teil des Buches trägt die Überschrift „Das Feuer“. In diesem Teil geht die Autorin auf die Tat und die aus ihr resultierenden Folgen ein. Dashka Slater berichtet, wie es zu dem Brand kam. Sie berichtet davon, wie zwei Erwachsene Sasha zur Hilfe kamen und somit zwar nicht die schweren Brandverletzungen und unzähligen folgenden Krankenhausaufenthalte, aber immerhin den Tod des/der Jugendlichen verhindern konnten.
Richard wurde im folgenden Prozess zu der höchstmöglichen Strafe für seine Tat verurteilt. Sein Verbrechen wurde als Hassverbrechen eingestuft, was eine Verurteilung nach Erwachsenemstrafrecht nach sich zog. Der dritte Teil beschäftigt sich unter anderem mit den Reaktionen des näheren Umfelds von Täter und Opfer auf das Urteil, aber auch mit den Folgen, mit denen Sasha und auch Richard aufgrund der Tat zu kämpfen haben.

Der vierte und letzte Teil „Justiz“ beschäftigt sich mit dem Gerichtsprozess. In diesem Teil erfährt der Leser mehr darüber, wie Sasha wieder in den Alltag hineinfindet. Richard hingegen ist zu einem viel ernsterem Menschen geworden. Er versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Er bereut die Tat zutiefst. In diesem Abschnitt erzählt die Autorin, was aus den beiden Jugendlichen geworden ist. Hier gewinnt man einen Blick in eine mögliche Zukunft.

Neben der detaillierten Berichterstattung über den Fall, wirft die Autorin einen Blick auf die Personen, die unmittelbar oder aber auch nur am Rande in die Geschehnisse involviert waren. Auch das nähere Umfeld von Sasha und Richard wird von Dashka Slater beleuchtet. Zusätzlich widmet sich die Autorin aber auch Fakten rund um Oakland und dem Justizsystem von Amerika.

Der Leser erfährt in diesen Kapiteln beispielsweise, dass Oakland eine durch Drogensucht, Verwahrlosung, Gewaltneigung und Kriminalität geprägte Stadt ist.

In weiteren Kapiteln wird unter anderem auch näher auf das Thema Geschlecht eingegangen. Dashka Slater erläutert hier Begriffe für romantische Neigung, Sexualität, Gender und Geschlecht. Was bedeutet androgyn, Genderquestioning, intersexuell oder greysexuell?



Fazit:

Bus 57 ist eine wahre Geschichte über einen Vorfall, der sich im Jahre 2013 in einem Bus ereignet hat. An jenem Nachmittag hat Richard, der mit einem Bekannten und seinem Cousin unterwegs war, aus einer Laune heraus den Rocksaum eines/einer Jugendlichen namens Sasha angezündet.

Die Rekonstruktion des Tathergangs, die Klärung für die Motive der Tat, und die Institution der Strafe selbst stehen, im Mittelpunkt des Buches.

Vorgestellt wird die Geschichte zweier Menschen, deren tragisches Ende durch das Gesellschaftssystem vorprogrammiert zu sein scheint. Wenn Dashka Slater ihre Geschichte erzählt, hebt sie nie den moralischen Zeigefinger, sondern lässt das Erzählte für sich sprechen. Dennoch zeigt sie ein feines Gespür für die Fragilität des amerikanischen Lebensstils und für die Menschen, die an diesem leiden.

Bus 57 ist ein unglaublich wichtiges Buch. Diese Geschichte klärt auf, sie hilft zu verstehen und den Horizont zu erweitern. Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre an Schulen werden. Ich halte es für ein absolutes Must-Read.



Kurzgefasst:

Informationsgehalt:






Aufbau:






Allgemeine Umsetzung:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


12 Kommentare:

  1. Hallo Tanja,

    ich kann dir da nur zustimmen.
    Das Buch ist sehr wichtig und auch ich habe in mein Fazit geschrieben, dass ich es mir als Schullektüre wünschen würde. Es schafft einfach ein Bewusstsein für viele Dinge und klärt auf.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Huhu Tanja,
      ich glaube das Buch wäre eine sehr gute Schullektüre. Da könnte man auch sehr gut noch im Nachhinein drüber diskutieren.
      Wir sind uns absolut einig, was Bus 57 betrifft :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Huhu Tanja,

    wow das klingt ja ganz schön krass. Das werde ich mir auf jeden Fall mal merken, ich glaube ich muss es unbedingt lesen. :)
    Eine schöne Rezension. :)

    Liebe Grüße

    Sunny

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    1. Huhu Sunny,
      ich kann dir Bus 57 nur ans Herz legen. Es ist eine Geschichte, die mich sehr bewegt hat. Ich bin mir sicher, dass sie dir auch gefallen wird.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Guten Abend liebe Tanja,
    wow diese Rezension ist hammermäßig geschrieben. Das klingt nach einem Buch, welches packend und tragisch zugleich ist. Danke für diese tolle Vorstellung, das wandert direkt auf meine Wunschliste.
    Ich wünsche Dir einen schönen Abend und ein tolles Restwochenende.
    Liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Huhu Andrea,
      vielenvielen Dank für deine lieben Worte. Ich hatte vor dem Schreiben wirklich Angst, dass ich mit meiner Rezension dem Buch nicht gerecht werden könnte. Ich habe sehr lange daran gesessen. Ich freue mich, dass es mir scheinbar gelungen ist, den Inhalt und meine Meinung gut rüberzubringen :o)

      Ich freue mich so sehr, dass es Bus 57 auf deine Wunschliste geschafft hat. Für mich ist es ein Must-Read. Ich denke es wird dir gefallen. Ich bin mir sogar sehr sicher :o)

      Ich wünsche auch dir einen wundervollen Sonntag und einen guten Start in die Woche. <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Hallo Tanja,

    deine Rezi gefällt mir und über das Buch haben wir uns ja bereits unterhalten. Dass das Thema sehr wichtig ist, dem stimme ich dir zu. Ob es allerdings in unserer Gesellschaft etwas wachrütteln wird, bezweifele ich leider.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,
      ich denke auch nicht, dass ein einzelnes Buch altes Denken umwerfen kann. Aber ich denke schon, dass es helfen wird Verständnis für Menschen zu entwickeln, die anders sind. Eben, weil es aufklärt und weil es nicht nur schwarz-weiß sieht.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Hallo Tanja,

    wow, das ist sicherlich kein leicht verdauliches Buch, da viele ernste Themen angesprochen werden. Ich finde es sehr wichtig, dass es solche Bücher gibt!

    Liebe Grüße
    Desiree

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    1. Hallo Desiree,
      dieses Buch hat mir auch unglaublich gut gefallen. Schlimm fand ich, dass es sich dabei um eine wahre Geschichte handelt. Die Autorin hat hier beide Seiten beleuchtet. Sowohl die des Opfers als auch des Täters. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch noch viele Leser finden wird.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  6. Hallo Tanja,

    man mag sich gar nicht vorstellen, dass das tatsächlich passiert ist.

    Auch wenn es ganz furchtbar ist, hört es sich nach einem sehr spannenden Fall an.

    Das Buch wandert auf jeden Fall auf meine Wunschliste :)

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallo liebe Julia,
      dieses Buch war und ist auf jeden Fall ein Lesehighlight für mich gewesen. Du hast vollkommen Recht: Es ist schrecklich, dass dieses Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Zugleich öffnet sie einem aber auch die Augen: Einzuschreiten und nicht zuzuschauen, wenn so etwas passiert.
      Neben den Geschehnissen aus dem Zug zeigt das Buch aber auch noch andere Punkte auf, mit denen sich Sasha auseinandersetzen musste. Zum Beispiel die Toilettenthematik.
      Am Donnerstag war ich auf einem Treffen, bei dem das Thema Diskriminierung von Geschlechtern gefallen ist. Und genau dieser Punkt wurde da auch angesprochen. Das fand ich sehr interessant.

      Ich bin sehr gespannt, ob du das Buch lesen wirst und wie du es findest. Ich bin zuversichtlich, dass es dir gefallen wird.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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