Durchgelesen: Splitter aus Silber und Eis

Rezension zu Splitter aus Silber und Eis von Laura Cardea 

 

Verlag: Carlsen (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 400
Format: Softcover
Preis: 14,00 Euro
Altersempfehlung des Verlages: Ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-551-58436-6
Abgeschlossene Erzählung

Inhalt:

Aurum, das Reich des ewigen Frühlings, hat vor Jahren einen Pakt mit dem grausamen Herrscher des Nachbarreiches, dem des ewigen Winters, geschlossen. Jedes Jahr zum Julfest wird eine junge Frau, ein Sakral, ausgewählt, die sich in das Reich der Winterfae begeben muss. Wird diese Übereinkunft gebrochen, so darf der Prinz des Winters in Aurum eindringen und die Herrschaft über dieses Reich an sich reißen.

Trotz dieser Übereinkunft ist der Frieden brüchig. Denn der Winterprinz schickt Eissplitter in das Land des Frühlings, die die Herzen der Menschen gefrieren und die Augen nur noch Schlechtes sehen lassen.

Die Bewohner von Aurum wollen daher nichts lieber, als den Prinzen zu stürzen. Es ist folglich Taktik gefragt, weil man im offenen Kampf unterlegen wäre. Das Kräfteverhältnis beginnt sich allerdings zu verschieben. In jedem Jahrzehnt wird nämlich ein Mädchen geboren, deren Kuss tödlich ist.

Prinzessin Veris ist mit dem Fluch des Kusses der Daphne gesegnet. In diesem Jahr soll sie daher ins Winterreich gehen. Veris verlässt ihre Familie, die ihr über die Jahre viel zu wenig Liebe geschenkt hat, und ihre geliebte Amme.

Im Reich des Winters prallen Eis und Feuer brutal aufeinander. Bittere Kälte und Folter sollen Veris dazu zwingen einzuknicken. Ihr Gastgeber, der Prinz des Winters, hat ein Herz aus Eis. Er zeigt keinerlei Gefühle und möchte nur eines: Das Geheimnis, das Aurum hütet, "seiner" Prinzessin entlocken. Veris hingegen möchte die Bedrohung, die wie ein Damokles-Schwert über ihrer Heimat schwebt, beseitigen. Dafür ist ihr jedes Mittel recht.

Meinung:

Nachdem Veris im Reich des Winters angekommen ist und den kalten Empfang des Prinzen des Winters, Nevan, überstanden hat, versucht sie sich, mehr schlecht als recht, am Hofe einzuleben. Sie rebelliert, indem sie die Weisungen des Prinzen missachtet. Veris ist ein Sturkopf und eine Kämpferin. Nicht selten kommt sie an ihre Grenzen, denn der Prinz geht über Leichen. Weigert sich die Prinzessin, seinen Wünschen nachzukommen, dann wird das sinistere Konsequenzen haben.

Trost und Hilfe findet Veris jedoch bald bei der unscheinbaren Kammerzofe Sif, die zwar bei jeder Gelegenheit ausweichend reagiert und errötet, hinter derer Fassade sich aber auch eine tapfere und willenstarke Frau verbirgt. Bald schon lernt Veris weitere Mitglieder des Hofes kennen. So z.B. die Kurtisane Elyria, die sich mit ihrem äußeren Erscheinungsbild von den anderen Fae deutlich abhebt.

Veris beginnt, umso länger sie sich im Winterreich befindet, dieses und auch seinen Herrscher mit anderen Augen zu sehen. Sie erhascht einen Blick auf Nevan, seine Achtsamkeit und Wertschätzung für sein Land und seine Leute. Sie staunt über die Schönheit der Natur. Wunderschön, aber auch gefährlich ist es hier. So gibt es z.B. den Wald der Umkehr. Er ist verzaubert und verbirgt den Blick auf das, was ihn umgibt. Jeder, der nicht zum Reich des Winters gehört, wird sich immer wieder in ihm verirren. Es gibt wunderschöne Eisdrachen, die keinerlei Erbarmen zeigen, wenn sie der Hunger plagt. Auch verschiedene Völker kann man hier antreffen. So z.B. die Yaren. Doppelt gehörnte Wesen mit riesigen Augen, ausladenden Hüften und behuften Beinen.
Das Interessanteste für Veris ist allerdings die Eismagie selbst. Als der Prinz ihr anbietet, diese zu erlernen, um ihr Herz für ihn zu erwärmen, ist sie nicht abgeneigt, zuzustimmen.

Bald schon müssen Veris und Nevan lernen, sich irgendwie miteinander zu arrangieren. Das gelingt mehr schlecht als recht. Beide pflegen ein distanziertes Verhältnis. Beide versuchen, ihre Vorteile aus der Liaison herauszuschlagen. Sie manipulieren einander und scheitern immer wieder an der Hellsicht und Klugheit des Gegenübers.

Mit Veris gelingt der Autorin eine willensstarke, ja manchmal schon über die Maßen sture Figur, die für ihre Ziele eintritt und an der man sich, selbst als Herrscher des Winterreiches, die Zähne ausbeißen kann. Doch auch Nevan wird nicht zu Unrecht nachgesagt, dass er ein Herz aus Eis hat. Er lässt sich nicht durch äußerliche oder innere Schönheit verzaubern, sondern geht seinen eigenen Weg. Im Ergebnis bleibt der ganz große Liebeszauber daher aus.

Das Buch nimmt schnell ein rasantes Tempo auf und überschlägt sich, das darf ich spoilern, an überraschenden Einfällen.

Fazit:

Laura Cardea erschafft mit „Splitter aus Silber und Eis“, ein fantastisches Märchen. Sie nimmt dabei keine Rücksichten auf ihre Figuren, dafür aber Anleihen bei „Die Schöne und das Biest“ und „Das Reich der sieben Höfe“. Es gelingt ihr aber viel Neues zu erzeugen und Altes umzucodieren.

Stark erzählt, in stimmigen Bildern und klugen Dialogen zeigt uns Laura Cardea eine fantastische Welt und die ebenso ambitionierte wie schwierige Beziehung zwischen einem Potentaten und dessen Geisel. Dabei verzichtet sie auf einen großen Gestus, zeigt dafür aber die Fähigkeit, das Außergewöhnliche im Alltäglichen zu zeigen.

Grundsätzliches zum Verhältnis von Liebe, Freiheit und Politik wird hier verhandelt: Die Frage nach dem toxischen Einfluss der Staatsräson auf die Autonomie und Selbstbestimmung der Figuren, die vereint einen Platz in der Welt suchen, aber doch verloren scheinen.

Das Buch ist sicherlich eine Empfehlung.

Buchzitate:

Die Eissplitter sammeln sich in langsamen Spiralbewegungen vor mir und formen sich zu einer glitzernden Pfingstrose, die sich sachte auf meine Handflächen niederlässt. Nie habe ich etwas Schöneres als diese fragilen, schimmernden Blütenkelche gesehen.

Wo in Aurum alle farbenfroh und vertraut ist, ist das Winterreich ein Kristall, der in Azur, Silber und Perltönen schillert, ein Ort voller Magie und Geheimnisse.

Kurzgefasst:

Spannung/Action:





Liebe: 

Charaktere: 

Weltenaufbau:

Handlungsstrang:





Schreibstil:





Im Gesamtpaket: