Rezension zu Mein bester letzter Sommer von Anne Freytag
Seitenzahl: 368 Seiten
Format: Hardcover
Preis: 14,99 Euro
ISBN: 978-3-453-27012-1
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
Abgeschlossene Erzählung
Besonderheiten:
Im Buchdeckel befindet sich ganz vorne eine handgezeichnete Route. Die Zeichnungen verraten die Stationen des Reise-Projektes, die Tessa und Oskar besuchen werden.
Im hinteren Buchdeckel befindet sich eine Playlist, die Musik mit der Geschichte verbindet.
Inhalt:
Tessa wird nie achtzehn werden. Sie wird nie einen Führerschein besitzen und sie wird vermutlich als Jungfrau sterben. Denn Tessa hat einen Herzfehler. Die wichtigen Daten auf dem Computer sind bereits gelöscht, die Urne bestellt, als Tessa im Zug auf einen Jungen trifft. Für das Mädchen ist es Liebe auf den ersten Blick. Und auch Oscar spürt die Anziehung gegen die beide nicht anzukämpfen vermögen. Der Blick, den beide austauschen ist nicht oberflächlich. Er dringt direkt in Tessas Innerstes vor. Das hätte er sein können, der Junge, mit dem sie gerne den Rest ihres Lebens verbracht hätte. Doch was ist schon noch der Rest ihres Lebens?
Tage später muss Tessa an einem Familienessen teilnehmen, zu dem ein alter Studienkollege ihres Vaters eingeladen wurde. Als plötzlich Oskar das Zimmer betritt fühlt sie sich wie vom Blitz getroffen. Das kann nicht sein. Es ist der Junge aus der Straßenbahn!
Doch Tessa weiß, dass eine Beziehung in ihrer Situation nur zu verletzten Herzen führen wird. Sie versucht sich von Oskar zu distanzieren und kann es doch nicht so ganz, wie geplant. Denn Oskar ist so anders, er macht die harte Welt ganz weich. Und Oskar lässt sich auch nicht so einfach loswerden wie geplant.
Charaktere:
Oskar nimmt Tessa wie sie ist. Er möchte dem Mädchen ein paar wundervolle Momente schenken. Seine Worte sind einfühlsam, seine Aura wirkt anziehend. Er ist charmant und feinfühlig zugleich.
Tessa hat einen Herzfehler. Sie wird sterben, bevor sie achtzehn Jahre alt ist. Mit dem Leben hat sie bereits abgeschlossen. Sie ist traurig und verbittert, weil sie so wenig schöne Momente erleben durfte, nie auf einer ausschweifenden Party war, nie einen Freund hatte.
Larissa, Tessas Schwester, sagt was sie denkt. Ihre Worte sind oft ungerecht und verletzend. Sie hat einen Freund, sie hat ein Leben vor sich, ganz im Gegensatz zu Tessa. Doch muss sie auch hinter ihrer Schwester immer ein wenig zurückstecken, weil Tessa ja bald sterben wird und weil alle ihr die kurze Zeit noch so schön wie möglich machen wollen. Larissa bietet als Einzige einen Kontrast zu Tessas Umfeld. Sie lässt ihrem Neid stets freie Bahn.
Schreibstil:
Anne Freytag hat einen ganz besonderen Schreibstil. Ihre Worte klingen wie ein Gedicht. Oskar verleiht jedem Moment, den Tessa erlebt, eine ganz besondere Bedeutung. Mit ihm ist die Welt nicht mehr so hart, sondern ganz weich.
Anne Freytag gelingt es, einen einzelnen Moment so sehr in den Fokus zu rücken, dass man direkt darin abtaucht und alles andere herum ausblendet.
Oskar lächelt. Er schafft es, hinter Tessas Fassade zu schauen, ihre Seele herausholen und diese zum Leuchten zu bringen.
Stets ist er besorgt Tessa nicht zu verletzen. Seine Worte prallen nicht an Tessa ab, sie erreichen ihr Herz. Als Leser merkt man, wie sehr Tessa unter ihrem Umfeld und der Situation zu leiden hat. Zugleich aber auch, wie viel Mühe sich Tessas Eltern geben, die letzten Tage ihrer Tochter zu versüßen. Mit Oskar lernt man jemanden kennen, der in der Lage ist jeden Moment zu einem kleinen Zauber zu machen. Diesen einen ganz besonderen Menschen, den man, wenn überhaupt, nur einmal im Leben trifft.
Das Buch spaltet sich in zwei Teile. Im ersten Teil lernen sich Oskar und Tessa kennen, erst ab etwa der Mitte des Buches startet dann Tessas und Oskars große Reise. Die Vermutung, dass der Roadtrip zu wenig Platz im Buch bekommt, um sich vollständig zu entfalten, bleibt unbegründet. Die Geschichte entfaltet auch hier ihre volle Wirkung.
Fazit:
Mit einem unglaublich intensiven und schönen Schreibstil schafft es Anne Freytag ihr Werk als eine sinnstiftende, bedeutungsinvestierende Erzählung anzulegen. Die Autorin schreibt fast poetisch, ihr gelingt es, den Fokus auf besondere Momente zu legen und alles andere drumherum auszublenden.
Selten habe ich so ein Buch gelesen, das einen quasi hautnah erleben lässt, was es bedeutet, diesen einen Menschen kennenzulernen, der die Welt zum Verstummen bringt.
Herzerwärmende Dialoge mischen sich mit zauberhaften Momenten. Dieses Buch trifft mit jedem Wort, mit jeder Zeile mitten ins Herz.
Mein bester letzter Sommer ist ein Buch, was man einfach gelesen haben muss.
Buchzitate:
Ich spüre die Tränen und das Adrenalin. Sie flüstern mir zu, dass ich noch lebe.
Das Leben wird nicht definiert von den Momenten, in denen du atmest, sondern von denen, die dir den Atem rauben.
Ich war immer vorbereitet. Auf alles. Nur nicht auf ihn.
„Nein, kein Krebs“, sage ich und atme tief ein. „Was ist es dann? Gib mir etwas, das ich hassen kann.“ „Mein Herz.“ „Scheiße“, murmelt Oskar. „Ich fürchte, das kann ich nicht hassen.“
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Ich möchte dir in einigen Punkten wiedersprechen, da ich vor kurzem auch das Buch gelesen habe.
AntwortenLöschenMeiner Meinug nach war Oskar einfach zu perfekt. Tessa und auch die Nebenfiguren wie die Eltern und ihre Schwestern habe ganz normale Ecken und Kanten, doch Oskar nicht.
*Spoilerwahrnung für die Kommentarleser*
Das Einzige was Oskar belastet ist, dass er sich an den Tod seiner Schwester die Schuld gibt und die berechtigte Angst Tessa zu verlieren. Doch sonst ist er perfekt. Er scheint keine weiteren Macken zu haben, sowohl auf das Außere, als auch auf das Innere bezogen. Was mich vorallem an Tessa stört ist, dass sie dauernt über ihre Jungfreuligkeit nachdenkt. Ich meine sie weiß, dass sie serben wird und das wichtigste für sie ist es einmal Sex gehabt zu haben und kurze Zeit war es ihr auch fast egal mit wem... Ich finde das vermittelt einen falschen Eindruck, als wenn Sex das wichtigste im Leben wäre oder so
Außerdem ist das Ende doch wirklich mehr als unrealistisch... Viel zu viel Drama und in meinen Augen unrealitisch. Typisch für diese Art von Geschichte wird ein Abschiedsbrief geschrieben (was natürlich legitim und nachvollziebar ist), aber Oskar ist nicht wütend oder irgendwie so etwas. Ein wenig traurig, aber sonst nichts.
Die letzten Szenen finde ich eifach schlimm. Alles ist gut und seit ein paar Tagen läuft auch alles gut und dann steht sie normal auf, fällt hin und man denkt sie ist tot. 3 Tage später erwacht sie aus dem Koma, stirbt aber dann direkt in Frieden... Ich finde es unrealistisch, dass sie nicht einmal versucht zu kämpfen, egal wie sinnlos es ist. Ich kann mir einfach besser vorstellen, dass man dann doch lieber kämpft um bei der Familie zu beliben, auch wenn es ausichtslos ist. Und wie gesagt stirbt sie dann direkt... Doch zwischen den Szenen zieht ihr ganzes Leben an ihr vorbei, worib ich absolut nicht glauben kann und ja.
Ich glaube ich habe mich genug aufgeregt... Für mich gibt es besonders in der zweiten Hälfte des Buches sehr viele Dinge die mich stören und ich bin gerade noch dabei eine Rezension zu verfassen.
Das alles hier ist natürlich nicht angreifend gemeint, sondern ist nur meine persönliche meinung.
Liebe Grüße, Lele von lifeofaboredgirl.wordpress.com
Hallo Lele,
Löschenvielen Dank für deinen Kommentar. Deine Worte zeigen, wie unterschiedlich ein Buch auf verschiedene Leser/innen wirken kann. Dass Tessa das erste Mal so wichtig ist, ist mir auch aufgefallen. Sicherlich hätte man das Ende anders darstellen können. Doch ich fürchte, dann hätte das Buch auch etwas von seinem Zauber verloren.
Ganz liebe Grüße Tanja :o)
Wunderbare Rezension! *-*
AntwortenLöschenSchön das dir das Buch auch so gut gefallen hat! *-*
Liebe Grüße Lisa<3
Hallo Lisa,
Löschenvielen Dank für deine lieben Worte. Dieses Buch ist auf jeden Fall auf der Liste der Jahreshighlights gelandet. Alleine der Schreibstil, aber auch die Geschichte an sich waren so wunderschön :o)
Ganz liebe Grüße Tanja :o)
Servus liebe Tanja,
AntwortenLöschenoha, Deine Rezension klingt aber sehr nach einem "must-read"! Ich bin scher am Grübeln, nur einzig meine Sorge vor zu viel Drama hält mich gerade noch ab, denn traurige Bücher sorgen für Sinnflut bei mir! Ich denke da nur an Sieben Minuten nach Mitternacht .. selten habe ich so sehr Rotz und Wasser bei einem Buch geheult.
Werde Deine Rezi gleich mal auf fb teilen.
Dir ein schönes Wochenende & viele liebe Grüße,
Kati
Hallo Kati,
Löschenich kann deine Bedenken sehr gut verstehen. Als ich gelesen habe, dass es in diesem Buch wieder um ein Mädchen geht, welches dem Tod so nahe ist, habe ich auch gedacht: Na, ob das was ist, was ich gerne lesen möchte?
Kurz vorher hatte ich "Die letzten Tage von Rabbit Hayes" gelesen. Das Buch ging mir auch schwer an die Seele, zumal ich einige Momente mit Ereignissen in meinem Leben verknüpfen konnte.
"Mein bester letzter Sommer" ist jedoch ein sehr positives Buch. Tessa lernt einen ganz besonderen Menschen kennen und erlebt ein paar wundervolle Momente. Ihre Erfahrungen darf manch anderer in einem langen Leben nicht machen. Ich finde, dass "Mein bester letzter Sommer" ein absolutes Mustread ist.
Ein zusätzliches "Schmankerl" ist der zauberhafte Schreibstil der Autorin. Beim Lesen des Buches hätte ich mir am liebsten jeden Satz daraus notiert. Ich denke du solltst dem Buch eine Chance geben. Ggf. mal in die Leseprobe reinschnuppern?
Ganz liebe Grüße Tanja :o)