Rezension zu #fingerweg von Susanne Fülscher
Seitenzahl: 224
Format: Taschenbuch
Preis: 6,99 Euro
ISBN: 978-3-551-31543-4
Altersempfehlung des Verlages: Ab 12 Jahren
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Endlich ist es soweit: Die Schulzeit
ist vorbei. Ein anderer Lebensabschnitt beginnt. Lisa möchte die
folgende freie Zeit genießen und sich dann einen Job in der
Filmbranche suchen. Die Bewerbungen sind bereits raus, der Urlaub mit
der besten Freundin geplant.
Doch bevor die freie Zeit richtig
beginnen kann, erhält Lisa einen Anruf von keinem geringeren als dem
berühmten Produzenten Maxime Léon. Der Produzent bietet ihr eine
Praktikumsstelle an. Lisa ist hin und weg. Natürlich sagt sie sofort
zu.
Lisas größter Traum wird
Wirklichkeit. Sie darf sich Drehbücher anschauen, selbst ihre
Vorschläge einbringen und sogar gemeinsam mit Maxime Filmpremieren
besuchen. Doch die enge Zusammenarbeit
hat auch ihre Tücken. Erst sind es nur die beiläufigen Berührungen,
dann kommen obszöne Bemerkungen hinzu. Lisa muss sich entscheiden:
Ihren Traum aufgeben oder gegen die ungewollte
Intimität ankämpfen.
Schreibstil:
Susanne
Fülscher schreibt in ihrem Buch #fingerweg über das Thema sexuelle
Belästigung am
Arbeitsplatz. Ihr gelingt es, die einzelnen Stufen, die ein Opfer
durchleben muss, zu vermitteln.
Dabei
zeigt sie so etwas wie eine Eskalationsspirale auf. Dieser Roman regt zum Nachdenken an.
Mit Lisa stellt die Autorin dem Leser
eine Charakterin vor, die einerseits sehr mutig und stark ist,
andererseits auch oft Entscheidungen trifft, die nicht immer bis zum
Ende durchdacht wirken. Lisas Leben ist nahezu perfekt. Ihre Eltern
sind für sie da, auch die Beziehung zu der kleinen Schwester ist
harmonisch. In Marie hat Lisa eine beste Freundin gefunden, die sagt,
was sie denkt und auch immer für sie da ist. Natürlich gibt es auch
Auseinandersetzungen und nicht immer entscheidet der jeweils andere
so, wie man es gerne hätte. Doch halten die beiden Freundinnen im
Ernstfall stets zueinander.
Lisa hat die Schulzeit hinter sich
gebracht und erwartet voller Vorfreude einen neuen Lebensabschnitt.
Ihr großer Traum ist es einen Job in der Filmbranche zu erhalten.
Ein Anruf von einem bekannten Produzenten lässt diesen Traum wahr
werden. Es könnte alles nicht besser sein.
Doch diese Phase des Glücks hält
nicht lange an. Lisa muss sich schon bald fragen, ob die Welt der
Filmbranche einfach eine etwas andere ist. Ob die ungewollte Nähe
zum Chef - Anwesenheit zu einem späten Geschäftsessen oder einem
Frühstück am Wochenende im Büro - normal ist. Ist es einfach so,
dass die Leute beim Film offener sind? Schließlich nimmt Maxime
öfters jemanden in den Arm und eine beiläufige Berührung ist
vielleicht einfach nur ein Zeichen seiner herzlichen Art.
Lisa muss sich von ihren Freunden
spitze Kommentare gefallen lassen, weil sie versucht dem Chef zu
gefallen. Schließlich möchte sie eine gute Empfehlung und sie
möchte nach dem Praktikum auch gerne ihren Weg in der Branche
weitergehen.
Nach und nach wird Lisa klar, dass es
ihr nicht gefällt, den von seiner Frau vor die Tür gesetzten Chef,
morgens nur leicht bekleidet im Büro vorzufinden. Sie möchte nicht,
dass er sie zu lange im Arm hält oder dass er sie „Hase“ nennt.
Auch die Bemerkungen der Kollegen lassen Lisa aufhorchen. Doch so
schnell ist Lisa nicht bereit ihren Traum aufzugeben.
Der Balanceakt zwischen Nachfühlen und
Einfühlen in das Schicksal des Opfers ist
geglückt. Alle Phasen erlebt der Leser hier mit Lisa. Man begreift,
warum es nicht einfach ist, mit anderen zu sprechen. Man hofft, dass
Lisa endlich geht, anstatt immer wieder zurückzukehren.
Auch der Charakter Maxime ist der
Autorin perfekt gelungen. Der Produzent ist smart, er ist
charismatisch und beliebt. Wenn man Maxime das erste Mal begegnet,
dann ist es, als würde man einen Freund wiedersehen: Sofort kommt
man mit ihm ins Gespräch, sofort spürt man seine Offenheit. Auch
versteht es Maxime perfekt Fehltritte zu überspielen. Eine Sekunde
in seiner Gegenwart und schon hat er sein Gegenüber mit Worten
eingesponnen. Er ist
ein charmanter,
einfühlsamer, adäquater Gesprächspartner, der es versteht seine
dunkle Seite zu verbergen.
Fazit:
Susanne
Fülscher schreibt ihren Roman unaufgeregt, aber dabei immer
aufrichtig und ehrlich, ohne zu beschönigen. Die
Charaktere sind vielschichtig und glaubhaft.
Zudem
analysiert die Autorin die Eskalation
einer Arbeitsbeziehung gekonnt. Sie zeigt eine soziale
Spirale, deren Kreise immer enger werden und am Ende nur einen
möglichen Ausweg kennt.
Dieser
Roman wirkt durch seine Lebensnähe nach: Unterhaltsam,
lebendig, lebensnah
und empfehlenswert.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Ich danke der Autorin, dem Verlag und der Plattform Lovelybooks herzlich für die Bereitstellung des Leseexemplars
Liebe Tanja,
AntwortenLöschendeine Rezension ist wunderbar ausführlich, so kann ich gut einschätzen, was mich als Leser erwartet, wenn so ein heikles Thema verarbeitet wird.
Viele liebe Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
Löschenich danke dir für deine lobenden Worte. Ich finde, dass das Thema hier zwar direkt angesprochen wird, aber auch so, dass jüngere Leser gut damit klarkommen. Besonders gefiel mir, dass die Autorin einen Ausweg aus der Situation gezeigt hat. Ich denke, dass gerade Opfer den Mut verlieren und sich nicht trauen darüber zu sprechen. Mit dem Lesen dieses Romans kann auch in dieser Hinsicht vorgebeugt werden denke ich.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Huhu, bei deiner Rezension kann ich dir nur zustimmen. Dieses Buch bekommt auch von mir eine klare Leseempfehlung! Hier werden sowohl das Verhalten des Opfers als auch das des Täters genau geschildert und durch die taffe Protagonistin bekommen Betroffene vielleicht Mut es ihr gleich zutun.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Kati :)
Hallo Kati,
Löschenes freut mich, dass du das Buch ähnlich einschätzt wie ich.
Ich finde auch, dass die Charaktere sehr realistisch dargestellt wurden. Mit Lisa bekommt man zwar eine mutige und starke Protagonistin präsentiert, aber sie hat auch Ängste und wird durch nachvollziehbare Gedanken beeinflusst.
Eine wundervolle Umsetzung des Themas :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja