Rezension zu Das Glück hat vier Farben von Lisa Moore
Verlag: Sauerländer
Seitenanzahl: 368 Seiten
Format: Hardcover
Preis: 16,99 Euro
ISBN: 978-3-7373-5480-6
Übersetzer: Maren Illinger
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14
Jahren
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Seit
Flannery denken kann, ist sie in ihren Sandkastenfreund Tyrone
verliebt. Doch Tyrone hat ganz andere Prioritäten. Als beide für
ein Schulprojekt ein Zweierteam bilden, muss Flannery bald
feststellen, dass ihre große Liebe stets nicht da ist, wenn sie ihn
dringend braucht. Die Aufgabe des Projekts besteht darin, ein Angebot
für ein Produkt zu machen, für welches kein Bedürfnis
besteht. Bedarf und Nachfrage
müssen also erst geschaffen werden.
Flannerys
erste Idee, der Entwurf eines Designerpümpels, wird von Tyrones
Vorschlag abgelöst. Tyrone ist sich sicher:
Herstellungsaufwand
sowie geringe
Herstellungskosten machen Liebestränke
zu einer guten neuen Geschäftsidee.
Bald schon beginnt Flannery mit den
Vorbereitungen. Es stellen sich viele Fragen. Jedes Problem muss sie
alleine angehen, denn Tyrone vertröstet die Freundin immer wieder
von neuem. Irgendwie gelingt es Flannery ihr eigenes chaotisches
Leben zu meistern und auch noch das Projekt voranzutreiben.
Schließlich reicht ihr ein Wort oder ein Blick von Tyrone, wenn sie
sich mal kurz auf dem Schulflur treffen. Die Hoffnung bleibt
bestehen: Irgendwann wird Tyrone Zeit finden. Irgendwann werden beide
zusammen ausgehen und irgendwann wird er sie bestimmt auch küssen
...
Schreibstil:
„Das Glück hat vier Farben“ ist
eine unglaublich komplexe Geschichte. Sie besteht aus vielen kleinen
wundervollen Erzählungen aus Flannerys Vergangenheit. Zugleich
werden die einzelnen Charaktere liebevoll beschrieben. Hier gibt es
zum Beispiel Miranda, Flannerys Mutter, die mit einer Tiara und
Leopardenfellmantel durch das Einkaufszentrum läuft. Anstatt ihrer
Tochter dabei zu helfen einen Badeanzug zu finden, spielt sie lieber
mit einer Videodrohne und lässt sich selbst mit der eingebauten
Kamera filmen. In ihrer Freizeit schreibt Miranda einen
Erziehungsblog, in dem sie intime Details ihrer Tochter postet. Wenn
Flannery anmerkt, dass sie diese Zurschaustellung ihres Lebens nicht
billigt, dann steht ihr Argument, das ihrer Privatsphäre, gegen das
ihrer Mutter: Meinungsfreiheit.
Flannery hat es nicht leicht. Die
Mutter kann sich nicht mehr an den Erzeuger ihrer Tochter erinnern,
dabei sehnt sich Flannery doch so sehr nach dem Vater, der ihr so
ähnlich sein soll. Der Bruder, den Flannery nie haben wollte,
bekommt die Drohne geschenkt, anstatt dass Miranda ihrer Tochter ein
Biologiebuch kauft oder die längst fällige Stromrechnung bezahlt.
Stattdessen soll Flannery ans Telefon gehen, wenn die Behörde
anruft. Sie soll den Tod der Mutter vortäuschen und Mitleid erregen.
So ist Flannerys Leben.
Als wäre das nicht schon genug,
scheint sich mit Beginn des Schulprojekts auch die beste Freundin
Amber zu verändern. Ihr Teampartner ist ein cooler Musiker. Von
einem Tag auf den anderen verändert sich Amber. Sie spricht nur noch
von Gary, hängt mit dessen Freunden ab und es gibt kein „ich“
mehr sondern nur noch ein „wir“. Und dieses Wir beinhaltet nicht
Flannery.
Flannery ist bereit das Schulprojekt
irgendwie in Angriff zu nehmen. Sie besorgt Flaschen, entwickelt eine
Rezeptur. Sie interviewt sogar eine Wicca. Immer wieder versucht sie
Kontakt zu Tyrone aufzunehmen. Doch dieser meldet sich entweder nicht
oder er versetzt sie im letzten Moment. Und dann sieht sie ihn
plötzlich, wie er ein wundervolles Gemälde an eine Mauer sprayt.
Die Enttäuschung, ob seiner Versetzungen, verglüht im selben Moment,
wo Flannery Tyrone erblickt. Es ist seine Art, sein Aussehen, sein
lässiges Auftreten und seine stets verständnisvolle Art, die
Flannery jeden Fehltritt sofort vergessen lässt.
Der Schreibstil dieser Geschichte ist
außergewöhnlich. Viele kleine Geschichten ranken sich um die
einzelnen Charaktere. Hierdurch entsteht nicht nur eine unglaubliche
Figurentiefe, auch sorgt die Autorin für skurrile Lebenssituationen.
Der Leser klebt an den Seiten und vergisst für einen Moment, dass er
ja eigentlich ein Schulprojekt und eine schöne Liebesgeschichte
verfolgen sollte. Stattdessen begreift er, dass keiner der einzelnen
Charaktere es wirklich leicht hat. In einem Moment ist die Welt noch
in Ordnung, im nächsten schlägt das Schicksal wieder erbarmungslos
zu.
Neben schrulligen Charakteren, einem
aufregenden und zugleich auch ein wenig verrücktem Handlungsstrang,
gibt es auch noch diese zarte Liebesgeschichte. Flannery empfindet
viel für Tyrone. Sie braucht ihn nur zu sehen, schon vergisst sie
jeden seiner Fehltritte. Sie sieht ihn durch die sprichwörtliche
„rosarote Brille“. Diese erste Liebe wird sehr glaubwürdig
dargestellt. Es ist dieses Gefühl, was einen einfach alles tun lässt,
was nicht hinterfragt, sondern einfach nur opfert. Es ist schön zu
beobachten und zugleich auch traurig mit anzusehen, wie Flannerys
Liebe alles übersteht, aber auch zugleich kaum eine Erwiderung
erfährt.
Fazit:
„Das Glück hat vier Farben“ ist
eine Geschichte, die mich von der ersten Seite an gepackt hat. Viele
kleine Geschichten beleuchten das Leben der Protagonistin und stellen
die Nebencharaktere im Detail vor. Die Lebendigkeit dieser
Erzählungen, aber auch die Schrulligkeit der einzelnen Charaktere,
die Weisheit, die hinter den Worten der Autorin steckt, sorgen für
vollkommenen Lesegenuss.
Hier erfährt der Leser, wie
zerbrechlich das Leben sein kann, er wird Zeuge von Freundschaften,
um die es zu kämpfen lohnt, die aber leider nicht für immer
bestehen können und einer ersten Liebe, die bedingungslos gibt und
nichts dafür fordert.
Dieses Buch möchte ich an Leser/innen
weiterempfehlen, die eine vielschichtige und fesselnde Geschichte
suchen und zugleich liebevoll gestaltete und schrullige Charaktere
kennenlernen wollen.
Buchzitate:
Mütter können nicht die Freundinnen
ihrer Töchter sein. Sie sind ihre Mütter. Höchstens später im
Leben, wenn die Mutter eine alte Dame ist und ein kleines trübes
Glas mit ihrem Gebiss auf dem Nachttisch hat und ihre Tochter selbst
sechs Töchter hat, dann können sie vielleicht Freundinnen sein.
- Miranda (Flannerys Mutter) zu ihrer
Tochter -
Jetzt gerade sitzt sie mit krummen
Schultern in ihrem Leopardenfell-Fummel und schmollt mit gerunzelter
Stirn. „Tu das nicht mit deiner Stirn“, sage ich. „Sonst
brauchst du Botox.“
- Flannery zu Miranda -
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Huhu Tanja,
AntwortenLöschenauf deine Rezension zu deinem letzten Monatshighlight, war ich natürlich total neugierig. Auch verstehe ich durch deine Worte zu diesem Buch, wieso es das Buch auf diesen Sockel geschafft hat. ;-)
Als ich die Inhaltsangabe durchgelesen habe, habe ich mich durch das Schulprojekt sehr an das Fach Wirtschaft erinnert gefühlt. Wird in diesem Bereich auch mehr erklärt beziehungsweise mit in die Geschichte gebunden? Oder klingt das nur so? =D
Dass die Autorin die erste Liebe so wunderbar authentisch beschreibt, macht mich ebenfalls neugierig auf das Buch. Im Allgemeinen klingt es aber eher so, als würde die Protagonistin sich nicht durchsetzen können. Weder bei ihrer ersten großen Liebe, noch bei ihrer Familie oder ihrer Freundin. Beim Zitat wirkt es aber doch eher so, als würde sie doch auch aussprechen, was sie denkt. Wie war denn dein Gefühl für die Protagonistin in dieser Richtung?
Ansonsten hat dein letzter Absatz im Fazit nochmal dafür gesorgt, dass ich mir dieses Buch garantiert merken werde. Es klingt einfach toll und wenn du so begeistert bist, kann ich dieses Buch einfach nicht an mir vorbeiziehen lassen. =))
Ganz liebe Grüße
Leni
Hallo Leni,
Löschendas Projekt, spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte. Das Projekt macht einen Großteil der Abschlussnote aus. Da Flannery in einer Partnerarbeit mit Tyrone steckt und Tyrone irgendwie meist nicht da ist, wenn man ihn braucht, muss sie sich alleine durch die verschiedenen Schritte der Projektentwicklung kämpfen. Hierfür braucht es eine Idee, eine gute Marketingstrategie und auch ein Interview mit irgendjemandem, der dem Produkt nahesteht.
Dieser Entstehungsprozess ist aber, falls du das jetzt vermuten solltest, alles andere als langweilig ... ;o) Mehr sage ich nicht dazu :o))))))
Leni, du kennst Flannerys Umfeld nicht. ;o) Die Arme hat es nicht einfach. Da fällt Durchsetzen doch sehr schwer. Flannery tut wirklich ihr Bestes.
Ich würde mich wirklich freuen, wenn du dieses Buch liest. Es ist voller lustiger und skurriler Momente. Ich habe das Gefühl gehabt nicht nur eine Geschichte zu lesen sondern eine Vielzahl davon. Ich habe es wirklich sehr gemocht.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hmm, klingt kompliziert.
AntwortenLöschenIch bin mir gar nicht so sicher ob ich komplizierte Liebesgeschichten mag - obwohl das im Leben ja leider Grundsätzlich sind. :)
Ich mag die Beschreibung von Flannery's Liebe zu Tyrone in der Inhaltsangabe,
"Schließlich reicht ihr ein Wort oder ein Blick von Tyrone, wenn sie sich mal kurz auf dem Schulflur treffen."
So, so nachvollziehbar, und Romantisch, und überhaupt... da gerate ich sofort ins nostalgische Schwärmen - also wohl doch ein Buch für mich. :D
Huhu Gerd,
Löschenich würde fast sagen, dass Flannerys ganzes Leben sehr kompliziert ist.
Wenn wir uns mal kurz auf die Liebesgeschichte konzentrieren: Ich mochte Flannerys bedingungslose Treue für einen Menschen, der ihr eigentlich nicht viel gibt.
Ich kann deinen Geschmack nicht einschätzen. Was ich dir aber sagen kann ist, dass du hier mal eine ganz andere Art von Liebesgeschichte geliefert bekommst.
Was mir besonders an diesem Buch gefallen hat, ist aber nicht die Liebesgeschichte. Eher waren es die unterschiedlichen Charaktere. Alle waren auf ihre Weise etwas verrückt und alle haben ihr Päckchen zu tragen und die Geschichten in der Geschichte.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
AntwortenLöschendeine Empfehlung hört sich richtig klasse an. Die Inhaltsbeschreibung hat mich jetzt nicht unbedingt angesprochen, aber schrullige Charaktere finde ich sehr interessant.
Ganz liebe Grüße
Sandra
Huhu Sandra,
Löschendieses Buch hat mich so positiv überrascht. Ich habe stellenweise etwas davon meinem Mann vorgelesen, der eigentlich keine Jugendbücher liest. Selbst er fand die Geschichte richtig gut. Ich möchte dir diese Geschichte unbedingt ans Herz legen.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Danke schön für die schöne Vorstellung :)
AntwortenLöschenDas Buch klingt euch toll und interessant, solche
Bücher sprechen mich wirklich an.
Hallo Shelly,
Löschendas freut mich, dass dir meine Buchvorstellung gefallen hat. Ich kann dir Das Glück hat vier Farben nur empfehlen, wenn du skurrile Charaktere magst :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hey Tanja,
AntwortenLöscheneine sehr schöne Rezension :) Das Buch klingt echt super. Das hab ich direkt mal auf meine Wuli gepackt :)
Liebe Grüße
Sunny
Hallo Sunny,
Löschendas freut mich so sehr. <3
Dieses Buch hat es wirklich verdient, dass Leser darauf aufmerksam werden.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
AntwortenLöschendas hört sich ja toll an!!
Erst dachte ich, es ist eine witzige Geschichte. Einen Designerpümpel hätte ich zu gerne gesehen. Auf Tyrone habe ich jetzt schon eine Wut und auf die Mutter auch.
Wirklich eine tolle Rezi!
Liebe Grüße
Lilly
Huhu Lilly,
Löschendiese Geschichte hat auch viele lustige Momente.
Ja, Tyrone und die Mutter sind schon sehr speziell und Flannery hat es wirklich nicht einfach mit ihrem Umfeld. Auch ihre beste Freundin springt ihr später noch ab.
Dennoch: Flannery bleibt ihren Liebsten treu, egal welche Hürden sie ihr stellen. Das mag ich so an ihr. Sie ist sehr beständig.
Und ja: Ich fand Flannerys erste Projektidee (den Designerpümpel) auch viel besser. Ich glaube auch, dass der weggegangen wäre, wie nichts Gutes. Flannery sinnierte dann auch so vor sich hin, dass jeder zwar einen Pümpel hat, aber man weiß nicht, woher diese Dinger kommen. Irgendwie sind sie nie schick. Sie sehen immer gleich aus. Braun.
So mit Punkten und Blümchen drauf ... ich glaube das ist wirklich eine Marktlücke ... ;o)
Ganz liebe Grüße
Tanja
Du hast mich gerade total motiviert, mich gleich dem Buch zu widmen! Das liegt schon wieder viel zu lange ungelesen hier... <3
AntwortenLöschenHallo Lena,
Löschendas freut mich so sehr. Die Geschichte war für mich etwas ganz besonderes. Ich finde das Buch sollte auf möglichst vielen Wunschlisten stehen.
Ich bin so gespannt auf deine Meinung und vor allem, was du zu Miranda sagst ... ;o)
Ganz liebe Grüße
Tanja