Rezension zu Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury
Seitenzahl: 176
Format: Hardcover
Preis: 18,00 Euro
ISBN: 978-3-8321-9886-2
Übersetzer: Sylvia Spatz
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Jeden Morgen fährt Juliette mit der
Metro die Strecke von ihrer Wohnung bis zur Arbeit. Jeden Morgen
beobachtet sie die Menschen um sich herum, wie sie in ihren Büchern
lesen. Da gibt es den äußerlich unscheinbar wirkenden Mann, der
jeden Tag in einem Buch über Insekten liest oder die Frau, die auf
Seite 247 ihres Buches weinen muss. Juliette genießt die Fahrt und
diese kurze Zeit, die sie hat, um den Alltag zu verlassen und sich
ihren Gedanken hinzugeben, welche Geschichte hinter den gelesenen
Büchern, aber auch hinter deren Lesern stecken mag.
Eines Tages wagt Juliette einen kleinen
Umweg. Sie durchbricht die selbstauferlegten Regeln ihres Alltags und
folgt einem Mädchen, welchem sie durch einen Zufall auf der Straße
begegnet ist und welches sie nun zu locken scheint. Bald schon wird
Juliette ein eigenes kleines Abenteuer erleben und ihrem Leben eine
kleine, unerwartete Wendung geben.
Schreibstil:
Mit einem fast schon poetischen, auf
jedem Fall sehr kunstvollen und bildlichen Schreibstil, erzählt
Christine Féret-Fleury eine Geschichte über Juliette, das Mädchen,
das in der Metro las. Sie schreibt eine Liebesgeschichte über Bücher
und ihre Geschichten. Mit ihren Worten motiviert sie auch mal einen
Moment inne zu halten, die Schönheit des Lebens wahrzunehmen und
vielleicht mit einer kleinen Veränderung ein eigenes Abenteuer zu
starten.
Juliette ist eine Protagonistin, die
schon auf den ersten Seiten ein wenig aus der Reihe fällt. Sie trägt
eine Sonnenbrille in Schmetteringsform und einen Schal, den ihre
Großmutter 1975 für die Tochter gestrickt hatte. Mit ihren
Überlegungen und Träumen wirkt sie ein wenig wie eine
Außenseiterin, wie die stille Beobachterin, die in ihrer eigenen
fantastischen Welt sehr glücklich ist.
Oft denkt das Mädchen sich eigene
Geschichten aus. Ihre Gedanken und somit auch die Erzählung, die der
Leser verfolgt, sind nicht selten sprunghaft. Beim Lesen des Buches
fragte ich mich des Öfteren, welchem Handlungsstrang ich nun folgen
soll. Einige Fäden werden in diesem Buch aufgenommen und dann wieder
fallen gelassen. Und dennoch bleibt, nach dem Lesen der letzten Seite
und dem Zuklappen des Buchdeckels, eine zauberhafte Geschichte und
auch eine sehr schöne Botschaft zurück.
Juliette lernt in diesem Buch einige
neue Menschen kennen, die ihr helfen, ihren Weg zu finden. Sie
verbringt mit einigen eine längere Zeit. Mir erschienen diese
Nebencharaktere eher wie kurzweilige Begleiter eines
Lebensabschnittes. Von einigen dieser Charaktere bekommt sie
Botschaften mit auf den Weg, andere verhelfen ihr dazu, eine Richtung
einzuschlagen, die sie sich noch nicht zu gehen getraut hatte.
Einige
Ratschläge oder Sätze in diesem Buch wirkten für mich auf den
ersten Blick romantisch und schön und dennoch musste ich mich beim
erneuten Lesen fragen, welche Botschaft damit ausgesprochen werden
sollte. So bekommt Juliette zum Beispiel den Ratschlag erteilt, alle
Bücher zu lesen, die ein neuer Freund aufbewahrt hat. Und danach
soll sie die Geschichten darin einfach wieder vergessen. Ich fragte
mich, wie die Botschaft
des Textes zu verstehen ist.
Was soll die
Protagonistin, bzw. was kann ich als Leser, daraus lernen?
Vielleicht, dass immer ein Teil der Geschichte in einem zurückbleibt
? Warum wird die Empfehlung den Inhalt wieder zu vergessen
ausgesprochen? Sollte man nicht eher versuchen möglichst viel der
gelesenen Geschichte in Erinnerung zu behalten? Soll durch diesen
Tipp die Botschaft vermittelt werden, dass es sinnvoller und
entlastender sein kann loszulassen? Nicht selten hätte ich mir, bei
diesem Buch, welches voller schöner Worte und auch Ratschlägen
steckt, ein wenig mehr Hilfe gewünscht. Doch diese Hilfe wird der
Leser hier nicht finden. Vielmehr muss er selbst deuten und ein wenig
zwischen den Zeilen lesen.
Fazit:
Mit
„Das Mädchen, das in der Metro las“ erzählt die Autorin eine
lebhafte, oft plaudernde Geschichte, die von einer Episode zur
nächsten hüpft und dabei den situativen Anlass immer wieder mal aus
den Augen zu verlieren droht. Dem Leser kommt dabei die Verantwortung
zu, den roten Faden
in der Geschichte
aufzuspüren. Daran darf er sich nicht stören.
Die
Protagonistin Juliette ist eine Träumerin, ein in sich
verschlossener Mensch, der bislang immer ein sehr strukturiertes
Leben geführt hat und nun durch eine kleine Fügung des Schicksals
einen neuen Pfad beschreitet und gewollt aus
ihrem Alltag
herausfällt.
Letztlich besteht die große Leistung dieses Buches in dem
unwiderstehlichen Reiz, sich als Leser immer wieder neu zur
Re-Lektüre einladen zu lassen, um neue, spannende Querverbindungen
und Interpretationen zu entdecken.
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an Bücher, an die Geschichten
hinter den Geschichten und an die Träumer unter uns. Ich empfehle
dieses Buch an Leser/innen, die einen poetischen Schreibstil schätzen
und, wie Juliette ein wenig normal, ein wenig introvertiert und auf
jeden Fall verliebt sind in die Literatur und in die Geschichten, die
das Leben schreibt.
Buchzitate:
Sie hatte schon immer gern
an Büchern gerochen und sie beschnuppert, besonders an den aus
zweiter Hand erworbenen – auch neue Bücher rochen nicht alle
gleich, es hing davon ab, welche Art von Papier und Klebstoff man
verwendet hatte, aber sie erzählten noch nichts über Hände, die
sie gehalten, über Häuser, die sie beherbert hatten. Sie hatten
noch keine Geschichte, und zwar nicht die Geschichte, die in ihnen
geschrieben stand, sondern eine zweite Geschichte, die wie ein
Schatten und unbekannt war.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Botschaft:
Im Gesamtpaket:
Hey Tanja,
AntwortenLöschenschade das das Buch nicht ganz deinen Geschmack getroffen hat. Die Liebe zu den Büchern klingt toll, aber das andere spricht mich auch nicht unbedingt an.
Liebe Grüße
Sandra
Huhu Sandra,
Löschenhier war es eben der Handlungsstrang, der für mich nicht ganz so gepasst hat. Aber das macht nichts. Es war mal ein anderes Genre, als das, was ich sonst lese und es war auch eine schöne Erfahrung. Der Schreibstil z.B. war nahezu poetisch und auch die Liebe zu Büchern ist übergesprungen :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja,
AntwortenLöschendas Buch ist sofort, als ich von ihm gehört habe, auf meiner Wunschliste gelandet und verweilt da leider noch. Schade, dass die Geschichte dich dann doch nicht vollends überzeugen konnte. Deine Anliegen kann ich aber vollkommen verstehen. Ich denke, dass ich es mit dem Buch trotzdem noch einmal versuchen werde. :)
Ganz liebe Grüße x
Sara
Hallo Sara,
Löschenauf jeden Fall solltest du es mit dem Buch versuchen, wenn dich die Geschichte anspricht. Die Geschmäcker sind ja unterschiedlich. Ich mochte den Schreibstil sehr. Aber irgendwie fehlte mir da ein wenig mehr, was die Handlung angeht. Ich bin sehr gespannt, wie es dir ergehen wird :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo liebe Tanja!
AntwortenLöschenich habe den Sonntag genutzt um auch schon ein wenig in die Geschichte hineinzuschnuppern. Bisher finde ich sie sehr nett und sehr französisch. *grins* Das plötzliche Handlungsgehüpfe ist aber dennoch ein wenig irritierend. Na mal sehen wie es weiter geht... ;) Ich freue mich auf jeden Fall, dass du im Großen und Ganzen begeistert warst!
Liebste Grüße
Nina von Bookblossom
Huhu Nina,
Löschenich muss sagen, dass mir gerade kein Buch einfällt, dass ich gelesen habe und dass aus der Feder eines französischen Autors stammt. Ich finde das gerade sehr interessant, dass du da bereits so einen Stil ausmachen kannst.
Das beruhigt mich, dass du, was die Handlung angehst, ähnlich empfindest. Ich habe mich schon gefragt, ob es vielleicht nur mir so ergangen ist. Ich bin sehr gespannt, was du im weiteren Verlauf darüber berichten wirst.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja
AntwortenLöschenIch bin auch schon gespannt auf das Buch, es ist ja jetzt wirklich überall zu sehen und steht seit einigen Tagen auf meiner Wunschliste.
Schade zwar, dass es dir nicht soooo gut gefallen hat, aber da du selber sagst, dass es nicht ganz dein Genre ist, hoffe ich das Beste für mich :-)
Ganz liebe Grüsse
Livia
Huhu Livia,
Löschender poetische Schreibstil und die Liebe zum Buch, die in der Geschichte sehr gut vermittelt wird, haben mir sehr gefallen. Aber wie du schon schreibst: Es ist nicht mein bevorzugtes Genre und ich hatte eben ein wenig Probleme mit dem Handlungsstrang. Ich bin sehr gespannt, was du zu der Geschichte sagen wirst und drücke die Daumen, dass du viele schöne Lesestunden damit genießen wirst.
Ganz liebe Grüße
Tanja