Mittwoch, 1. August 2018

Durchgelesen: Fernweh

Rezension zu Fernweh von Skye Warren


Verlag: Festa (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 240
Format: Taschenbuch
Preis: 13,99 Euro
Übersetzer: Manfred Sanders
ISBN: 978-3-86552-649-6
Altersempfehlung des Verlages: Ab Jahren
Abgeschlossene Erzählung







Inhalt:

Evie wächst sehr behütet auf. Sie ist zwanzig Jahre alt und hat noch nicht viel von der Welt gesehen. Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen, die jeden Tag von den bösen Menschen spricht, die außerhalb des Hauses warten. Evie darf ein Fernstudium absolvieren, auch ist es ihr gestattet, die Bibliothek zu besuchen. Doch Evie sehnt sich danach die Welt zu erkunden. Sie möchte die Niagarafälle sehen und etwas erleben.
Als sie irgendwann den Entschluss fasst aufzubegehren, kommt es zum Streit. Wenn sie jetzt geht, dann muss sie gar nicht erst wiederkommen und sie wisse schon, was sie davon hätte, schimpft die Mutter.
Doch Evie will mutig sein. Ihre Reise endet jedoch schneller als erwartet, denn schon am nächsten Rasthof trifft sie auf einen Mann, der an seinem Truck lehnt und dessen Blick wie starr an dem jungen Mädchen haftet.
Evie ignoriert den Fernfahrer. Doch im Restaurant trifft sie ihn wieder. Als die Bedienung ihr mitteilt, dass der Fremde namens Hunter ihr Essen bezahlen möchte, lehnt Evie ab. Sie möchte zurück auf ihr Zimmer. Der Blick der Bedienung wirkt traurig und wissend. Ihre Worte sind eine Warung und zugleich auch eine Prophezeihung: Es gäbe Männer, zu denen man nicht Nein sagt und Hunter sei einer von ihnen.



Schreibstil:

Fernweh ist mein erstes Buch aus dem Hause Festa. Der Verlag wirbt mit dem Slogan, „Wenn Lesen zur Mutprobe wird“. Ich wusste bald, dass man diese Worte ernst nehmen sollte.

Schon vorab informierte ich mich über das Verlagsprogramm und auch über dieses Buch. Ich kann unsicheren Leser/innen dieses Vorgehen empfehlen. Bei Fernweh handelt es sich, nach dem, was ich erfahren habe, um ein Buch, das im Vergleich zu anderen Werken Sex und Gewalt nur gleichsam in homöopathisch verdünnten Dosen präsentiert.

Auf den ersten Seiten des Buches lernt der Leser Evie kennen, ein Mädchen, das zu Hause bei einer Mutter lebt, die unter starken Ängsten und Kontrollzwängen leidet. Evie möchte nichts mehr, als aus dem Haus ausbrechen, das für sie für einen Käfig geworden ist. Doch ist sie durch die spezielle Erziehungsform ihrer Mutter, die die Heranwachsende verängstigt hat, stark eingeschüchtert.

Ich konnte Evies Gedanken und ihren Drang die Welt erkunden, nur zu gut verstehen. Bei der erstbesten Situation kommen ihr die Worte ihrer Mutter wieder in den Sinn: Alle Männer sind schlecht, sie werden dir Böses antun. Evie, der Elternhaus und Erziehung immer noch in den Knochen stecken, weiß, dass sie diese Warnungen in den Wind schlagen muss, wenn sie ihre Ängste und dieses allgegenwärtige Gefühl des Unbehagens hinter sich lassen will.
Umso schockierender wirkt es, dass gerade dieses Mädchen auch schon bei Beginn ihrer Reise auf Hunter stößt. Einen dieser Männer, vor dem ihre Mutter sie stets gewarnt hat.

Evie gerät von einer Gefangenschaft in die nächste. Sowas haben LeserInnen schon oft gelesen und gesehen, doch das erscheint nur auf den ersten Blick so. Denn Hunter ist kein Bad Boy, vielmehr wird er anfangs als ein gefährlicher Psychopath charakterisiert.
Beim ersten Zusammentreffen wirkt Hunters Blick kalt, sein Handeln rau und im weiteren Verlauf brutal. Sein Versprechen ist eindeutig: Du gehörst mir. Du kannst dich wehren, dann wird es schmerzhaft für dich werden oder du kannst dich fügen und dann wird es nicht so schlimm werden.

Im weiteren Verlauf der Geschichte wird Evies Willen gebrochen. Es folgen Darstellungen von sexueller Gewalt, eine Geschichte emotionaler Abhängigkeiten und von Grenzüberschreitungen.

Da Evie zuvor nie individuelle Freiheit kennengelernt hatte, findet sie in der Dialektik von neuen Möglichkeiten und Unterwerfung aber auch zu einer gewissen Freiheit. Sie findet etwas, was ihr nur Hunter geben kann. Am Ende sieht sie sogar die Niagarafälle.
Die Opposition von Gut und Böse muss dabei neu gedacht werden. Gezeigt werden dunkle und helle Sphären im Menschen, kaum erklärbare Ambivalenzen und Berührungspunkte zwischen Gut und Böse.

Vielleicht mag Hunters Verhalten auf den ersten Seiten verstörend und brutal wirken, doch sind Charakter und Konfliktführung im Laufe des Buches zu verstehen.



Fazit:

Fernweh eignet sich nicht für feingeistige und zartbesaitete Gemüter, denn die Brutalität an Körper und Seele spielt eine ganz zentrale Rolle. Lichtblick ist mit welch bemerkenswerter Präzision ein Schlaglicht auf Beziehungsmuster und Familienabhängigkeiten, auf das Beschwören von Freiheit und Liebe geworfen wird.

Beide Charaktere, Evie und auch Hunter mussten in ihrem Leben Schlimmes erfahren. Beide gehen völlig unterschiedlich mit der Bewältigung der Vergangenheit um. Evie ist eine Frau, die durch die fortgesetzten Vergewaltigungen ihres Entführer gebrochen wurde, nur um sich danach gleichsam neu zu erfinden. Ob dies eine realistische Version ist, will ich mal dahingestellt lassen.

Fernweh wirkt noch lange nach. Darüber sollte man sich vor dem Lesen bewusst sein.



Buchzitate:

Es musste jemanden gegeben haben, der ihn geliebt hatte, bevor er sich in das hier verwandelt hatte, in einen Mann, der Frauen dazu zwingen musste, bei ihm zu bleiben.

Es zerriss mich innerlich, denn so krank es auch war – ich wollte, dass er mich mochte.

Nicht jeder, der wandert, ist verloren. Ich wusste es und glaubte es, aber in diesem Moment, als meine Mutter schluchzend Obszönitäten ausstieß, während ich in meinem zehn Jahre alten Honda davonfuhr, fühlte ich mich sehr allein und ein klein bisschen verloren.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe: 






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


18 Kommentare:

  1. Das klingt interessant aber schon ziemlich heftig. Ich glaube ich waere doch zu zart besaitet fuer das Buch und es wuerde mir noch lang nach haengen. Es klingt auch nicht gerade nach einer leichten Lektuere, sondern etwas verstoerend. Aber das ist bei dem Thema wahrscheinlich auch so gewollt.

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    1. Hallo Jennifer,
      ich kenne dich (noch) nicht so gut, dass ich einschätzen kann, ob dieses Buch etwas für dich ist. Zwar ist dieses Buch keine leichte Kost, aber dafür ist die Geschichte auch sehr intensiv und wirkt noch lange nach (bei mir war es zumindest so). Vielleicht hilft es dir, wenn du einen Blick in eine Leseprobe wirfst?
      Auf jeden Fall geht es bei diesem Genre um die Charakterentwicklung. Gerade das hat es auch sehr spannend gemacht. Ich fand es sehr interessant einmal ein Buch zu lesen, was ganz anders war als das, was ich bisher kannte.
      Ich bin gespannt, ob du dich an ein Dark Romance-Buch heranwagen wirst.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Huhu Tanja,

    mir hat ja schon Tanjas Rezi wahnsinnig gut gefallen und auch deine Rezi spricht für sich. Dennoch bin ich mir echt nicht sicher, ob es ein Buch für mich ist. Das Evies Willen gebrochen wird, finde ich schon ziemlich krass.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo Sandra,

      ja, Tanja hat mich auch neugierig gemacht und deine Bedenken kann ich nur zu gut verstehen. Ich hatte anfangs auch "Angst" vor der Geschichte. Meine Neugierde hat dann jedoch gesiegt. Es gibt heftige Szenen, darüber muss man sich im Klaren sein. Aber die Geschichte ist auch sehr intensiv und lässt einen danach auch noch lange nicht los.

      Ich bin gespannt, ob du demnächst ein Buch dieses Genres lesen wirst. Wenn ja, lass es mich unbedingt wissen :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Das klingt wirklich krass. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit so einem Buch so gut umgehen kann, da ich lieber zu klassischen Romanen oder spannenden Thrillern greife. Diese stark emotionale Ebene klingt zwar spannend, aber auch nach harter Kost.
    Dennoch eine klasse Buchvorstellung!
    Viele Grüße,
    Laura

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    1. Hallo Laura,

      ich kann deine Skepsis gut verstehen. Fernweh war ja auch mein erstes Dark Romance Buch. Meine Rezension beruht also auch auf ersten Erfahrungen. Ich denke man sollte wissen, dass es in dieser Geschichte auch Szenen sexueller Gewalt gibt. Interessant war hier unter anderem die charakterliche Entwicklung und die Tatsache, dass Evie trotz dieser Erlebnisse dennoch zu einer Art von Freiheit findet, die sie ohne Hunter eben nicht gefunden hätte.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Hi Tanja,

    das hört sich ziemlich brutal an und emotional schwer verdaubar. Ich glaube das Buch ist nichts für mich! Das Cover sieht allerdings ziemlich unschuldig aus für das, was du beschreibst.

    Liebe Grüße
    Desiree

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    1. Hallo Desiree,
      hm... also man muss sich halt von vornherein von dem Gedanken lösen, dass man es hier mit einem klassischen Liebesroman nach dem Schema "schüchternes Mädchen trifft auf Bad Boy" zutun bekommt. Hunter ist schon ein Kerl der härteren Sorte. Es war ja mein erstes Buch aus dem Genre Dark Romance. Ich empfand die Geschichte allerdings auch mal als etwas völlig anderes. Gerade der Punkt, an dem Evie sich die Frage stellen muss, ob sie denn überhaupt noch vor Hunter fliehen möchte oder ob sie nicht lieber doch bei ihm bleiben möchte, fand ich sehr interessant.

      Vielleicht versuchst du es ja irgendwann mal mit einem Dark Romance-Buch oder du versuchst es erstmal mit der Leseprobe, um einen kleinen Eindruck zu erlangen, ob es was für dich ist?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Und doch ist es noch eins der sanfteren Bücher xD

    Ach es freut mich, dass es dir dennoch gefallen hat und der erste Ausflug in dieses Genre nicht völlig abgeschreckt hat und du auch mehr lesen möchtest =)

    Auf jeden Fall stehe ich dir gerne mit Beratung zur Verfügung und theoretisch findest du auch alle Bücher mit Rezis zu diesem Genre auf meinem Blog ;)

    Liebste Grüße
    Vivka

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    1. Hallo Vivka,
      jaaa, ich muss sagen, dass ich mich auch schon die ganze Zeit gefragt habe, wie die harten Geschichten sein mögen, wenn das hier ein eher ruhiges Buch war ;o)

      Auf jeden Fall möchte ich noch weitere Bücher dieses Genres lesen. Meine Neugierde ist geweckt. Und ich werde auf jeden Fall auf deine Beratung zurückkommen, schon alleine, damit ich mich langsam herantasten kann und nicht gleich zu einem Extrembuch greife ;o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  6. Hallo Tanja,

    eins vorweg, nein du warst nicht zu hart ;) Ich finde du sprichst deutlich an, um was es in Fernweh geht, schreckst aber nicht ab. Mich zumindest hättest du, wenn ich es nicht schon gelesen hätte, sehr neugierig auf das Buch und auch auf Hunter gemacht.
    Ich finde, du bringst die wichtigsten Punkte sehr gut rüber, Gut und Böse, wie es am Anfang ist und wie im Verlauf....

    Ganz Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,
      vielenvielen Dank für dein Feedback. Deine Meinung war mir sehr wichtig, weil du das Buch ja auch gelesen hast und ich mir nicht sicher war, ob ich mit meinen Worten jetzt irgendwie zu abschreckend geklungen habe. Es freut mich wirklich sehr, dass ich deine Neugierde geweckt hätte (wenn du es nicht schon gelesen hättest) und dass du meiner Rezension auch die wesentlichen Punkte entnehmen konntest <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  7. Hey Tanja :)

    Über das Buch bin ich gerade auf Instagram schon öfters gestolpert und auch deine Rezension macht direkt Lust auf mehr!
    Seitdem ich "Tears of Tess" gelesen habe, möchte ich unbedingt mehr aus dem Dark Romance-Genre lesen, weshalb ich "Fernweh" gleich nochmal spannender finde!

    Liebe Grüße,
    Myri :)

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    1. Hallo Myri,
      ich habe mittlerweile schon viel von Tears of Tess gehört. Alle Meinungen waren restlos positiv. Obwohl ich mir auch habe sagen lassen, dass Tears of Tess um einiges härter sein soll als Fernweh. Daher denke ich, dass dir das Buch gewiss auch gefallen wird. :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  8. Huhu Tanja,

    deine Rezension zu "Fernweh" habe ich mit großem Interesse durchgelesen. Über vieles haben wir uns ja bereits unterhalten. Die Geschichte scheint eine harte Kost zu sein, in der man sich von seinem üblichen Denkmuster vielleicht ein wenig distanzieren muss. Trotzdem erscheint es mir sehr interessant und ich überlege, ob ich vielleicht auch noch danach greife (oder zu einem anderen Buch aus dem Verlag). Hast du bereits ein weiteres Buch aus dem Verlag im Blick?

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

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    1. Hallo Leni,
      ich fand die Geschichte durchweg fesselnd und ich habe sie gerne gelesen. Ich möchte unbedingt noch mehr in dieser Richtung und auch gerne aus dem Festaverlag lesen. Aber du hast Recht: Man muss sich von seinen üblichen Denkmustern freimachen. Das hast du gut gesagt.

      Ich habe tatsächlich schon ein weiteres Buch aus dem Verlag im Blick. Ich würde dir aber dennoch die Empfehlung weitergeben, die man auch mir gegeben hat: Fang vielleicht mit Fernweh an. Es soll das am leichtesten zu verdauende Buch aus der Sparte bei dem Verlag und somit für den Einstieg sehr gut geeignet sein.

      Ich bin so gespannt, ob du bald auch dein erstes Dark Romance-Buch lesen wirst :o))))
      Halt mich da bitte unbedingt auf dem Laufenden :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  9. Hallo Tanja,

    das ich mich ein wenig über dieses Buch bei dir gewundert habe, weißt du ja. Umso neugieriger war ich auf deine Rezi dazu. Neben dem gelesenen sowie das, was du mir erzählt hast, geht es hier richtig heftig zur Sache, was wahrlich nicht jeder mans Geschmack ist.

    Ich bin gespannt, welches der Bücher aus diesem Verlag als nächstes bei dir einziehen wird.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,

      ja, ich denke auch: Es ist schwer hier eine deutliche Empfehlung auszusprechen. Hier muss man sich schon selbst eine Meinung bilden, ob die Geschichte etwas für einen ist oder eben nicht.

      Jaaa, ich bin auch schon sehr gespannt. Derzeit habe ich zwei Buchreihen im Blick :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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