Nachgefragt - Interview mit Julika von genialokal

Für mich gibt es nichts schöneres, als in der Mittagspause einen Kaffee in der Buchhandlung um die Ecke zu genießen. In dieser Zeit stöbere ich in den neuen Jugend- und Fantasybüchern und werfe auch gerne einen Blick in Kochbücher (die stehen genau neben meinem bevorzugtem Kaffeetrinkplatz :o)). Ich liebe es, mich in diesen Minuten mit meiner Buchhändlerin über Geschichten auszutauschen, die wir gelesen haben. Wir geraten oft dabei ins Schwärmen und Diskutieren. Würde meine Buchhandlung schließen, wäre ich sehr traurig.

Vor geraumer Zeit bin ich auf eine Plattform namens genialokal gestoßen. Die Plattform war mir bis dato noch unbekannt. Das Prinzip dieses Unternehmens gefällt mir unheimlich gut, da sich die Inhaber das Ziel gesetzt haben mit dem Onlinekauf den Buchhandel vor Ort zu unterstützen. Wie genau das funktioniert und wer bzw. was sich hinter genialokal versteckt, das habe ich Julika in einem Interview gefragt. Aber lest doch einmal selbst. :o)

Liebe Julika,

magst du dich mir und meinen Leser/innen einmal kurz vorstellen? Welche Aufgaben übernimmst du bei genialokal? Wie bist du zu dieser Stellung gekommen?

Liebe Tanja, sehr gerne! Ich habe Germanistik und Kulturmanagement studiert und anschließend in Berlin knapp fünfzehn Jahre als Lektorin und Projektmanagerin im Verlag wunderbare Ausstellungskataloge und Kunstbücher gemacht. Aber die Liebe zur Literatur hat mich nie losgelassen. So freue ich mich sehr, dass ich jetzt wieder viel näher an der Literatur, an der ganzen Bandbreite der Bücher dran bin und helfen kann, dass sie auch bei den Lesern ankommt. Bei genialokal kümmere ich mich neben den sozialen Medien um Kooperationen – sei es zu Bloggern, Verlagen oder sonstigen Veranstaltungen und Institutionen.

Magst du einmal kurz erklären, was genialokal überhaupt ist? Wer steckt dahinter? Was macht diese Plattform aus? Warum sollten begeisterte Leser diese Seite kennen?

genialokal ist eine Initiative des unabhängigen Buchhandels, zu der sich derzeit 600 Buchhandlungen zusammengeschlossen haben, das ist etwa ein Drittel der inhabergeführten Buchhandlungen in Deutschland. Hinter genialokal steht die eBuch, die größte Einkaufsgemeinschaft im deutschen Buchhandel. Es gibt einen gemeinsamen Onlineshop, über den man in seine Buchhandlung oder – versandkostenfrei – nach Hause bestellen kann. Auch zeigt der Shop an, in welcher Buchhandlung in der Nähe das gesuchte Buch auf Lager ist, sodass man es sich auch zurücklegen lassen und gleich abholen kann.


Wie bestelle ich ein Buch über genialokal? Ist das kompliziert?

Es ist überhaupt nicht kompliziert! Du suchst das gewünschte Buch im Onlineshop, legst es in Deinen Warenkorb, entscheidest, ob Du es in einer genialokal-Buchhandlung in Deiner Nähe abholen oder es nach Hause schicken lassen möchtest: kostenlos und schnell per DHL. Dann bezahlst Du mit den gängigen Bezahlmöglichkeiten.

Muss ich einen Aufpreis zahlen, wenn ich über genialokal ein Buch bestelle?

Nein. Die Bücher sind preisgebunden, und es gibt auch keine Portokosten für den Käufer.


Sind alle im Handel erhältlichen Bücher über genialokal beziehbar oder gibt es Ausnahmen?

Mehr als 10 Millionen Titel sind bestellbar.


Was bedeutet dir dein lokaler Buchladen?

Sehr viel. Die Liebe zu den Buchhandlungen, viele für mich wirklich magische Orte mit so unglaublichen vielen Lesemöglichkeiten und Inspirationsquellen, trägt einen nicht geringen Anteil, warum mir die Arbeit bei genialokal so viel Freude bringt. Der Austausch, die Empfehlungen, die eigene Rückmeldung auf das Gelesene – unbezahlbar!


Wie ist es eigentlich in Zeiten der Digitalisierung um den lokalen Buchhandel bestellt?

Der lokale Buchhandel spürt die Konkurrenz der Internetgiganten schon deutlich, und ich finde es wichtig, dass genialokal einen Service anbietet, der den großen Versandhändlern in nichts nachsteht, aber trotzdem den lokalen Buchhandel direkt unterstützt.


Welche Vorteile bietet der lokale Handel gegenüber dem Versandhandel für den Leser?

Der größte Vorteil ist sicherlich, dass es im Handel echte Menschen gibt, Buchhändler, die uns und unsere Lesevorlieben kennen und auf unsere Wünsche hin individuelle Empfehlungen machen können. Kein Algorithmus kann sowas ersetzen. Ich habe jedenfalls schon viele positive Überraschungen durch ungewöhnliche Empfehlungen von Buchhändlern erlebt, während Algorithmen mir immer nur Bücher vorschlagen, die denen ähneln, die ich schon bestellt habe. Wir haben vor, diese Kompetenz unserer Buchhändler noch stärker im Onlineshop erfahrbar zu machen. Außerdem sind wir genauso schnell und genauso preiswert wie der Versandhandel. Und noch ein Vorteil fürs Gewissen: Man kann dem Ort, an dem man lebt, etwas Gutes tun, indem man den lokalen Einzelhandel unterstützt.


Und nun noch eine kleine Bonusfrage :o) Welches Buch sollte deines Erachtens unbedingt gelesen werden? Was war dein Lesehighlight im ersten Halbjahr 2018?

Mein All-time-Favorit ist „The Sun also Rises“ von Ernest Hemingway. Bei den bisherigen Neuerscheinungen 2018 fällt es mir super schwer, mich zwischen Mareike Fallwickls „Dunkelgrün fast schwarz“ und Alex Capus’ „Königskinder“ zu entscheiden. Muss ich?

 
Liebe Julika,

ich danke dir herzlich für die Beantwortung meiner Fragen. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, deine Antworten zu lesen. Ich wünsche dir weiterhin viele spannende und schöne Lesestunden mit deinen Lieblingsbüchern. :o)

Und nun bin ich gespannt:
Was sagt ihr zu genialokal?
Kanntet ihr diese Plattform schon?
Was haltet ihr von dieser Alternative des Onlinekaufs?