Dienstag, 10. März 2020

Durchgelesen: Sein Reich

Rezension zu Sein Reich von Martin Schäuble


Verlag: KJB (Fischerverlage) (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 240
Format: Hardcover
Preis: 14,00 Euro
Altersempfehlung des Verlages: Ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-7373-4194-3
Abgeschlossene Erzählung









Inhalt:

Bei einem Schulprojekt sollen Juri und seine Klassenkameraden auf einer Landkarte mit Klebezetteln markieren, welche Länder sie in ihrem nächsten Urlaub bereisen werden. Nach und nach füllt sich das Board an der Wand mit allerhand gelben Zettelchen. Als Juri an der Reihe ist, ist seine Laune nicht mehr die beste. Er scheint als einziger wieder einmal die Sommerferien zu Hause bei seiner Mutter und ihrem neuen Freund Hauke verbringen zu müssen. Auch der Trost des Lehrers, Juri sei damit der Schüler mit dem niedrigsten CO²-Fußabdruck, kann nicht recht verfangen. Auf dem Heimweg fasst Juri daher einen Entschluss: Zu Hause verkündet er seiner Mutter, dass er die Sommerferien bei seinem leiblichen Vater im Schwarzwald verbringen wird.

Gesagt getan. Das Zugticket ist schnell gebucht. Juri erreicht die ländliche Gegend, in der sein Vater wohnt, mit gemischten Gefühlen. Bei seinem letzten Besuch stand er vor verschlossener Tür. Dieses Mal gelingt es ihm aber seinen Vater zu überraschen. Zwar spricht dieser nicht wirklich viel, aber er weist ihm zumindest einen Platz zum Schlafen zu.

Anschluss findet Juri auch ziemlich schnell. Schon kurz nach der Ankunft lernt er Jessy kennen, die, schließlich ist das Dorf klein, Juri gleich zu einem gemeinsamen Treffen mit ihren Freunden einlädt. Auch Achim, ein Freund von Juris Vater, hat Kinder, mit denen Juri Zeit verbringen kann.

Der Urlaub scheint gar nicht so schlecht zu werden. Juris wortkarger Vater bindet den Sohn in sein Leben ein. Er zeigt ihm sein geheimes Projekt im Wald. Juri darf Achim und ihm bei Arbeiten helfen. Zu sehr schmerzt die vakante Vaterrolle, als dass Juri die freundliche Indoktrination sofort bemerken würde. Kann der trotz der politisch-ideologischen Vereinnahmung für sich einen freien Handlungsspielraum beanspruchten?



Meinung:

Schon auf den ersten Seiten des Buches wird deutlich, dass es Juri in seinem Leben nicht immer einfach hat. Die Mutter sucht sich immer wieder schwierige neue Partner, mit denen der Sohn klarkommen muss. 
Eine Familiengeschichte, die geprägt ist von Gewalt, Alkohol, Resignation und ein klein bisschen Liebe. Dass die Mutter zu allem Überfluss auch noch ständig an Juri herumnörgelt, macht die Entscheidung, dem Vater in den Sommerferien einen Besuch abzustatten, einfach.

Doch auch Juris leiblicher Vater ist ziemlich seltsam. Er gibt sich konspirativ und linkisch,
arbeitet an einem Geheimprojekt. Auch versucht er seinen Nachwuchs für seine Sache zu vereinnahmen. Der Vater ist Reichsbürger und schwer interessiert an all den politischen Abgründen unserer Welt. Juri schlittert langsam in die trübe Szene von Preppern, Reichs- und Wutbürgern, abgestoßen und fasziniert zugleich.

Genauso wie seine Freunde glaubt Juris Vater nicht an die Existenz der Bundesrepublik Deutschland. Die sei eine Firma, deren Bürger das Personal. Deswegen hieße der Ausweis, den jeder mit sich herumträgt schließlich auch Personalausweis. Hier in der Provinz glaubt man an die Geheimhaltung außerirdischen Lebens und die Existenz der ominösen „Chemtrails“. Diese Theorie handelt davon, dass die Kondensstreifen der Flugzeuge in Wahrheit Chemiewolken sind, mit denen eine Handvoll Auserwählte um die Weltherrschaft kämpfen. Auch der Glaube an die Mutter aller Verschwörungstheorien, an eine inszenierte Mondlandung, wird von Juris Vater gepflegt. Solche und andere Verschwörungstheorien schießen ins Kraut, Misstrauen herrscht allerorten, Lüge und Wirklichkeit scheinen ununterscheidbar.

 

Fazit:

Marin Schäuble zeigt in seinem Buch, „Sein Reich“, wie aus einer radikalen Haltung eine „fanatische“ wird. 

Schäubles Buch hat Mehrwert – weil es zeigt, warum manche Menschen mit erlebter Unsicherheit besser zurechtkommen als andere. Es zeigt am Beispiel seiner Protagonisten, welche Ressourcen vor Radikalisierung schützen – den Einzelnen, aber auch die Zivilgesellschaft selbst. Wichtig in einer Gesellschaft, die Gefahr läuft, immer weiter in radikale Sub-Milieus zu zersplittern.



Buchzitate:

„Keine Behörde kann uns etwas vorschreiben, die haben alle keine Berechtigung. Die BRD ist eine Firma. Mehr nicht.“



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:





Im Gesamtpaket:


14 Kommentare:

  1. Das hört sich nach sehr interessanter Lektüre an. Ich finde es gut, solche Punkte mal zu hinterfragen. Aber da ich eh wenig Zeit zum Lesen habe, wird dieses Buch wohl mal nicht auf meine Wunschliste wandern ... aber wer weiß ;)
    GLG Sigrid

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    1. Hallo liebe Sigrid,
      ich muss zugeben, dass ich bislang noch kein Buch über Reichsbürger gelesen habe. Umso interessanter fand ich also diese Geschichte.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  2. Hallo liebe Tanja,

    oh, das klingt nach einer interessanten Thematik für ein Jugendbuch, vor allem, wenn die dann auch noch gelungen umgesetzt wird. Keine angenehme, aber eine, die Gesprächsstoff bietet.

    Liebe Grüße <3

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    1. Hallo liebe Dana,
      die Geschichte ist zwar eher ruhig von der Erzählung her, aber sie wirkt nach. Ich habe zuvor noch kein Buch gelesen, bei dem es um Reichsbürger geht. Kennst du weitere Bücher, die das Thema aufgreifen?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    2. Nein, zum Thema Reichsbügertum nicht, höchstens zu Neo-Nazis. Zu Ersterem ist das jetzt das erste Buch, das ich dazu sehe.

      Liebe Grüße ^^

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    3. Hallo liebe Dana,
      ich bin auch erst davon ausgegangen, dass es in diesem Buch um Neo-Nazis geht. Umso interessanter fand ich, dass die Geschichte einen Einblick in die Gedanken von Reichsbürgern liefert.
      Liebe Grüße
      Tanja

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  3. Hm, klingt ja mal wieder nach einem Buch für mich, welches ich mich mal bald widmen sollte und erstmal schnell auf meiner Wunschliste landet =)

    Winterliche Grüße
    Vivka

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    1. Hallo Vivka,
      irgendwie habe ich beim Lesen auch daran gedacht, dass dieses Buch was für dich sein könnte. Die Geschichte ist relativ ruhig geschrieben. Das solltest du vielleicht wissen. Allerdings regt das Buch auch sehr zum Nachdenken an. Und es ist eben auch eine Thematik über die m.M. nach noch nicht so viel geschrieben wurde (?)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    2. Ich hab es noch als Reziexemplar bekommen, als kann ich dir bald erzählen wie es mir gefallen hat =)

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    3. Huhu Vivka,
      ahhh, sehr gut! Dann freue ich mich schon auf die Berichterstattung von dir :o))))))))))

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  4. Huhu Tanja,

    eine schöne Buchvorstellung. Das klingt nach einer sehr interessanten Thematik, wobei es momentan glaube nichts für mich wäre. Momentan brauche ich viel Fantasy, irgendwas wo ich richtig abschalten kann. :) Dennoch klingt die Geschichte echt gut und ich werde sie mir auf jeden Fall für später merken. :)

    Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag. <3

    Liebe Grüße

    Sunny

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    1. Hallo liebe Sunny,
      okay, wenn du derzeit gerne Fantasy liest, dann ist dieses Buch vermutlich nicht das Richtige. Ich empfand die Thematik auch als sehr interessant. Bislang habe ich auch noch kein Buch gelesen, in dem es um Reichsbürger geht.

      Ich wünsche dir einen wunderschönen Start in die Woche.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  5. Guten Abend liebe Tanja,
    das Buch hört sich ja echt richtig interessant an.
    Früher hätte ich solche Themen eher gemieden, jetzt allerdings interessieren mich die Hintergründe sehr.
    Gerne gemerkt.
    Liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,
      ich fand es auch sehr interessant mal ein Buch über Reichsbürger zu lesen. Spontan fällt mir keine Geschichte gerade aus dem Jugendbuchbereich ein, die dieses Thema aufgreift.

      Ich wünsche dir eine wunderschöne Woche.
      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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