Rezension zu Heartstopper Volume 1 von Alice Oseman
Seitenzahl: 288
Format: Hardcover
Preis: 15,00 Euro
Übersetzer: Vanessa Walder
Altersempfehlung des Verlages: Ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-7432-0936-7
Band 1
Inhalt:
Charlie hat es nach seinem Outing an der Schule nicht immer leicht gehabt. Er musste sich viele blöde Sprüche anhören und wurde leidlich gemobbt. Mittlerweile ist diese Phase weitestgehend überstanden.
In den Pausen trifft sich Charlie heimlich mit Ben, wahlweise im Musikraum oder in der Bibliothek. Doch immer mehr fühlt sich Charlie von Ben ausgenutzt. Dieser hat nebenbei eine Freundin, die Treffen finden nur dann statt, wenn Ben der Sinn danach steht und outen möchte er sich auch nicht.
Nach dem Ende des aktuellen Schuljahres findet eine neue Klasseneinteilung der Lerngruppen statt. Charlie muss neben Nicholas Nelson, einem sehr beliebten Schüler, sitzen, dessen große Leidenschaft dem Rugbysport gilt.
Charlie und Nicholas kommen sich allerdings schnell näher. Sie verbringen die Pausen miteinander und treffen sich irgendwann auch in der Freizeit. Charlies Ängste, Nicholas könnte auf die „bösen Zungen“ an der Schule hören und anfangen ihn zu meiden, verpuffen bald. Ganz im Gegenteil: Nicholas steht für Charlie ein. Er verteidigt ihn, wenn andere über ihn lästern und hilft ihm, als Ben übergriffig wird. Was wäre, wenn Nicholas doch mehr als Freundschaft für Charlie empfinden würde? Gelänge es ihm, offen zu seinen Gefühlen zu stehen?
Meinung:
Bei „Heartstopper Volume 1“ handelt es sich um ein Comicbuch mit Schwarz-weiß-Zeichnungen, die im Stil der Abbildung auf dem Cover ähneln.
Alice Oseman erzählt in ihrem Buch die Geschichte von Charlie, der den großen Schritt bereits gewagt und sich als homosexuell geoutet hat. Auch, wenn er mittlerweile mit den Mitschülern klarkommt, so ist er dennoch in seinem Leben nicht wirklich glücklich. Er besitzt zwar einen guten Freund, aber er kennt auch niemanden, mit dem er die kleinen, schönen Momente im Leben teilen kann.
Es gibt Ben, mit dem sich Charlie ab und an trifft. Doch als Ben sich bei Charlie meldet, ignoriert dieser ihn geflissentlich. Dieses Verhalten hat mich verwirrt zurückgelassen. Denn dem Leser wird durch den Verlauf der Geschichte und auch durch die Mimik in den Zeichnungen vermittelt, dass Bens Verhalten falsch ist. Ich kam jedoch nicht umhin mich zu fragen, warum es okay ist, wenn Charlie Ben einfach ignoriert, warum er nicht offen das Gespräch sucht und mit Ben einfach „Schluss macht“. Ben versteht das Verhalten von Charlie nicht – oder möchte es nicht verstehen - und sucht immer wieder Kontakt. Er wird aufdringlich. Irgendwann findet dann ein Gespräch statt und Charlie sagt klar, was er empfindet. Auch, wenn diese Argumente schlüssig waren, und auch, wenn klar war, dass Ben in dieser Geschichte „der Bösewicht“ ist, so bin ich mir im Nachhinein immer noch nicht sicher, inwieweit Charlies Verhalten qualifiziert ist, ihn dem jungen Leser als moralisches Subjekt anzubieten.
Charlie lernt nach einer neuen Klasseneinteilung am Ende des laufenden Schuljahres Nicholas kennen. Nicholas ist offen, er ist beliebt, er hört nicht auf das, was die Mitschüler ihm einzuflüstern versuchen. Alice Oseman zeigt in ihrem Roman anhand dieser beiden Figuren, dass man manchmal ohne großes Zutun das Glück haben und einen Menschen kennenlernen kann, der besonders gut zu einem passt. Dieser eine Mensch, mit dem man sich sofort perfekt fühlt und mit dem man, ohne sich groß anzustrengen, einzigartige Momente erleben kann. So jemand ist Nicholas für Charlie.
Die Freundschaft zwischen Charlie und Nicholas, das vermittelt die Autorin in ihrer Geschichte, ist einzigartig. Irgendwann treffen sich die beiden auch bei Nicholas zu Hause. Sie machen einen Schneespaziergang mit Nellie, Nicholas süßer Hündin. Sie spielen gemeinsam Videospiele, Charlie bringt Nicholas das Schlagzeugspielen bei. Sie haben einfach Spaß. Und sie kommen sich näher. Charlie stellt sich schon länger die Frage, ob Nicholas vielleicht mehr für ihn empfinden könnte. Doch Nicholas hat sich mit seiner sexuellen Orientierung noch nicht so intensiv beschäftigt.
Der Autorin gelingt es, ihrer Geschichte durch kleine Spielereien in den Zeichnungen einen besonderen Charme zu verleihen. So fliegen im Hintergrund zwischen den Comickästchen z.B. Blüten durch die Luft, wenn es romantisch wird, kleine Noten zeigen, dass bei einer Party Musik gespielt wird oder fallende Blätter deuten eine herbstliche, romantische bzw. nachdenkliche Stimmung an.
Ganz am Ende des Buches gibt es dann noch ein paar kleine Specials über die Geschichte hinaus. Alice Oseman erläutert anhand der Figuren Charlie und Nicholas, wie die Schuluniformen und Rugby-Trikots an ihrer Schule aufgebaut sind. Es folgt die Zeichnung einer Kassette, auf deren Rückseite die Lieder der persönlichen Playlist der Charaktere geschrieben wurden sowie Tagebucheinträge von Charlie und Nicholas - schlussendlich Steckbriefe aller wichtigen Charaktere.
Fazit:
Alice Oseman schreibt mit "Heartstopper Volume 1"- treffsicher und feinsinnig zugleich - eine Geschichte vom Erwachsenenwerden und vom Umgang mit Homosexualität.
Es ist offensichtlich, wo die Stärken des Buches liegen: Eine herzerwärmende Geschichte, vielschichtige Figuren sowie smarter Humor. Man spürt beim Betrachten der Bilder instinktiv, mit welch großer Freude die Schöpferin ans Werk gegangen ist. Kleinste Details sind es, die das Gesamtbild so lesenswert machen.
„Heartstopper“ endet mit einem kleinen Cliffhanger und ist einfach viel zu schnell vorbei.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe/Freundschaft:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Liebe Tanja,
AntwortenLöschenvielen Dank für die schöne Buchvorstellung. Ich lese eigentlich selten bis gar nicht Comics, aber hier klingt die Geschichte wirklich schön auch von der Thematik her. Schön, dass es dich gut unterhalten konnte.
Liebe Grüße
Jenny
Hallo liebe Jenny,
Löschenich lese eigentlich auch keine Comics. Eigentlich nur aus dem Grund heraus, weil sie viel zu schnell durchgelesen sind :o)))
Mit der neuen Sparte von Loewe bin ich auf die Comic-Bücher aufmerksam geworden und ich muss sagen, dass gleich beide Titel (Quiet Girl und auch Heartstopper) ein Volltreffer waren.
Ich fand es auch spannend zu beobachten, wie man mit Hilfe von kleinen Details in den Zeichnungen für Humor "zwischen den Zeilen" sorgen kann. Ein interessantes Stilmittel im Vergleich zum "normalen" Buch.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Ich glaube zwar, dass das kein Buch für mich wäre, aber ich finde es sehr gut, dass das Thema in der heutigen Zeit immer mehr aufgegriffen wird. Ich hoffe sehr, dass es betroffenen Menschen hilft, sich zu öffnen.
AntwortenLöschenIch finde, wir sollten da alle tolerant sein. Schließlich sind andere Ecken und Kanten auch nicht immer toll
GLG Sigrid
Hallo liebe Sigrid,
Löschendas ist das schöne an Büchern, dass sie helfen können den Horizont zu erweitern und sich auch bestimmten Themen gegenüber zu öffnen. Ich bin da ganz deiner Meinung.
Diese Geschichte ist wirklich sehr süß und setzt sich eben auch mit dem Thema Outing und den daraus resultierenden Problemen auseinander.
Liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
AntwortenLöschenich liebe ja Manga und lasse von Comics eigentlich die Finger. Und dann ist der Stil auch nicht meines, aber irgendwie machst du mich super neugierig und so ist es doch auf meiner Wunschliste gelandet. :D Die Handlung und die Figuren klingen einfach toll und deine Begeisterung ist echt ansteckend. :D
Tintengrüße von der Ruby
Hallo liebe Ruby,
Löschenich habe mich eine kurze Phase lang an Mangas versucht. War ein nettes Erlebnis. Aber irgendwie lese ich doch lieber "klassische" Bücher. Da hat man eine längere Zeit was von.
Quiet Girl und Heartstopper waren meine ersten Comic-Bücher. Ich kann dir Quiet Girl auch sehr empfehlen, wenn du dich an diesem Format versuchen möchtest.
Das freut mich sehr, dass ich dich für das Buch begeistern konnte :o)
Liebe Grüße
Tanja
Huhu Tanja,
AntwortenLöschenich habe gefühlt eine Ewigkeit keine Mangas mehr gelesen. Deine Beschreibungen zu diesem Comic, den Zeichnungen und den vielen kleinen Elementen, um eine bestimmte Szene zu unterstreichen haben mich sehr an meine ehemalige Manga-Zeit erinnert. (Was mir gleich wieder ein wenig Lust darauf gemacht hat, welche zu lesen! =D)
Was du über die Geschichte schreibst, klingt überwiegend sehr gut und auch herzerwärmend. Mich würde total interessieren, weshalb genau du Charlies Verhalten gegenüber Ben moralisch vielleicht etwas fragwürdig findest. Weil er das Gespräch nicht sucht? Oder wird er eher ein wenig aufdringlich sogar statt loszulassen? Falls du ausführlicher erzählen magst, würde ich mich natürlich wie immer auch über eine Memo freuen. <3
Ganz liebe Grüße
Leni =)
Huhu Leni,
Löschendu hast damals doch so gerne Mangas gelesen. Ich freue mich, dass dir diese Buchvorstellung wieder ein wenig Lust auf dieses Genre gemacht hat.
Was Charlie und Ben anbelangt. Genau, ich hätte mir gewünscht, dass Charlie das Gespräch mit Ben sucht und ihm von vornherein klar sagt, was er empfindet. Aufdringlich ist Ben geworden. Charlie hat sich eher distanziert.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja,
AntwortenLöschenich war in der Comicwelt bzw. in Geschichten mit Comiczeichnungen noch nicht so viel unterwegs, finde es aber ganz spannend, nachdem ich es jetzt bei dir gleich zwei Mal entdeckt habe. Illustrationen kenne ich sonst eher aus Kinderbüchern. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das auch in Jugendbüchern gut funktioniert und einem die Geschichte noch mal auf eine andere Art nahe bringt.
Was die Konstellation der Geschichte angeht: es klingt jetzt nicht wirklich neu und irgendwie habe ich immer das Bedürfnis zu sagen: wir sind im 21. Jahrhundert, langsam sollte Homosexualität doch nun wirklich kein Problem mehr sein. Aber die Realität zeigt natürlich, dass es das nach wie vor ist. Deswegen ist es sicher immer noch "gerechtfertigt" solche Geschichten zu schreiben, andererseits fände ich es auch schön, wenn es eben auch in Büchern selbstverständlicher wäre - ein kleiner Zwiespalt ;) Denn auch ich kenne so Geschichten, in denen es einfach funktioniert und mich gut mitgenommen hat, obwohl ich immer dachte "Mensch, macht doch nicht so ein Problem draus", aber für einige ist es das leider eben immernoch.
Und hier kommen ja auch rundrum noch die "PRobleme" der Protagonisten mit dazu, nicht zu sich selbst zu stehen, eine neue Freundschaft, die vielleicht doch mehr beudeutet usw.
Klingt auf jeden Fall nicht schlecht und du scheinst ja auch Spaß gehabt zu haben mit der Geschichte :)
Liebe Grüße
Dana
Huhu Dana,
Löschenich auch nicht. Und ich wurde wirklich sehr positiv von diesem Format überrascht. Ich bin ja zuvor immer der Meinung gewesen: Diese Bücher sind viel zu schnell durchgelesen. Dadurch, dass es sich nicht um Hefte oder dünne Bücher handelt sondern dadurch, dass sie schon ein paar mehr Seiten haben, hat man eben auch etwas mehr von der Geschichte. Das hat mir gefallen. Wobei Heartstopper im Vergleich zu Quiet Girl eben doch vom Gefühl her viel schneller vorbei war.
Durch diese positiven Erfahrungen mit den beiden Büchern würde ich auch immer wieder gerne zu einem weiteren Comicbuch greifen.
Ja, leider ist es in der heutigen Gesellschaft doch für viele immer noch ein Thema, wenn man sich in das gleiche Geschlecht verliebt. Umso wichtiger sind natürlich solche Bücher, die darauf hinarbeiten für mehr Offenheit zu sorgen.
Ich verstehe auch, dass du dir mehr Bücher wünscht, in denen z.B. gleichgeschlechte Beziehungen eine Rolle spielen, diese aber eben einfach konfliktlos verlaufen.
In diesem Buch ist es so, dass er Protagonist zu sich selbst steht. Allerdings hat er das Problem, dass seine Partner Schwierigkeiten mit dem Outing haben. Und das wiederum ist dann natürlich auch ein Problem für ihn.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo liebe Tanja,
AntwortenLöschenich habe das Buch bei Ally gesehen und muss sagen, dass ich die Idee richtig gut finde und auch, dass ein aktuelles Thema behandelt wird was dringen mehr Aufklärung braucht. Allerdings mag ich diesen Comic-Stil nicht, wobei es damit sicherlich auch weitere Zielgruppen anspricht.
Danke für diese tolle Rezi.
Liebe Grüße
Andrea ♥
Hallo liebe Andrea,
Löschengerade der Comicstil, dem ich anfangs auch etwas skeptisch gegenüberstand, hat mir sehr gefallen. Ich hatte zuvor ja schon Quiet Girl (ebenfalls ein Comic-Buch) gelesen. Bei diesem Buch erschien mir die Geschichte aber irgendwie - vermutlich auch durch diese Art der Präsentation ?! - ein wenig zu schnell durchgelesen. Das war bei Quiet Girl nicht so.
Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr süß. Wobei ich jetzt auch schon in anderen Rezensionen gelesen habe, dass die Geschichte ab dem dritten Band noch interessanter und kritischer werden soll.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)