Mittwoch, 19. Januar 2022

Durchgelesen - Quiet Girl

Rezension zu Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten von Debbie Tung

 

Verlag: Loewe (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 184
Format: Hardcover
Preis: 15,00 Euro
Übersetzer: Katharina Hartwell
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1079-0
Abgeschlossene Erzählung





Inhalt:


Im Vorlesesaal wählt Debbie gerne den Platz ganz weit hinten. Dort, wo sie am wenigsten gesehen wird, dort, wo sie unauffällig dem Vortrag des Dozenten lauschen kann. Auf dem Pausenhof sucht sie sich ein Plätzchen, weitab von den anderen. Sie packt dann ihre Bücher aus und hört Musik.

Debbie ist eine aufmerksame Schülerin, sie ist klug und lernt gerne. Doch wenn sie eine Frage beschäftigt, dann ist es für sie schwer, diese laut zu stellen. Lieber sucht sie den Dozenten im Nachgang zur Vorlesung auf. Schließlich könnte man über sie lachen. Was ist, wenn ihre Frage albern wirkt, und sie die Antwort hätte wissen müssen?

Während Debbie sich nach der Schule danach sehnt, sich zurückzuziehen, möchten ihre Mitschüler nichts lieber, als auf Partys zu gehen oder bei einem geselligen Zusammensein über das Erlebte zu plaudern.

Debbie wird oft eingeladen, doch für sie sind solche Treffen große Herausforderungen. Sie ist kein Freund von Smalltalk. Sie weiß nicht, was sie erzählen soll. Ihren Gefühlen in großen Reden Ausdruck zu verleihen, das fällt ihr schwer. Lieber schreibt sie in ihr Tagebuch oder schaut einen Film alleine zu Hause. Dort gelingt es ihr, das eigene Selbst emotional zu lenken.

Debbies Umfeld scheint nicht viel davon mitzubekommen, dass das schweigsame Mädchen bei jedem Treffen einen kleinen Kampf mit sich selbst zu kämpfen hat. Alle mögen Debbie. Doch Debbie selbst fragt sich, ob mit ihr etwas nicht in Ordnung ist. Wieso wirken alle so unbeschwert? Warum fühlt sie sich unter Fremden und in großen Gruppen so unwohl?

Eines Tages trifft Debbie auf den Neuen an der Schule: Jason. Jason ist das genaue Gegenteil von ihr. Ihm scheint alles leicht zu fallen. Auf Feierlichkeiten integriert er sich in Gruppen, mit Leichtigkeit. Er tut dies und das, und es ist alles unbeschwert, einfach und gleichsam unverbindlich.

Als beide sich näher kommen, funkt es sofort. Jason scheint Debbie zu verstehen. Er akzeptiert es, wenn sie keine Lust auf andere hat. In seiner Gegenwart scheint alles so viel einfacher. Jason nimmt Debbie die Konversation in großen Runden ab, er kocht ihr Tee oder schenkt ihr ein gutes Buch, wenn es ihr nicht gut geht. Mit Jason kann Debbie zusammen und zugleich auch für sich alleine sein. Und wenn Debbie mal ein wenig Zeit für sich braucht, dann fragt Jason nicht nach, sondern lässt ihr ihren Freiraum.



Meinung:


„Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten“ ist ein Comicbuch mit einfühlsamen Schwarz-Weißzeichnungen, die vom Stil her dem Motiv auf dem Cover gleichen. Die Autorin und Illustratorin erzählt hier die Geschichte eines Mädchens, das auf den ersten Blick unscheinbar und sympathisch wirkt. Debbie ist zu jedem nett, sie trägt immer ein Lächeln auf den Lippen und kann unglaublich gut zuhören. Jeder mag sie. In der Schule und später auch im neuen Job wird sie von allen gern gesehen und auch zu Freizeittreffen eingeladen. Debbie möchte einerseits dazugehören und sie möchte es auch allen recht machen. Doch immer wieder merkt sie, dass sie anders fühlt. In Gesellschaft bleibt sie örtlich wie psychisch unbehaust.

Debbie sehnt sich nicht nach Aufmerksamkeit. Sie muss nicht über alles mit jedem reden. Sie möchte gar nicht den ganzen Tag feiern. Spaß bedeutet für sie, zu Hause zu sein. Alleine mit sich selbst, mit ihren Büchern, einem guten Film, der Kuscheldecke und einer Tasse Lieblingstee. Sie liebt es, dem Regen zu lauschen, wenn er gegen das Fenster schlägt. Dann muss man kein schlechtes Gewissen haben, dass man einfach nur tut, wonach einem ist.

Immer dann, wenn Debbie sich am wohlsten fühlt, macht sie sich jedoch auch Vorwürfe. Was erwarten andere von ihr? Ist es okay, wenn sie nicht ans Telefon geht? Kann sie eine Absage aussprechen, ohne, dass ihr Gegenüber enttäuscht oder schlimmstenfalls sauer wird?

Irgendwann liest Debbie von introvertierten Menschen. Stichworte wie einfühlsam, zwanghaft ängstlich und besorgt, hochsensibel und scheu prasseln auf sie nieder. Die schonungslose Selbstdiagnose und das Misstrauen gegenüber den eigenen Beurteilungen sind schnell zur Hand.
Doch letztlich fühlt sie sich erleichtert, dass sie eben nicht alleine ist, sondern dass es da draußen Menschen gibt, die das gleiche Schicksal teilen.

Mit Jason findet Debbie einen Freund, der sie akzeptiert, wie sie ist. Jason ist völlig anders als Debbie und dennoch scheint er sie in so vielen Lebenslagen zu verstehen. Mit ihm ist das Leben ein Stück weit leichter. Mit ihm kann man zu zweit alleine sein. Ein Gefühl, dass Debbie bei anderen Menschen nicht verspürt.

Debbie Tung gelingt es, immer wieder Platz für menschelnde, humorvolle und sensible Momente zu schaffen. Das gelingt u.a. durch die Darstellung einer sympathischen Protagonistin, die, wenn sie alleine ist, ihren Gefühlen freien Lauf lässt und dabei einfach so herrlich authentisch wirkt. Aber auch der Zeichenstil der Autorin trägt sehr witzige Elemente in sich. So gibt es z.B. eine Seite „Survival Kit für Introvertierte“ oder „Fashion-Tipps für Introvertierte, um spontane soziale Begegnungen zu vermeiden“.



Fazit:


„Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten“ ist authentisch, bewegend und emotional, hat aber nichts menschelnd-anbiederndes an sich. Debbie Tung spürt vielmehr gekonnt den Seelenregungen ihrer Figuren nach. Das Buch ist so inklusiv wie humorvoll und herzerwärmend.

Die Autorin vermittelt dem Leser hier eine sehr schöne Botschaft: Tolle Menschen müssen nicht gesellschaftsfähig sein. Es reicht, autark im Einklang mit sich zu leben.

Debbie Tung ist eine Fürsprecherin für stille Menschen. Wer diese kennenlernen möchte, muss dieses wichtige Buch lesen.



Buchzitate:


„Oh nein, ich hatte dieses Wochenende nicht genug Zeit, um mich ganz aufzuladen. Meine Batterie ist heute noch beinahe leer. … - Ich sollte lieber langsam machen.“
„Guten Morgen, Debbie!“
„Das war's.“



Kurzgefasst:


Spannung/Action:



 

Liebe/Freundschaft:


 



Botschaft: 





Charaktere: 





Handlungsstrang: 





Schreibstil: 





Im Gesamtpaket: 







 

12 Kommentare:

  1. Liebe Tanja,
    nachdem ich eine kleine Bloggerpause eingelegt habe, bin ich wieder zurück und habe mich schon ein kleines bisschen auf Deinem Blog umgesehen :-)
    Aber zuerst einmal möchte ich Dir ein Frohes Neues und vor allem Gesundes Jahr 2022 wünschen.
    Ich hoffe Du bist gut reingerutscht?
    Das Büchlein klingt total interessant und ist mal was ganz anderes- zumindest liest es sich so. Ich werde mir diese Lektüre beim nächsten Buchhandelgang mal näher ansehen.
    Danke für die vorstellung
    Liebe Grüße und eine tolle Restwoche
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,

      ich war gelegentlich auf deiner Seite und habe schon gesehen, dass du scheinbar gerade eine kleine Pause einlegst. Umso mehr freue ich mich, dass du nun wieder zurück bist :o)

      Auf diesem Wege möchte ich dir auch erstmal alles Gute für 2022 wünschen. Ich freue mich schon sehr auf den gemeinsamen Austausch mit dir in diesem Jahr <3

      Wir haben es ruhig angehen lassen. Wir hatten Freunde hier, haben Raclette gegessen, ein paar Spiele gespielt und um Mitternacht Wunderkerzen angezündet. Das war sehr schön. Ich hoffe du bist auch gut ins neue Jahr gestartet?! :o)

      Quiet Girl hat mir sehr gefallen und daher kann ich dir das Buch auch nur wärmstens ans Herz legen. Besonders gefallen hat mir, dass hier auch ein leichter Humor zwischen den Zeilen mitschwingt. In der Protagonistin habe ich mich auch ein stückweit wiedererkennen können. Ich denke so wird es einigen gehen. Ich bin sehr gespannt, was du zum Buch sagen wirst, solltest du es lesen :o)

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Das klingt nach einem Buch, dessen Geschichte und Hauptcharakter ich zu gut nachvollziehen kann. Allein das Zitat... uhh, das kann ich so gut nachvollziehen! Wobei es bei mir gewisse Schwankungen und Phasen gibt; manchmal brauche ich auch Gesellschaft und frischen Wind... :)

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    1. Hallo liebe Christine,
      ich konnte mich auch sehr gut in Debbie hineinversetzen. Ich denke sogar, dass es vielen Menschen so geht, dass sie einfach mal Zeit nur für sich alleine brauchen und sich dann doch schlecht fühlen, wenn sie dem gesellschaftlichen Druck nicht nachgeben wollen.

      Das Buch ist wirklich sehr schön geschrieben/gezeichnet. Eine emotionale und berührende Geschichte mit eine schönen Note an Humor. Also nicht zu düster und dennoch sehr bewegend. Kann ich sehr empfehlen.

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. tolle Rezension! Ich hab das Buch auch Gestern beendet und mochte es auch ganz gern. Aber eine Sache hat mich dann doch wahnsinnig gestört - Ich wollte die Geschichte einer "Introvertierten" die bekamen wir auch, aber irgendwie fand ich das Ihre Beziehung total im Vordergrund stand und ab ca. Mitte des Buches dachte ich mir nur "Okay, also die Lösung, im Endeffekt, für alle Introvertierten ist eine Beziehung mit einem Extrovertierten" - Weisst du was ich meine? Irgendwie hat mich das total gestört ^^bin daher noch am überlegen was ich zu dem Buch schreiben soll. Ansonsten fand ich die Zeichnungen und auch die Story wirklich süß und auch nachvollziehbar

    xo christl

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    1. Hallo liebe Christl,

      vielen Dank für deinen lieben Kommentar <3

      Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie du die Geschichte empfunden hast. Ich muss sagen, dass ich gar nicht so sehr nach einer Lösung für das Problem gesucht habe. Daher habe ich Debbies Beziehung mit Jason vermutlich auch nicht so wahrgenommen, wie du es getan hast. Ich habe mich lediglich für Debbie gefreut, dass sie einen Weg gefunden hat, um glücklich zu werden.

      Du hast schon Recht, für Debbie war Jason in diesem Buch eine große Hilfe. Auch hat sie sich ja entschieden ihre Berufswahl zu ändern. Ich denke dieser Lösungsansatz wird nicht für jeden introvertierten Menschen funktionieren.

      Auch Debbie wird vermutlich auf ihrem weiteren Lebensweg in bestimmten Momenten an ihre Grenzen stoßen. Sie wird große Menschenmengen, Treffen mit anderen Menschen - auch ohne Jason - u.ä. auf Dauer nicht immer vermeiden können.

      Ich denke man sollte diese Geschichte vermutlich nicht als Lösungsweg für sich selbst verstehen. Vielmehr macht dieses Buch aber auch Hoffnung, dass man im Leben - vielleicht auch durch einen glücklichen Zufall - einen Weg finden kann, der die aktuelle Situation verbessert. Dass es immer schwierige Momente, aber auch Momente voller Glück geben kann und wird.

      Wie denkst du darüber?

      Liebe Grüße
      Tanja

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  4. Liebe Tanja

    Das klingt wunderbar und sehr einfühlsam erzählt. Wie schön, dass es dir so gut gefallen hat und dass man aus dem Buch und durch die Geschichte der Protagonistin Hoffnung finden kann, das ist ja sehr, sehr wichtig.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,
      ich fand Quiet Girl klasse. Ich denke, dass es sogar einige Menschen gibt, die Debbies Gefühle und ihre Weltsicht gut nachvollziehen können. Ich konnte das in vielen Punkten auch.
      Überrascht war ich auch, wie man in einem Comic doch so gut eine fazettenreiche Geschichte erzählen kann.
      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Hallo liebe Tanja,

    das Buch klingt unheimlich spannend, ganz besonders, da ich ein kleines bisschen von Debbie definitiv auch in mir wiedererkenne. Thematisch finde ich die Geschichte also unheimlich spannend. Ich werde mir die Leseporbe auf jeden Fall einmal genauer ansehen und schauen, ob der Erzählstil auch für mich passen würde!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Hallo liebe Lisa,
      ich kann dir Quiet Girl wirklich nur ans Herz legen. Mich hat der Klappentext damals sofort angesprochen. Die Umsetzung hat meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt, wenn nicht sogar auch noch übertroffen. Es handelt sich dabei ja um ein Comicbuch. Im Januar habe ich noch ein zweites Buch dieser Art gelesen. Da ging mir die Geschichte, vermutlich durch den Zeichenstil, viel zu schnell vorbei. Quiet Girl hat trotz der Erzählweise sehr viel an Geschichte vermittelt. Ich mochte es, dass auch ein wenig Humor mitgeschwungen ist und Debbie als Protagonistin unglaublich sympathisch gewirkt hat.
      Und ja ... ich habe mich in Debbie beim Lesen auch stellenweise ein wenig wiedererkennen können :o)

      Ich bin sehr gespannt, was du zum Buch sagen wirst, wenn du dir die Leseprobe etwas genauer angeschaut hast. Lass es mich gerne wissen, wenn du magst.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  6. Hallo Tanja,
    das klingt nach einer sehr interessanten Geschichte, die den Einblick in das Innenleben der Protagonistin gibt und damit auch deutlich macht, was in MEnschen wie Debbie los ist. Gleichzeitig macht es auch deutlich, wie unterschiedlich MEnschen eben einfach sind. Die einen gehen gern aus sich raus und stehen gern im Mittelpunkt, die anderen eben nicht. Und daran ist ja auch gar nichts Schlimmes. Trotzdem kann man auch verstehen, dass da automatisch so Gedanken aufkommen, ob was nicht mit einem stimmt - wer kennt das nicht, egal ob nun introvertiert oder nicht.
    Danke für den schönen Einblick in das Buch! :) Ich glaube zwar nicht, dass ich jetzt sofort dazu greifen werde, aber es klingt auf jeden Fall interessant und ich möchte meinen, Anja hat das Buch auch im Blick. Umso mehr positive Meinungen man dazu liest, umso eher wird es dann vielleicht auch auf meiner Leseliste landen ;) Im Moment stht aber einfach auch noch so viel anderes an.
    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Hallo liebe Dana,
      ich denke auch, dass es absolut menschlich ist, dass man sich mit anderen Leuten vergleicht. In Debbies Fall ist es so, dass die Leute in ihrem Umfeld stets Lust auf Zusammenkünfte und Parties haben. Debbie sehnt sich aber eher nach Ruhe und mehr Zeit für sich alleine.

      Sehr sympathisch war mir, dass Debbie anderen Menschen nicht gegen den Kopf stoßen möchte. Sie möchte auch auf eine bestimmte Weise dazugehören. Aber im Mittelpunkt stehen ist eben so gar nicht ihrs. Ich konnte mich auf gewisse Weise sehr gut in Debbie hineinversetzen. Und ich denke, dass es vielen anderen auch so gehen wird. Es ist schön, dass die Autorin hier gezeigt hat, dass es okay ist auch mal "nein" zu sagen. Dass man damit auch nicht unbedingt anderen vor den Kopf stößt.

      Mir hat das Buch sehr gefallen. Ich war auch positiv sehr überrascht von dem Format (Comicbuch). Die Zeichnungen haben der Geschichte nochmal einen ganz besonderen Flair verliehen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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