Rezension zu Disney Villains – Dark Ascension 2: LOST ONES – Die Geschichte von Käpt'n Hook und seiner Zwillingsschwester von Lauren DeStefano
Verlag: Carlsen (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 368
Format: Hardcover
Preis: 14,00 Euro
Übersetzer: Nina Ohlmann
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-551-28105-0
Band 2
Inhalt:
An ihrem 15. Geburtstag ändert sich das Leben der Zwillingsgeschwister James und Marlene Hook grundlegend.
Schon am Morgen verspüren beide nur wenig Vorfreude. Die Geburtstagsgeschenke spiegeln wie jedes Jahr die Erwartungen der Eltern an die Zukunft ihrer Kinder wider. Aufgrund von finanziellen Notwendigkeiten müssen die Eltern arbeiten, sodass die Kinder den Tag allein verbringen.
Auch dieses Jahr bildet keine Ausnahme: Marlene erhält ein Kleid, das so gar nicht zu ihrem Wesen zu passen scheint. James bekommt eine Anstecknadel – ein deutliches Zeichen dafür, dass er einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten soll.
Als James die Nadel draußen bei stürmischem Wetter verliert, rennt er ihr hinterher, bis an die Meeresküste. Dabei kommt es zum Unglück: Er und Marlene stürzen ins Wasser – und ertrinken scheinbar. Doch plötzlich wachen sie durchnässt an einem sonnigen Strand auf, mit der Wildnis am Horizont. Das ist nicht London. Das ist … etwas völlig Fremdes.
Nach und nach erkennen sie, dass diese Insel anders ist als alles, was sie je gekannt haben: Meerjungfrauen mit goldenem Haar, Früchte, die nach Pfefferminzbonbons schmecken, rosafarbene Leguane, schwebende Feen – und fliegende Kinder!
Doch diese vermeintlich paradiesische Welt birgt dunkle Geheimnisse. Als sie dem Anführer der Kinder begegnen – Peter, einem Jungen, der wenig Empathie zeigt, aber über die Regeln bestimmt und über jene richtet, die sich nicht daran halten – wird schnell klar: In Nimmerland ist nicht alles, wie es scheint.
Marlene blüht über die an Erfahrung und Erlebnissen reiche Zeit auf, James bleibt skeptisch. Als er eine weitere, verbotene Insel entdeckt, fasst er einen Plan – einen, der sie beide in große Gefahr bringen könnte …
Meinung:
Als ich von der neuen Disney-Reihe des Carlsen Verlags „Disney Villains – Dark Ascension“ hörte, war ich sofort begeistert. Die Idee, die Geschichten der berühmten Schurken nebst ihren Geschwistern neu zu erzählen, hat mich direkt neugierig gemacht. Besonders der zweite Band, der sich mit Käpt’n Hook und seiner Zwillingsschwester Marlene beschäftigt, hat mich gleich angesprochen.
Schon auf den ersten Seiten lernt man die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere kennen: Marlene ist mutig, impulsiv und voller Tatendrang. James hingegen ist nachdenklich, zurückhaltend, verhält sich introvertiert und wirkt manchmal isoliert. Ihre enge Bindung steht im Zentrum der Geschichte.
Nach dem Unglück und der Ankunft in Nimmerland entfaltet sich eine faszinierende Welt: eine Insel voller Wunder, aber auch voller Schatten. Die Autorin Lauren DeStefano beschreibt diese mit kreativen Details – ich hätte mir sogar noch etwas ausführlichere Beschreibungen gewünscht, aber auch so entstehen klare, lebendige Bilder im Kopf.
Spannend fand ich vor allem, wie sich die Dynamik zwischen den Figuren verändert: Marlene fühlt sich befreit und blüht in dieser neuen Welt auf, während James zunehmend zweifelt. Seine Entwicklung ist besonders interessant: Er muss sich von seiner Schwester emanzipieren und eigenständig mutig sein. Am Ende trifft er schließlich eine Entscheidung, die alles ins Wanken bringt.
Peter Pan wird hier als charismatischer Anführer dargestellt, der auf den ersten Blick alles im Griff zu haben scheint. Seine Figur empfand ich als sehr interessant. Immer wieder war ich skeptisch, ob hinter der netten Fassade nicht doch eine düstere Version von ihm stecken könnte.
Lauren DeStefano versteht es meisterhaft ihre Figuren auszuarbeiten. Bemerkenswert ist die moralische Ambivalenz, die eigentlich allen Figuren zu eigen ist. Stereotype Charaktere sucht man, soviel sei an dieser Stelle verraten, vergebens. Es gibt allerhand Grauschattierungen. Jede Figur handelt aus eigenen Beweggründen heraus und gerade das macht die Geschichte so unvorhersehbar und spannend.
Sehr gefallen haben mir auch die psychodynamischen Konstellationen und Verwerfungen. So findet James erstmals einen Freund auf der Insel. Nicht immer empfand ich jedoch James Verhalten sympathisch. Denn umso weniger er Erfolg darin verspürt, seinen Zielen näher zu kommen, umso missmutiger wird er. Seinen Frust lässt er – vielleicht sogar recht nachvollziehbar aus seiner Perspektive – an anderen aus unter anderem eben auch an Menschen, die es gut mit ihm meinen.
Marlene empfand ich ebenfalls als sehr interessanter Charakter. Ich fand es zum Beispiel spannend zu beobachten, wie ihre Figur im Zusammenspiel mit Peter funktioniert. Das selbstbewusste Mädchen begegnet dem Anführer der Verlorenen Jungs nämlich absolut auf Augenhöhe. Etwas, das Konfliktpotential in sich birgt.
Fazit:
„Lost Ones“, der zweite Band der „Disney Villains – Dark Ascension“-Reihe, konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Die geheimnisvolle Atmosphäre von Nimmerland, die psychologische Tiefe der Figuren und der Wandel, den sie durchlaufen, sind es, die den Leser gebannt durch die Seiten hasten lässt.
Besonders gelungen fand ich, wie James’ Transformation zum späteren Käpt’n Hook vorbereitet wird – behutsam, nachvollziehbar und doch mit tragischem Potenzial.
Lauren DeStefano liefert eine moderne Märchenadaption, die sowohl Disney-Fans als auch Liebhaber gekonnter Charakterentwicklung und Handlungsführung überzeugen dürfte. „Lost Ones“ macht Lust auf mehr.
Buchzitate:
„Wir müssen hier weg“, flüsterte er seiner Schwester zu. „Sie haben noch nie von Büchern gehört. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“
Kein Wunder, das Marlene Nimmerland so mag, dachte James. Es steckt voller verrückter Menschen wie sie.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe/Freundschaft:
Charaktere:
Schreibstil:
Hey Tanja, ich habe bisher irgendwie gar keine Verbindung zu Disney, hat in meiner Kindheit auch so gar keine Rolle gespielt und ich bin einfach nicht damit aufgewachsen, aber jetzt wo ich deinen Beitrag gelesen habe, überlege ich, diese Bildungslücke zu schließen und dieses Buch und diese Reihe zu lesen, dir scheint es ja gut zu gefallen :)
AntwortenLöschenHab ein schönes Wochenende und liebe Grüße,
Maria
Hallo Maria,
Löschenich habe damals wirklich jeden Disneyfilm angesehen, sobald er im Kino veröffentlicht wurde. Das war noch zu Zeiten, als die Filme noch nicht computeranimiert sondern handgezeichnet waren. Mittlerweile bin ich nicht mehr ganz so up-to-date. Aber ich muss sagen, dass ich die Filme von Disney nach wie vor liebe.
Ich kann dir - aus meiner Perspektive heraus - also nur empfehlen dir mal die alten Klassiker wie Peter Pan, Die Schöne und das Biest, Der König der Löwen, Arielle etc. anzusehen. Meiner Meinung nach - ganz großes Kino <3
Mich würde interessieren, wie jemand, der den ursprünglichen Klassiker noch nicht gesehen hat, zu dieser Geschichte steht. Ich ziehe natürlich immer auch gedanklich Parallelen zu Peter Pan.
Solltest du das Buch also lesen, lass es mich wissen. Mich würde deine Meinung dazu wirklich sehr interessieren.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo liebe Tanja,
AntwortenLöschenuhhh ich hab auch ein Faible für Disney, dabei ist mir völlig egal was andere darüber denken weil ich weiß, dass viele es für "kindisch" halten. Ich liebe die Geschichten.
Und diese "neue" Variante klingt spannend :D Facettenreich wie du es beschreibst. Mag ich gern :)
Liebe Grüße
Book Witch
Hallo liebe Book Witch,
Löschenich habe tatsächlich noch niemanden kennengelernt, der mir gegenüber offen geäußert hat, dass er Disney für kindisch hält. Wäre dem so, wäre ich aber absolut auf deiner Wellenlänge: Die haben doch alle keine Ahnung ;o)))))))
Absolut: Die neue Reihe von Carlsen hat mich sofort angesprochen. Ich fand den Gedanken, dass die Schurken zum Teil Geschwister hatten und die Frage nach deren Beziehung zueinander äußerst spannend. In diesem Buch liegt auch ein großes Augenmerk auf dem Zusammenspiel von Marlene und James. Psychologisch gesehen ist die Geschichte also schon sehr interessant. Darüber hinaus hat die Autorin aber auch eine sehr interessante Handlung in die Geschichte eingewoben.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenIch liebe ja die alten Disney Filme und natürlich hab ich mir damals auch Peter Pan angeschaut - das Original hab ich witzigerweise grade gelesen, endlich. Und ich war erstaunt, wie nahe der Disney Film sich an die Buchvorlage gehalten hat! Wobei ich zugeben muss, dass das Buch mich nicht so richtig mitnehmen konnte, wie ich es mir erhofft hatte. Vielleicht lag es an dem doch etwas antiquierten Schreibstil - ich hab es auf englisch gelesen. Obwohl ich ja jetzt doch schon einige ältere Bücher auf englisch gelesen habe, bei denen es mir nicht so ging...
Diese Variante hier hat ja nicht wirklich viel mit dem Original zu tun - die Autorin scheint hier was ganz eigenes daraus gemacht zu haben und es klingt wirklich spannend. Freut mich dass es dich so begeistern konnte :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo liebe Aleshanee,
Löschenich auch <3<3 Große Disneyliebe <3<3 :o) Ich finde es so klasse, dass du das Original von Peter Pan gelesen hast. Ich greife ja doch immer eher zu Neuerscheinungen und Adaptionen. Ich verstehe aber auch, dass der Originalschreibstil eine Hürde darstellt. Ich wollte mal Alice im Wunderland lesen, habe dann aber auch genau deswegen das Buch wieder beiseitegelegt.
Aber natürlich sieht man dann die Adaptionen auch noch mal aus einem anderen Blickwinkel.
Definitiv: Dieses Buch ist eine völlig neue Variante. Aber eine sehr interessante, wie ich finde.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Vom Verständnis her war das alte englisch tatsächlich recht gut zu lesen. Ich hab mir ja in letzter Zeit einige englische Kinderbücher rausgesucht, die als "Klassiker" gelten, zumindest wurden sie viel und sehr gut bewertet und sind im englisch-sprachigen Raum auch gut bekannt. Im deutschen nicht immer und nicht von allen gibt es deutsche Übersetzungen... Aber der Stil ist oftmals ganz schön zu lesen.
LöschenBei Peter Pan war das nicht unbedingt der Fall, der Stil war hier tatsächlich nicht so meins. Mittlerweile kann ich das auch schon unterschieden :D Als ich mit dem englisch lesen anfing war ich ja froh, überhaupt mit dem Text mitzukommen, da ist mir sowas noch nicht so aufgefallen...
Oh, Alice, das Original, ja, hab ich auch versucht in deutsch und ne, das ging gar nicht *lach*
Ich finde das so toll zu lesen, was du für Fortschritte bei dir feststellst, was das Lesen in Englisch betrifft. Ich würde vermutlich auch einfach froh sein, wenn ich überhaupt durch die Seite komme :o)))
LöschenWas Alice betrifft: Schade eigentlich. Gerade hier hätte mich das Original doch sehr gereizt. Aber vielleicht wage ich mich da irgendwann einfach nochmal ran. Aktuell schreckt es mich aber auch eher ab.