Rezension zu Lost Girls – Breathing for the First Time von Nikola Hotel
Verlag: Kyss (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 480
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: 22,00 Euro
ISBN: 978-3-499-01623-3
Band 1
Inhalt:
Als Ehefrau des NFL-Superstars Jason Miller genießt Darcy scheinbar jeden erdenklichen Luxus. Sie lebt in einem Strandhaus am Meer und wird von den weiblichen Fans des Quaterbacks beneidet. Doch was niemand weiß und die wenigsten überhaupt zu denken wagen würden, ist, dass Darcys Leben von Unterdrückung und Zwang geprägt ist. Denn auch wenn Jason Miller nach außen hin den perfekten Ehemann verkörpert, lässt er daheim regelmäßig die Maske fallen.
Darcy besitzt ein Handy, auf dem ein Tracker eingerichtet ist, damit Jason jederzeit über ihren Standort informiert ist. Sie kocht und isst nur das, was seinem strikten Ernährungsplan nicht widerspricht. Jason bestimmt genau, was und wie viel sie essen darf. Dass sie dadurch immer weiter abnimmt, kümmert ihn nicht. Auch welche Kleidung Darcy trägt, wohin sie geht und wann sie wo zu sein hat, all das entscheidet er.
Jeden Tag lebt Darcy in ständiger Anspannung. Sie weiß, dass sie sofort reagieren muss, wenn Jason ihr schreibt. Sie weiß, was er mag und was nicht. Ihr Aussehen, ihre Haare, ihre Nägel müssen perfekt sein, wenn er nach Hause kommt. Sie muss seine Gedanken erahnen und seine Wünsche voraussehen, damit sich seine Laune nicht verschlechtert.
Als Darcy eines Tages ein Risiko eingeht und einen Termin wahrnimmt, den sie eigentlich nicht hätte haben dürfen, löst sie eine fatale Kettenreaktion aus.
Meinung:
Ich habe bereits mehrere Bücher von Nikola Hotel gelesen und kann inzwischen sagen: Für mich ist sie eine Autorin, die zuverlässig starke Geschichten liefert. Vom Auftakt ihrer „Lost Girls“-Dilogie habe ich mir daher viel versprochen und wurde dennoch positiv überrascht.
Diese Geschichte hat mich tief berührt und keine Sekunde losgelassen. Ich habe von Anfang bis Ende mit Darcy gebangt und gehofft, dass sie es irgendwie schafft zu überleben. Kurz gesagt: Dieses Buch zählt zu meinen bisherigen Jahreshighlights.
Gleich zu Beginn stößt man nach dem Aufschlagen des Buches auf Zeitungsausschnitte, die vom Verschwinden von Darcy Sullivan berichten. Die Ermittlungshypothese ist, Darcy sei im Meer ertrunken.
Im Anschluss springt die Handlung vier Wochen zurück. Aus Darcys Perspektive erlebt man den Alltag einer Frau, die unter enormem psychischen Druck steht. Ihr Tagesablauf ist streng durchgetaktet, jeder Augenblick wirkt inszeniert. Sie lebt eine Lüge, die keinen Fehltritt verzeiht.
Als Jason ankündigt, mit ihr nach Charlotte ziehen zu wollen, damit er sie noch stärker kontrollieren kann, ist Darcy verzweifelt. Schon jetzt hat sie kaum eine Minute für sich. Jede Nachricht von Jason muss sie sofort beantworten, ihr gesamtes Leben richtet sich nach ihm. Ist er nicht da, übernehmen seine Mutter oder die Haushälterin die Kontrolle. Nur die wenigen Momente mit ihrem Hund am Strand sind für Darcy kleine Inseln der Freiheit.
Von der ersten Seite an war diese Spannung, dieses Unwohlsein, dieser ständige Druck spürbar und er zieht sich konsequent durch das ganze Buch. Darcy hat im Laufe der Jahre Strategien entwickelt, Jason hinters Licht zu führen. Doch als sie es endlich wagt, sich von ihm zu emanzipieren, läuft es schief und man ahnt als Leser sofort, wie gefährlich das für sie werden könnte.
Nikola Hotel gelingt es, die Dynamik zwischen Jason und Darcy extrem realistisch darzustellen, was die Geschichte noch beklemmender macht. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen, die Triggerwarnung auf der Verlagsseite ernst zu nehmen.
Jason ist ein manipulativer, machthungriger Mann mit starken Stimmungsschwankungen. Besonders erschreckend fand ich, wie er seine gesellschaftliche Stellung ausnutzt, während Darcy, isoliert von Familie und Freunden, jede Möglichkeit genommen wurde, Hilfe zu suchen. Jason beteuert täglich seine Liebe, nennt Darcy sein Ein und Alles, und verdreht im nächsten Moment die Realität.
Vor allem am Anfang hatte ich das Gefühl, eine Geschichte zu lesen, die erschreckend real wirkt. Hier wird von einem Schicksal berichtet, das sicher schon viele Frauen in ähnlicher Form erlebt haben. Trotzdem ermöglicht die Autorin ihrer Protagonistin einen perspektivischen Hoffnungsschimmer, was ich sehr mochte. Zwar gab es ein paar Wendungen, die für mich etwas konstruiert wirkten, doch das hat meinen Lesegenuss kaum geschmälert.
Ab der Hälfte beginnt ein neuer Abschnitt und zugleich ein neuer Anlauf auf etwas, das an Spannung kaum noch überboten werden kann. Neben den beklemmenden Momenten gibt es aber auch Szenen voller Wärme, die für kurze Atempausen sorgen. Dennoch bleibt die Grundstimmung düster.
Fazit:
„Lost Girls – Breathing for the First Time“ von Nikola Hotel ist ein Roman, der tief unter die Haut geht. Mit schonungsloser Ehrlichkeit und bedrückender Intensität erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau, die in einer toxischen, immer gewaltvoller werdenden Beziehung gefangen ist.
Gerade weil viele Szenen so realistisch wirken, entfaltet die Geschichte eine enorme emotionale Wucht.
Nikola Hotel zeigt zwar jede noch so dunkle Kammer ihrer Figuren, doch gelingt es ihr oft, Licht in das Dunkel ihrer Geschichte zu bringen. Genau diese Balance zwischen Beklemmung und Hoffnung macht das Buch so besonders.
Ich kann diesen Auftakt der „Lost Girls“-Dilogie allen empfehlen, die intensive, berührende und gleichzeitig verstörend realistische Geschichten schätzen. Wichtig ist jedoch, vorab die Triggerwarnung des Verlags zu beachten, da einige Szenen sehr explizit und emotional herausfordernd sind.
Ein mutiges, eindringliches Buch, das lange nachhallt und mich persönlich tief bewegt hat.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe/Freundschaft:
Charaktere:
Handlung:
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