Samstag, 6. Dezember 2025

Durchgelesen: Whispers of Destiny

Werbung | Rezensionsexemplar: 
Dieses Buch habe ich vom Verlag kostenlos erhalten. 
Meine Meinung ist davon unbeeinflusst.


Rezension zu Whispers of Destiny von Justine Pust



Verlag: Piper
Seitenzahl: 448
Format: Klappenbroschur
Preis: 17,00 Euro
ISBN: 978-3-492-70669-8
Abgeschlossene Erzählung 



Inhalt:


2096: Der Tod beschließt, sich ein neues Image zuzulegen. Er gibt sich zu erkennen und eröffnet kurz darauf seine eigene Firma. Ein Callcenter namens Death Call. Hier erhalten Menschen, die kurz davor sind, ihr Leben zu lassen, die Möglichkeit, noch einmal mit einem menschlichen Mitarbeiter über ihre Ängste und Fragen zum Sterben zu sprechen.

Blue lebt mit ihrer besten Freundin Iris in einer der unteren Stufen. Ihr Traum ist es, gemeinsam eine Stufe aufzusteigen. In eine Schicht, in der es etwas mehr Essen und eine größere Überlebenschance gibt. Während Iris erfährt, dass ihr Antrag auf Aufstieg abgelehnt wurde, erhält Blue eine viel schlimmere Prognose: In ihrem Kopf befindet sich ein erbsengroßer, unheilbarer Tumor. Sie wird sterben.

Die beiden Frauen überlegen, eine Party zu besuchen, um die düsteren Gedanken für eine Weile zu vergessen. Kurze Zeit später steht Blue auf dem Dach des Gebäudes und denkt darüber nach, sich das Leben zu nehmen. Doch dieser Plan wird durchkreuzt: Ein Fremder spricht sie an und bietet ihr ausgerechnet jetzt einen Job an. Bei Death Call. Mit einem ausgesprochen interessanten Angebot: Während ihrer Beschäftigung erhält sie Immunität. Die Gegenleistung? Blue muss als Mitarbeiterin des Callcenters entscheiden, wer von den Anrufern weiterleben darf und wessen Seele den Körper verlassen und in ein ungewisses Danach gehen muss.

Das klingt einfach. Ist es aber nicht. Um das Gleichgewicht zu erhalten, lassen sich nicht alle Seelen retten. Welches Recht gibt einem Menschen diese Auswahl?



Meinung:


Justine Pust schreibt mit „Whispers of Destiny“ einen Roman, der auf den ersten Blick unterhaltsam wirkt. Die Idee, dass der Tod ein Callcenter eröffnet, in dem über Leben und Tod entschieden wird, hat mich sofort neugierig gemacht. Hinter der oft humorvollen und kreativen Prämisse verbergen sich jedoch einige ernste Themen.

Das Setting hat mir gut gefallen: Die Geschichte spielt 2096, die Menschen sind in Stufen eingeteilt. Je niedriger die Stufe, desto größer die Armut. In Stufe 1 leben Ausgestoßene hinter Zäunen, in einer Gegend ohne Polizei oder staatliche Kontrolle. Einen tieferen Einblick in diese Welt hätte ich spannend gefunden; durch Blues Augen bekommen wir allerdings nur kurze, eindrückliche Bilder. Etwa von stromgeladenen Zäunen, an denen Fleisch- und Kleidungsfetzen hängen.

Blue selbst wohnt in Stufe 3, in Häusern aus Technikmüll. Staatlich subventionierte Essensrationen sichern gerade so das Überleben. Eine der größten Gefahren in dieser Zukunftswelt ist säurehaltiger Regen. Flutwellen brechen gelegentlich über die niederen Bezirke herein, das Wasser ist so stark verseucht, dass schon kurzer Hautkontakt verätzt.

Mit dem neuen Job bei Death Call muss Blue in einen anderen Bezirk ziehen: Von einem Tag auf den anderen landet sie in Stufe 9. Sie erhält eine Wohnung in einem siebzigstöckigen Turm, in dem die Firma untergebracht ist. Auch hier bleibt der Blick auf die Umgebung recht knapp: In Stufe 9 gibt es Bäume, Geschäfte, saubere Luft und ausreichend Nahrung. Doch Blue verbringt die meiste Zeit im Großraumbüro, sodass der Eindruck von Luxus begrenzt bleibt. Man könnte meinen, der Stufenwechsel mache sie glücklicher. Dieser Traum zerschellt allerdings rasch.

Die Arbeit bei Death Call verlangt den Mitarbeitenden täglich Entscheidungen über Leben und Tod ab. Einzig der kostenlose Snackautomat ist ein kleiner Trost. Entscheidungen stützen sich etwa auf das Karma-Punkte-Konto oder den prognostizierten Todeszeitpunkt. Doch das System ist nicht neutral. Menschen, die in unteren Stufen aufgewachsen sind, die von Kürzungen betroffen sind, keine medizinische Versorgung erhalten und so zunehmend in existenzielle Nöte geraten, haben selbstverständlich schlechtere Karten als Personen aus höheren Stufen.

Justine Pust verbindet in „Whispers of Destiny“ Leichtigkeit und schwarzen Humor mit ernsten, gesellschaftskritischen Untertönen. Der Tod selbst ist eine überraschend geduldige, manchmal schelmische Figur. Er hat eine Schwäche für Rosa, trägt Stock und Melone, verlangt, „Mister“ genannt zu werden, und bleibt selbst bei vorlauten Kommentaren gelassen.

Blue ist eine vorlaute, direkte Protagonistin, die sagt, was sie denkt. Manchmal mit wenig Respekt. Stellenweise war ich wirklich besorgt um ihre Zukunft, etwa wenn sie ihrem Chef mutig widerspricht. Dennoch zeigt ihr Vorgesetzter Geduld, mahnt gelegentlich zur Vorsicht, bleibt aber insgesamt nachsichtig.

Wichtig für die Handlung sind auch Iris, Blues beste Freundin, und Creek, der junge Mann, der Blue auf dem Dach das Jobangebot macht und später ihr Vorgesetzter wird. Creek und andere Kolleg*innen wie Jade begleiten Blue oft auf ihren riskanteren Wegen. Blue hinterfragt viel, bringt sich und ihr Umfeld dadurch wiederholt in Schwierigkeiten. Das treibt die Geschichte voran und sorgt für einige spannungsgeladene Momente.



Fazit:


„Whispers of Destiny“ beeindruckt mit einer außergewöhnlichen Mischung aus Witz, Ernst und gesellschaftlicher Tiefe.

Die dystopische Welt, die Justine Pust zeichnet, wirkt zugleich kreativ und erschreckend realistisch.

Es ist dabei eine klare Stärke dieses Buches, dass es Relevantes und Irrelevantes miteinander zu vermischen weiß. Die Figuren sind intelligent skizziert, ohne dass die Geschichte mit einem Übermaß an Tiefgang überfrachtet wird.

Blues Aufstieg in Stufe 9 zeigt, wie trügerisch vermeintlicher Wohlstand sein kann und wie stark das System zugunsten höherer Schichten verzerrt bleibt. Ihre Arbeit bei Death Call zwingt sie zu Entscheidungen, die niemand treffen möchte, und macht die Ungerechtigkeit dieser Welt umso spürbarer. Das verhandelte Thema ist also heikel, doch der kurzweilige Erzählstil nimmt dem Ganzen die Brisanz. 
Das Gefühl für intelligente Ironie tritt oft in einer bemerkenswerten Art und Weise hervor.

Trotz der düsteren Thematik also ein Roman, der fesselt, berührt und lange nachhallt.



Kurzgefasst:


Spannung/Action: 


Liebe/Freundschaft: 

 

Charaktere: 

 

Setting/Worldbuilding: 


Handlung: 



Schreibstil: 



Im Gesamtpaket: 

 


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