Rezension
Tödliche Gedanken: Er kennt dein Geheimnis. Wie kannst du ihm
vertrauen? von Marcus Johanus
Verlag: Midnight
Ullstein
Seitenzahl: 474 Seiten
Format: Taschenbuch
Preis: 3,99 Euro
ISBN: 978-3-95819-047-4
Band 1
Inhalt:
Patricia hat es nicht einfach. Die
Ziehmutter, eine Ordnungsfanatikern, steht unter starken Zwängen und
hat nur ihr Chi und ihre Yogatherapie im Sinn. In der Schule fällt
das Mädchen aufgrund ihres überschäumenden Temperaments unangenehm
auf und ist versetzungsgefährdet.
Auf ihrem Nachhauseweg erfährt
Patricia dann plötzlich ihre erste Vision. Sie sieht einen Amoklauf
an ihrer Schule voraus. Zeitgleich fährt sie mit ihrem Fahrrad fast
in das Auto des fremden Reporters Frank Fulgur, auf dessen Rücksitz
sich unzählige Benzinkanister stapeln.
Als bald darauf in der Schule der
vorhergesehene Amoklauf stattfindet und ein riesiges Feuer das
Gebäude verschlingt, ahnt Patricia, dass die festgenommene Täterin
Natalie vielleicht doch nicht alleine für das Unglück der Schule
verantwortlich ist.
Wichtigste Charaktere:
Patricia ist ein mutiges Mädchen. Sie
setzt sich für ihre Mitschüler ein, neigt allerdings dazu
inhaltlich ausfallend und beleidigend zu werden. Für Elektronik hat
sie nur wenig übrig, so verwechselt sie auch schon mal ein
Smartphone mit einer Fernbedienung. Patricia ist hochbegabt. Ihr
Interessengebiet gilt der Psychologie. Gerne zitiert sie aus einem
ihrer geliebten Bücher oder/und die Worte Freuds.
Ivo ist Patricias bester Freund. Die
beiden pflegen einen kumpelhaften Umgangston. Ivo ist das Gegenteil
von Patricia: Er interessiert sich für Computer, spielt gerne mit
seiner XBox und hat für Fremdwörter nur wenig übrig. Allerdings
ist er – genau wie seine Freundin – ein Einzelgänger.
Lias hat damals zusammen mit Patricia
in einer Arbeitsgemeinschaft für die Schülerzeitung mitgewirkt.
Patricia hat ein Auge auf den Jungen geworfen.
Diana ist Patricias
Erziehungsberechtigte. Sie betreibt ein Yogastudio, ernährt sich
gesund und hat ihre Wohnung – ganz im Sinne des Chi – nur
spartanisch eingerichtet. Mit Patricias Erziehung ist sie stark
überfordert, sodass Gespräche meist im Streit enden.
Schreibstil:
Langsam baut der Autor seinen
Handlungsstrang auf. Dabei geht er sehr professionell vor. Er stellt
seine Charaktere und die Handlung vor, verwirrt den Leser und wirft
eine Menge Fragen auf. Überhaupt merkt man, dass Marcus Johanus sich
mit dem Handwerk Schreiben gut auskennt. Der Plot ist dicht, die
Charaktere individuell, der Text lässt sich aufgrund eines geübten
Schreibstils schnell und flüssig lesen.
Auch eine kleine Liebesgeschichte
findet sich in diesem Buch. Diese bleibt dezent und glaubwürdig,
zumal die Hauptcharakterin mit ihrer reizbaren Art, den Zitaten aus
Freud und ihrer Hochbegabung nicht gerade prädestiniert dazu ist,
Freundschaften zu schließen.
Allerdings verwirrten mich einige
Stellen in dem Roman sehr. Ich hatte mit einem spannenden Thriller
gerechnet und wurde mit einem guten Schuss Fantasy überrascht.
Übersinnliche Fähigkeiten, gemischt mit einer Menge Rätseln warten
hier an jeder Ecke.
Fazit:
Tödliche Gedanken ist ein Buch, dessen
Handlung sich gemächlich aufbaut. Interessante Charaktere, ein
dichter Plot und ein gut lesbarer Schreibstil sind die Merkmale
dieser Geschichte rund um einen Amoklauf.
Auch wenn der Roman gute
400 Seiten umfasst, habe ich an keiner Stelle Langeweile empfunden.
Ich wollte weiterlesen; wollte erfahren, ob meine These rund um den
Täter stimmte.
Auch fand ich es schön in Patricias
Welt unterwegs zu sein. Ich wollte sie dabei beobachten, wie sie mit
Ivo Nutellabrötchen vernascht, sein Augendrehen betreffend ihres
technischen Unverständnisses ignoriert und ihn stattdessen mit
Zitaten von Freud bombardiert. Mich interessierte, ob sie vielleicht
ihren ersten Freund in Lias finden würde, der ihrer Panik
Krankenhäusern gegenüber ganz einfach entgegenkommt, indem er ihr
die Augen zuhält und ihr Vertrauen fordert, während er sie in das
Haus geleitet.
Zwischenzeitlich fragte ich mich
allerdings, ob der Geschichte weniger
mystery
& suspense gut getan hätte. Leser sollten sich darauf
gefasst machen, dass nicht alles bodenständig und logisch vonstatten
geht, sondern auch ein wenig flexibel auf fantastische Elemente
reagieren können.
Kurzum: Marcus Johanus hat mit Tödliche
Gedanken einen Roman geschrieben, auf den ich mich gefreut und den
ich mit Begeisterung gelesen habe. Es fiel mir auf den letzten Seiten
ein bisschen schwer von Patricia und der Geschichte Abschied zu
nehmen und ich hoffe, dass der Autor bald noch weitere Bücher auf
seine Leser/innen loslassen wird :o)
Buchzitate:
„Mütter verdonnern ihre Kinder
normalerweise zu Hausarrest und zwingen sie nicht dazu, nach draußen
zu gehen.“ - „Hältst du mich für total bescheuert? Du bist ein
notorischer Stubenhocker. Hausarrest wäre für dich keine
Bestrafung.“
Die leicht gerundeten Buchrücken,
diese kühlen, glatten Materialien zu streicheln, hatte für mich
immer etwas Verlässliches. Die Bücher würden immer da sein. Wenn
ich Trost brauchte, nahm ich mir eines, das zu dem Thema passte, das
mich gerade beschäftigte. Jedes einzelne eine kleine Welt, die nur
mir gehörte.
„Sag mal, Patty, analysierst du
eigentlich alle Menschen? Die ganze Zeit?“ - „Klar.“ - „Ist
das nicht anstrengend?“ - „Ist es für einen Vogel anstrengend zu
fliegen?“
„Ich glaube, ich werde
verrückt.“ Ivo klopfte mir auf die Schulter. „Na, dann ist's ja
gut. Das ist doch nichts Neues.“
Das Flüstern in der
staubigen Luft, das Rascheln und Knistern, wenn Bücher aus dem Regal
genommen und durchgeblättert wurden. Ab und zu klapperte eine Tasse
oder zischte die Espressomaschine aus der Ecke, in der es ein kleines
Café mit Leseecke und Arbeitsplätzen gab.“
„Dann kriegt du doch aber
Ärger.“ - „Patty, alles, was wirklich Spaß macht, bringt
hinterher Ärger.“
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Hallo Tanja,
AntwortenLöscheneine sehr ausführliche, interessante und Neugier weckende Rezension !
Die Thematik "Amok, Schule, Betroffene" hatte ich mit "Klassenziel" von T.A. Wegberg. Dieses Buch hatte mir gezeigt, dass es viel mehr Opfer gibt dabei. Damit meine ich nicht nur diejenigen, die dabei sterben.
Dein vorgestelltes Buch werde ich mir gleich mal vermerken.
Liebst,
Hibi
Huhu Hibi,
Löschenich muss dir aber vorweg sagen, dass man in dem Buch keine kritische Abhandlung des "warum" erfährt. Es ist ein Thriller, bei dem die Tat ein Amoklauf ist.
Wenn dich dieses Thema derzeit interessiert, kann ich dir außerdem noch Joudi Picoult mit 19 Minuten empfehlen. Die Autorin setzt sich in ihren Romanen immer mit kritischen Themen auseinander. Sie schreibt sehr gut. Und es gibt immer (!) eine Gerichtsverhandlung in ihren Büchern ;o)
Liebe Grüße Tanja
Huhu Tanja,
AntwortenLöscheneigentlich halte ich mich mindestens 5 Meter entfernt von Thriller-Bücher auf, aber eines muss man dir lassen, du machst mich so gut wie mit all deinen Rezensionen neugierig! =)) Es sind wirklich ein paar interessante Themen aufgegriffen, aber mit Fantasy rechnet glaube ich niemand wirklich nachdem man das Cover und den Klappentext gesehen hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies überraschend kam. Die Protagonistin hört sich aber mit ihrer Bücherliebe sehr sympathisch an und auch die Zitate sind wirklich klasse gewählt!
Ich werde mir dieses Buch auf jeden Fall mal merken. =)
Liebe Grüße
Leni =)
Huhu Leni,
Löschender Autor ist von Beruf Lehrer, er interessiert sich für Psychologie, in seiner Freizeit beschäftigt er sich sehr intensiv mit dem Thema schreiben. All das merkt man.
Gerade die Hauptcharakterin ist sehr vielschichtig und hat auch Ecken und Kanten. Sowas mag ich immer sehr.
Mit dem Handlungsstrang hat mit Marcus auch sehr überrascht.
Ganz liebe Grüße Tanja
Hey Tanja,
AntwortenLöschenvon dem Buch habe ich bisher noch gar nichts gehört.
Das Cover sieht richtig toll aus und der Klappentext hört sich auch gut an.
Richtig spannend, mal sehen ob ich es auch lesen werde. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das Buch etwas für mich ist.
Liebe Grüße,
Lena
Huhu Lena,
Löschenlangweilig wird das Buch auf keiner Seite. Allerdings muss man halt flexibel sein, was die übersinnlichen Elemente angeht.
Ich kann deinen Geschmack da noch nicht so ganz einschätzen und mag jetzt nicht sagen, ob ich denke, dass das Buch was für dich ist oder nicht. Mir persönlich hat es Spaß gemacht.
Unbedingt empfehlen kann ich dir aber auf alle Fälle die Internetseite des Autors: https://marcusjohanus.wordpress.com/
Dort kann man soviel Interessantes kurz und knackig über das Schreiben lesen.
Und natürlich auch seinen Podcast: http://www.dieschreibdilettanten.de/
Locker und lässig präsentiert Marcus Johanus mit seinem Kollegen Axel Hollmann Tricks & Tipps zum Schreiben.
Ich habe dort soviel gelernt :o)
Ganz liebe Grüße Tanja