Freitag, 4. Dezember 2015

Durchgelesen

Rezension Die Welt ist kein Ozean von Alexa Hennig von Lange


Verlag: cbt
Seitenzahl: 352 Seiten
Format: Ebook
Preis: 11,99 Euro (Paperback, Klappenbroschur: 14,99 Euro)
ISBN: 978-3-570-16296-5
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren








Inhalt:

Franzi hat große Pläne: Sie möchte mit der Evolutionsetüde von Frédéric Chopin ihr Vorspiel auf dem Klavier vor einer großen Jury bestreiten. Sollte sie reüssieren, würde sie eine Zusage für ein Auslandsjahr in Australien erhalten. Ihr nächstes Praktikum möchte das Mädchen in einer psychiatrischen Klinik absolvieren. Ein Wunsch, der mit einer positiven Grundeinstellung leicht gefasst ist.
Doch als Franzi ihre ersten Tage an der Klinik absolviert, merkt sie bald, dass es mehr braucht, als Empathie und ein „dickes Fell“. Schon bald beginnt Franzi sich und die Welt zu hinterfragen. Ist ihr Vorsatz, die Menschen mit ihrer Lebensfreude zu inspirieren, vielleicht doch etwas zu naiv gewesen?
Bereits am ersten Tag lernt Franzi viele interessante Menschen kennen, die an ihrem Leben zerbrochen sind. So auch den Jungen Tucker, der jeden Tag im Schwimmbad seine Bahnen zieht, der nicht spricht und an den keiner heranzukommen scheint. Doch irgendwas scheint die beiden Jugendlichen miteinander zu verbinden, denn plötzlich erscheint Tucker das erste Mal im Töpferkurs. Er steht plötzlich ganz still vor der Scheibe des Gymnastiksaals und beobachtet Franzi, wie sie dort auf ihrer Matte der Meditation beiwohnt. Ganz langsam nähern sich die beiden einander an. Doch während Tucker lernen muss, sich der Welt wieder zu öffnen, muss Franzi einsehen, dass das Leben voller Hürden ist.


Wichtigste Charaktere:

Franzi ist sehr behütet aufgewachsen. Ihre Mutter sorgt sich sehr um ihr Wohlergehen. Doch gerade das ist es, was Franzi dazu bringt, ausbrechen zu wollen. Sie möchte Abenteuer erleben, möchte sich ins Chaos stürzen anstatt davor zu flüchten. Franzi ist ein Mädchen voller Mitgefühl und Empathie.

Nellis Vater ist vor einigen Jahren mit einer jüngeren Frau abgehauen. Dieses Ereignis hat dazu geführt, dass das Mädchen in schwierigen Situationen abblockt. Sie hat starke Verlustängste und möchte der Außenwelt ihre Zerbrechlichkeit nicht zeigen. Nelli ist die beste Freundin von Franzi.

Tucker hat in seiner Kindheit ein schweres Trauma erlitten. Seitdem spricht er nicht mehr. Jeden Tag schwimmt er seine Bahnen im Schwimmbad der psychiatrischen Klinik. Erst als die neue Praktikantin dort auftaucht, beginnt er sich ein wenig zu öffnen.



Schreibstil:

Mit lockerleichten Worten bestreitet die Autorin eine schwere Thematik. Immer wieder weist sie darauf hin, wie zerbrechlich doch das Leben ist, wie eine Entscheidung dafür sorgen kann, dass sich plötzlich alles ändert.

Mit Franzi hat Alexa Hennig von Lange eine Hauptcharakterin geschaffen, die durch ihre positive und stellenweise noch sehr naive Weltsicht einen Lichtblick in die düstere Welt wirft. Fast bekommt man als Leser das Gefühl, dass alles doch ganz einfach ist. Dass man mit Mitgefühl und einer positiven Grundeinstellung eine Lösung auf alle Probleme finden kann - wäre da nicht die regelmäßige kritische Selbstreflexion der Protagonistin.
Somit schafft die Autorin letztlich einen perfekten Jugendroman, der nicht zu ernst, nicht zu pessimistisch ist, sondern ein hervorragender Text, der, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, menschliche Beziehungen zerlegt.

Neben der Zerbrechlichkeit der Seele werden hier auch Themen, die für jugendliche Leser wichtig sind, angesprochen. Nelli hat sich, wie viele Erwachsene, eine harte Schale zugelegt. Gefühle werden von ihr unterdrückt. Sie handelt stellenweise sehr oberflächlich. Hübsche Kleidung, Jungs eine gute Karriere sind für sie wichtig. Die Dringlichkeit des ersten sexuellen Erlebnisses wird angesprochen. Egal mit wem, egal wie, Hauptsache man passt sich den Anforderungen der Gesellschaft an; man wirkt erfahren. Franzi bildet hier einen willkommenen Gegenpol. Zwar erkennt sie, was von ihr verlangt wird, um dazuzugehören, dennoch weigert sie sich mit der Masse zu schwimmen.

Die Charaktere in diesem Roman wirken durchweg positiv. Das liegt in erster Linie daran, dass es der Autorin gelingt, die Beweggründe jedes einzelnen zu hinterfragen und darzulegen.

Die Liebesgeschichte, die sich zwischen Franzi und Tucker anbahnt, schafft es zu berühren. Das Rezept hierfür liegt vermutlich in der schweigsamen und distanzierten Art von Tucker und natürlich auch an Franzi, die sich darauf einlässt. Lediglich mit Blicken und Gesten wird hier eine zaghafte erste Bindung geknüpft.



Fazit:

Die Welt ist kein Ozean schafft es in einem locker leichten Ton die Zerbrechlichkeit des Lebens zu thematisieren. Der Roman baut eine Brücke zwischen den augenscheinlich „normalen“ Menschen dieser Welt und denen, die am Schicksal zerbrochen sind.

Die Liebesgeschichte wirkt gerade dadurch so berührend, weil zwei Menschen einen Weg zueinander finden, indem sie eben nicht Worte, sondern Gesten nutzen, um zueinander zu finden.

Dieser Roman motiviert dazu, einen Blick hinter die Fassade auf die Biografie seiner Mitmenschen zu werfen. Anderen eine Chance zu geben und zuzulassen, dass sich etwas ändert.

Absolute Leseempfehlung!



Buchzitate:

Ich befinde mich wirklich im zerklüfteten Grand Canyon des Lebens. Überall schwindelerregende Abgründe.

Meine Mutter will das Unglück verhindern, weil sie Angst davor hat. Ich will daran reifen.

Aber manchmal haben wir einfach nicht das passende Mittel zur Verfügung, die Qual unserer Patienten zu durchdringen, um ihre darin versunkenen Herzen zu berühren. Egal, wie sehr wir uns bemühen.

Lass die Dinge passieren, die passieren wollen. Du machst sonst nur einen unnötigen Umweg. Sie werden sowieso früher oder später passieren.

Ich humpele den Gang hinunter, wie jemand, der nach langer Zeit heimkehrt und nicht mehr derselbe ist.

Ich umklammere meine Lilifee-Rolle … Weil es im Leben Situationen gibt, in denen man dringend etwas Altes aus der Vergangenheit braucht, an dem man sich festhalten kann, wenn einem vor lauter Veränderung schwindelig wird.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


3 Kommentare:

  1. Huhu Tanja,

    das Buch klingst so schön, deine Rezension IST so schön und mich hast du jetzt restlos neugierig gemacht. Ich setze mir dieses Buch sofort auf die Wunschliste!! Das Thema klingt total berührend und hinter die Fassade schauend, dass klingt einfach total verlockend. Vor allem diese Zitate!! So viele wundervolle Zitate! *-* Ich bin gerade total begeistert von deiner Rezension. =))

    Ganz liebe Grüße
    Leni ♥

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    1. Oh danke Leni, du zauberst mir gerade ein Lächeln auf das Gesicht. Ich glaube du hast in der Rezension genau das gelesen, was ich vermitteln wollte. Ich habe dieses Buch wirklich geliebt.
      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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    2. Sehr gerne Tanja!! Die Rezension ist wirklich schön und vermittelt hat sie viel. Auf jeden Fall genug, dass ich dieses Buch unbedingt lesen will. =))

      Ganz liebe Grüße
      Leni =)

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