Lesung mit Markus Heitz am 02.04.2016
auf den „Namenlosen Tagen“ in Syke
Wie bereits im Jahresrückblick 2015
verkündet, lautete einer meiner Vorsätze in diesem Jahr nicht nur
noch öfter auf Lesungen zu gehen, sondern auch mehr darüber zu
berichten. Heute soll also einer meiner ersten Berichte zum Thema auf
meinem Blog erscheinen.
Wie gelangte ich dorthin und wo fand
es überhaupt statt?
Vor einigen Wochen war ich auf einem
Ausflug in der idyllischen Kleinstadt Bassum unterwegs. Dort prangte
in der örtlichen Kreissparkasse ein Plakat über eine Lesung des
namhaften Autoren Markus Heitz. Mein bereits erwecktes Interesse
flammte umso mehr auf, als ich las, dass es Markus in das Städtchen
Syke (ausgesprochen Sieke – darauf legen die Bewohner sehr viel
Wert ;o)) zu einem Rollenspielertreffen verschlagen hatte. Wer mich
kennt, weiß, dass ich in der Jugend eine begeisterte „Das Schwarze
Auge“-Spielerin war. Die „Namenlosen Tage“ reizten mich aus
nostalgischen Gründen sehr.
Das Jugendzentrum bestehend aus vielen
kleinen Räumen war also überfüllt von schwarzgewandeten
Fantasyfreunden, die sich zu Pen & Paper- und Tradingcardspielen
zusammengefunden hatten. Bereits an der Haustür empfing uns ein
großer qualmender Grill mit leckeren Wurst- und Fleischwaren, der
den Hunger der Besucher stillen sollte.
Wie war das Ambiente/die Stimmung?
Es herrschte auf dem Treffen eine sehr
entspannte Stimmung. Der Autor unterhielt sich mit dem
Organisationsteam bereits am Eingang und wurde nicht von einer Schar
Fans umringt.
In dem wohl größten Raum des
Jugendzentrums gab es einen Tresen mit Getränken und einen mit
Brettspielen. Dort konnte man auch zwei Werke des Autoren erwerben.
Zum Einen den ersten Band von Aera und den dritten Band der
Drachensaga „Drachengift“ (den man im Übrigen laut Verkäuferin
und Autor gut unabhängig von den Vorbänden lesen kann).
Um halb fünf schritt der Autor an dem
mit klassischen weißen Gartenstühlen ausgestatteten
Zuschauerbereich vorbei und zeigte seine nahbare Art, indem er sich
mit dem sich ständig vom Leseplatz weg schwingendem Mikrophon
amüsierte.
Schließlich nahm er gemächlich auf
seinem Lesesessel platz, machte ein wenig Werbung für den Tee in
seiner Hand und verkündete dann, dass er trotz Erkältung oder
vielleicht gerade deswegen erschienen wäre. Interessiert stellte er
fest, dass diese kratzige Stimme die Lesung nur noch atmosphärischer
gestalten würde.
Wie viele Zuschauer waren da?
Geschätzt befanden sich etwa 80
Zuschauer in dem Saal.
Wie lief es ab?
Markus Heitz begann mit einer kurzen
Vorstellung seiner Person. Er berichtete, dass er bereits seit 2004
Geschichten schreiben würde. Außerdem blickt er auf sechzehn Jahre
Rollenspielerfahrung zurück. Markus erstes Rollenspiel war „Das
schwarze Auge“. Danach folgten alle denkbaren anderen Systeme.
Nach einigen Fakten zu seinem
beruflichen Werdegang, kam Markus auf die Bücher zu sprechen, die er
heute vorstellen würde. Er erwähnte beiläufig, dass er schreiben
könne, was er wolle, an den Erfolg der Zwerge käme einfach kein
Werk heran.
Dennoch ließ sich der Autor nicht auf
Fan- und Verlagswünsche ein, nun schon die hundertste Fortsetzung
dieser Reihe zu verfassen. Stattdessen zieht es ihn zu neuen Ideen.
Markus begann also mit einem kurzen
Einblick in das erste Buch, was er an diesem Abend vorstellen würde:
Aera.
So antwortete er auf die nicht
gestellte Frage, warum der Titel Ära lauten würde. Eines Tages
blickte Markus Heitz auf ein Transformer Plakat, welches mit den
Worten Ära das Untergangs beworben wurde. Aus der Distanz waren die
Ä-Pünktchen kaum zu erkennen. Markus beschloss schnell für sich,
dass sein Roman nicht wie der Name eines Vogels lauten sollte und
entschied sich für die sichere Variante Aera mit Ae.
In Aera wollte der Autor eine Welt
schaffen, welche nicht Anleihen an bereits unzählige Male
aufgerührte Untergangsszenarien nehmen würde. Die Idee in dieser
Geschichte sollte sein, dass alle Götter der Welt, bis auf der
Christengott, Allah und Jahwe, auf die Erde zurückgekehrt waren.
Der passende Protagonist war schnell
gefunden: Malleus Bourreau, ein Atheist, der seine Erklärungen warum
es keine Götter gibt jedes Mal neu erfindet. Mögliche Erklärungen:
a) Die Götter sind Aliens, b) es läuft ein Regierungsprojekt, c) er
befindet sich im Koma und sein Gehirn hat gerade echt Spaß …
Malleus hat in diesem Buch zehn Fälle
zu lösen. Verfolgt und unterstützt wird er hierbei von einem Serienkiller, dessen Blick auf die Geschichte eine zweite Perspektive bildet.
Und genau solch eine Stelle las Markus
Heitz dann auch vor. Hier konnte man sich als Zuhörer einen guten
ersten Einblick in Charaktere und Handlung machen. Natürlich endete
der Autor an einer Stelle, die neugierig machte und aus
Spoilergründen nicht weiter vorgelesen werden könne. Aber dafür
könne man sich ja das Buch kaufen …, betonte der Autor
augenzwinkernd.
Die zweite vorgelesene Stelle wurde
wieder mit einer kurzen Zusammenfassung des Autors eingeleitet. Diese
Textstelle zeigte den Protagonisten direkt am Fundort der Leiche des
vermeintlichen Papstsohnes auf dessen Stirn sehr hübsch eine 666
aufgemalt wurde. Malleus hörte eben noch ein Rascheln und dann war
schon die Leiche weg. Die Zuhörer konnten nun erfahren, wie der
Protagonist den Leichendieb stellte. Auch diese Stelle endete mit
einem Cliffhanger und dem dezenten Hinweis des Autors, dass der Kauf
des Buches gewiss alle Geheimnisse lösen würde.
Nach dieser halbstündigen Vorstellung
nebst Lesung aus Aera durften sich die Zuschauer noch auf einen
Einblick in Drachengift freuen.
Auch hier berichtete Markus Heitz kurz
etwas zur Entstehungsgeschichte. In seinem Germanistikstudium schrieb
der Autor an einem Vergleich des grimmschen Drachen mit dem der
russischen Saga. Schnell stellte Markus fest, dass die grimmsche
Erzählung sehr heroisch anmutete. Eine Jungfrau die gerettet werden
sollte – wie langweilig. Die russische Geschichte hingegen hatte
mehr Esprit. Hier trafen sich Drache und Ritter noch auf einen
Umtrunk vor der Schlacht, schlossen Frieden bis zum nächsten Morgen.
Dort konnte man dann immer noch in den Krieg ziehen. Der Drache hier
war wesentlich schlauer. Mit dem Wein im Blut war der Ritter am
nächsten Morgen noch trunken und eine leichte Beute. Zugleich war er
durch den Alkohol nun eine vorzüglich marinierte Fleischspeise.
Markus Heitz berichtete über alte
Filme, die er mit Drachen gesehen hatte. Herrschaft des Feuers hätte
durchaus einen guten Ansatz. In den Zwanzigern gab es hingegen ein
paar gute Klassiker. Hieran orientierte sich der Autor. Es sollte
Luftschiffe in seinem Buch geben, jedoch besser welche, die mit
Helium und nicht mit Wasserstoff (Gefahr durch die Drachen) betrieben
wurden. Die Russische Revolution und die Nazis eliminierte Heitz aus
der Geschichte – zu kompliziert für den Lauf der Handlung.
Ein kleiner Ausflug in Heitz
Recherchearbeit als Autor folgte, bevor er dann mit einer weiteren
Lesung begann. Hier durfte man der Protagonistin – einer
Drachenjägerin – dabei zuschauen, wie sie im Olympiastadium einer
Vorstellung beiwohnte, die die neuesten Mittel zur Drachenbekämpfung
vorstellte. Spannende Rauchbomben verkündeten in Kinderhänden
Unheil und … wie sollte es anders sein … auch diese Szene endete
mit einem spannenden Ende.
Mit der letzten Szene seiner Vorlesung
führte der Autor die Zuhörer in eine Krypta, in der die Heldin
Ulrike eine Drachensäule erkundete und von Touristen dabei gestört
wurde eine spannende Entdeckung zu machen. Die Säule hatte einen
Schlitz und vermutlich einen Hohlraum dahinter ...
Nach dieser sehr interessanten und vor
allem amüsanten Vorlesung eröffnete der Autor eine Fragerunde.
Die Zuhörer erfuhren, dass Markus
Heitz selbst nicht so gerne Fantasy liest, weil er Angst hat, dass er
Ideen aus anderen Büchern kopieren könnte. Lieber greift er zum
Beispiel zu Torsten Sträter.
Wir erfuhren, dass M. Heitz bereits bis
2018 Bücher plant. Sein nächstes Buch „Wedora“ steht bereits
in den Startlöchern.
Eine immer wieder gern gestellte Frage,
fiel auch dieses Mal: „Wie sieht es mit der Verfilmung von „Die
Zwerge“ aus?“ Markus antwortete, dass die Verfilmung bereits zum
zweiten Mal geplant und erneut verworfen wurde. Es bleibt spannend,
ob und was sich daraus noch entwickeln wird. Was aber feststeht ist,
dass es demnächst ein Computerspiel zum Roman geben wird. Die
Produktion läuft über die Firma King Art.
Der Autor und seine Ausstrahlung:
Markus Heitz wirkte auf mich sehr
natürlich und publikumsnah. Sein lockeres Auftreten und die
humorvolle Art haben dem Publikum laute Lacher entlockt. Auch in der
anschließenden Frage-Antwortrunde sowie in der Signierstunde nahm er
sich Zeit für seine Leser und ließ sich auf lockere Gespräche ein.
Nicht ohne den ein oder anderen Scherz einfließen zu lassen –
versteht sich.
Gab es auch eine Signierstunde?
Die gab es. Der Autor war offen für
Textwünsche und weitere Fragen, die sich der ein oder andere
vielleicht nicht getraut hatte in der Fragestunde zu äußern.
Wie gefiel es mir und würde ich es
wieder machen?
Allein das entspannte Ambiente auf den
Namenlosen Tagen gefiel mir sehr. Keiner hat gedrängelt, es gab
keine Hektik, der Autor wurde nicht belagert.
Der Autor war trotz Erkältung ständig
zu Späßen aufgelegt und ging auf seine Fans mit seinem natürlichen
Charme ein.
Diese Lesung hat mir sehr gefallen und
ich würde das Event jederzeit wieder gerne aufsuchen. Auch eine
Lesung von Markus Heitz kann ich vollumfänglich weiterempfehlen.
Wie ist es mit euch?
Wart ihr schon mal auf einer Lesung? Welche hat euch besonders
gefallen und warum?
Auch würde mich
interessieren, wie euch mein erster Artikel zu einer Lesung gefallen
hat.
Hat euch der Artikel
überhaupt gefallen oder eher nicht so? Wenn ja, wie gefiel euch die
Aufgliederung? Fehlten euch Informationen in dem Bericht oder war er
euch vielleicht sogar zu detailliert?
Ich danke euch schon
jetzt für euer Feedback :o)
Oh wow, was für ein interessanter und informativer Bericht! Du schreibst sehr lesenswert! Dankeschön für so ein Herzblut-Bericht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
Löschenvielen Dank für deinen Kommentar. Ich war mir sehr unsicher, wie der Artikel bei den Lesern ankommt. Ich habe überlegt, wie ich ihn so aufgliedern kann, dass man ihn leicht und gerne lesen mag und habe mich daher für die Überschriften entschieden. Umso mehr freue ich mich jetzt, dass er dir gefallen hat und dass du auch Informationen für dich daraus gezogen hast.
Vielenvielen Dank für dein Feedback :o)
Liebe Grüße Tanja
Huhu Tanja,
AntwortenLöschenich bin ja ein wenig neidisch! ;)
Hier in der Umgebung gibt es so wenig Lesungen... Ich würde auch gerne mal zu einer gehen. Und dann noch zu Markus Heitz. <3
Ganz liebe Grüße
Steffi
Huhu Steffi,
Löschenich bin auch nur durch Zufall über das Plakat gestolpert. Syke ist wirklich keine große Stadt. Die Namenlosen Tage sind auch kein Riesenevent.
Rollenspieltreffen hat mich ja sowieso schon mal gereizt und dann auch noch mit Markus Heitz. Das war irgendwie sehr familiär und total entspannt dort.
Und Markus Heitz hat mich mit seiner offenen und humorvollen Art auch sehr von sich überzeugen können.
Du wohnst doch auch einigermaßen "nah" bei Hamburg. Dort kann ich dir die Lesungen in der Speicherstadt empfehlen (Schwarze Hafennächte). Die sind zwar unter der Woche, aber dort erscheinen dann teilweise namhafte Krimiautoren und das Ambiente ist einfach klasse :o) Sollte man aber auf jeden Fall vorreservieren, damit man nicht umsonst anreist.
Ganz liebe Grüße Tanja