Rezension zu Wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben von Henrik Lange
Seitenzahl: 160
Format: Klappbroschur
Preis: 12,99 Euro
ISBN: 978-3-442-15892-8
Übersetzer: Lena Flegler
durchgehend s/w illustriert
Inhalt:
Eigentlich sagt der Titel des Romans
schon alles: Henrik Lange erklärt in seinem Buch mit mehr
Zeichnungen als Text „wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts
schreiben“ und wie der Hauptcharakter eines Schwedenkrimis
aussehen sollte, welchen weiteren Charakteren er im Laufe der
Geschichte begegnen sollte. Wie man den Plot aufbaut, wie man den
Krimi enden lässt, damit es ein Bestseller wird; welche
Werbemaßnahmen man dezent in das Buch einbauen kann, wie man
genügend Füllstoff kreiert. Der Autor findet auf alle Fragen eine
klischeebeladene und humorvolle Antwort.
Schreibstil:
Vorweg: Dieses Buch ist kein Ratgeber
im eigentlichen Sinne. Vielmehr zeigt der Autor die Klischees des
klassischen Schwedenkrimis auf. Humorvoll stellt er die notwendigen
Charaktere wie die ständig zynische und verbitterte
Rechtsmedizinerin, die alte Dame, die im Wesentlichen nur den Zweck
verfolgt, im Weg rumzustehen sowie den nervigen Vorgesetzten, der dem
Helden eher Steine in den Weg legt, als ihm wirklich zu helfen,
anhand eines Beispielplots vor.
Ist es nicht immer so, dass die
Exfreundin im falschen Moment anruft, irgendeine Hütte heimelig
beleuchtet am Rande erwähnt wird, der Kaffeeautomat ständig kaputt
und der Held einerseits total der Versager, andererseits aber der
Einzige ist, dem man die Lösung des Falls zutraut?
Mit
einem einfachen schwedischen Vornamen ausgestattet, möglichst
heruntergekommen im Aussehen und Lebensstil, mit einer kleinen Narbe
an der Schulter, deren Geschichte man in weiteren Romanen als
Nebenplot vermarkten kann, einer Tochter, mit der er eher schlecht
als recht klarkommt, ungesunder Ernährung und ständig verkatert,
entspricht der Charakter schon den archetypischen
Merkmalen des typischen Schwedenkrimiklischees.
Wie erhält man den nötigen Füllstoff
für die Handlung? Henrik Lange sorgt in seinem Ratgeber auch dafür,
dass der Autor nicht nur schnell seinen Mordfall präsentiert und mit
überraschenden Wendungen füllt, auch gibt er Empfehlungen, welche
Nebensächlichkeiten man in seinen Roman einfließen lassen sollte.
Ganz nebenbei erklärt er die Vorzüge, die sich dadurch für den
Autor ergeben. Er rät: Bauen Sie ruhig beiläufig ihre
Hobbys/Leidenschaften mit in die Geschichte ein. Bauen Sie zum
Beispiel eine im Hintergrund laufende Radiosendung über vegetarische
Ernährung oder die Nachbarin ein, die den heruntergekommenen Helden
mit dem Resultaten ihrer grandiosen Backrezepte versorgt. Diese
Erwähnungen schaffen einen perfekten Einstieg für nachfolgende
Werke wie zum Beispiel Kochbücher.
Auch eine ausgiebig beschriebene
Landschaftsszene bietet so ihre Vorteile: Einerseits schafft man ein
wenig Füllstoff für den Roman, andererseits kann man dem Leser an
diesen Szenen zeigen, dass man wirklich gut schreiben kann. Auch
Produktplacement kann nie schaden. Die beiläufige Erwähnung einer
Auto- oder Handymarke sorgt gegebenenfalls später für nette
Werbegeschenke der angesprochenen Firma!?
Neben Tipps zum Schreiben des Krimis,
Füllstoff für die Handlung und Werbestrategien, erhält der Leser
auch einen Ratschlag, welche Personen man unbedingt in der Danksagung
erwähnen sollte. Als kleines Special für Schwedenkrimikenner werden
namhafte Schwedenkrimis mit vier Comicfeldern im Schnelldurchlauf
vorgestellt.
Wie man sieht: Dieses Buch bietet
einerseits ein paar interessante Tipps, andererseits nimmt es sich
selbst auch nicht allzu ernst.
Zeichenstil:
Henrik Lange füllt sein Buch mit
Zeichnungen im ähnlichen Stil, wie denen, die man auf dem Titelbild
bereits erkennen kann. Mit dunklen Schraffierungen versehen, wirken
Szenen und Charaktere ein wenig verrucht, die Aura schmuddelig und
düster.
Auf einer Seite findet man im Schnitt
die Überschrift und einen kurzen Text, der den Leser ins Bild setzt,
worum es hier geht. Eine humorvolle, leicht zynische Zeichnung
schafft visuelle Anreize. Hier sieht man nicht selten einen der
Charaktere mit einer Sprechblase versehen. Einige Pfeile weisen auf
die verschiedenen Details der Zeichnung hin und bieten mit einer
Randbemerkung „wertvolle“ Tipps für den angehenden Autor.
Fazit:
Wie
Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben wirft erfrischende
und geistreiche
Blicke auf das Phänomen Schwedenkrimi.
Es bietet geneigten Lesern eine humorvolle Einführung in die
Klischees des Schwedenkrimis.
Mit
zynischen Zeichnungen und Randbemerkungen hilft Henrik Lange dem
Leser vielleicht nicht die Erfolgsleiter
in geradezu atemberaubendem Tempo zu erklimmen, informativ,
inspirierend und sehr unterhaltsam
ist es aber allemal.
Eines ist gewiss: Nach dem Lesen dieses Comicratgebers kehrt man mit
der ein oder anderen Lachträne im Augenwinkel und hochmotiviert, was
das Schreiben eines Schwedenkrimis angeht, in den Alltag zurück.
Buchzitate:
Vielleicht wollen Sie ja
eigentlich viel lieber ein Sachbuch über die Klöppeltradition im
mittelalterlichen Skövde schreiben? Aber würde das irgendwer lesen?
Nein. Trotzdem kann es funktionieren – bauen Sie es einfach in eine
Krimihandlung ein.
Kurzgefasst:
Zeichnungen:
Humor/Unterhaltung:
Charaktere:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars
Huhu Tanja,
AntwortenLöschenoh, das Cover ist mir schon ein paar Mal aufgefallen und das klingt ja mal richtig lustig. Ich habe heute mal ein wenig Zeit zum Stöbern und irgendwie tut das meiner Wunschliste gar nicht gut. ;)
Liebe Grüße
Silke
Hallo Silke,
Löschenich kann dir dieses Buch zu 100 Prozent weiterempfehlen. Kürzlich habe ich es auch auf einer örtlichen Veranstaltung vorgestellt. Es kam sehr gut an und hat für einige Lacher gesorgt.
Ganz liebe Grüße Tanja :o)
Amüsant und auch ein bisschen lehrreich klingt dieser "Ratgeber". Ich selbst habe mit den Schwedenkrimis bisher recht wenig anfangen können (Ausnahme Arnaldur Indrdasson - aber der ist ja auch Isländer). Dieses Rezi macht aber irgendwie schon Bock, zum nächsten zu greifen und den Klischees nachzuspüren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Lina
(ich fange heute mit "deinem" Buch an ;-). Bin schon gespannt auf den Duft von Büchern und Kaffee)
Huhu Lina,
Löschenich habe bislang auch nur einen (?) Schwedenkrimi gelesen und den ein oder anderen Film gesehen. Auch für Leser, die in diesem Genre nicht beheimatet sind, macht dieser Ratgeber sehr viel Spaß.
Auf einer Plattform habe ich mir die ein oder andere Rezension durchgelesen. Ein Leser war sehr enttäuscht, weil er sich einen Ratgeber erhofft hat. Ich denke man sollte eher mit der Einstellung rangehen, dass man eine Menge Spaß mit dem Buch haben wird.
Ich habe viel gelacht. Auch wird ein sehr simpler Plot vorgeführt. Aber immer mit zynischen und nicht ganz so ernst gemeinten Ratschlägen.
Ganz liebe Grüße Tanja :o)
Ich glaube nicht dass dieses Buch etwas für mich ist, aber deine Rezi ist klssse 😉.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
Löschenvielen Dank für deine lieben Worte. Ich kann deinen Buchgeschmack nicht so einschätzen. Es ist kein Buch, was sich ernst nimmt. Ich habe damals das Cover gesehen und wusste gleich, dass das was für mich ist. Im gleichen Stil wird auch der Rest des "Ratgebers" geführt.
Ganz liebe Grüße Tanja
Liebe Tanja,
AntwortenLöschenich hab schon verstanden, dass sich dieses Buch selbst nicht sehr ernst nimmt. Genau deshalb ist es weniger etwas für mich, da ich ganz ganz selten Bücher zum schmunzeln lese. Komisch eigentlich, denn ich lache sehr gern ;/).
Liebe Grüße
Nisnis