Mittwoch, 9. November 2016

Durchgelesen

Rezension zu Wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben von Henrik Lange


Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 160
Format: Klappbroschur
Preis: 12,99 Euro
ISBN: 978-3-442-15892-8
Übersetzer: Lena Flegler
durchgehend s/w illustriert









Inhalt:

Eigentlich sagt der Titel des Romans schon alles: Henrik Lange erklärt in seinem Buch mit mehr Zeichnungen als Text „wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben“ und wie der Hauptcharakter eines Schwedenkrimis aussehen sollte, welchen weiteren Charakteren er im Laufe der Geschichte begegnen sollte. Wie man den Plot aufbaut, wie man den Krimi enden lässt, damit es ein Bestseller wird; welche Werbemaßnahmen man dezent in das Buch einbauen kann, wie man genügend Füllstoff kreiert. Der Autor findet auf alle Fragen eine klischeebeladene und humorvolle Antwort.



Schreibstil:

Vorweg: Dieses Buch ist kein Ratgeber im eigentlichen Sinne. Vielmehr zeigt der Autor die Klischees des klassischen Schwedenkrimis auf. Humorvoll stellt er die notwendigen Charaktere wie die ständig zynische und verbitterte Rechtsmedizinerin, die alte Dame, die im Wesentlichen nur den Zweck verfolgt, im Weg rumzustehen sowie den nervigen Vorgesetzten, der dem Helden eher Steine in den Weg legt, als ihm wirklich zu helfen, anhand eines Beispielplots vor.

Ist es nicht immer so, dass die Exfreundin im falschen Moment anruft, irgendeine Hütte heimelig beleuchtet am Rande erwähnt wird, der Kaffeeautomat ständig kaputt und der Held einerseits total der Versager, andererseits aber der Einzige ist, dem man die Lösung des Falls zutraut?

Mit einem einfachen schwedischen Vornamen ausgestattet, möglichst heruntergekommen im Aussehen und Lebensstil, mit einer kleinen Narbe an der Schulter, deren Geschichte man in weiteren Romanen als Nebenplot vermarkten kann, einer Tochter, mit der er eher schlecht als recht klarkommt, ungesunder Ernährung und ständig verkatert, entspricht der Charakter schon den archetypischen Merkmalen des typischen Schwedenkrimiklischees.

Wie erhält man den nötigen Füllstoff für die Handlung? Henrik Lange sorgt in seinem Ratgeber auch dafür, dass der Autor nicht nur schnell seinen Mordfall präsentiert und mit überraschenden Wendungen füllt, auch gibt er Empfehlungen, welche Nebensächlichkeiten man in seinen Roman einfließen lassen sollte. Ganz nebenbei erklärt er die Vorzüge, die sich dadurch für den Autor ergeben. Er rät: Bauen Sie ruhig beiläufig ihre Hobbys/Leidenschaften mit in die Geschichte ein. Bauen Sie zum Beispiel eine im Hintergrund laufende Radiosendung über vegetarische Ernährung oder die Nachbarin ein, die den heruntergekommenen Helden mit dem Resultaten ihrer grandiosen Backrezepte versorgt. Diese Erwähnungen schaffen einen perfekten Einstieg für nachfolgende Werke wie zum Beispiel Kochbücher.
Auch eine ausgiebig beschriebene Landschaftsszene bietet so ihre Vorteile: Einerseits schafft man ein wenig Füllstoff für den Roman, andererseits kann man dem Leser an diesen Szenen zeigen, dass man wirklich gut schreiben kann. Auch Produktplacement kann nie schaden. Die beiläufige Erwähnung einer Auto- oder Handymarke sorgt gegebenenfalls später für nette Werbegeschenke der angesprochenen Firma!?

Neben Tipps zum Schreiben des Krimis, Füllstoff für die Handlung und Werbestrategien, erhält der Leser auch einen Ratschlag, welche Personen man unbedingt in der Danksagung erwähnen sollte. Als kleines Special für Schwedenkrimikenner werden namhafte Schwedenkrimis mit vier Comicfeldern im Schnelldurchlauf vorgestellt.

Wie man sieht: Dieses Buch bietet einerseits ein paar interessante Tipps, andererseits nimmt es sich selbst auch nicht allzu ernst.



Zeichenstil:

Henrik Lange füllt sein Buch mit Zeichnungen im ähnlichen Stil, wie denen, die man auf dem Titelbild bereits erkennen kann. Mit dunklen Schraffierungen versehen, wirken Szenen und Charaktere ein wenig verrucht, die Aura schmuddelig und düster.

Auf einer Seite findet man im Schnitt die Überschrift und einen kurzen Text, der den Leser ins Bild setzt, worum es hier geht. Eine humorvolle, leicht zynische Zeichnung schafft visuelle Anreize. Hier sieht man nicht selten einen der Charaktere mit einer Sprechblase versehen. Einige Pfeile weisen auf die verschiedenen Details der Zeichnung hin und bieten mit einer Randbemerkung „wertvolle“ Tipps für den angehenden Autor.



Fazit:

Wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben wirft erfrischende und geistreiche Blicke auf das Phänomen Schwedenkrimi. Es bietet geneigten Lesern eine humorvolle Einführung in die Klischees des Schwedenkrimis.
Mit zynischen Zeichnungen und Randbemerkungen hilft Henrik Lange dem Leser vielleicht nicht die Erfolgsleiter in geradezu atemberaubendem Tempo zu erklimmen, informativ, inspirierend und sehr unterhaltsam ist es aber allemal.
Eines ist gewiss: Nach dem Lesen dieses Comicratgebers kehrt man mit der ein oder anderen Lachträne im Augenwinkel und hochmotiviert, was das Schreiben eines Schwedenkrimis angeht, in den Alltag zurück.



Buchzitate:

Vielleicht wollen Sie ja eigentlich viel lieber ein Sachbuch über die Klöppeltradition im mittelalterlichen Skövde schreiben? Aber würde das irgendwer lesen? Nein. Trotzdem kann es funktionieren – bauen Sie es einfach in eine Krimihandlung ein.



Kurzgefasst:

Zeichnungen:






Humor/Unterhaltung:






Charaktere:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket: 






Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars

7 Kommentare:

  1. Huhu Tanja,

    oh, das Cover ist mir schon ein paar Mal aufgefallen und das klingt ja mal richtig lustig. Ich habe heute mal ein wenig Zeit zum Stöbern und irgendwie tut das meiner Wunschliste gar nicht gut. ;)

    Liebe Grüße
    Silke

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    1. Hallo Silke,
      ich kann dir dieses Buch zu 100 Prozent weiterempfehlen. Kürzlich habe ich es auch auf einer örtlichen Veranstaltung vorgestellt. Es kam sehr gut an und hat für einige Lacher gesorgt.
      Ganz liebe Grüße Tanja :o)

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  2. Amüsant und auch ein bisschen lehrreich klingt dieser "Ratgeber". Ich selbst habe mit den Schwedenkrimis bisher recht wenig anfangen können (Ausnahme Arnaldur Indrdasson - aber der ist ja auch Isländer). Dieses Rezi macht aber irgendwie schon Bock, zum nächsten zu greifen und den Klischees nachzuspüren.
    Liebe Grüße,
    Lina
    (ich fange heute mit "deinem" Buch an ;-). Bin schon gespannt auf den Duft von Büchern und Kaffee)

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    1. Huhu Lina,
      ich habe bislang auch nur einen (?) Schwedenkrimi gelesen und den ein oder anderen Film gesehen. Auch für Leser, die in diesem Genre nicht beheimatet sind, macht dieser Ratgeber sehr viel Spaß.
      Auf einer Plattform habe ich mir die ein oder andere Rezension durchgelesen. Ein Leser war sehr enttäuscht, weil er sich einen Ratgeber erhofft hat. Ich denke man sollte eher mit der Einstellung rangehen, dass man eine Menge Spaß mit dem Buch haben wird.
      Ich habe viel gelacht. Auch wird ein sehr simpler Plot vorgeführt. Aber immer mit zynischen und nicht ganz so ernst gemeinten Ratschlägen.

      Ganz liebe Grüße Tanja :o)

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  3. Ich glaube nicht dass dieses Buch etwas für mich ist, aber deine Rezi ist klssse 😉.

    Liebe Grüße

    Nisnis

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    1. Hallo Nisnis,
      vielen Dank für deine lieben Worte. Ich kann deinen Buchgeschmack nicht so einschätzen. Es ist kein Buch, was sich ernst nimmt. Ich habe damals das Cover gesehen und wusste gleich, dass das was für mich ist. Im gleichen Stil wird auch der Rest des "Ratgebers" geführt.

      Ganz liebe Grüße Tanja

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  4. Liebe Tanja,

    ich hab schon verstanden, dass sich dieses Buch selbst nicht sehr ernst nimmt. Genau deshalb ist es weniger etwas für mich, da ich ganz ganz selten Bücher zum schmunzeln lese. Komisch eigentlich, denn ich lache sehr gern ;/).

    Liebe Grüße

    Nisnis

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