Rezension zu Yenaras Smaragd – Eine zweite Erzählung aus Dschanor von Bianca M. Riescher
Verlag: Verlag
ohneOhren
Format: Ebook
Preis: 4,99 Euro
ISBN: 978-3-903006-91-1
Band 2
Inhalt:
Die Kriegerin Lisaan und ihr Geliebter
Komlaar befinden sich mit ihren zwanzig Männern und Frauen auf
Beutezug, als sie auf eine Gruppe Sklavenhändler treffen. Lisaan erhebt bald Anspruch auf deren
Anführer: Sie möchte es sein, die ihn zu Fall bringt. Ein Schusswechsel mit Pfeil und Bogen folgt, der
Sklavenhändler geht zu Boden. Als Lisaan sein Gesichtstuch entfernt
überkommen sie ungewollte Erinnerungen. Sie kennt diesen Mann, doch
woher?
Tareq findet sich bald darauf in
Gefangenschaft wieder. Er weiß, dass Lisaan nur einen winzigen
Moment davon entfernt war ihm den Todesstoß zu versetzen. Trotz
Gefahrenlage macht er sich einen Spaß daraus mit der fremden,
durchaus attraktiven Kriegerin zu flirten. Er fühlt sich zu ihr
hingezogen und etwas an ihr erinnert ihn an die Frau in seinen
Träumen, die ihn seit langer Zeit begleiten.
Welt:
Band 2
der Dschanor-Erzählung spielt im wesentlichen in den Wäldern.
Orientalisch-okzidentale
Interaktion, die man im Vorgänger genossen hat, bleibt hier eher im
Hintergrund. Dennoch gelingt es der Autorin auch das neue Setting
bildhaft
und zugleich voller Bewegung darzustellen. Götter erscheinen den
Charakteren, die kalte und zugleich mystische Landschaft wird so
dargestellt, dass man als Leser bald den Nebel des Sees spüren wird,
der über die Ufer tritt und sich um die Füße schlingt oder sich
in den Netzen eines Baumgeistes verfängt. Man wird den Geruch von
den Wäldern in der Nase haben und die Blätter unter den Füßen
knirschen hören. Dafür wird die Autorin schon Sorge tragen.
Schreibstil:
Bianca Riescher beginnt ihre
Fortsetzung mit einer rasanten und fesselnden Kampfszene. Sie
arbeitet mit direkter und unverschnörkelter Wortwahl. Auf keiner
Seite wirkt ihr Roman kitschig, wohl aber bildgewaltig und glaubhaft.
Bei Yenayas Smaragd handelt es sich um
eine Fortsetzung von Mitternachtsrot – Eine Erzählung aus
Dschanor. Diesen Roman habe ich vor über einem Jahr gelesen. Einige
Erinnerungen aus Band 1 waren somit verblasst. Meine Bedenken waren,
ob ich ohne weiteres an die Geschehnisse aus dem Vorgänger anknüpfen
könnte. Die Bedenken waren unbegründet. Zwar kamen die Erinnerungen
erst nach und nach und über die Länge des Romans hinweg wieder, die
Autorin schafft allerdings eine Erzählung, die auch ohne Details aus
Mitternachtsrot verständlich bleibt.
Zu Anfang des Romans merkt man an der
Kampfszene zwischen der Kriegerin und Priesterin Lisaan und dem
Sklavenhändler Tareq, dass beide sehr geschickt im Umgang mit Pfeil
und Bogen, später aber auch mit anderen Hieb- und Stichwaffen sind.
Lisaan ist ein sehr starker Buchcharakter. Sie lässt sich trotz
ihres Umfelds – Männer, die einen Widerspruch einer Frau nur
bedingt dulden – nicht herumkommandieren. Sie ist es, die Kommandos
gibt und im Bett mit ihrem Liebhaber bestimmt, ob es zur Sache geht
und gegebenenfalls wie.
Gerade diese selbstbewusste und
kämpferische Art imponiert auch dem ein oder anderen Gefährten an
ihrer Seite. Tareq bewundert die Kriegerin für ihre Anmut, ihre
Wendigkeit beim Kampf und ihr störrisches Wesen. Immer wieder
versucht er sie mit einem Flirt für sich zu gewinnen.
Darüber
hinaus bestimmt
noch ein weiteres Motiv den Plot: Eifersucht.
Lisaans Liebhaber, Komlaar, ist von Eifersucht
zerfressen.
Denn auch er liebt Lisaan. Er
entwickelt eine hasserfüllte Eifersucht
auf den Gefangenen. Seine Wut sorgt dafür, dass er handeln muss und
dadurch die Geschichte voranträgt.
Der
Plot an sich ist einfach gestrickt. Nach dem ersten Zusammentreffen
geht es Tareq darum zu seiner Gruppierung zurück zu gelangen. Er
versucht zu fliehen. Lisaan hingegen ist hin- und hergerissen: Soll
sie dem Willen ihres Volkes nachgeben und den Sklavenhändler
hinrichten oder soll sie ihren Gefühlen nachgeben und herausfinden,
warum sie sich so zu ihm hingezogen fühlt? Beide, Tareq und Lisaan,
merken, dass irgendetwas diffuses zwischen ihnen ist. Sie träumen
nicht nur voneinander, sondern auch eine optisch sehr ähnliche
Narbe, die auf eine gemeinsame Vergangenheit hinweist, spricht dafür.
Doch gerade Lisaan ist es, die sich weigert, gemeinsame Erinnerungen
wach zu rufen.
Auf
der Reise, auf die sich der Leser bald mit Lisaan und den anderen
Charakteren begeben wird, flieht ständig irgendwer. Mit jeder der
folgenden Verfolgungsjagden eskaliert
die Geschichte zunehmend. Auch
die Liebesgeschichte lebt von einem ständigen Hin und Her. Hier sehnte ich mich zeitweise nach einer Lösung auf eines der Probleme und
wünschte mir stattdessen ein neues herbei.
Dieser Kritikpunkt ist jedoch der
einzige, den ich gegen diesen Roman vorbringen kann, denn die Autorin
hat ein unglaubliches Talent, was hoffen lässt, dass man schon bald
mehr aus ihrer Feder zu lesen bekommt.
Fazit:
Bianca M. Riescher weiß auch mit
dieser Fortsetzung den Leser an die Seiten zu fesseln. Vielleicht
bleibt der Plot einfach gestrickt, doch die gute Ausarbeitung von
starken Charakteren, die schnörkellose und zugleich bildgewaltige
Sprache geben dem Roman Größe.
Der geneigte Leser findet sich hier in
einer sehr leidenschaftlichen und zugleich dominanten
Liebesgeschichte wieder. Eifersucht und Missgunst treiben die
Spannung voran. Zaghafte Erinnerungen sorgen dafür, dass sich die
Charaktere näher kommen und man als Leser nach und nach an die
Geschehnisse aus Band 1 anknüpfen kann.
Die neue Welt in den Wäldern von
Dschanor mit ihren Mythen, Göttern und Geistern sorgen für eine
neue und sehr interessante, bildgewaltige Fantasiereise.
Eine Empfehlung von mir an Fans der
Reihe und Leser, die eine sehr talentierte Autorin für sich
entdecken wollen.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe:
Charaktere:
Weltenaufbau:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Ich danke dem Verlag recht herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars
Huhu Tanja,
AntwortenLöschenauf deine Rezension zu diesem Buch, war ich richtig neugierig. Es war von der Autorin eigentlich ein sehr guter Schachzug, die Protagonisten an Gedächtnisverlust leiden zu lassen. Durch kurze Erinnerungsfetzen, kann sich dann auch der Leser wieder an Geschehnisse aus Band 1 erinnern. Eigentlich total gut gemacht oder? Ich finde es ein wenig Schade, dass in diesem Band der orientalische Teil etwas mehr in den Hintergrund gerät. Dafür finde ich es irgendwie toll, dass man den Protagonisten dabei zusehen kann, wie sie sich aufs Neue ineinander verlieben. =)) Der Klappentext hört sich richtig gut an und irgendwie möchte ich richtig gerne wissen, wie die Geschichte von Tareq und Lisaan weitergeht. Ich glaube, das Buch muss einfach auch auf meine Wunschliste. Eine sehr schöne Rezension! <3
Ganz liebe Grüße
Leni =)
Huhu Leni,
Löschenich muss hier gerade total Grinsen. Irgendwie kenne ich dich schon recht gut. Dass du etwas traurig bist, dass es hier kaum noch orientalische Elemente gibt, habe ich mir also schon gedacht. ;o)
Ich frage mich, ob die Autorin den Gedächtnisverlust genau aus diesem Grund eingebaut hat. Ich denke das war eher Zufall. Aber im Endeffekt eine sehr gelungene Art, um die Geschehnisse wieder langsam Revue passieren zu lassen. Da hast du vollkommen Recht.
Mir erging es da ganz ähnlich wie dir. Auch ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, zumal der erste Band doch mit einem kleinen Cliffhanger endete. Für mich hat die Erzählung hier einen guten Abschluss gefunden. Auch ich hätte mir zwar das orientalische Setting gewünscht, doch die mythische Aura in den Wäldern war auch sehr interessant. Ein kleiner Trost: Auch Tareq gefiel es in dieser kalten nassen Welt von Lisaan weniger. Er wollte auch wieder zurück in die warme Wüstenregion ;o)
Ganz liebe Grüße
Tanja