Donnerstag, 22. Juni 2017

Durchgelesen: Hier stirbt keiner

Rezension zu Hier stirbt keiner von Lola Renn


Verlag: Fischerverlage
Seitenzahl: 288
Format: Klappbroschur
Preis: 12,99 Euro
ISBN: 978-3-7335-0325-3
Altersempfehlung des Verlages: Ab 12 Jahren
Abgeschlossene Erzählung









Inhalt:

Annikas Bruder Marek zieht nach Amerika. Sie selbst bleibt zurück mit ihren ständig streitenden Eltern, der besten Freundin, die bei Jungs und auch im Leben allgemein viel besser ankommt und mit Chris, Mareks bestem Freund, der demnächst auf die Filmhochschule in München gehen möchte. Annika fühlt sich unsagbar alleine. Die Eltern, der Bruder und auch die Freundin sind jeweils mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Nur Chris nimmt sich Zeit, er versteht sie, wenn beide nur schweigen und plötzlich ist da dieses Gefühl ihn küssen zu wollen.


Schreibstil:

Die Geschichte von Annika spielt in der Hochsommerzeit. Flirrende Hitze, die Sehnsucht nach ein wenig Kühle und eine leichte Trägheit, die sich im Schreibstil wiederspiegelt, erwarten den Leser. Lola Renn arbeitet mit kurzen Sätzen und knappen Dialogen. Oft wird nur mit einem „Mhm“ geantwortet.

Annika selbst befindet sich im Teenageralter. Ihr Bruder Marek, eine bislang sehr enge Bezugsperson, verlässt die Familie und zieht nach Amerika. Dort beginnt er ein neues eigenes Leben und meldet sich nur noch sporadisch via Videochat. Von einem auf den anderen Tag wird Annika mehr oder weniger aus seinem Leben ausgeschlossen. Auch der ständige Streit zwischen den Eltern erreicht eine neue Eskalationsstufe. Das schwierige Alter, aber auch die Situation zu Hause, sorgen dafür, dass Annika oft unzufrieden wirkt. Auch in der Schule erwartet das Mädchen nicht viel Freude. Die Lehrerin geht mit den Jugendlichen eher rücksichtslos um. Sie hat an jedem etwas zu meckern.
Und dann gibt es da noch Annikas beste Freundin Theresa, die im Leben viel mehr Erfolg hat als sie. Bei ihr scheint alles rund zu laufen. Sie ist selbstbewusst, so kann sie sich den Jungen aussuchen, mit dem sie gerne eine Beziehung haben will. Sie zeichnet bewundernswerte Zeichnungen und hat sogar eine eigene Sparte in einer Onlinezeitung bekommen, die sehr gut läuft.

Lediglich Chris, der beste Freund von Annikas Bruder, bietet Annika einen Ruhepol. Bei ihm kann sie einfach sein wie sie ist. Mit ihm ist alles unkompliziert. Er scheint sie zu verstehen, er fragt nicht nach, wenn Annika über eine Situation nicht sprechen möchte, hört ihr jedoch zu, wenn sie ihm von Problemen berichtet. Mit Chris kann Annika „abhängen“ und für einige Zeit das schwierige Leben vergessen.

In Annikas Leben geschieht einiges. Jedoch wirkt es auf den Leser oft alltäglich. Gerade zu Anfang fällt es schwer einen roten Faden zu erkennen und auszumachen, wohin die Geschichte geht. So verfolgt man Annika und ihren Vater bei der Gartenarbeit, liest von der Notenverteilung in der Schule und verbringt einen Abend mit ihr und der besten Freundin. Die Randcharaktere bleiben gerade zu Anfang blass.

Im Laufe der Seiten kristallisiert sich jedoch die ein oder andere Aussage heraus. So gibt es dort zum Beispiel die beste Freundin von Annikas Mutter, die Annikas Gefühle stets mit einem Lächeln und einem Schulterzucken abtut. Annika ist halt ein Teenager. Die sind schwierig und oft nicht zu verstehen. Ist das so? Als Leser weiß man es besser, denn man liest die Geschichte ja aus Annikas Gesichtskreis und hier wird die äußere Handlung zur Innenperspektive.
Auch der ein oder andere kleine Funken an Eifersucht, den Annika verspürt, wenn sie sieht, wie einfach andere Menschen durchs Leben gehen, weil sie sich einfach nehmen, was ihnen beliebt, ist für den Leser durchaus nachvollziehbar.

Lola Renn zeigt mit ihrem Roman auf, wie sich das Leben eines Jugendlichen von einem auf den anderen Tag verändern kann, wenn plötzlich um ihn herum neue Lebensabschnitte begonnen werden. Mit ihrem Schreibstil, allein durch ihre Worte, vermittelt sie eine besondere Stimmung. Trägheit, Wut und Unzufriedenheit, die erste Liebe, Hormone, die verrückt spielen, aber auch die Leichtigkeit der Jugend, die auch mal ungezwungen die Schönheit des Lebens kosten kann, gibt sie in diesem Roman wieder.


Fazit:

Hier stirbt keiner ist eine Geschichte auf die man sich einlassen muss. Ein träger Erzählton, in dem alltägliche Unterhaltungen wiedergegeben werden, durchzieht die Geschichte. Der Roman scheint jedoch nur auf den ersten Blick trivial, es handelt es sich vielmehr um einen Coming-of-Age-Roman, der in vielerlei Hinsicht überrascht.

Über die Seiten hinweg kristallisiert sich die Aussage der Geschichte heraus. Lola Renns Talent besteht besonders darin, auf scheinbar banalem Weg die Abgründe, die sich unterhalb der Oberfläche einer Teenager-Existenz auftun, zu beleuchten.

Annika ist mitten drin: In der Zeit des Erwachsenwerdens. Da, wo man die erste Liebe findet, wo es aber auch heißt von alten Gewohnheiten Abschied zu nehmen und einfach nur nach vorne zu blicken.

Ich empfehle dieses Buch Lesern, die nicht unbedingt eine fesselnde und spannende Geschichte suchen, sondern sich in eine sommerlich heiße Welt katapultieren lassen wollen und zugleich das Gefühl der Jugend mit all ihren Schwierigkeiten und Veränderungen verspüren möchten.



Buchzitate:

„Meine Kleine ist auch so ein Monster“, sagt der Kerl. „Guckt immer nur missbilligend und redet kein Wort.“ „Die Pupertät“, trällert Lisa. „Verdirbt die liebsten Kinder.“ Wie ich diese Frau hasse.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:





 
Schreibstil:






Im Gesamtpaket: 







Ich danke dem Verlag herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

8 Kommentare:

  1. Hallo meine Liebe,

    ich liebe es zu schmökern. das Buch klingt sehr interessant;)
    Liebste Grüße
    Isa

    www.label-love.eu

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    1. Hallo Labella,
      die Geschichte war auf jeden Fall mal was anderes. Sie passt zu den heißen Sommertagen.
      Ich freue mich, dass ich dein Interesse wecken konnte :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Huhu,
    endlich mal eine Rezension zu diesem Buch und dann auch noch eine so aussagekräftige. Vielen Dank dafür, ich glaube das Buch könnte etwas für mich sein.
    Liebe Grüße
    Sarah

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    1. Hallo Sarah,
      ich freue mich sehr, dass dir meine Worte geholfen haben einen Einblick in die Geschichte zu gewinnen.

      Vielen Dank für deine lieben Worte :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Guten Morgen :D

    Na, das Buch klingt ja echt interessant, mal komplett anders als andere Coming-of-Age-Romane! Danke für den Tip!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,
      auf jeden Fall ist dieses Buch anders, als andere Coming-of-Age-Romane. Ich fand es ganz interessant, wie die Autorin mit ihren Worten und durch die Dialoge eine besondere Stimmung verbreitet hat. Es ist eher eine Art Trägheit, die den Roman durchzieht. Das passt zu den heißen Tagen und auch zu der jugendlichen Protagonistin, die so viele Veränderungen akzeptieren muss. Sie wird dabei nicht wütend. Es ist eher unterschwellige Wut/Trauer. Ich glaube man muss es lesen, um zu wissen, was ich damit sagen möchte ... (?)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Huhu Tanja,

    das Buch klingt wirklich besonders und auch das Cover fasziniert mich total. Ich bin mir aber etwas unsicher, ob die Geschichte etwas für mich ist.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Huhu Sandra,
      ich finde der Buchtitel hört sich ein wenig an wie ein Thriller/Krimi. Das wäre aber irreführend. Die Aussage ist eher, dass das Leben nicht immer einfach ist und man manchmal diese Zeit durchhalten muss, um wieder zu sich zu finden.

      Das Cover spiegelt die Protagonistin und die Stimmung perfekt wieder, finde ich.

      Schwer zu sagen, ob das Buch etwas für dich ist. Es ist eher ruhiger und wirkt im Gesamtwerk.

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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