Donnerstag, 27. Februar 2020

Durchgelesen: Als ich Amanda wurde

Rezension zu Als ich Amanda wurde von Meredith Russo


Verlag: dtv (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 304
Format: Taschenbuch
Preis: 10,95 Euro
Übersetzer: Barbara Lehnerer
ISBN: 978-3-423-71749-6
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
Abgeschlossene Erzählung








Inhalt:

Amanda ist ein empfindsamer Junge, die in ihrer Kindheit ihren falschen Körper entdeckte.
Sie ist im Körper eines Jungen aufgewachsen. Ihre Eltern haben ihr den Namen Andrew gegeben, und versucht, alles richtig zu machen. Doch wie handelt man, wenn das Kind lieber Kleider tragen würde und stolz einen Aufsatz mit nach Hause bringt, in dem es erzählt, dass es später einmal eine Frau sein wird? Wie reagiert man, wenn das eigene Kind gemobbt und von den Klassenkameraden verprügelt wird, und letztlich keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich selbst das Leben zu nehmen? 

Im Krankenhaus spricht Andrew mit einem Therapeuten. Er erfährt von den Möglichkeiten einer Geschlechtsumwandlung. Auch sucht er Hilfe bei einer Selbsthilfegruppe. Der Gedanke, dass es einen Ausweg aus den inneren Widersprüchen gibt, scheint wie der berühmte Silberstreif am Horizont. Er beginnt eine Hormon-Therapie für eine Geschlechtsumwandlung.

Jahre später hat Amanda es geschafft. Sie sieht aus wie eine genuine Frau. Ihre Stimme klingt feminin, ihr Körper hat Rundungen. Sie kann Kleider tragen und fühlt sich endlich wohl in ihrer eigenen Haut. Nach den Diffamierungen, Kränkungen und körperlichen Übergriffen in der Vergangenheit, reagiert sie jedoch immer noch sehr vorsichtig auf ihre Umwelt. Ein Neuanfang bei ihrem Vater in Tennessee soll ihr helfen endlich ein wenig zur Ruhe zu kommen. An der neuen Schule pfeifen Amanda die Jungs hinterher. Sie erhält Komplimente, erste Freundschaften bahnen sich an. Doch Amanda bleibt skeptisch. Als sie schließlich ein Junge um ein erstes Date bittet, bekommt sie es ein wenig mit der Angst zu tun. Doch Amanda weiß auch, dass sie sich neu erfinden muss, um endlich glücklich zu werden. Somit lässt sie sich auf ihre neuen Klassenkameraden ein.

Das erste Mal in ihrem Leben fühlt sich Amanda in ihrem Körper zu Hause. Sie empfindet Gefühle für einen Jungen namens Grant, sie findet Freundinnen, die etwas mit ihr unternehmen wollen. Nach und nach vertrauen diese Menschen ihr kleine Geheimnisse an. Amanda begreift, dass kein Leben wirklich perfekt ist. Dass jeder Probleme mit sich führt. Dass es unter jedem Dach irgendein "Ach" gibt. Sie weiß, dass Grant, aber auch ihre Freundinnen, Amandas Ehrlichkeit verdient haben. Doch was wäre der Preis für ihre Offenheit? Würden die Menschen, die ihr am Herzen liegen, emotionales Verständnis aufbringen und Empathie zeigen.



Im Detail:

In „Als ich Amanda wurde“ erzählt die Autorin Meredith Russo eine fiktive Geschichte über ein Mädchen namens Amanda, die in dem Körper eines Jungen namens Andrew aufgewachsen ist. Die Geschichte beginnt zu dem Zeitpunkt, an dem Amanda den Prozess der Geschlechtsumwandlung abgeschlossen hat, und sich auf dem Weg zu ihrem Vater nach Tennesse befindet. Hier
möchte das Mädchen endlich einen Neuanfang wagen und die Vergangenheit hinter sich lassen.

Mittels kurzer Rückblicke bekommt der Leser nach und nach kleine Ausschnitte aus Amandas Vergangenheit präsentiert. Ihre schwierige Kindheit in einer komplizierten Familie. Hier erfährt man zum Beispiel über Weihnachtsfeste, in denen die Eltern krampfhaft versucht haben, ihrem Kind eine Art Korsett anzulegen. So standen unter dem Weihnachtsbaum Geschenke, über die sich Jungs in Amandas Alter gewiss gefreut hätten. Ein Fußball, ein Fanghandschuh, eine Tüte mit Plastiksoldaten und eine Luftpistole sollten gegen die Mobbingattacken der Mitschüler helfen. Amanda hingegen fragte sich, ob der Weihnachtsmann ihren Wunschzettel gar nicht gelesen hatte, auf dem Geschenke wie die DVD von Mulan, ein paar Folgen von My Little Pony oder ein Nintendo 64 standen. Hatte der Weihnachtsmann Kinder wie sie nicht lieb?

Über die Geschichte hinweg begleitet der Leser Amanda dabei, wie sie an der neuen Schule in Tennesse Menschen kennenlernt, die ihre Vergangenheit nicht kennen. Amanda findet Freunde, wie Anna, die unter ihren stark religiösen Eltern sehr zu leiden hat und Chloe, die eigentlich viel lieber mit einem Mädchen als mit einem Jungen zusammen wäre, sich aber nicht traut, darüber zu sprechen. Schon am ersten Tag erhält Amanda auch von den Jungs an ihrer Schule Komplimente. Sie wird sogar um ein Date gebeten. Amanda versucht sich in dieser neuen Welt, in der man sie so akzeptiert wie sie ist, zurecht zu finden. Sie weiß einerseits wie zerbrechlich diese schöne Zeit ist. Andererseits möchte sie auch endlich einmal dieses Gefühl von Freiheit verspüren. Sie möchte einen Freund haben. Sie möchte mit den Mädchen in ihrer Klasse Abends ausgehen. Sie möchte den Menschen, die ihr Vertrauen entgegenbringen, etwas zurückgeben. Doch weiß sie um ihr prekäres Glück. Sie ahnt auch, dass sie all das, was sie gewonnen hat, schnell wieder verlieren könnte, sollte irgendwer erfahren, dass sie einst Andrew hieß und in einem anderen Körper gesteckt hat.

Die Autorin Meredith Russo schreibt im Nachwort, dass sie ihre Figur Amanda ein wenig abgerundet hat. Sie schreibt, dass sie nicht möchte, dass ihre Leser Amanda als ein Dogma begreifen. Was sie möchte, ist mit ihrem Buch Verständnis für Transsexualität zu schaffen. Sie möchte denen helfen, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen, und oft nur noch einen einzigen Ausweg aus dieser Situation sehen und zwar den, ihr Leben zu beenden. Im Nachwort spricht die Autorin zudem auch noch betroffene Menschen an. Sie zeigt Hilfestellen auf, an die sich Transsexuelle wenden können



Fazit: 
 
Als ich Amanda wurde“ ist zunächst die Geschichte eines Mädchens namens Amanda, die nach einer Geschlechtsumwandlung an einem neuen Wohnort ihre Vergangenheit hinter sich lassen möchte. Es geht aber auch um „Handlungsspielräume“, die Männer und Frauen jeweils besitzen, um genderspezifische, normative Konzepte und die Vergesellschaftung der Geschlechter.

Die Autorin Meredith Russo ist, wie ihre Figur Amanda, selbst Transgender. Die Empfindsamkeit der sich oft auf eigene Erfahrungen berufende Autorin ist also die Klugheit einer Betroffenen.

Eine hervorstechende Qualität von Büchern und vor allem auch dieses Werks besteht darin, Szenarien und Lebensentwürfe durchzuspielen und ihren Lesern so die Möglichkeit zu geben, diese zu reflektieren. Das vorliegende Buch ist ein ebenso scharfzüngiges wie -sichtiges Buch, das sich auch als Appell für Werte wie Friedfertigkeit, Empathie und Toleranz gegenüber anderen versteht. Eine absolute Leseempfehlung.



Buchzitate:

Ich wollte ihn spüren lassen, wie viel es mir bedeutete, hier in Lambertville, jemanden getroffen zu haben, er sich für einen Jungen wie Tommy eingesetzt hatte; der sich für Jungen einsetzte, wie ich einer gewesen war. Ich beugte mich vor, tastete mit meinen Fingerspitzen nach seiner Hand und
schob meine hinein.

Ich dachte an den Sandman und fragte mich, ob der Sohn, den Dad sich wünschte, im Reich der Träume auf ihn wartete, wenn er schlief. Ich konnte es ihm nicht verübeln.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


6 Kommentare:

  1. Hey liebe Tanja,

    ich finde es spannend und gut, dass die Autorin selbst Transgender ist. Dadurch kann sie das Thema natürlich viel einfacher aufgreifen und sogar aus eigenen Erfahrungen schreiben. Wirklich ein spannendes und interessantes Thema.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo liebe Sandra,
      ich denke auch, dass die eigenen Erfahrungen der Autorin viel dazu beigetragen haben, dass die Geschichte so gut umgesetzt werden konnte. Zu dem Thema gibt es ja bislang auch noch nicht so viele Bücher auf dem Jugendbuchmarkt.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  2. Liebe Tanja,

    vielen Dank für die interessante Buchvorstellung. Schön, dass die Autorin hier auf viel Eigenerfahrung mit reinbringt, denn nur so kann man den Menschen das Thema auch richtig verständlich machen. Wirklich toll und auch mutig, dass sie sich an so ein "Tabu"-Thema traut.

    Liebe Grüße
    Jenny

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    1. Hallo liebe Jenny,
      ich fand dieses Buch wirklich außergewöhnlich. Das Thema ansich fand ich schon interessant. Es war aber auch sehr spannend zu beobachten, welche Ängste Amanda hat und wie ihre Mitmenschen sich verhalten. Einige von ihnen hatten eigene Probleme. Doch im Endeffekt schaut man meist doch lieber auf das, was andere betrifft und kümmert sich nicht um seinen eigenen Kram. Ich kann dir das Buch wirklich empfehlen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  3. Hallo liebe Tanja,

    oh, schön, dass du dieses Buch gelesen hast! Ich habe es 2018 gelesen und fand es vor allem auch eine wichtige Own Voice-Geschichte!

    Kleiner sprachlicher Hinweis: Auch wenn Amanda lange männlich gelesen und misgendert wurde, wäre es auch im Rückblick korrekt, weibliche Pronomen und ihren Namen Amanda zu benutzen, statt die falschen und ihren Deadname. Und sie wurde auch nicht "in dem Körper eines Jungen" geboren", sondern fälschlicherweise männlich gelesen. :x

    Ganz liebe Grüße ♥

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    1. Hallo liebe Dana,
      ich sehe schon, dass du dich sehr gut mit der Thematik auskennst. Mir waren die korrekten Formulierungen nicht geläufig. Ich danke dir aber für den Hinweis und ich entschuldige mich dafür, wenn ich nicht immer den richtigen Wortlaut getroffen habe.

      Die Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen. Ich finde es auch wichtig, dass solche Bücher geschrieben werden.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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