Rezension zu Als ich Amanda wurde von Meredith Russo
Verlag: dtv (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 304
Format: Taschenbuch
Preis: 10,95 Euro
Übersetzer: Barbara Lehnerer
ISBN: 978-3-423-71749-6
Altersempfehlung des Verlages: Ab 14 Jahren
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Amanda
ist ein empfindsamer Junge, die in ihrer Kindheit ihren falschen
Körper entdeckte.
Sie ist im Körper
eines Jungen aufgewachsen. Ihre Eltern haben ihr den Namen Andrew
gegeben, und versucht, alles richtig zu machen. Doch wie handelt man,
wenn das Kind lieber Kleider tragen würde und stolz einen Aufsatz
mit nach Hause bringt, in dem es erzählt, dass es später einmal
eine Frau sein wird? Wie reagiert man, wenn das eigene Kind gemobbt
und von den Klassenkameraden verprügelt wird, und letztlich keinen
anderen Ausweg mehr sieht, als sich selbst das Leben zu nehmen?
Im
Krankenhaus spricht Andrew mit einem Therapeuten. Er erfährt von den
Möglichkeiten einer Geschlechtsumwandlung. Auch sucht er Hilfe bei
einer Selbsthilfegruppe. Der Gedanke, dass es einen Ausweg aus den
inneren Widersprüchen gibt, scheint wie der berühmte Silberstreif
am Horizont. Er beginnt eine Hormon-Therapie für eine
Geschlechtsumwandlung.
Jahre später hat Amanda es geschafft.
Sie sieht aus wie eine genuine Frau. Ihre Stimme klingt feminin, ihr
Körper hat Rundungen. Sie kann Kleider tragen und fühlt sich
endlich wohl in ihrer eigenen Haut. Nach den Diffamierungen,
Kränkungen und körperlichen Übergriffen in der Vergangenheit,
reagiert sie jedoch immer noch sehr vorsichtig auf ihre Umwelt. Ein
Neuanfang bei ihrem Vater in Tennessee soll ihr helfen endlich ein
wenig zur Ruhe zu kommen. An der neuen Schule pfeifen Amanda die
Jungs hinterher. Sie erhält Komplimente, erste Freundschaften bahnen
sich an. Doch Amanda bleibt skeptisch. Als sie schließlich ein Junge
um ein erstes Date bittet, bekommt sie es ein wenig mit der Angst zu
tun. Doch Amanda weiß auch, dass sie sich neu erfinden muss, um
endlich glücklich zu werden. Somit lässt sie sich auf ihre neuen
Klassenkameraden ein.
Das
erste Mal in ihrem Leben fühlt sich Amanda in ihrem Körper zu
Hause. Sie empfindet Gefühle für einen Jungen namens Grant, sie
findet Freundinnen, die etwas mit ihr unternehmen wollen. Nach und
nach vertrauen diese Menschen ihr kleine Geheimnisse an. Amanda
begreift, dass kein Leben wirklich perfekt ist. Dass jeder Probleme
mit sich führt. Dass es unter
jedem Dach
irgendein "Ach"
gibt. Sie weiß, dass Grant, aber auch ihre Freundinnen, Amandas
Ehrlichkeit verdient haben. Doch was wäre der Preis für ihre
Offenheit? Würden die Menschen, die ihr am Herzen liegen,
emotionales Verständnis
aufbringen und Empathie
zeigen.
Im Detail:
In „Als ich Amanda wurde“ erzählt
die Autorin Meredith Russo eine fiktive Geschichte über ein Mädchen
namens Amanda, die in dem Körper eines Jungen namens Andrew
aufgewachsen ist. Die Geschichte beginnt zu dem Zeitpunkt, an dem
Amanda den Prozess der Geschlechtsumwandlung abgeschlossen hat, und
sich auf dem Weg zu ihrem Vater nach Tennesse befindet. Hier
möchte das Mädchen endlich einen
Neuanfang wagen und die Vergangenheit hinter sich lassen.
Mittels
kurzer Rückblicke bekommt der Leser nach und nach kleine Ausschnitte
aus Amandas Vergangenheit präsentiert. Ihre schwierige Kindheit
in einer komplizierten Familie. Hier erfährt man zum Beispiel über
Weihnachtsfeste, in denen die Eltern krampfhaft versucht haben, ihrem
Kind eine Art Korsett
anzulegen. So standen unter dem Weihnachtsbaum Geschenke, über
die sich Jungs in Amandas Alter gewiss gefreut hätten. Ein Fußball,
ein Fanghandschuh, eine Tüte mit Plastiksoldaten und eine
Luftpistole sollten gegen die Mobbingattacken der Mitschüler helfen.
Amanda hingegen fragte sich, ob der Weihnachtsmann ihren Wunschzettel
gar nicht gelesen hatte, auf dem Geschenke wie die DVD von Mulan, ein
paar Folgen von My Little Pony oder ein Nintendo 64 standen. Hatte
der Weihnachtsmann Kinder wie sie nicht lieb?
Über die Geschichte hinweg begleitet
der Leser Amanda dabei, wie sie an der neuen Schule in Tennesse
Menschen kennenlernt, die ihre Vergangenheit nicht kennen. Amanda
findet Freunde, wie Anna, die unter ihren stark religiösen Eltern
sehr zu leiden hat und Chloe, die eigentlich viel lieber mit einem
Mädchen als mit einem Jungen zusammen wäre, sich aber nicht traut,
darüber zu sprechen. Schon am ersten Tag erhält Amanda auch von den
Jungs an ihrer Schule Komplimente. Sie wird sogar um ein Date
gebeten. Amanda versucht sich in dieser neuen Welt, in der man sie so
akzeptiert wie sie ist, zurecht zu finden. Sie weiß einerseits wie
zerbrechlich diese schöne Zeit ist. Andererseits möchte sie auch
endlich einmal dieses Gefühl von Freiheit verspüren. Sie möchte
einen Freund haben. Sie möchte mit den Mädchen in ihrer Klasse
Abends ausgehen. Sie möchte den Menschen, die ihr Vertrauen
entgegenbringen, etwas zurückgeben. Doch weiß sie um ihr prekäres
Glück. Sie ahnt auch, dass sie all das, was sie gewonnen hat,
schnell wieder verlieren könnte, sollte irgendwer erfahren, dass sie
einst Andrew hieß und in einem anderen Körper gesteckt hat.
Die Autorin
Meredith Russo schreibt im Nachwort, dass sie ihre Figur Amanda ein
wenig abgerundet hat. Sie schreibt, dass sie nicht möchte, dass ihre
Leser Amanda als ein Dogma begreifen. Was sie möchte, ist mit ihrem
Buch Verständnis für Transsexualität zu schaffen. Sie möchte
denen helfen, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen, und
oft nur noch einen einzigen Ausweg aus dieser Situation sehen und
zwar den, ihr Leben zu beenden. Im Nachwort spricht die Autorin zudem
auch noch betroffene Menschen an. Sie zeigt Hilfestellen auf, an die
sich Transsexuelle wenden können
Fazit:
„Als
ich Amanda wurde“ ist zunächst die Geschichte eines Mädchens
namens Amanda, die nach einer Geschlechtsumwandlung an einem neuen
Wohnort ihre Vergangenheit hinter sich lassen möchte. Es geht aber
auch um „Handlungsspielräume“, die Männer und Frauen jeweils
besitzen, um genderspezifische, normative Konzepte und die
Vergesellschaftung der Geschlechter.
Die
Autorin Meredith Russo ist, wie ihre Figur Amanda, selbst Transgender.
Die Empfindsamkeit der sich oft auf eigene
Erfahrungen
berufende Autorin ist also die Klugheit einer Betroffenen.
Eine
hervorstechende Qualität von Büchern und vor allem auch dieses
Werks besteht darin, Szenarien und Lebensentwürfe durchzuspielen und
ihren Lesern so die Möglichkeit zu geben, diese zu reflektieren. Das
vorliegende Buch ist ein ebenso scharfzüngiges wie -sichtiges Buch,
das sich auch als
Appell
für Werte wie Friedfertigkeit, Empathie und Toleranz
gegenüber anderen versteht. Eine absolute Leseempfehlung.
Buchzitate:
Ich wollte ihn spüren
lassen, wie viel es mir bedeutete, hier in Lambertville, jemanden
getroffen zu haben, er sich für einen Jungen wie Tommy eingesetzt
hatte; der sich für Jungen einsetzte, wie ich einer gewesen war. Ich
beugte mich vor, tastete mit meinen Fingerspitzen nach seiner Hand
und
schob meine hinein.
Ich dachte an den Sandman
und fragte mich, ob der Sohn, den Dad sich wünschte, im Reich der
Träume auf ihn wartete, wenn er schlief. Ich konnte es ihm nicht
verübeln.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Hey liebe Tanja,
AntwortenLöschenich finde es spannend und gut, dass die Autorin selbst Transgender ist. Dadurch kann sie das Thema natürlich viel einfacher aufgreifen und sogar aus eigenen Erfahrungen schreiben. Wirklich ein spannendes und interessantes Thema.
Liebe Grüße
Sandra
Hallo liebe Sandra,
Löschenich denke auch, dass die eigenen Erfahrungen der Autorin viel dazu beigetragen haben, dass die Geschichte so gut umgesetzt werden konnte. Zu dem Thema gibt es ja bislang auch noch nicht so viele Bücher auf dem Jugendbuchmarkt.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
AntwortenLöschenvielen Dank für die interessante Buchvorstellung. Schön, dass die Autorin hier auf viel Eigenerfahrung mit reinbringt, denn nur so kann man den Menschen das Thema auch richtig verständlich machen. Wirklich toll und auch mutig, dass sie sich an so ein "Tabu"-Thema traut.
Liebe Grüße
Jenny
Hallo liebe Jenny,
Löschenich fand dieses Buch wirklich außergewöhnlich. Das Thema ansich fand ich schon interessant. Es war aber auch sehr spannend zu beobachten, welche Ängste Amanda hat und wie ihre Mitmenschen sich verhalten. Einige von ihnen hatten eigene Probleme. Doch im Endeffekt schaut man meist doch lieber auf das, was andere betrifft und kümmert sich nicht um seinen eigenen Kram. Ich kann dir das Buch wirklich empfehlen.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hallo liebe Tanja,
AntwortenLöschenoh, schön, dass du dieses Buch gelesen hast! Ich habe es 2018 gelesen und fand es vor allem auch eine wichtige Own Voice-Geschichte!
Kleiner sprachlicher Hinweis: Auch wenn Amanda lange männlich gelesen und misgendert wurde, wäre es auch im Rückblick korrekt, weibliche Pronomen und ihren Namen Amanda zu benutzen, statt die falschen und ihren Deadname. Und sie wurde auch nicht "in dem Körper eines Jungen" geboren", sondern fälschlicherweise männlich gelesen. :x
Ganz liebe Grüße ♥
Hallo liebe Dana,
Löschenich sehe schon, dass du dich sehr gut mit der Thematik auskennst. Mir waren die korrekten Formulierungen nicht geläufig. Ich danke dir aber für den Hinweis und ich entschuldige mich dafür, wenn ich nicht immer den richtigen Wortlaut getroffen habe.
Die Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen. Ich finde es auch wichtig, dass solche Bücher geschrieben werden.
Ganz liebe Grüße
Tanja