Rezension zu Wächter der Lüfte von Rhianna Pratchett
Seitenzahl: 288
Format: Klappbroschur
Preis: 14,95 Euro
Übersetzer: Nadine Mannchen
Herausgeber: Ian Livingstone und Steve Jackson
Altersempfehlung des Verlages: Ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-7641-5224-6
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Tief im Innersten von Zephyrus, dem größten aller Stürme auf dem Ozean der Sturmwinde, befindet sich eine schwebende Inselgruppe namens Pangaria. Hier bist du zu Hause. Dein Job als Mitglied der Himmelsgarde war bislang eher öde. Doch eines Tages wirst du zu einer Krisensitzung in die Zitadelle gerufen.
Eine unerwartete Explosion hat eine der Inseln, Nimbus, vom Himmel geholt. Sie ist mitten in den Ozean gefallen. Nun bist du gefragt: Gemeinsam mit deinem Team begibst du dich auf die Suche nach Hinweisen. Was genau ist da passiert? Kann man Nimbus vielleicht sogar noch retten?
Meinung:
Als ich „Wächter der Lüfte“ in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, war ich sofort hin und weg. Nicht nur, dass ich bislang nicht wusste, dass mein ehemaliger Lieblingsautor Terry Pratchett eine Tochter hat, die sogar auch noch seinem Vorbild als Autorin folgt, nein, es würde ein neues Spielebuch auf dem Markt erscheinen.
Bücher dieses Genres, dessen „Geniestreiche“ wir gar nicht genug loben können, gibt es leider zu selten. Daher möchte ich euch das Prinzip dahinter kurz erläutern: Bei einem Spielebuch wird der Leser direkt in das Geschehen einbezogen. Er entscheidet für den Charakter, wie dieser sich in bestimmten Situationen verhalten soll. Er muss die Kämpfe (mit Hilfe von einem zuvor vom Autor vorgegebenen Regelwerk und ggf. Würfeln) für seine Figur austragen; er kann Gegenstände einsammeln und diese in schwierigen Situationen einsetzen.
Das gesamte Buch besteht aus mehreren Abschnitten. An jedem Abschnittsende musst du eine Entscheidung treffen. Du beginnst bei Abschnitt 1. Ein Beispiel (Buchzitat): Möchtest du zur Mühle, gehe zu 261. Hast du dir das Angebot der anderen Marktstände noch nicht angesehen und möchtest du das nachholen, blättere zu 258. So kannst du also je nach Lust und Laune und natürlich Würfelglück deinen Charakter durch das Abenteuer steuern.
Mittlerweile habe ich schon einige Spielebücher gelesen. Es gibt richtig gute, mit einem komplexen Regelwerk und vielen Entscheidungsmöglichkeiten.Und es gibt die schlechten, die die Welt auf aufeinanderfolgende Entscheidungen zwischen lediglich zwei Optionen reduzieren, wobei die eine oft in den sicheren Tod führt. Daher war ich neugierig, wie die Umsetzung von „Wächter der Lüfte“ gelungen sein würde.
Ich war zuversichtlich, da bereits Rhiannas Vater als Meister der Fantasy bekannt war/ist und Ian Livingstone sowie Steve Jackson (laut Vita) als Gründerväter des Kult-Spieleunternehmens „Games Workshop“ bekannt sind und auch das Spielesystem „Dungeons & Dragons“ herausgebracht haben.
Meine hohen Erwartungen an das Buch wurden nicht enttäuscht. „Wächter der Lüfte“ beruht auf einer fantastischen Welt, die man während des Lesens (und Spielens) nach und nach besser kennenlernt. Wie der Text präsentiert wird, wirkt sehr durchdacht und macht neugierig.
Hier gibt es unter anderem Kobolde, die mit Gleitern (tragbare Flügel, die durch Sturmkristalle, Kristalle in denen ein winziger Sturm gefangen gehalten wird) durch die Lüfte schweben. Es gibt Meeresriesen wie Tideus, die sich nach dem Schlaf nach einer guten anständigen Rangelei sehnen, riesige Gewitterschlangen, aus deren langen, schuppigen Körpern zuckende Blitze hervorschießen, eine unglaublich spannende Unterwasserwelt und eben die unterschiedlichen Inseln inmitten der Sturmwinde. Um hiervon nur mal ein paar zu nennen: Auf Cirrus – der Landwirtschaftsinsel – wird magisch verbessertes Obst angebaut. Es gibt Altos – die Wasserinsel auf der Wolken gezüchtet werden, um die sich in der Luft hundeartige Wesen kümmern und auf dem Boden die Bauern aufpassen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und es gibt Cumulus, die Insel des Handels, auf der sich viele Stände aneinanderdrängen, an denen die Händler ihre Waren anpreisen.
Inmitten dieses Settings befindest du dich und entscheidest, wohin dich dein Weg - und dein Abenteuer - letztlich führen wird.
Für die Kämpfe gibt es zwei Abenteuerblätter am Ende des Buches, die man sich entweder kopieren oder auch direkt von der Verlagsseite herunterladen und ausdrucken kann. Ein Zeichnen in das Buch empfehle ich nicht, da das Abenteuer so viel Spaß macht, dass ich mir gut vorstellen könnte, dass der ein oder andere es nochmal nach einiger Zeit alleine oder aber auch mit Freunden spielen möchte. Zudem kann man hier wirklich viele Dinge einsammeln und es gibt auch einige Kämpfe zu bestehen. Entweder benutzt man daher Bleistift und Radiergummi für das Ausradieren vergangener Kämpfe und abgelegter Gegenstände oder man braucht einen zweiten Ausdruck, damit alles auf den zwei Blättern Platz findet.
Das Regelwerk, das erläutert, wie man Kämpfe ausführt und mit Würfelproben über das Geschehen entscheidet, befindet sich am Ende des Buches. Es ist mit acht Seiten recht kompakt gefasst, so dass man zügig mit dem Spiel beginnen und das Spielprinzip auch leicht antizipieren kann. In der Kürze liegt auch hier die Würze; das Spiel ist praktikabel und nicht überkomplex.
Auch an diejenigen, die zu Hause keine Würfel liegen haben, wurde hier gedacht. Auf jeder Seite ist im unteren Bereich ein Würfelpaar abgebildet, dass man als Ersatz nutzen kann. Hierfür muss man einfach nur durch die Seiten blättern und zufällig auf eine Seite tippen.
Fazit:
Ach, wie habe ich mich gefreut, dass ein Verlag endlich mal wieder das – leider ein wenig aus der Mode gekommene – Prinzip eines Spielebuches aufgegriffen hat. Ich liebe „Wächter der Lüfte“ einfach, die Autoren sind Meister ihres Fachs. Die Fantasywelt, mit ihren sehr liebevoll gezeichneten Bewohnern gibt ein äußerst faszinierendes Setting, dessen Wirkung durch den interaktiven Handlungsverlauf und die Figuren durch den Leser nachhaltig geprägt werden kann.
Das durchaus lobenswerte Regelwerk befördert nicht nur den Spielspaß, sondern ist aktiver Katalysator des kurzweiligen Geschehens.
Hier kommt der niedrigschwellige Einstieg in das Genre Spielebuch. Angesichts der aktuellen Schieflagen in unserer Gegenwart ist das Buch ein tolles Portal, um in eine fremde Welt abzutauchen, Abenteuer zu bestehen und auf jeder Seite Neues zu entdecken.
Für mich war „Wächter der Lüfte“ DAS Wunschbuch für 2022 und wird hiermit auch zum Jahreshighlight auf meinem Blog gekürt.
Ein Must-Read bzw. Must-Play, das ich euch von ganzem Herzen empfehlen kann und muss!
Buchzitate:
„Was? Bleib gefälligst hier, du Windbeutel!“, brüllt Krazic von seinem Sitz im Innern des Golemkopfes, wo er erneut gefangen ist. „Was soll das werden? Komm sofort zurück!“
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Charaktere:
Hallo Tanja,
AntwortenLöschenman spürt beim Lesen deiner Rezension richtig, wie dich das Buch mitnehmen, beigestern und unterhalten konnte. Wenn jede zweite Option in den Tod der Charaktere führen würde, fänd ich das wohl auch irgendwie schade. Manchmal kommt man ja auch über Umwege oder zusätzliche Herausforderungen ans Ziel und das kann man ja durchaus dann auch mit einbauen.
Danke auch, dass du das Prinzip noch mal erklärt hast. Ich habe mir zwar gedacht, dass es so in die Richtung laufen könnte, aber dann weiß man es einfach noch mal genauer. Vielleicht muss ich mich auch mal mit sowas beschäftigen. Ich weiß, wir hatten früher auf Tanzgruppenfahrten auch so Bücher, in denen man sich Entscheiden musste, aber man hat nichts gesammelt oder so, zumindest könnte ich mich daran nicht erinnern. Ich weiß aber auch den Namen der Bücher nicht mehr. ;)
Danke für deine Vorstellung, die richtig Lust auf das Spielebuch macht!
Liebe Grüße
Dana
Hallo liebe Dana,
Löschenda Spielebücher ja leider nicht mehr so häufig auf dem Markt vertreten sind, dachte ich, es schadet nicht, das Konzept noch einmal kurz zu erläutern. Ich danke dir diesbezüglich auch nochmal für dein Feedback. :o)
Ohja, du solltest unbedingt mal so ein Spielebuch ausprobieren. Das Leseerlebnis ist nochmal ein völlig anderes. Hier konnte man z.B. auch Gegenstände einsammeln und die dann später im Abenteuer verwenden.
Man fühlt sich beim Lesen, als wäre man mitten drin in der Geschichte, weil man eben auch Entscheidungen treffen kann, die das Geschehen beeinflussen.
Ach, ich gerate schon wieder ins Schwärmen XD
Probier es unbedingt mal aus :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
Löschenich behalte es auf jeden Fall mal im Hinterkopf und werde mal sehen, dass ich irgendwann ein Spielebuch mal austeste, wenn du so davon schwärmst ;)
Ich kann mir vorstellen, dass es noch mal ein ziemlich anderes Erlebnis ist als einfach nur ein Buch zu lesen. ;)
Liebe Grüße
Dana
Oh liebe Tanja, das klingt ja total spannend! Ich kannte Spielbücher bis jetzt gar nicht. Das wäre eine wunderbare Geschenkidee für meinen Neffen. Vielen Dank für diese tolle Inspiration!
AntwortenLöschenLiebe Grüße zu dir
Christine
Hallo liebe Christine,
Löschenich finde es auch sehr schade, dass Spielebücher aktuell nicht mehr so im Fokus der Verlage stehen. Den Mantikore-Verlag könnte ich dir in dieser Hinsicht noch empfehlen. Es ist einer der wenigen Verlage, die eine Extrasparte für Spielebücher haben.
Wächter der Lüfte ist vom gesamten Konzept her einfach perfekt durchdacht und die Geschichte macht auch unglaublich viel Spaß. Ich werde das Buch vermutlich auch noch öfters verschenken. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Neffe sich sehr darüber freuen wird.
Ich wünsche dir wunderschöne und entspannte Osterfeiertage :o)
Liebe Grüße
Tanja
Huhu Tanja,
AntwortenLöschennachdem du mir von diesem Buch erzählt hast, war ich ziemlich neugierig und jap, man merkt richtig wie begeistert du davon bist. Du hast mich auch angefixt und erst dachte ich kurz, oh ... muss ich mir wohl Würfel besorgen! ... aber dann hast du sogar geschrieben das die Autorin auch darang edacht hat. ^^ Super!! Ich werde es mir beim nächsten Besuch in der Buchhandlung mal ansehen. Probiere ja sehr gerne neue Dinge aus. :) Und vielleicht gerate ich ja genauso ins Schwärmen, wie du. ♥
Tintengrüße von der Ruby
Hallo liebe Ruby,
Löschenach, wie schön zu lesen, dass ich mit meiner Würfelmangelware nicht alleine bin. Ich dachte mir so: Das kann irgendwie gar nicht sein, dass ich nicht einen Würfel hier liegen habe ;o)
Ich könnte mir wirklich gut vorstellen, dass das Buch was für dich ist. Lass es mich gerne wissen, wie dein erster Eindruck ist, sobald du die Gelegenheit bekommst, einen Blick hineinzuwerfen :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Huhu Tanja,
Löschenoh da :D Wird gemacht!! Und ich dachte immer ich bin die EInzige XD Aber ich habe hier iwi nur Spiele ohne Würfel *lacht*
Tintengrüße von der Ruby
Huhu Ruby,
Löschenich denke irgendwo auf dem Dachboden verstecken sich noch Würfel, aber die zu suchen käme der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen gleich. In meiner Jugend habe ich gerne DSA gespielt. Ein Pen&Paper-Rollenspiel. Sagt dir das was?
Dafür habe ich mir dann auch schicke Würfel im Spieleladen gekauft. Die gibt es mit Sicherheit noch. Nur wo?
Das Konzept mit den "Ersatzwürfeln" im Buch fand ich da sehr praktisch. Auch braucht man, wenn man das Buch mit auf eine Reise oder einen Ausflug nimmt, eben auch nicht viel mehr, außer das Buch und einen Stift vielleicht noch. :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja