Rezension zu Impossible Creatures – Das Geheimnis der unglaublichen Wesen von Katherine Rundell
Verlag: Fischer Sauerländer (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 384
Format: Hardcover
Preis: 15,90 Euro
Übersetzer: Henning Ahrens
Altersempfehlung des Verlages: Ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-7373-7323-4
Band 1
Es war schon zu Beginn seines Lebens so, dass Christopher, egal wo er sich aufhielt, Tiere anzog. Diese Anziehungskraft hatte er wohl von seiner Mutter geerbt, sofern sich eine solche Eigenschaft überhaupt vererben ließ. Nun saß er also, umringt von einer Schar Eichhörnchen, auf einer Bank am Fährterminal in Schottland und wartete auf seinen Großvater, bei dem er, solange sein Vater arbeitsbedingt unterwegs war, eine Weile wohnen sollte.
Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er im Laufe der nächsten Tage das wohl größte Abenteuer seines Lebens beginnen würde. Er wusste noch nicht, dass er in nur wenigen Stunden die wohl wichtigste Regel seines Großvaters brechen würde und danach nichts mehr so sein würde wie zuvor.
Christopher wird den Horizont unserer Existenz verlassen. Denn im Laufe der nächsten Stunden wird er Wesen kennenlernen, die nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorkamen. Einige harmlos, andere äußerst gefährlich: Mäuseartige Viecher mit Reißzähnen, grüne, gehörnte Eichhörnchen, Hasen mit einem Horn, das golden leuchtet und aus deren Fußabdrücken innerhalb kürzester Zeit Gras wächst, Einhörner und Karkadanns ...
Mal war im Archipel, dem letzten magischen Ort der Welt, aufgewachsen. Sie lebte bei ihrer Tante und besaß seit ihrer Kindheit einen Mantel, den ihr ein Fremder geschenkt hatte und mit dem sie über die Wälder und Hügel des Landes fliegen konnte. Ihr bester Freund war ein junger Greif, den sie Gelifen genannt hatte und der sie auf all ihren Abenteuern begleitete. Gelifen war wohl der letzte Greif der Welt, und das war verwunderlich, denn damals hatte es so viele von seiner Art gegeben. In letzter Zeit musste Mal jedoch einiges erleben, was sich als böses Omen werten lässt. Die Erde veränderte ihre Farbe von Braun zu grauem Schlick, und auf ihren Ausflügen entdeckte sie immer öfter tote Tiere. Bestimmte Tierrassen, wie der Greif, schienen mittlerweile vom Aussterben bedroht.
Mal war fest entschlossen, das Rätsel zu lösen und herauszufinden, was den Archipel bedrohte. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihr ein Mörder auf den Fersen war und dass sie bald in die Menschenwelt reisen würde ...
Wow! - Dieses Wort umschreibt das Abenteuer, das Katherine Rundell hier auf knapp vierhundert Buchseiten niedergeschrieben hat, wohl am besten. Ich glaube, ich habe eine neue Lieblingsschriftstellerin entdeckt.
Auf dem Buchrücken von Impossible Creatures finden sich neben dem Klappentext einige Zitate namhafter Schriftsteller, die diese Geschichte mit Werken von Tolkien und Pullman vergleichen und Parallelen zu Narnia und Mittelerde herstellen. Ich kann mich diesen Worten nur anschließen.
Schon beim Aufklappen des Buchdeckels wird der Leser von einer wunderschönen Karte des Archipels begrüßt, die sofort Lust macht, die magische Welt zu erkunden. Es folgt ein Auszug aus dem Bestiarium der Welt: Schwarzweißzeichnungen und Kurzbeschreibungen stellen Wesen wie den Borametz (ein Lamm, das an Ranken wächst und Zeit seines kurzen Lebens seine Wolle freigiebig an alle verteilt, denen es vertraut), den Avanc (einen biberartigen Fleischfresser mit Reißzähnen) oder den Kludde (einen Hund von der Größe eines Bären, dessen Ohren aus Flammen bestehen und dessen Atemzüge so kreischend sind, als würde man Metall auf Metall reiben) vor. Neben diesen, vermutlich den meisten Lesern noch unbekannten Wesen, trifft man hier auch auf Sphinx, Kentauren und Riesenkraken.
Schon bevor die Geschichte also begann, hatte ich schon Lust, in das Märchen einzutauchen, das mir bevorstehen würde. Und dieses hat mich, so viel sei vorweg gesagt, an keiner Stelle enttäuscht.
Als LeserIn begleiten wir zwei Kinder durch ein unglaublich spannendes und großes Abenteuer. Eines, das man mit Sicherheit nicht so schnell vergessen wird und das den oben genannten Vergleichen mehr als gerecht wird.
Nachdem Christopher ein paar Regeln gebrochen hat und von seiner ihm zugedachten Bestimmung erfährt, reist er mit einem Mädchen und einigen Fabelwesen durch einen magischen Übergang in eine Welt, die allein schon beim Lesen den Mund vor Staunen offenstehen lässt.
So gibt es hier Märkte, an denen Seehändler ihre magischen Waren verkaufen. An ihren Ständen entdeckt man Seltenheiten wie z.B. einen Kompass, dessen Nadel stets nach Hause weist oder ein Messer, das alles durchschneiden kann. Man liest von dem reisenden Senatsgebäude, das von angeschirrten Longmas (Wesen, die wie eine Kreuzung von Pferd und Drache aussehen) durch die Lüfte getragen wird.
Man lacht mit den Kindern, wenn man gemeinsam Gelifen dabei zuschaut, wie er einem Schmetterling nachjagt, um mit ihm zu spielen. Gleichzeitig ist man sich bewusst, dass er eben doch ein Raubtier ist, wenn er fast das gesamte Mittagessen herunterschlingt und mit seinen Krallen versehentlich Wunden auf Mals Arm hinterlässt.
Schon zu Beginn der Geschichte versteht es Katherine Rundell, Spannung zu erzeugen. Sie erwähnt einen geheimnisvollen Mörder, der Mal auf der Spur ist. Sie lässt Hinweise einstreuen, dass das Mädchen ein Geheimnis umgibt, das man als LeserIn genauso erkunden möchte wie die rätselhaften Veränderungen, die sich im Archipel ergeben haben. Zugleich ahnt man, dass auch Christopher von Geheimnissen umgeben ist. Die Tierscharen, die ihn umgeben, werfen schnell erste Fragen auf.
Immer wieder gibt es Fragen, die aufploppen: Was hat es mit dem Hügel auf sich, den Christopher laut den Worten seines Großvaters auf keinen Fall betreten darf?
Immer wieder begegnet man Neuem, Erkundenswertem und trifft auf Fremde, bei denen man sich fragt, ob man ihnen vertrauen kann oder ob sie Gefahr bedeuten. Immer wieder gerät man von einem kleinen Abenteuer in ein neues, immer größeres.
Katherine Rundell lässt in „Impossible Creatures“ liebgewonnene Figuren sterben und leiden. Die Handlung läuft nach dem altbekannten „Kill-your-darlings“-Schema ab, wobei die vorgetragene Entwicklung allerdings nie zu früh eingeleitet wird.
Sowohl Christopher als auch Mal durchlaufen eine beeindruckende Entwicklung. Am Anfang sind sie noch Kinder, die sich in einer Welt von alltäglichen Abenteuern bewegen. Doch im Verlauf der Geschichte müssen sie schwere Entscheidungen treffen, sich Gefahren stellen und erleiden Verluste, die sie zutiefst erschüttern. Es ist dieses atemberaubende Abenteuer, das sie emotional wachsen lässt und sie zu den Helden ihrer eigenen Geschichte macht.
„Impossible Creatures“ ist ein meisterhaftes Werk, ein kleines Buchwunder: aufregend, überraschend, widersprüchlich - wie dem Leben selbst abgelauscht.
Wenn man versucht die Handlung zu beschreiben, fühlt man sich schnell überfordert. Es passiert einfach so viel, das aber im Ergebnis die besten Elemente der Fantasy-Literatur vereint und für Fans von Tolkien und Pullman sicherlich ein Fest sein wird.
Katherine Rundell gelingt es, die Leser zu verzaubern und in eine Welt zu entführen, die atemberaubend und geheimnisvoll ist.
Ein absoluter Tipp für alle, die sich nach einem spannenden und fantasievollen Abenteuer sehnen!
Kurz vor dem Einschlafen glaubte Christopher, ein Geschöpf zu erblicken – ein großer, grünlicher Schemen mit einem mattgrünen, pelzigen Horn -, das ihn neugierig betrachtete, dann versank er in seiner Erschöpfung in einen tieferen Schlaf, als er ihn je gekannt hatte.
Spannung/Action:
Seitenzahl: 384
Format: Hardcover
Preis: 15,90 Euro
Übersetzer: Henning Ahrens
Altersempfehlung des Verlages: Ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-7373-7323-4
Band 1
Inhalt:
Es war schon zu Beginn seines Lebens so, dass Christopher, egal wo er sich aufhielt, Tiere anzog. Diese Anziehungskraft hatte er wohl von seiner Mutter geerbt, sofern sich eine solche Eigenschaft überhaupt vererben ließ. Nun saß er also, umringt von einer Schar Eichhörnchen, auf einer Bank am Fährterminal in Schottland und wartete auf seinen Großvater, bei dem er, solange sein Vater arbeitsbedingt unterwegs war, eine Weile wohnen sollte.
Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er im Laufe der nächsten Tage das wohl größte Abenteuer seines Lebens beginnen würde. Er wusste noch nicht, dass er in nur wenigen Stunden die wohl wichtigste Regel seines Großvaters brechen würde und danach nichts mehr so sein würde wie zuvor.
Christopher wird den Horizont unserer Existenz verlassen. Denn im Laufe der nächsten Stunden wird er Wesen kennenlernen, die nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorkamen. Einige harmlos, andere äußerst gefährlich: Mäuseartige Viecher mit Reißzähnen, grüne, gehörnte Eichhörnchen, Hasen mit einem Horn, das golden leuchtet und aus deren Fußabdrücken innerhalb kürzester Zeit Gras wächst, Einhörner und Karkadanns ...
Mal war im Archipel, dem letzten magischen Ort der Welt, aufgewachsen. Sie lebte bei ihrer Tante und besaß seit ihrer Kindheit einen Mantel, den ihr ein Fremder geschenkt hatte und mit dem sie über die Wälder und Hügel des Landes fliegen konnte. Ihr bester Freund war ein junger Greif, den sie Gelifen genannt hatte und der sie auf all ihren Abenteuern begleitete. Gelifen war wohl der letzte Greif der Welt, und das war verwunderlich, denn damals hatte es so viele von seiner Art gegeben. In letzter Zeit musste Mal jedoch einiges erleben, was sich als böses Omen werten lässt. Die Erde veränderte ihre Farbe von Braun zu grauem Schlick, und auf ihren Ausflügen entdeckte sie immer öfter tote Tiere. Bestimmte Tierrassen, wie der Greif, schienen mittlerweile vom Aussterben bedroht.
Mal war fest entschlossen, das Rätsel zu lösen und herauszufinden, was den Archipel bedrohte. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihr ein Mörder auf den Fersen war und dass sie bald in die Menschenwelt reisen würde ...
Meinung:
Wow! - Dieses Wort umschreibt das Abenteuer, das Katherine Rundell hier auf knapp vierhundert Buchseiten niedergeschrieben hat, wohl am besten. Ich glaube, ich habe eine neue Lieblingsschriftstellerin entdeckt.
Auf dem Buchrücken von Impossible Creatures finden sich neben dem Klappentext einige Zitate namhafter Schriftsteller, die diese Geschichte mit Werken von Tolkien und Pullman vergleichen und Parallelen zu Narnia und Mittelerde herstellen. Ich kann mich diesen Worten nur anschließen.
Schon beim Aufklappen des Buchdeckels wird der Leser von einer wunderschönen Karte des Archipels begrüßt, die sofort Lust macht, die magische Welt zu erkunden. Es folgt ein Auszug aus dem Bestiarium der Welt: Schwarzweißzeichnungen und Kurzbeschreibungen stellen Wesen wie den Borametz (ein Lamm, das an Ranken wächst und Zeit seines kurzen Lebens seine Wolle freigiebig an alle verteilt, denen es vertraut), den Avanc (einen biberartigen Fleischfresser mit Reißzähnen) oder den Kludde (einen Hund von der Größe eines Bären, dessen Ohren aus Flammen bestehen und dessen Atemzüge so kreischend sind, als würde man Metall auf Metall reiben) vor. Neben diesen, vermutlich den meisten Lesern noch unbekannten Wesen, trifft man hier auch auf Sphinx, Kentauren und Riesenkraken.
Schon bevor die Geschichte also begann, hatte ich schon Lust, in das Märchen einzutauchen, das mir bevorstehen würde. Und dieses hat mich, so viel sei vorweg gesagt, an keiner Stelle enttäuscht.
Als LeserIn begleiten wir zwei Kinder durch ein unglaublich spannendes und großes Abenteuer. Eines, das man mit Sicherheit nicht so schnell vergessen wird und das den oben genannten Vergleichen mehr als gerecht wird.
Nachdem Christopher ein paar Regeln gebrochen hat und von seiner ihm zugedachten Bestimmung erfährt, reist er mit einem Mädchen und einigen Fabelwesen durch einen magischen Übergang in eine Welt, die allein schon beim Lesen den Mund vor Staunen offenstehen lässt.
So gibt es hier Märkte, an denen Seehändler ihre magischen Waren verkaufen. An ihren Ständen entdeckt man Seltenheiten wie z.B. einen Kompass, dessen Nadel stets nach Hause weist oder ein Messer, das alles durchschneiden kann. Man liest von dem reisenden Senatsgebäude, das von angeschirrten Longmas (Wesen, die wie eine Kreuzung von Pferd und Drache aussehen) durch die Lüfte getragen wird.
Man lacht mit den Kindern, wenn man gemeinsam Gelifen dabei zuschaut, wie er einem Schmetterling nachjagt, um mit ihm zu spielen. Gleichzeitig ist man sich bewusst, dass er eben doch ein Raubtier ist, wenn er fast das gesamte Mittagessen herunterschlingt und mit seinen Krallen versehentlich Wunden auf Mals Arm hinterlässt.
Schon zu Beginn der Geschichte versteht es Katherine Rundell, Spannung zu erzeugen. Sie erwähnt einen geheimnisvollen Mörder, der Mal auf der Spur ist. Sie lässt Hinweise einstreuen, dass das Mädchen ein Geheimnis umgibt, das man als LeserIn genauso erkunden möchte wie die rätselhaften Veränderungen, die sich im Archipel ergeben haben. Zugleich ahnt man, dass auch Christopher von Geheimnissen umgeben ist. Die Tierscharen, die ihn umgeben, werfen schnell erste Fragen auf.
Immer wieder gibt es Fragen, die aufploppen: Was hat es mit dem Hügel auf sich, den Christopher laut den Worten seines Großvaters auf keinen Fall betreten darf?
Immer wieder begegnet man Neuem, Erkundenswertem und trifft auf Fremde, bei denen man sich fragt, ob man ihnen vertrauen kann oder ob sie Gefahr bedeuten. Immer wieder gerät man von einem kleinen Abenteuer in ein neues, immer größeres.
Katherine Rundell lässt in „Impossible Creatures“ liebgewonnene Figuren sterben und leiden. Die Handlung läuft nach dem altbekannten „Kill-your-darlings“-Schema ab, wobei die vorgetragene Entwicklung allerdings nie zu früh eingeleitet wird.
Sowohl Christopher als auch Mal durchlaufen eine beeindruckende Entwicklung. Am Anfang sind sie noch Kinder, die sich in einer Welt von alltäglichen Abenteuern bewegen. Doch im Verlauf der Geschichte müssen sie schwere Entscheidungen treffen, sich Gefahren stellen und erleiden Verluste, die sie zutiefst erschüttern. Es ist dieses atemberaubende Abenteuer, das sie emotional wachsen lässt und sie zu den Helden ihrer eigenen Geschichte macht.
Fazit:
„Impossible Creatures“ ist ein meisterhaftes Werk, ein kleines Buchwunder: aufregend, überraschend, widersprüchlich - wie dem Leben selbst abgelauscht.
Wenn man versucht die Handlung zu beschreiben, fühlt man sich schnell überfordert. Es passiert einfach so viel, das aber im Ergebnis die besten Elemente der Fantasy-Literatur vereint und für Fans von Tolkien und Pullman sicherlich ein Fest sein wird.
Katherine Rundell gelingt es, die Leser zu verzaubern und in eine Welt zu entführen, die atemberaubend und geheimnisvoll ist.
Ein absoluter Tipp für alle, die sich nach einem spannenden und fantasievollen Abenteuer sehnen!
Buchzitate:
Kurz vor dem Einschlafen glaubte Christopher, ein Geschöpf zu erblicken – ein großer, grünlicher Schemen mit einem mattgrünen, pelzigen Horn -, das ihn neugierig betrachtete, dann versank er in seiner Erschöpfung in einen tieferen Schlaf, als er ihn je gekannt hatte.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
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