Hallo ihr Lieben,
Am folgenden Samstag um 14:00 Uhr
wird es auf „Meine Welt voller Welten“ und „Der Duft
von Büchern und Kaffee“ einen ganz besonderen Bloggerbrunch geben.
Gemeinsam mit euch wollen wir in vier bis fünf Fragen über das
Thema „Ein Buch schreiben – aber wie“ sprechen. Im Vorfeld
haben wir euch gebeten uns eure Fragen zu schicken, damit wir sie an
den Autor und Podcaster Marcus Johanus zusenden können.
Gemeinsam mit der Bloggerin Kati
haben wir einen Fragenkatalog zusammengestellt. Marcus hat sich an
die Tastatur gesetzt und uns ausführlich geantwortet. Leni und ich
sind sehr froh euch nun seine Antworten in einem Interview
präsentieren zu können.
Heute könnt ihr den ersten Teil bei
„Meine Welt voller Welten“ und „Der Duft von Büchern und
Kaffee“ nachlesen. Wir wünschen euch viel Spaß mit dem nun
folgenden Artikel :o)
Katis Fragen:
Erst zum Thema Blogger & Autoren:
Blogger & Autor: Wie siehst du
das Thema Buchblogger – ist es für dich ein „praktisches“
Marketinginstrument oder bedeutet es mehr für dich?
Ich würde es prinzipiell als seltsam
empfinden, Menschen als Marketinginstrument zu betrachten. Ja, viele
Autorinnen gehen in die sozialen Medien, um Werbung für ihre Bücher
zu machen. Ich habe auch vor einigen Jahren mit Facebook und Co. mit
diesem Ziel begonnen. Und Bücherblogs sehe ich hier – wie Blogging
prinzipiell – als Teil von Social Media.
Meine Einstellung zu Social Media hat
sich aber ziemlich schnell gewandelt. »Marketing« in dem Sinne,
dass ich ein gewisses Maß an Zeit und Geld investiere und dafür
mehr Bücher verkaufe, kann und sollte man an dieser Stelle nicht
erwarten.
Stattdessen habe ich festgestellt, dass
man haufenweise liebe Menschen kennenlernt und sich über
interessante und auch berührende Themen austauschen kann.
Deswegen schreibe ich auch nur noch
selten Bücherblogs an und offeriere Rezensionsexemplare. Das mache
ich wirklich nur noch, wenn ich den Blog wirklich kenne und gut
finde. Dann würde es mich halt irgendwie stolz machen, wenn meine
Bücher dort ebenfalls vertreten wären. Ich habe aber auch immer
Verständnis dafür, wenn die Betreiberinnen zu beschäftigt sind, um
mein Buch zu nehmen. Ich werde ja auch häufiger gefragt, ob ich
dieses oder jenes Buch oder Manuskript lesen möchte und lehne das
dann auch fast immer aus Zeitgründen ab.
Vergibst du selbst auch
Rezensionsexemplare? Hast du mit Bloggern bereits negative
Erfahrungen gemacht? Sprechen dich Blogger auch aktiv an und bitten
um Rezensionsexemplare?
Ja. Nein. Ja. :-)
Wie siehst du den Ruf der Blogger
derzeit nach „Monetarisierung“? Buchblogger vergleichen sich mit
der Modebranche und wollen auch Geld verdienen. Ist das aus deiner
Sicht möglich oder ist es eh eher eine Branche, in der nur Ausnahmen
wirklich gut Geld verdienen (damit meine ich auch die Autoren, denn
nur wirklich wenige verdienen wirklich gut -> wie soll also eine
Branche, in der schon die Autoren nicht wahnsinnig viel Geld
verdienen noch Hobbybloggern aktiv Geld zahlen?)?
Ich bin prinzipiell der Ansicht, dass
Menschen, die etwas leisten, dafür auch bezahlt werden sollten.
Leider gibt es eine ziemlich ausgeprägte »kostenlos«-Mentalität.
Nicht nur in der Buchbranche, sondern auch in vielen anderen
Bereichen, aber das ist hier ja nichts das Thema.
Mich regt das nur im Allgemeinen auf.
Denn dieser Gedanke geht ja auch so weit, dass viele Menschen
glauben, dass sie für Dinge, die ihnen Spaß machen, kein Geld
nehmen dürften. Ich finde diesen Gedanken fatal, denn im
Umkehrschluss müsste ich dann ja einen Job haben, der mich anödet,
damit ich ordentlich Geld dafür bekomme. Und das ist
offensichtlicher Blödsinn.
Tatsächlich halte ich es für
problematisch, dass Bücher viel zu billig sind. Im Schnitt würde
ich mal schätzen, dass ein Buch so um die zehn Euro kostet. Schon
eine Kinokarte kostet mehr. Im Vergleich zum Buch ist das Kino ein
kurzes und vergleichsweise flüchtiges Vergnügen. Ein Buch dürfte
also in meinen Augen locker das Doppelte oder Dreifache kosten. Wenn
dann nicht nur wenige an dem Buch gut verdienten, sondern alle, die
an seinem Erfolg beteiligt sind, wäre das eine gerechte
Angelegenheit.
Aber das ist natürlich eine Utopie.
Und alle, die sich in die Buchbranche begeben – sei es nun als
Autorin, Verlagsmitarbeiterin oder eben Bloggerin – müssen sich
darüber im Klaren sein, dass hier nicht das große Geld zu machen
ist. Das ist weder gerecht noch gut, aber die Realität.
Den Vergleich mit der Modebranche finde
ich abwegig. Denn in diesem Bereich steckt viel, viel mehr Geld als
in der Buchbranche. Abgesehen davon werden auch hier ja zum Teil
Hungerlöhne gezahlt, wenn ich an Schneiderinnen in Indien oder China
denke, die für den deutschen Markt produzieren und ausgebeutet
werden.
In gewisser Weise sind die
Buchbloggerinnen das, was die Billigarbeitskräfte aus den
Schwellenländern für die Modebranche sind. Traurig, aber so ist das
nun einmal. Es bringt nichts, darüber zu jammern.
Hast du einen Vorschlag, wie die
Zusammenarbeit zwischen Blogger & Autoren verbessert oder
optimiert werden kann?
Müsste sie denn optimiert werden? Der
einzige negative Punkt, der mir einfällt, ist der, dass viele
Bücherbloggerinnen einfach eine zu lange Leseliste haben. Ich
fürchte, das liegt in der Natur der Sache und lässt sich kaum
ändern.
Allgemeine Fragen zum Thema
„Schreiben“:
Woher kommt die Faszination für das
Genre Krimi & Thriller? Warum nicht – z.B. Fantasy oder
Love-Stories?
Love-Stories, also Liebesromane, sind
ja zusammen mit Thrillern und Krimis das erfolgreichste Genre auf dem
Buchmarkt.
Warum Thriller und Krimis erfolgreicher
als z.B. Fantasy-Romane sind, liegt meiner Meinung nach an der
Thematik und am Setting. Das Böse ist einfach faszinierend. Bei
jedem Autounfall wollen wir gleichzeitig weg- und hinsehen. Diese
Ambivalenz ist für uns faszinierend.
Im realen Leben gibt es Tabus, die wir
beachten. Das Lesen eines Romans ist ungefährlicher, intimer und
persönlicher. Hier brauche ich mir über Tabus keine Gedanken zu
machen. Es ist also in gewissem Maße Voyeurismus, der durch Thriller
und Krimis sehr ungefährlich befriedigt werden kann, was in der
Realtität – gottlob – nicht so einfach möglich ist.
Hinzu kommt, dass Thriller und Krimis
realitische Settings im Hier und Jetzt haben. Das mögen
offensichtlich die meisten Leserinnen. Fantasy ist nicht jedermanns
Sache.
Kannst du dir vorstellen auch mal
ein Buch in einem ganz anderen Genre zu schreiben? Wenn ja, was am
Ehesten?
Space Fantasy wie »Star Wars« oder
»Dune« oder ein SF-Krimi im Stil von Isaac Asimov würden mich
reizen. Aber Science-Fiction ist leider ein absolut totes Genre.
Abgesehen davon liebe ich ja gute Thriller und fühle mich mit dem
Genre ausgelastet.
Wie lange hast du gebraucht, dein
erstes Buch herauszubringen? Wie lange hast du an der Idee gesessen,
bevor du die erste gedruckte Version in den Händen halten konntest?
Bis zur gedruckten Version verging noch
mal eine ganze Zeit mehr, weil ja mein erster Roman zunächst
exklusiv als E-Book erschien.
Alles in allem waren es sechs Jahre.
Allerdings habe ich in dieser Zeit nicht ausschließlich an dem
Manuskript gearbeitet.
Hörst du Musik beim Schreiben oder
lenkt dich das eher ab?
Mal so mal so.
Hast du einen festen Platz und
bestimmte Zeiten, zu denen du schreibst?
Ja. In der Regel schreibe ich gleich
nach dem Aufstehen zwischen vier und sechs Uhr morgens in meinem
Lieblingssessel im Wohnzimmer.
Hast du ein Schreibritual?
Nicht wirklich. Die berühmte Tasse
Kaffee halt.
Wieviel Stunden schreibst du in der
Regel am Stück?
Selten mehr als zwei Stunden. Meistens
eher weniger.
Wie gehst du mit negativen Kritiken
um?
Ich nehme sie mir zu Herzen, denn fast
immer haben sie recht. Bei den negativsten Kritiken stelle ich häufig
fest, dass eine Leserin einfach zum falschen Buch gegriffen hat. Aber
häufig sind ja negative Kritiken auch wohlwollende Kritiken. So nach
dem Motto: »Der Roman hat mir gut gefallen, aaaaber ...« Und dieses
Aber ist dann eigentlich auch das, was mich als Autor weiterbringt.
Wie recherchierst du für Krimis?
Woher nimmst du das „Expertenwissen“, damit die Szenen
authentisch wirken? Wie viel Prozent beim Schreiben bestehen aus
Recherche und wie viel aus kreativer Arbeit … und wie viel Zeit
braucht es für das Redigieren?
Meine Hauptquellen sind Dr. Google,
Professor Wikipedia, Fachbücher und Freunde, die in diesem Bereich
auch arbeiten. Außerdem habe ich das Glück, dass mein Writing Buddy
Axel Hollmann ziemlich viel Expertenwissen angehäuft hat.
Letztendlich ziehe ich auch viel aus der Lektüre anderer Thriller.
Mit der Authentizität ist das halt so
eine Sache. Die meisten Leserinnen wollen meiner Ansicht nach ja
keine Realität abgebildet haben, sondern das, was sie aus anderen
Krimis und Thrillern kennen. Romane haben ja immer eine Form der
fingierten Realität.
Ich denke, dass es so ein Verhältnis
30:70 zwischen Recherche und Schreiben gibt. Jedenfalls bei mir.
Das Redigieren ist zumindest bei meiner
Arbeitsweise der Hauptteil der Arbeit. Für den ersten Entwurf
benötige ich in der Regel – mit Planung und Recherche – ca. drei
Monate. Für das Redigieren das Doppelte oder Dreifache.
Arbeitest du mit Scrivener oder in
Word? Wie behältst du den Überblick über deine vielen Gedanken und
Ideen?
Ich arbeite mit Scrivener. Nur damit
behalte ich den Überblick. Alles andere führt nur dazu, dass ich
mich verzettele.
Namensfindung – beruhen Namen auf
Bekannten/Freunden oder googelst du bzw. schaust in speziellen
Namensbüchern nach Inspirationen?
Manchmal habe ich bei einer Figur auch
gleich den Namen dazu. Meistens bastle ich aber sehr lange an Namen
und es gibt auch viele Änderungen bis zum finalen Manuskript. Die
Hauptquelle für Namen sind für mich dabei die Credits bei Filmen.
Ich schaue mir prinzipiell den Nachspann von Filmen an und merke mir
dann die Namen, die mir aus irgendwelchen Gründen gefallen. Manchmal
google ich auch die Bedeutung von Namen. Manchmal reicht es mir, wenn
sie für meinen Geschmack einfach gut klingen.
Gibt es 1-2 Schreibbücher (z.B.
James Frey), die du Schreibinteressenten ans Herz legen kannst?
»Das Leben und das Schreiben« von
Stephen King ist für mich der eine Schreibratgeber, den man
unbedingt gelesen haben muss. Darüber hinaus war für mich eines der
wichtigsten Bücher James Freys »The Key«.
Wie wichtig sind heute
Social-Media-Kanäle wie Facebook und Twitter für dich? Nutzt du sie
aktiv für das Selbstmarketing und wären sie aus deinem heutigen
Leben noch wegzudenken?
Ich verwende hauptsächlich Wordpress,
Facebook, Twitter, YouTube und Instagram. Ja, ich nutze sie in
gewisser Weise auch fürs Marketing, allerdings ist das nicht der
Hauptgrund. Es ist wie mit allen anderen Werbemedien auch: Sie
bringen eigentlich nur dann wirklich viel, wenn man bereits ein
gewisses Maß an Bekanntheit erreicht hat.
Ich habe also mit Soial Media mit dem
Marketinggedanken angefangen, wäre aber heute nicht mehr dabei, wenn
es mir nicht einfach Spaß machen würde. Denn allein der
Marketingerfolg würde die Zeit, die ich darin investiere, nicht
rechtfertigen.
Nun ja, natürlich wären sie
wegzudenken. Wahrscheinlich wäre es sogar besser, ich würde mich
weniger dort tummeln, denn dann würde ich bestimmt doppelt so viele
Romane schreiben. Aber, wie gesagt, sie machen halt Spaß.
Ich habe das Gefühl (ganz
persönliche Meinung), dass es in den letzten Jahren im Krimi-Genre
einen Wandel gegeben hat - mir kommen mehr Bücher mit einem hohen
Gewaltfaktor unter die Augen, mit reißerischen, blutigen (und
vielen) Morden. Der klassische ermittlungsgetriebene – und
inhaltlich intelligent aufgebaute – „Who Dunnit“ Krimi scheint
ausgedient zu haben bzw. weniger häufig oder weniger besser
vermarktet zu werden. Wie siehst du das?
Melanie Raabe zum Beispiel schreibt ja
weniger blutige Suspense und ist damit sehr erfolgreich. Auch der
letzte Roman von Fitzek »Das Paket« ist kein Roman, in dem die
Gewaltdarstellung im Vordergrund steht. Und in Nika Lubitschs
Thrillern geht es auch weniger um Gewalt, um ein Beispiel aus dem
Selfpublishing zu nennen. Und das sind nur so die ersten Beispiele,
die mir einfallen.
Gewalt ist halt plakativ und wir merken
uns schnell drastische Darstellungen. Subtileres geht in der
Wahrnehmung eher unter. Ich vermag nicht zu sagen, ob blutigere
Thriller erfolgreicher sind als andere.
Würdest du rückblickend
(inhaltlich) etwas ändern an deinen Büchern?
Ja. Immer. Zum Glück. Denn das
bedeutet, dass ich mich als Autor weiterentwickle.
Noch eine ganz klassische Frage: was
sind deine 3 liebsten Autoren und 3 liebsten Bücher?
Thomas Harris‘ »Das Schweigen der
Lämmer«
Robert Blochs »Psycho«
Dan Wells‘ »Ich bin kein
Serienkiller«
Ihr wollt noch mehr über Marcus
Johanus und zum Thema Schreiben erfahren? Prima, dann schaut doch
morgen wieder vorbei :o)
Ihr seid neugierig auf die Person
hinter den Namen Marcus Johanus geworden? Auf seinen Internetseiten
findet ihr einige Informationen über den Autor und weitere wertvolle
Tipps zum Thema Schreiben:
Wow liebe Tanja
AntwortenLöschenWas für ein riesiges, spannendes Interview, was für ein toller, sympathischer Autor und die Fragen sind einfach fantastisch, Gratulation.
Schon seit Tagen sehe ich immer wieder den "Bloggerbrunch"-Banner bei dir und ärgere mich, dass niemand kommentiert und ich drücke so fest die Daumen, dass ihr ein paar Teilnehmer findet. Ich arbeite leider morgen Nachmittag, weshalb ich erst am Abend vorbeischauen kann, Musikerleben halt :-)
Ganz liebe Grüsse dir und viel Spass morgen
Livia
Hallo Livia,
Löschenich danke dir für deine lieben Worte zu unserem Interview. Dein Kommentar bedeutet mir viel. Dieser Artikel war eine Herzensangelegenheit von mir, zumal "Die Schreibdilettanten" im Wesentlichen dafür verantwortlich sind, dass ich auf die Plattform Lovelybooks gestoßen bin. Und ohne Lovelybooks wäre ich nie auf die Idee gekommen zu bloggen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Marcus Johanus sich für unsere Aktion zu diesem Interview bereit erklärt hat :o))
Wenn du Lust und Zeit hast, dann kannst du natürlich auch gerne später noch unsere Fragen vom Bloggerbrunch in den Kommentaren beantworten. Leni und ich freuen uns auf jeden Fall :o)
Ich wünsche dir in jedem Fall ein wunderschönes Wochenende :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Schau mal, liebe Tanja.
AntwortenLöschenIch habe dich getagt: Hier
Ganz liebe Grüße,
Gisela
Hallo Gisela,
Löschenich danke dir fürs taggen :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)