Freitag, 3. März 2017

Durchgelesen

Rezension zu Traumprinz von David Safier


Verlag: Rowohlt/Kindler
Seitenzahl: 320
Format: Hardcover
Preis: 19,95 Euro
ISBN: 978-3-463-40604-6
Illustrator: Oliver Kurth
Abgeschlossene Erzählung









Inhalt:

Nellie befindet sich gerade mit ihrer großen Liebe Bendix in der Badewanne seiner hippen Berliner Altbauwohnung, als eine Stimme durch den Flur schallt. Bendix verkündet, noch mit dem Prosecco in der Hand: „Mist, da kommt meine Freundin!“ und für Nellie bricht eine Welt zusammen.

Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, wirft Bendixs Freundin, die ungebetene Besucherin ohne Klamotten, nur mit einem Handtuch bekleidet, raus - mitten auf Berlins Straßen. Nellie ist frustriert und sucht Rat bei ihrem Kollegen Lenny. Ein Ausflug zu einer Kunstausstellung soll für Ablenkung sorgen.

Eine Begegnung mit dem ausstellendem Künstler Moore sorgt für weitere Überraschungen, denn dieser bekommt als Fangeschenk ein hübsches Notizbuch geschenkt. Nellie ist verzaubert und entschließt sich kurzerhand zu einer kleptomanischen Tat: Sie steckt das Büchlein ein. Hierin möchte sie neue Inspirationen und Freude beim Zeichnen finden. Die folgenden Ereignisse werden nicht nur Nellies Leben vollumfänglich verändern. Denn bei diesem Buch handelt es sich nicht nur um ein normales Zeichenheft. Die Bilder werden vielmehr lebendig und schon bald steht vor Nellie die personifizierte Ausgeburt ihrer Träume … - aber auch das nur auf den ersten Blick.



Schreibstil:

Traumprinz zeigt viele schöne Ansätze. Gerade, was die fantastischen Elemente angeht. Der Roman wimmelt nur von Ideen. Der besondere Blick für Charaktere erlaubt Safier die Modulation individuell gestalteter Typen. Gelegentlich brechen aber karikatureske Züge durch.

Eine der Randfiguren nennt sich zum Beispiel Lenny. Der drogensüchtige Arbeitskollege von Nelly, der mit dieser in einem Comicladen arbeitet, entwirft in seiner Freizeit ein Brettspiel, bei dem die Spielfigur, ein Waisenkind namens Evila, alles dafür tut, dass die heile Welt um sich herum zerstört wird. Wenn Lenny von Evila erzählt, dann leuchten seine Augen. Lenny hatte vermutlich nie eine Freundin, dafür aber sehr nerdige und leidenschaftliche Hobbies. Wenn Nellie also mit Liebeskummer Trost bei ihrem Kollegen sucht, dann wird dieser kaum mit einer großen Packung Eis und Taschentücher aufwarten. Nein, Lenny schlägt stattdessen einen Abend mit einer Zombieliebeskomödie vor.

Die Protagonistin Nellie selbst, handelt oft unüberlegt. Sie stolpert somit von einer Katastrophe in die nächste. Auch ihre Worte sprudeln oft einfach so aus ihr heraus. Leider entsteht nicht immer Situationskomik. Eher bleiben die Dialoge oft oberflächlich und teilweise auch etwas albern. Beispiel: Nellie trifft auf die zwei Bodyguards des Künstlers Moore. Diese reagieren aggressiv mit ihrem schwedischen (?) Dialekt (Buchzitat): „Wir bröken dir die Böne“. Und ich dachte mir: Möst.

Traumprinz Retro hingegen, erwacht mithilfe von Nellies Zeichnung im magischen Notizbuch als ritterlicher Gefährte. Gerade zum Anfang tut er sich schwer mit der Realität, kommt er doch mitten aus der Fabelwelt Amanpour, wo sprechende Bäume, Prinzessinnen, Hexen und Schlangenmenschen zu Hause sind. Retro reagiert also angemessen, wenn er auf leicht bekleidete Mädchen in der Innenstadt Berlins trifft und diesen einen gutgemeinten Ratschlag erteilt: Sucht euch doch eine Anstellung als Fischausnehmer im Hafen, damit ihr euer Leben nicht als Huren verdingen müsst.
Auch im weiteren Verlauf ist Retro erbarmungslos ehrlich. Er sagt Nellie freiheraus, dass diese keine Schönheit ist und einen sehr erstaunlichen Damenbart ihr Eigen nennt. Nellie mag gekränkt reagieren, doch die Ehrlichkeit Retros kann auch aufmunternd wirken, wenn der Prinz im nächsten Moment den Mut seiner Begleiterin lobt.

Bei David Safiers Traumprinz war ich hin- und hergerissen. Stellenweise empfand ich die fantastischen Wendungen als sehr kreativ und sehr unterhaltsam, teilweise wirken sie so weit hergeholt, dass sie einfach nur zur Unterhaltung dienen.
Stellenweise hatte ich das Gefühl, dass D. Safier für seinen Zeichner schreibt.

Ein absolutes Highlight dieses Romans sind die Zeichnungen von Oliver Kurth in diesem Buch. Ihm gelingt es im Comicstil die Ideen des Autors humorvoll umzusetzen. Beim Umblättern freut man sich über jedes neue Bild, welches den stellenweise etwas überhitzten Worten des Ausdruck verleiht.



Fazit:

In Traumprinz warten individuelle Charakteren und fantasiereiche Elemente auf den Leser. Die Erzählung wirkt stellenweise aber so weit hergeholt, dass sie einfach nur zur Unterhaltung dient und bestenfalls als Parabel zu verstehen ist.
Ein besonderes Highlight stellen die Zeichnungen von Oliver Kurth im Innenteil dar. Der Leidenschaft, die ich im Text teilweise vermisst habe, wurde hier Ausdruck verliehen.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe: 






Charaktere:






Weltenaufbau: 






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


10 Kommentare:

  1. Liebe Tanja,
    danke für Deine Rezi. Das Buch steht bei mir noch ungelesen im Regal.
    Schade, dass es Dir nicht ganz so gut gefallen hat. Hast Du schon andere Bücher von ihm gelesen? "MUH" fand ich ziemlich klasse.
    Alles Liebe
    Lilly

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    1. Hallo Lilly,
      vielleicht gefällt es dir ja besser als mir. Auf jeden Fall sind die Bilder in diesem Buch eine klasse Ergänzung zur Geschichte. :o)
      Wenn du mal die Möglichkeit hast eine Lesung von David Safier zu besuchen, dann kann ich dir nur empfehlen sie wahrzunehmen. Das ist wirklich ein richtiges Erlebnis :o)

      Muh habe ich auch gelesen. Gefiel mir allerdings auch nicht so sehr. Meine ersten Bücher von ihm waren Jesus liebt mich und Mieses Karma. Beide fand ich richtig genial. Hast du eines davon gelesen?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    2. Hallo Tanja,
      ja, ich habe sowohl Mieses Karma als auch Jesus liebt mich gelesen. Feinde ich damals beides genial. "Damals" ist allerdings schon Ewigkeiten her, daher ist es immer schwer, die Bücher mit den von heute zu vergleichen. Ich glaube, Jesus liebt mich, hat mir am Besten gefallen. Hast Du Mieses Karma 2 schon gelesen? Ich habe mir das gerade als Hörbuch ausgeliehen, aber noch nicht reingehört. Plötzlich Shakespeare wollte ich auch als Hörbuch hören, war aber super genervt von den Stimmen, das ich nicht weit gekommen bin.
      Liebe Grüße
      Lilly

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    3. Huhu Lilly,
      beide Bücher sind bei mir auch schon etwas her. Stimmt: Plötzlich Shakespeare gibts ja auch noch. Das habe ich auch gelesen hat mir damals auch richtig gut gefallen. Mieses Karma 2 habe ich nicht gelesen. Ich hatte etwas Angst, dass es nach dem gelungen ersten Teil nicht mehr so gut sein wird. Da bin ich aber auch schon sehr gespannt, wie deine Meinung ausfällt, wenn du es dir angehört hast.
      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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    4. Liebe Tanja,

      ich habe Mieses Karma 2 nach der ersten CD abgebrochen. Ich hatte das Gefühl, hier wiederholt sich das erste Buch, nur mit anderen Protagonisten.

      Liebe Grüße
      Lilly

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    5. Hallo Lilly,
      danke für diese ehrliche Rückmeldung. Dann werde ich es wohl auch besser nicht damit versuchen. Ich fand den ersten Band sehr gut und möchte ihn mir nicht durch einen zweiten nicht so guten Teil verderben lassen :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  2. Hallo liebe Tanja!

    Ich habe deine Rezension wieder sehr gerne gelesen, vor allem da ich schon so gespannt auf deine Meinung war! "Traumprinz" steht ja schon viel zu lange auf meiner Wunschliste. ;)

    Schade, dass es dann doch "nur" für drei Kaffeetassen gereicht hat. Nichtsdestotrotz bleibe ich gespannt auf die Geschichte und die Illustrationen im Inneren. Deine Kritikpunkte kann ich aber gut nachvollziehen und werde sie im Hinterkopf behalten, um später zu berichten ob ich beim Lesen genauso empfand.

    Liebste Grüße
    Nina von
    BookBlossom ♥♥♥

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    1. Hallo Nina,
      alleine für die Illustrationen lohnt es sich das Buch zu lesen.
      Der Humor war mir stellenweise einfach zu flach. In dieser Richtung gefiel mir Mieses Karma und Jesus liebt mich wesentlich besser.

      Ich bin wirklich gespannt, wie du Traumprinz finden wirst. Du musst mir dann unbedingt Bescheid geben. :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Hey,

    schade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat. Ich kenne von ihm Mieses Karma, Jesus liebt mich und Plötzlich Shakespear und finde die Bücher genial.
    Wobei ich es immer schwierig finde, wenn Autoren immer ähnliche Bücher schreiben. Man geht dann mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Sache und wird häufiger enttäuscht.

    Ich hab jetzt keine Ahnung, ob ich das Buch noch lesen möchte :/

    Liebe Grüße
    Lena

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    1. Hallo Lena,

      die drei von dir genannten Bücher fand ich auch richtig gut.
      Traumprinz ist nicht schlecht, aber eben auch nicht so gut wie die anderen. Aber die Zeichnungen sind wirklich genial. Vielleicht empfindest du ja auch ganz anders als ich.
      Wenn du es lesen solltest, würde mich deine Meinung zu dem Buch auf jeden Fall sehr interessieren.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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