Rezension zu Traumprinz von David Safier
Verlag: Rowohlt/Kindler
Seitenzahl: 320
Format: Hardcover
Preis: 19,95 Euro
ISBN: 978-3-463-40604-6
Illustrator: Oliver Kurth
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Nellie befindet sich gerade mit ihrer
großen Liebe Bendix in der Badewanne seiner hippen Berliner
Altbauwohnung, als eine Stimme durch den Flur schallt. Bendix
verkündet, noch mit dem Prosecco in der Hand: „Mist, da kommt
meine Freundin!“ und für Nellie bricht eine Welt zusammen.
Als könnte es nicht noch schlimmer
kommen, wirft Bendixs Freundin, die ungebetene Besucherin ohne
Klamotten, nur mit einem Handtuch bekleidet, raus - mitten auf
Berlins Straßen. Nellie ist frustriert und sucht Rat bei ihrem
Kollegen Lenny. Ein Ausflug zu einer Kunstausstellung soll für
Ablenkung sorgen.
Eine Begegnung mit dem ausstellendem
Künstler Moore sorgt für weitere Überraschungen, denn dieser
bekommt als Fangeschenk ein hübsches Notizbuch geschenkt. Nellie ist
verzaubert und entschließt sich kurzerhand zu einer kleptomanischen
Tat: Sie steckt das Büchlein ein. Hierin möchte sie neue
Inspirationen und Freude beim Zeichnen finden. Die folgenden
Ereignisse werden nicht nur Nellies Leben vollumfänglich verändern.
Denn bei diesem Buch handelt es sich nicht nur um ein normales
Zeichenheft. Die Bilder werden vielmehr lebendig und schon bald steht
vor Nellie die personifizierte Ausgeburt ihrer Träume … - aber
auch das nur auf den ersten Blick.
Schreibstil:
Traumprinz
zeigt viele schöne Ansätze. Gerade, was die fantastischen Elemente
angeht. Der Roman wimmelt nur von Ideen. Der besondere Blick für
Charaktere
erlaubt Safier die Modulation individuell
gestalteter Typen. Gelegentlich brechen aber karikatureske Züge
durch.
Eine der Randfiguren nennt sich zum
Beispiel Lenny. Der drogensüchtige Arbeitskollege von Nelly, der mit
dieser in einem Comicladen arbeitet, entwirft in seiner Freizeit ein
Brettspiel, bei dem die Spielfigur, ein Waisenkind namens Evila,
alles dafür tut, dass die heile Welt um sich herum zerstört wird.
Wenn Lenny von Evila erzählt, dann leuchten seine Augen. Lenny hatte
vermutlich nie eine Freundin, dafür aber sehr nerdige und
leidenschaftliche Hobbies. Wenn Nellie also mit Liebeskummer Trost
bei ihrem Kollegen sucht, dann wird dieser kaum mit einer großen Packung
Eis und Taschentücher aufwarten. Nein, Lenny schlägt stattdessen
einen Abend mit einer Zombieliebeskomödie vor.
Die Protagonistin Nellie selbst,
handelt oft unüberlegt. Sie stolpert somit von einer Katastrophe in
die nächste. Auch ihre Worte sprudeln oft einfach so aus ihr heraus.
Leider entsteht nicht immer Situationskomik. Eher bleiben die Dialoge
oft oberflächlich und teilweise auch etwas albern. Beispiel: Nellie
trifft auf die zwei Bodyguards des Künstlers Moore. Diese reagieren
aggressiv mit ihrem schwedischen (?) Dialekt (Buchzitat): „Wir
bröken dir die Böne“. Und ich dachte mir: Möst.
Traumprinz Retro hingegen, erwacht
mithilfe von Nellies Zeichnung im magischen Notizbuch als
ritterlicher Gefährte. Gerade zum Anfang tut er sich schwer mit der
Realität, kommt er doch mitten aus der Fabelwelt Amanpour, wo
sprechende Bäume, Prinzessinnen, Hexen und Schlangenmenschen zu
Hause sind. Retro reagiert also angemessen, wenn er auf leicht
bekleidete Mädchen in der Innenstadt Berlins trifft und diesen einen
gutgemeinten Ratschlag erteilt: Sucht euch doch eine Anstellung als
Fischausnehmer im Hafen, damit ihr euer Leben nicht als Huren
verdingen müsst.
Auch im weiteren Verlauf ist Retro
erbarmungslos ehrlich. Er sagt Nellie freiheraus, dass diese keine
Schönheit ist und einen sehr erstaunlichen Damenbart ihr Eigen
nennt. Nellie mag gekränkt reagieren, doch die Ehrlichkeit Retros
kann auch aufmunternd wirken, wenn der Prinz im nächsten Moment den
Mut seiner Begleiterin lobt.
Bei
David Safiers Traumprinz war ich hin- und hergerissen. Stellenweise
empfand ich die fantastischen Wendungen als sehr kreativ und sehr
unterhaltsam, teilweise wirken sie so weit
hergeholt, dass sie
einfach nur zur Unterhaltung dienen.
Stellenweise hatte
ich das Gefühl, dass D. Safier für seinen Zeichner schreibt.
Ein absolutes Highlight dieses Romans
sind die Zeichnungen von Oliver Kurth in diesem Buch. Ihm gelingt es
im Comicstil die Ideen des Autors humorvoll umzusetzen. Beim
Umblättern freut man sich über jedes neue Bild, welches den
stellenweise etwas überhitzten Worten des Ausdruck verleiht.
Fazit:
In Traumprinz
warten individuelle Charakteren und fantasiereiche Elemente auf den
Leser. Die
Erzählung wirkt stellenweise aber so weit
hergeholt, dass sie
einfach nur zur Unterhaltung dient und bestenfalls als Parabel zu
verstehen ist.
Ein besonderes
Highlight stellen die Zeichnungen von Oliver Kurth im Innenteil dar.
Der Leidenschaft, die ich im Text teilweise vermisst habe, wurde hier
Ausdruck verliehen.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe:
Charaktere:
Weltenaufbau:
Handlungsstrang:
Schreibstil:
Im Gesamtpaket:
Liebe Tanja,
AntwortenLöschendanke für Deine Rezi. Das Buch steht bei mir noch ungelesen im Regal.
Schade, dass es Dir nicht ganz so gut gefallen hat. Hast Du schon andere Bücher von ihm gelesen? "MUH" fand ich ziemlich klasse.
Alles Liebe
Lilly
Hallo Lilly,
Löschenvielleicht gefällt es dir ja besser als mir. Auf jeden Fall sind die Bilder in diesem Buch eine klasse Ergänzung zur Geschichte. :o)
Wenn du mal die Möglichkeit hast eine Lesung von David Safier zu besuchen, dann kann ich dir nur empfehlen sie wahrzunehmen. Das ist wirklich ein richtiges Erlebnis :o)
Muh habe ich auch gelesen. Gefiel mir allerdings auch nicht so sehr. Meine ersten Bücher von ihm waren Jesus liebt mich und Mieses Karma. Beide fand ich richtig genial. Hast du eines davon gelesen?
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
Löschenja, ich habe sowohl Mieses Karma als auch Jesus liebt mich gelesen. Feinde ich damals beides genial. "Damals" ist allerdings schon Ewigkeiten her, daher ist es immer schwer, die Bücher mit den von heute zu vergleichen. Ich glaube, Jesus liebt mich, hat mir am Besten gefallen. Hast Du Mieses Karma 2 schon gelesen? Ich habe mir das gerade als Hörbuch ausgeliehen, aber noch nicht reingehört. Plötzlich Shakespeare wollte ich auch als Hörbuch hören, war aber super genervt von den Stimmen, das ich nicht weit gekommen bin.
Liebe Grüße
Lilly
Huhu Lilly,
Löschenbeide Bücher sind bei mir auch schon etwas her. Stimmt: Plötzlich Shakespeare gibts ja auch noch. Das habe ich auch gelesen hat mir damals auch richtig gut gefallen. Mieses Karma 2 habe ich nicht gelesen. Ich hatte etwas Angst, dass es nach dem gelungen ersten Teil nicht mehr so gut sein wird. Da bin ich aber auch schon sehr gespannt, wie deine Meinung ausfällt, wenn du es dir angehört hast.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
Löschenich habe Mieses Karma 2 nach der ersten CD abgebrochen. Ich hatte das Gefühl, hier wiederholt sich das erste Buch, nur mit anderen Protagonisten.
Liebe Grüße
Lilly
Hallo Lilly,
Löschendanke für diese ehrliche Rückmeldung. Dann werde ich es wohl auch besser nicht damit versuchen. Ich fand den ersten Band sehr gut und möchte ihn mir nicht durch einen zweiten nicht so guten Teil verderben lassen :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hallo liebe Tanja!
AntwortenLöschenIch habe deine Rezension wieder sehr gerne gelesen, vor allem da ich schon so gespannt auf deine Meinung war! "Traumprinz" steht ja schon viel zu lange auf meiner Wunschliste. ;)
Schade, dass es dann doch "nur" für drei Kaffeetassen gereicht hat. Nichtsdestotrotz bleibe ich gespannt auf die Geschichte und die Illustrationen im Inneren. Deine Kritikpunkte kann ich aber gut nachvollziehen und werde sie im Hinterkopf behalten, um später zu berichten ob ich beim Lesen genauso empfand.
Liebste Grüße
Nina von
BookBlossom ♥♥♥
Hallo Nina,
Löschenalleine für die Illustrationen lohnt es sich das Buch zu lesen.
Der Humor war mir stellenweise einfach zu flach. In dieser Richtung gefiel mir Mieses Karma und Jesus liebt mich wesentlich besser.
Ich bin wirklich gespannt, wie du Traumprinz finden wirst. Du musst mir dann unbedingt Bescheid geben. :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hey,
AntwortenLöschenschade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat. Ich kenne von ihm Mieses Karma, Jesus liebt mich und Plötzlich Shakespear und finde die Bücher genial.
Wobei ich es immer schwierig finde, wenn Autoren immer ähnliche Bücher schreiben. Man geht dann mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Sache und wird häufiger enttäuscht.
Ich hab jetzt keine Ahnung, ob ich das Buch noch lesen möchte :/
Liebe Grüße
Lena
Hallo Lena,
Löschendie drei von dir genannten Bücher fand ich auch richtig gut.
Traumprinz ist nicht schlecht, aber eben auch nicht so gut wie die anderen. Aber die Zeichnungen sind wirklich genial. Vielleicht empfindest du ja auch ganz anders als ich.
Wenn du es lesen solltest, würde mich deine Meinung zu dem Buch auf jeden Fall sehr interessieren.
Ganz liebe Grüße
Tanja