Donnerstag, 17. Oktober 2019

Durchgelesen: Die vorletzte Reise der Ewa Kalinowski

Rezension zu Die vorletzte Reise der Ewa Kalinowski von Regina W. Egger


Verlag: FeuerWerke Verlag (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 270
Format: Taschenbuch
Preis: 12,90 Euro
ISBN: 978-3-945362-59-4
Abgeschlossene Erzählung










Inhalt:

Lukas begegnet Ewa das erste Mal an einer Bushaltestelle. Eine alte verwirrte Frau stolpert hilflos auf der Straße herum. Keiner tut etwas, alle schauen nur zu. Doch plötzlich trennt sich jemand aus der Gruppe, schreitet zielgerichtet auf die Alte zu, wechselt ein paar Worte mit ihr und hilft ihr letztlich auch in den Bus.
Bei dieser hilfsbereiten Person handelt es sich um Ewa. Lukas und Ewa kommen ins Gespräch. Es dauert nicht lange, bis beide merken, dass sie einen Draht zueinander haben und sogar in der selben Siedlung wohnen. Ewa lädt Lukas zum polnischen Essen in ihre Wohnung ein. Es entsteht eine Art Freundschaft.

Eines Tages, bei einem Besuch im Kaffeehaus, muss Lukas feststellen, dass sich Ewa verändert hat. Sie hat stark an Gewicht verloren. Darauf angesprochen erwidert Ewa, dass bei ihr Krebs im Endstadium festgestellt wurde.
Ewa bittet Lukas ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen. Er soll ihrer Tochter nichts von ihrer Krankheit verraten, seine Sachen packen, und mit Ewa auf eine vorletzte Reise gehen. Die Wohnung sei schnell verkauft, das erwirtschaftete Geld reicht für ein Wohnmobil. Ewa möchte noch einmal in ihrem Leben Frankreich, Holland, vielleicht sogar Spanien und Portugal, aber auf jeden Fall Irland sehen.



Im Detail:

Lukas und Ewa sind Reisende wie sie verschiedener nicht sein könnten. Ewa ist aus Polen geflohen. Sie hat geheiratet, ein Kind bekommen. Mit ihren 66 Jahren ist sie fast 40 Jahre älter als ihr Reisebegleiter Lukas, der, solange es seine Ersparnisse erlauben, in den Tag hinein lebt.

Lukas hält sich selbst für ein Glückskind. Kiffen hilft dabei schlechte Gedanken zu vertreiben, auch Egoshooter sind seine Form von Eskapismus. Lukas ist sich nicht zu fein, einen Gelegenheitsjob anzunehmen, wenn das Geld knapp wird. Dass Ewa ihm immer mal wieder etwas Geld zusteckt, trägt seinen Lifestyle.

Ewa mit wenigen Worten zu beschreiben, fällt nicht schwer. Sie wirkt herzhaft, aber auch eigenwillig, etwas widerborstig und auf Lukas auch oft sehr fordernd. Hat sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, lässt sie sich nicht mehr davon abbringen.
Bislang war Ewa mit körperlicher und seelischer Gesundheit gesegnet. Dann wurde bei ihr Krebs festgestellt.

Als Ewa Lukas darum bittet, mit ihr einen letzten Roadtrip zu unternehmen, ist dieser schnell überzeugt. Ewa hat nicht vor all ihr Geld mit ins Grab zu nehmen. Sie wird Lukas gerne einmal den ein oder anderen Schein zuschieben und Lukas zumindest während der gemeinsamen Reise seine Laissez-faire-Attitüde finanzieren.

Es beginnt ein Roadtrip über verschiedene Städte. In Straßburg, Verdun, Luxemburg, Lille, Dünkirchen, Dunkerque, Brügge, Amsterdamm und Calais macht das ungleiche Paar, das von Yorkshire-Terrier Zizou begleitet wird, halt, bis beide dann in England ankommen und das große Ziel Irland ansteuern. Immer wieder benötigt Ewa jedoch Pausen.

Und Lukas? Aus Teilnahme an Ewas Schicksal wird schließlich Anteilnahme.

 

Meine Meinung:

Regina W. Eggers Roman ist in der Regel angenehm zu lesen und teilweise als intellektuelle Bereicherung zu verstehen, die durchaus willkommen ist.

Neben Reiseeindrücken schildert die Autorin auch die Gespräche, die sich zwischen Lukas und Ewa abspielen. Diskussionen über Ausländerfeindlichkeit, Frauenemanzipation, polnische Geflogenheiten und den zweiten Weltkriegs operieren haarscharf am Zeitgeist.

Sind solche Reiseeindrücke genug Stoff für einen Roman? Sicherlich, aber nur, wenn man auch in der Lage ist, diesen Stoff literarisch zu verdichten, zu verfremden, eine Geschichte daraus zu konstruieren, mit Bildern Stimmung zu evozieren. Davon spürt man in Regina W. Eggers Debüt leider manchmal zu wenig. In der Geschichte fehlt es manchmal an Dringlichkeit, an Verve.



Fazit: 
 
Die vorletzte Reise der Ewa Kalinowski ist ein Buch mit einer eher ruhigen Geschichte. Der Leser versteht, dass die Endlichkeit zum Leben gehört und genau diese es besonders wertvoll macht.
Was die Autorin mit dieser Geschichte darüber hinaus sagen möchte, bleibt für mich am Ende allerdings einigermaßen schleierhaft. Es gibt kein erkennbares Anliegen und auch kein überzeugendes Stimmungsbild. Der Roman ist sprachlich aber durchaus gelungen, sodass man für sein Geld eine solide Road Novel bekommt. 



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe/Freundschaft:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


10 Kommentare:

  1. Eine schöne Rezension, ich glaube aber das ich das Buch dann doch nicht lesen werde, wenn du auch schon nicht sooo begeistert warst.
    Liebe Grüße
    Sarah

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    1. Hallo liebe Sarah,
      vielen lieben Dank für deine lieben Worte zu der Rezension. Die Geschichte verfolgt einen sehr schönen Ansatz. Leider habe ich mich aber mit ein paar Punkten etwas schwer getan. Ich kann schwer einschätzen, wie es anderen beim Lesen ergehen wird.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Huhu Tanja,

    eine sehr schöne Rezension. Anhand deiner Kritikpunkte ist das wohl eher kein Buch für mich. Schade, dass es dich nicht so wirklich überzeugen konnte.

    Ich hoffe dein nächstes Buch wird wieder ein richtiges Highlight. <3

    Liebe Grüße

    Sunny

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    1. Hallo liebe Sunny,
      leider hatte ich bei dem Buch ein paar Kritikpunkte. Aber das muss ja nicht heißen, dass es anderen genauso ergeht. :o)
      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Hallo meine liebe Tanja,
    dieses Buch klingt auf jeden Fall sehr interessant, auch wenn ich die Lektüre selber jetzt nicht unbedingt lesen würde.
    Die Kritikpunkte sind sicherlich berechtigt, aber ich bevorzuge dann doch eher ein Buch aus meinem SUB :)
    Danke für Deine ehrliche Meinung.
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Abend
    Herzliche Grüße
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,
      ich bin auch schon sehr gespannt auf weitere Meinungen zu dem Buch. Ich denke nicht jeder hatte die Kritikpunkte. Ich habe mich schon mit einer anderen Bloggerin ausgetauscht, die das Buch auch gelesen hat (Vivka von A Winterstory). Wir hatten zwar beide Kritikpunkte, jedoch haben wir bestimmte Szenen ganz unterschiedlich wahrgenommen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Hallo Tanja

    Das ist echt schade, dass die Autorin die nicht Stimmung bringen konnte. Die Thematik würde mich total interessieren. Da fehlt es ja an gar nichts. Trotzdem bin ich jetzt neugierig geworden. Vielleicht lese ich das Buch.

    Eine sehr informative Besprechung von dir.

    Liebe Grüße,
    Gisela

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    1. Hallo liebe Gisela,
      ich freue mich so sehr, dass ich dich auf das Buch - trotz Kritikpunkte - neugierig machen konnte. Ich bin sehr gespannt, ob du es lesen wirst und auf deine Meinung zum Buch.
      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Liebe Tanja

    Hach, diese Rezension könnte von mir sein. Das Buch hat mir gut gefallen, aber das war es auch schon. Irgendwann haben mich der erhobene Zeigefinger und die plakativen Beispiele, sowie das ewige Genörgele an Lukas Leben nur noch genervt.

    Aber: wie du auch schon geschrieben hast, ist die Sprache sehr schön und war mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war diese urwitzige Roadtrip-Grundidee, die ja auch sehr traurig ist. Ebenfalls zu nennen natürlich der kleine Zizou, der hat sich in mein Herz geschlichen.

    Alles in allem also ein gutes Buch, das aber nicht länger nachklingt und sicher einiges an Potenzial durch die sehr knappe und plakative Abhandlung der eigentlich spannenden und wichtigen Themen verloren hat.

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,

      oh, dann hatten wir ja doch eine sehr ähnliche Auffassung, was das Lesen des Buches anging.

      Die Idee ansich war sehr schön. Das fand ich auch. Was Zizou angeht: Ohja, er hätte von mir aus auch noch ein paar Seiten mehr haben können. <3

      Zum letzten Absatz deines Kommentars: Ein Fazit, was ich so unterschreiben kann.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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