Freitag, 8. November 2019

Durchgelesen: Zwischenspiel Shanghai

Rezension zu Zwischenspiel Shanghai von Simone Hausladen


Verlag: Selfpublisher – Hier geht’s zur Homepage der Autorin (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 261
Format: Taschenbuch
Preis: 9,90 Euro
ISBN: 978-1077260429
Abgeschlossene Erzählung









Inhalt:

Fünf Frauen, eine Metropole.

Als Paul von seinem Arbeitgeber das Angebot bekommt hatte, für zwei Jahre nach Shanghai zu gehen, um sich beruflich zu profilieren, riet seine Frau Nelly ihm die Chance zu ergreifen. Sie hat ihre Arbeitsstelle in München gekündigt, Familie und Freunde in Deutschland zurückgelassen und ist mit ihrem Mann ins Ungewisse aufgebrochen. In Shanghai erwartet sie jedoch ein wahrer Albtraum. Die Firmenwohnung ist nicht renoviert und Pauls Chef möchte das Paar in einem billigen Hotel unterbringen.

Seitdem ihre zwei Kinder das Haus verlassen haben, um nach Amerika zu ziehen, fühlt sich Renate zu Hause einsam. Ihr Mann hätte in den Ruhestand gehen können, doch um sich weiterhin den Luxus eines Hausmädchens, teurer Kleider, Botox-Behandlungen und einer großen Wohnung leisten zu können, geht er weiter seinem Vollzeitjob nach. Die Freundinnen, mit denen sich Renate trifft, sind oberflächlich. Renate selbst fehlt ein Ziel, eine Aufgabe, für die es sich zu leben lohnt.

Tanja ist Mutter und Karrierefrau. Ihr Alltag ist durchgetaktet. Vor sechs Jahren ist sie nach China gekommen. Damals hat man ihrem Mann und ihr gesagt, dass beide gute Aufstiegschancen im Job hätten. Für Tanjas Mann lag man mit dieser Prognose so schlecht nicht. Tanjas Karriere verläuft im Leerlauf. Sie wünscht sich eine Partnerschaft in der Kanzlei für die sie als Steuerfachanwältin arbeitet. Bald schon wird sie aber zwischen Karriere und Kindern wählen müssen.

Judy wohnt in einem klassischen Mehrfamilienhaushalt in Shanghai. Mit ihren siebenundzwanzig Jahren gilt sie in China als alte Jungfer. Sie ist immer noch Single und kinderlos. Judys Eltern ziehen jeden Sonntagvormittag mit einem Foto ihrer Enkelin auf einen Heiratsmarkt, um das Mädchen dort bei Junggesellen anzupreisen. Bislang leider vergeblich. Judy ist der mitleidigen Blicke ihrer Familienangehörigen und des Zusammenlebens auf engstem Raum überdrüssig. Ihre Arbeit als Umzugsunternehmerin und die abendlichen Besuche in der Bar sollen ihr helfen, sich einen reichen Ausländer zu angeln, der einen Ausweg bieten könnte.

Thomas ist für ein deutsches Unternehmen als Entwicklungsingenieur in Shanghai angestellt. Auch er hat einen Job, der ihn zeitlich stark in Anspruch nimmt. Seine Frau Martha erwartet ein Kind.
Als bei ihr die Wehen einsetzen, sind die Eheleute plötzlich mit der harten Realität medizinischer Versorgung in China konfrontiert.



Im Detail:

Simone Hausladen beschreibt in ihrem Buch das Schicksal von fünf grundsätzlich sehr verschiedenen Frauen. Martha, Judy, Tanja, Renate und Nelly leben in Shanghai. Alle fünf Frauen haben mit ihren eigenen kleineren und größeren Problemen zu kämpfen. Keine dieser fünf Frauen ist mit ihrem Leben in der Metropole vollkommen zufrieden.

Wer sich die Kurzvita hinter dem Buchdeckel durchliest, erfährt, dass Simone Hausladen selbst sechs Jahre lang in Shanghai gelebt hat. Ihre Erfahrungen und Kenntnisse über Land und Leute lässt sie geschickt in die Geschichte einfließen.

Shanghai ist keine Stadt, in der man sich wohlfühlt und in der man entspannen kann. Die Luft auf den Straßen riecht nach Ruß, der Feinstaubpegel liegt weit über dem Grenzwert. Leitungswasser darf man auf keinen Fall trinken. Es ist stark verschmutzt. Chinesische Familien leben oft auf kleinstem Raum mit mehreren Generationen zusammen. Erst wenn ein Kind eine eigene Familie gründet, zieht es in eine eigene Wohnung. Nach der Geburt eines Kindes geht die Mutter arbeiten, während sich die Großmutter um das Neugeborene kümmert.

Anhand von Marthas und Thomas Schicksal erfährt der Leser mehr über die medizinische Versorgung in Shanghai. Eine ärztliche Schweigepflicht und Privatsphäre kennen Chinesen nicht. Ohne Kreditkarte ist man in diesem Land ein Niemand. Benötigt man medizinische Versorgung, so wird von der Ärztin/Krankenschwester als erstes ein Kartenlesegerät gezückt. Zahlt man den Preis, so bekommt man Medikamente. Arme Menschen profitieren nicht vom medizinische Fortschritt.

Nelly hingegen wird an einer Stelle von ihrem Chauffeur ins Shoppingcenter begleitet. Dort bekommt man alles, was das Herz begehrt. In der Lebensmittelabteilung finden sich unter anderem Aquarien, Kühlboxen und Plastikkisten mit lebenden Meerestieren. Nelly muss an diesem Tag Zeuge werden, wie ihr Fahrer mit stark verschmutzten Fingernägeln die Tiere auf ihren Zustand betastet. Etwas, was dort durchaus üblich ist.

Tanja erwähnt, dass sie schon wiederholt von tatsächlichen und vermeintlichen Lebensmittelvergiftungen geplagt wurde.



Fazit:

In Simone Hausladens nie überzogenen, teils melancholischen Werk „Zwischenspiel Shanghai“ geht es um Einsamkeit und urbane Entfremdung, Um fünf Frauen, die in der Metropole auf der Suche nach dem eigenen Glück sind. 
 
Bei allem Lokalkolorit und sympathischen Charakterzügen der Protagonistinnen ist das Buch sehr subtil und differenziert. Bemerkenswert ist auch, dass es nicht davor zurückschreckt, die miserablen hygienischen und sozialen Zustände vor Ort aufzuzeigen.

Die packend geschriebene und zugleich exakt recherchierten Darstellung konnte ich nicht zur Seite legen. Zugleich habe ich gehofft, dass die fünf Frauen, jede für sich, ihr eigenes persönliches Happy- End finden würden. Ob meine Hoffnungen erhört wurden, das müsst ihr allerdings selbst herausfinden.



Buchzitate:

Inzwischen erwachte draußen die Stadt. Die Metropole begann sich zu regen, zu strecken, gähnte noch einmal und nahm gemächlich ihr geschäftiges Tagestreiben auf.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Charaktere:






Setting:






Handlungsstrang:






Schreibstil:







Im Gesamtpaket:


10 Kommentare:

  1. Wir standen auch mal vor der Entscheidung, einen Schritt zu wagen wie Nelly und ihr Mann. Ich bin froh, dass es damals dann doch nicht geklappt hat.
    Das Buch ist bestimmt sehr spannend. Ich fand damals die REiseinfos an sich schon super spannend ;)
    Ich wünsch dir ein wunderschönes Wochenende.
    gLG Sigrid

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    1. Hallo liebe Sigrid,
      ich denke, so eine Entscheidung muss überlegt sein. Durch einen Ortswechsel wie diesem verändert sich das ganze Leben. Das muss nicht im negativem Sinne sein. Vielleicht stellt es sich sogar als beste Entscheidung des Lebens heraus. Magst du verraten, in welches Land ihr damals auswandern wolltet?

      Die Geschichte hat mir wirklich unglaublich gut gefallen. Ich finde der Autorin ist es gelungen sehr viele Informationen ins Buch einzubauen, die für mich extrem horizonterweiternd waren.

      Ich wünsche dir auch ein wunderschönes Wochenende <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Huhu Tanja,

    das klingt nach einem echt tollen Buch, dass aber auch sehr zum Nachdenken anregt. Freut mich sehr, dass es dir so gut gefallen hat. Bei mir landet es jetzt direkt auf der Wunschliste. :) Eine wirklich tolle Buchvorstellung. <3

    Ich wünsche dir noch einen wundervollen Sonntag. <3

    Liebe Grüße

    Sunny

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    1. Hallo liebe Sunny,
      ich freue mich sehr, dass Zwischenspiel Shanghai auf deiner Wunschliste gelandet ist. Für mich ist es ein echter Geheimtipp. Die Autorin hat das Setting unglaublich gut rübergebracht. Ich fand es sehr spannend gemeinsam mit den fünf Frauen Shanghai erkunden zu dürfen.
      Solltest du es lesen, musst du mir unbedingt berichten, wie es dir gefallen hat.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Das klingt echt super, da hast du mir wirklich Lust auf mehr gemacht :)
    Liebe Grüße
    Sarah

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    1. Hallo liebe Sarah,
      vielen Dank für deine lieben Worte. Ich freue mich, dass dir die Rezension das buch ein wenig näher bringen konnte. <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  4. Hallo Tanja,

    auch wenn du mir schon ein wenig über das Buch berichtet hattest, war ich neugierig auf deine Rezi und ich muss gestehen, dass die Story schon sehr interessant ist. Gerade was den Lebensstandard zwischen uns und den asiatischen Ländern angeht, gibt es hier definitiv große Unterschiede. Heftig finde ich die Aktion mit dem Kartengerät im Krankenhaus.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo lieber Uwe,
      ich empfand das Buch auch sehr horizonterweiternd. Die Szene mit dem Kartenlesegerät fand ich auch sehr krass. Zumal die Ärzte, in dem Buch, bei Nichtzahlung auch knallhart die weitere Behandlung verweigert hätten.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Liebe Tanja,

    das Buch klingt wirklich sehr interessant. Vielen Dank für deine Vorstellung. Was ich wirklich spannend finde, ist das hier eher eine Stadt und deren Leben im Mittelpunkt stehen. Eine Geschichte ohne Verklärung und Romantisierung.

    Liebe Grüße
    Jenny

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    1. Hallo liebe Jenny,
      ich fand die Beschreibungen der Autorin von Shanghai auch megainteressant. Zumal die Autorin ja auch selbst eine zeitlang in der Stadt gewesen ist. Und auf jeden Fall erschienen mir die Beschreibungen sehr realistisch. Ich kann das Buch wirklich nur weiterempfehlen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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