Nachgefragt: Interview mit Caroline von Bookbakers

Die sich ausbreitende Coronavirus-Krise entwickelte sich zum perfekten Sturm für viele Verlage.

Dass die Corona-Krise ein Loch in ihre Bilanzen reißen würde, war ohnehin klar gewesen.

Hinzu kamen noch die ausgefallene Buchmesse in Leipzig und Lesungen, die nicht mehr stattfinden konnten. Auch hier trifft Corona kleine Unternehmen besonders hart.

Die Plattform Bookbakers hat es sich nun zum Ziel gesetzt, diesen Verlagen zu helfen. Was man sich genau unter Bookbakers vorstellen kann und wie jeder Einzelne in dieser Situation helfen kann, das möchte ich mit euch heute herausfinden. Ich habe Caroline von Bookbakers heute zu einem Interview eingeladen.

Hallo Caroline,

magst du dich mir und meinen Lesern vielleicht erst einmal kurz vorstellen? Was genau hat dich zu Bookbakers geführt? Wie lange arbeitest du schon für diese Plattform?

Hallöchen! Sich vorzustellen ist ja immer eine kleine Kunst, hmm ... Ich bin Caroline, 25. Ich liebe Kaffee, kleine rote Pandas, meine tapferen Zimmerpflanzen, habe ein Faible für antike Geschichte und – Überraschung – für Bücher (auch nicht nur antikes Zeug – aber hey, Ovids Metamorphosen kann ich nur empfehlen).

Ich bin seit letztem Jahr bei den Bücherbäckern dabei. Ihre Art, Literatur zu leben und zu machen, hat mich fasziniert und ich habe in den Kladdebuchverlag, den Gründer von Bookbakers, reingeschnuppert; ich mochte sie, sie mochten mich, und jetzt arbeite ich seit ein paar Monaten bei beiden.

Bookbakers ist eine Plattform, die es sich zum Ziel gesetzt hat, gerade kleineren Verlagen durch die Corona-Krise zu helfen. Magst du uns ein wenig mehr über diese Seite erzählen? Welche Zielgruppe spricht sie an? Was erwartet den Besucher hier?

Du musst dir Bookbakers als eine Art Plattform-Universum vorstellen, in dem sich Autoren und Autorinnen, Blogger und Bloggerinnen, Leser und Leserinnern und Verlage aller Formate tummeln, austauschen und vernetzen sollen. Verlage und Selfpublisher können ihre Community stärker einbinden oder Bücher vorfinanzieren. Bücher können entdeckt werden, bevor sie im Handel zu finden sind – ja, bevor überhaupt erst entschieden ist, ob sie gedruckt werden; an diesem Entscheidungsprozess kann man dann selbst teilnehmen.

Es geht also um alles Mögliche rund ums Buch, um Lesen, Schreiben, Ausprobieren – Bücher finden, Bücher vermarkten, Bücher kennenlernen. Auch ein kleiner Blog ist dabei, auf dem wir regelmäßig posten (ein Herzensprojekt von mir persönlich ).

Soweit der Plan. Tja, und dann kam Corona. Die Krise hat auch Verlage hart getroffen – der Ausfall von Buchmessen, Auslistungen bei Amazon, die Schließung des Buchhandels ...

Mit „Viralbooks“ wollen wir genau hier helfen. Dabei machen wir, was wir am besten können, nämlich die Verlage, Autor*innen, Blogger*innen und die Leserschaft zusammenbringen und zusätzlich für die entsprechenden Verlage kostenlos Kampagnen- und Fundingseiten bauen.

Wir sind selbst gespannt, wie es weitergeht und hoffen, in dieser Zeit einen kleinen Beitrag leisten zu können für die Buchbranche.

Ich muss zugeben, dass ich mich beim ersten Besuch auf der Bookbakers-Seite erstmal zurechtfinden musste. So sind z.B. FAQ-Bereich und der Bereich für die Autoren/Autorinnen zur Zeit geschlossen. Auch wollte ich gerne mehr über einzelne Angebote für Verlage, Buchhandlungen und Blogger erfahren. Der Klick auf die Schaltflächen hat mich jedoch wieder auf die Anfangsseite zurückgeworfen. Was habe ich falsch gemacht?

Die Plattformen der Verlage gibt es bereits, aber der Launch der zentralen Plattform, also Bookbakers.de, war eigentlich erst für Herbst angesetzt. Durch Corona und unsere Aktion „Viralbooks“ haben wir uns spontan dazu entschieden, den Start vorzuziehen, um Verlagen früher helfen zu können. Daher wirkt es teilweise noch wie eine Baustelle. Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran!

Für die einzelnen Besucher hält jede Seite ein bestimmtes Feld offen. So können Blogger z.B. eine Flag bekommen. Was genau bedeutet das? Was passiert, wenn ich meinen Blog auf eurer Plattform eintrage?

Eine „Flag“ zu bekommen, ist wie ein Eintrittsticket in unsere kleine Buchbäcker- und Verlagswelt, würde ich sagen. Du bekommst vor allen anderen exklusiven Zugang zu Leseproben, Verlagsnews und unveröffentlichten Büchern, die du bei ihrer Entstehung begleiten kannst. Außerdem werden du und dein Blog auf unserer Seite verlinkt. Umgekehrt erhältst du ein „Bookbakers-Badge“, eine Art Siegel für deine eigene Seite. Wir suchen Blogger, die zu uns passen und Lust darauf haben, mit uns langfristig zu kooperieren – wir werden dann quasi Buch-Buddys.

Bookbakers spricht Buchhändler, Leser, Verlage und Blogger an. Wie kann ich ein Teil der Community werden? Kostet mich die Teilnahme etwas? Was habe ich von einer Teilnahme? Kann ich auch nur einzelne Projekte unterstützen?

Genau, wir wollen für alle da sein. Teil der Community wirst du einfach, indem du dich bei uns, dem Bookbakers-Team meldest und vorstellst. Wenn wir zueinander passen, dann bekommst du deine „Flag“. Kosten tut es dich nichts.

Ich sehe es so: Wir haben eigentlich alle etwas davon, wenn sich das Netzwerk der Bücherliebhaber*innen weiterspinnt. Wir und du lernen mehr Leute kennen und mehr Leute uns. Mehr Buch für alle!

Und ja, natürlich kannst du nur einzelne Projekte aktiv unterstützen, die dir am Herzen liegen – und auch das musst du nicht, wenn du nicht möchtest. Wenn du Teil der Bookbakers-Gemeinde wirst, bringt das keine bestimmten Verpflichtungen mit sich. Einzige Voraussetzung: Bücher lieben!

Besonders am Herzen liegt euch aktuell der Wunderhausverlag, der mit seinen liebevoll illustrierten Kinderbüchern zu überzeugen weiß. Magst du mir und meinen Lesern verraten, warum gerade dieser Verlag zu deinen Herzensprojekten zählt?

Oh ja, gerne! Ich mag den Verlag so gern, weil er für mich die Liebe zu Büchern in reiner Form repräsentiert. Wunderhaus ist ein unabhängiger kleiner Verlag, das heißt, seine Betreiber geben ihr ganzes Herzblut in Projekte, die ihnen wichtig sind. Sie machen nichts, was sie nicht wirklich toll finden. Plus: Wunderhaus verbindet Buchliebe mit Kunstliebe; die detailreichen Illustrationen geben neuen und bekannten Märchen, Geschichten und Legenden ein wunderschönes neues Kleid. „Die Kleine Meerjungfrau“ zum Beispiel ist ein kleines Juwel in meinem Bücherregal. Gerade kleine Leser und Leserinnen, die neu in die Buchwelt eintauchen möchten, können so die Liebe zum geschriebenen Wort kennenlernen.

Welche Verlage kann man neben dem Wunderhausverlag noch unterstützen?

Bookbakers arbeitet unter anderem mit den Verlagen Herder, Hanser und Kladdebuch zusammen. Was die Aktion „Viralbooks“ angeht: Wir sind gerade dabei, Kampagnen für Verlage wie DichtFest Verlag, Allitera und Verlage von der Bedey Gruppe zu bauen, darunter Fabula, Dryas und Größenwahn. Die Kampagnen gehen bald online und werden über die Bookbakers-Startseite zu erreichen sein.

Wie du siehst: Ein breites Spektrum. Grundsätzlich können sich bei der Aktion alle Verlage bewerben, das war uns wichtig.

Der Wunderhausverlag und Bookbakers setzen zur Unterstützung ihrer Ziele auf Crowdfunding. Was genau kann man sich darunter vorstellen? Warum habt ihr euch für diesen Weg entschieden?

Genaugenommen machen wir Crowdpublishing; das ist auch das Prinzip, um das sich der Kladdebuchverlag dreht. Crowdfunding funktioniert ja bereits auf einigen anderen Plattformen sehr gut, aber Crowdpublishing geht noch über die bloße Finanzierung hinaus. Es geht um die Frage: Was möchtet ihr auf dem Markt sehen, welche Projekte begeistern euch? Das wollen wir für Bücher erreichen – sie mit den Leser*innen gemeinsam verwirklichen.

Viel von der Verlagsarbeit ist heute immer noch im Elfenbeinturm versteckt. Wir wollen nicht unsere Bücher aus dem Turmfenster auf den Buchmarkt schmeißen und sagen: Hier, kauf! Lies!, sondern gemeinsam mit unseren Leser*innen entscheiden, welche Bücher sie unterstützen, lesen und mitgestalten möchten. Da kommen so vielseitige, spannende und außergewöhnliche Ideen, Themen – und letztendlich tolle Bücher! – bei herum, die ansonsten nicht gedruckt werden würden, zum Beispiel auch von Neulingen im Schriftstellerbuisness. Das hat uns überzeugt.

Gibt es ein Projekt und ein Buch, das dir aktuell ganz besonders am Herzen liegt? Magst du ein wenig mehr darüber verraten?

Neben der Aktion für Wunderhaus haben wir kürzlich eine Crowdpublishing-Kampagne für ein Buch namens „Poly“ gestartet, von der Autorin Helen Klaus geschrieben. In dem Buch geht es um das in den Bücherregalen immer noch unterrepräsentierte Thema der Polyamorie, also der Liebe zu mehreren Menschen. Das Thema ist in unserer Gesellschaft mit vielen Vorurteilen behaftet und die Geschichte von Helen über Liebe, Freundschaft, Eifersucht und persönliche Weiterentwicklung im Feld der Liebe, in welcher Form auch immer, hat auch mir persönlich dabei geholfen, ein paar Dinge für mich zu hinterfragen, neu kennenzulernen oder einfach nur besser zu verstehen.

Hier der Link: kladde.bookbakers.de/poly

Liebe Caroline, ich danke dir herzlich dafür, dass du mir und meinen Leser/innen Bookbakers etwas nähergebracht hast. Ich hoffe sehr, dass diese Plattform betroffenen Verlagen helfen wird, die Corona-Krise mit einem blauen Auge zu überstehen.

Ich danke dir! Das hoffe ich auch, aber ich glaube, es gibt immer noch genug Leute, die Bücher lieben und mit uns gemeinsam dafür sorgen werden, dass der Buchmarkt diesen Schlag wegstecken kann. 