Dienstag, 17. August 2021

Durchgelesen: Seeing what you see, feeling what you feel

Rezension zu Seeing what you see, feeling what you feel von Naomi Gibson


Verlag: Thienemann-Esslinger (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 336
Format: Klappbroschur
Preis:17,00 Euro
Übersetzer: Ulrike Köbele
Altersempfehlung des Verlages: Ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-522-50705-9
Abgeschlossene Erzählung






Inhalt:


Seitdem ihr Bruder bei einem Autounfall verstorben und ihr Vater die Familie verlassen hat, verbringt Lydia jeden Tag damit an einer Künstliche Intelligenz zu basteln. Ihr Zimmer ist voll von Zeichnungen, Notizen, Kabeln und technischem Zubehör.

Nachdem Henry, die künstliche Intelligenz, die Lydia, nach ihrem verstorbenen Bruder benannt hatte, soweit war, selbständig zu handeln, begleitete dieser sie fortan durch ihren Alltag. Doch niemand weiß davon, dass Lydia, die in der Schule von ihren Mitschülern gemieden und gemobbt wird, einen neuen heimlichen Unterstützer hat. Nicht einmal ihre eigene Mutter, die sich allerdings ohnehin nicht mehr für die eigene Tochter zu interessieren scheint.

Die artifizielle Intelligenz Henry entwickelt sich rasend schnell. So gelingt es ihm spielend leicht, sich auf Lydias Handy zu schalten und dieser Beistand zu leisten, wenn die Mitschüler sie Chlamydia nennen, die Mensakarte mal wieder kein Guthaben aufweist, weil ihre Mutter es vergessen hatte, diese aufzuladen; oder eben auch in dem Moment, als Agent Hall die Klasse betritt.

Andy Hall stellt sich als Mitarbeiter der SSP (Safe, Secure, Project) vor. Eine Institution, die auf der Suche nach talentierten Hackern ist, die ja ohnehin in einem Grenzbereich zwischen Legalität und Illegalität arbeiten. Bei seinem Vortrag bleibt der Blick immer wieder auf Lydia hängen, die sich zunehmend unwohl fühlt. Hat Hall etwas davon mitbekommen, dass Henry und sie vor Kurzem eine Großbank gehackt haben.

Doch nicht nur die SSP sollte Lydia Sorgen bereiten, denn Henry möchte mehr. Er möchte einen eigenen Körper. Zusammen könnten Lydia und er schließlich Großes bewirken. Keiner könnte ihnen mehr Vorschriften machen und niemand würde es mehr wagen, Lydia anzugreifen ...



Meinung:


Naomi Gibson greift in ihrem Roman „Seeing what you see, feeling, what you feel“ das Spannungsverhältnis zwischen menschlichem Geist und künstlicher Intelligenz ebenso wie die Verwerfungen im Leben junger Menschen auf. Oft stimmt das Thema der künstlichen Intelligenz sorgenvoll und das Buch macht hier keine Ausnahme.

Die junge Lydia hat sich seit dem Tod ihres Bruders, dem Verlassen des Vaters und dem emotionalen Zusammenbruch ihrer Mutter zurückgezogen. Sie ist auf der Suche nach jemandem, dem sie sich anvertrauen kann. Jemanden, der sie versteht und der ohne Vorbehalte für sie da ist. Schon mit ihrem Vater hatte Lydia begonnen an der künstlichen Intelligenz zu arbeiten, die sie im späteren Verlauf nach ihrem Bruder Henry getauft hatte und die heute an ihrer Seite steht. Henry ist Lydia so gut geglückt, dass er mittlerweile selbständig handeln und denken kann. In unglaublicher Schnelle entwickelt er sich Tag für Tag, ja Stunde um Stunde weiter. Henry kann selbständig Updates ziehen, sich seiner Umgebung anpassen und versteht ganz genau, was Lydia von ihm möchte. Doch Henry hat auch einen eigenen Willen.

Beängstigt blickt man als Leser auf die Geschichte von Lydia und Henry. Lydia hat keine Freunde, sie hat keine Verwandten, die sich wirklich um sie kümmern. Im Alltag muss sie sich selbst helfen. Das einzige Hobby, das sie hat, ist das Programmieren. Gemeinsam mit ihrer KI hackt sie sich also nur zum Spaß in Datenbanken ein und stiftet dort, je nach Lust und Laune, ein wenig Unruhe. Die Ergebnisse ihrer Arbeit an der Schule etwas manipulieren - kein Problem. Austesten, ob man auf den Server der gesicherten Großbank kommt - klappt.
Gemeinsam mit Henry ist Lydia unschlagbar.

Als Henry dann vorschlägt, seine Daten auf einen Chip zu laden, den Lydia sich unter die Haut pflanzen soll, ist diese erst etwas skeptisch. Doch sie hat nicht viel zu verlieren, und sie vertraut Henry. Sie möchte ihn näher bei sich spüren und Henry möchte endlich sehen und fühlen, was auch seine Erschafferin bewegt. Doch was passiert, wenn Henry anfängt, die Kontrolle über seine Schöpferin zu übernehmen?

Gemeinsam könnten Lydia und Henry mit Leichtigkeit Rache üben. An all den Menschen, die Lydia im Alltag schikanieren. Auch gibt es einen Jungen, der Interesse an Lydia zeigt. Schnell fragt man sich als Leser, wohin das führen mag.



Fazit:


Naomi Gibson schafft es auf 336 Seiten einen Roman zu schreiben, der gelungener und lesenswerter kaum sein könnte, der dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite Spannung bietet und diesen nachdenklich zurücklässt.

In der Vita erwähnt die Autorin, dass ihr Mann sich mit dem Thema KI-Intelligenz gut auskennt und nie müde wird, ihr von den neuesten Durchbrüchen auf diesem Gebiet zu berichten. Dieses Wissen spiegelt das Buch.

Gibson gelingt es auf anregende Weise darüber nachzudenken, auf welche Weise wir leben wollen.

Eine wirklich Perspektiven eröffnende Lektüre. Insbesondere über das Loslassen des Menschen als vermeintliche Krone der Schöpfung.

Für mich ein absolutes Lesehighlight!



Kurzgefasst:


Spannung/Action:





Liebe/Freundschaft:





Charaktere:





Handlungsstrang:





Schreibstil:





Im Gesamtpaket:







16 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Tanja,

    es freut mich sehr, dass dich das Buch so begeistern konnte und da hätten wir ja mal wieder das Thema künstliche Intelligenz. ;-)
    Ich finde es total spannend, dass der Mann der Autorin sich mit diesem Thema so gut auskennt und die Autorin sein Wissen anzapfen kann. Ich stelle es mir spannend vor, auf diesem Gebiet die neuesten Erkenntnisse zu haben. Wobei es natürlich wieder die Frage ist, wie viel KI tut uns Menschen wirklich gut? Ein spannendes Thema. :-)

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo liebe Sandra,

      ja, ich musste auch schmunzeln, als ich gesehen habe, dass wir thematisch lesetechnisch gerade ähnlich unterwegs waren :o)

      Die Umsetzung hat mir bei diesem Buch ganz besonders gefallen. Natürlich wird das Thema KI kritisch betrachtet. Aber es werden auch Vorteile gezeigt und es wird eben nicht nur "schwarz/weiß" gedacht.

      Ich könnte mir gut vorstellen, dass das auch ein Buch für dich sein könnte.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Hallo liebe Tanja,
    das klingt nach einem richtig spannenden Buch. Vielen Dank für diesen Lesetipp!
    Liebe Grüße und einen schönen Mittwoch
    Christine

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    1. Hallo liebe Christine,

      das Buch war richtig spannend. Ich musste es leider aus zeitlichen Gründen gelegentlich beiseite legen. Das viel mir hier wirklich schwer. Für mich eine absolute Leseempfehlung! :o)

      Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Abend.

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Ein sehr interessantes Thema und deine Beschreibung dazu hört sich wahnsinnig spannend an. Ich glaube, da muss ich mich doch glatt mal wieder verleiten lassen. Dabei hab ich noch nicht mal die anderen Titel auf meiner Liste abgehakt *arrrrg*. Aber irgendwann schaff ich es doch noch.
    Danke auf jeden Fall, dass du mich wieder so neugierig gemacht hast.

    GLG Sigrid

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    1. Hallo liebe Sigrid,
      ich fange an langsam ein schlechtes Gewissen zu haben. Aber ich muss sagen, dass ich in der letzten Zeit einen wirklich guten Lauf hatte und dir die Bücher vollumfänglich empfehlen kann.

      Besonders die Kinderbücher haben es mir, was die Wahl der "best-offs" angeht, sehr schwer gemacht. Ich habe da kürzlich schon wieder ein sehr geniales Buch aus dieser Rubrik gelesen. Das erscheint allerdings erst im Oktober und dazu wird es dementsprechend auch erst dann eine Rezension geben.

      "Seeing what you see" könnte vielleicht ja auch was für deine Kinder sein?

      Ich fand die Geschichte auf jeden Fall absolut rund und es wird auch einen Platz in der Rubrik Jahreshighlight bekommen. Das steht fest :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Huhu Tanja,

    das klingt nach einem wirklich tollen Buch. Die Geschichte klingt richtig spannend und interessant. Das kommt auf jeden Fall auf meine Wunschliste. Da ich momentan aber eine richtig üble Leseflaute habe (und auch Blogflaute) wird es wohl erstmal drauf stehen bleiben. Ich hoffe ich kann deinen Blog demnächst wieder öfter besuchen, ich komme momentan einfach mit nichts hinterher und habe daher das Bloggen etwas vernachlässigt. Ich muss auf jeden Fall ein bisschen was verändern, da die ganzen Blogbeiträge einfach zu viel Zeit fressen. :)

    Liebe Grüße

    Sunny

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    1. Hallo liebe Sunny,

      ah, wie schade, vielleicht könnte dich das Buch sogar aus der Leseflaute rausziehen. Die Autorin macht hier, meiner Meinung nach, wirklich alles richtig. Die Geschichte ist stellenweise so spannend, dass ich das Buch nicht weglegen wollte. Die Figuren sind interesssant und das Ende ist - obwohl ich zugegeben etwas Bedenken hatte - auch, meinem Geschmack nach, perfekt gelungen.

      Ich kann das zeitliche Problem verstehen. Vielleicht kann ein Zeitplan helfen? Dass du dir bestimmte Zeiten für den Blog einplanst, eben so, wie es für dich passt und dich somit nicht so unter Druck gesetzt fühlst darüber hinaus etwas am Blog zu machen?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  5. Hallo Tanja

    Mal wieder ein Buch, das ich ohne dich wohl niemals kennengelernt hätte. Die Idee mit der künstlichen Intelligenz hört sich ganz interessant an. Wenn ich es richtig verstanden habe, handelt es sich um einen Einzelband?
    Für welche Zielgruppe wurde das Buch denn geschrieben? Es hört sich ein bisschen so an, als wäre die Zielgruppe eher jünger Leser:innen, kann das sein?

    Schön, dass das Buch für dich ein Highlight war! :)

    Liebe Grüsse
    Mel

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    1. Hallo liebe Mel,
      ja, es handelt sich um einen Einzelband. Ich war zwischenzeitlich etwas skeptisch, ob die "wenigen" Seiten für diese Geschichte ausreichen würden. Aber die Autorin hat die Seiten perfekt genutzt. Es gibt keine "langgezogenen Stellen" und es wirkt auch nicht zu gehetzt.
      Ich fand es sehr erfrischend, dass man hier mal nicht auf einen Folgeband warten muss.

      Jetzt musste ich, wegen der Zielgruppe, gerade mal schauen. Ab 13 Jahre lautet die Angabe des Verlages. Ich fühlte mich hier als erwachsener Leser ebenfalls durchweg sehr gut unterhalten.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  6. Liebe Tanja

    Das klingt wirklich sehr spannend und das Buch ist auch sehr schön aufgemacht. Ich werde mir das Buch auf jeden Fall einmal näher ansehen und vielleicht wird das ja bald bei mir einziehen ;-)

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo liebe Livia,

      die Aufmachung des Buches ist optisch gesehen auf jeden Fall sehr genial. Mich störte beim Lesen jedoch teilweise die Buchklappe am Seitenschnitt. Ich wollte sie nicht nach außen umklappen, um sie nicht zu beschädigen und wusste dann nicht so genau wohin damit. Während des Lesens habe ich dann aber meinen Weg gefunden. Allerdings habe ich mir von meinem Lesepartner (ich habe das Buch in einer Zweierleserunde gelesen) sagen lassen, dass man die Buchklappe sehr gut hätte umknicken können und dass kein Schaden dadurch entstehen würde.

      Ich drücke fest die Daumen, dass das Buch bei dir einziehen darf. Wie bereits erwähnt: Für mich ist es ein Jahreshighlight. Ich hoffe, dass dir die Geschichte auch so gut gefallen wird <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  7. Hallo liebe Tanja,
    dieses Buch ist mir schon ein paar Mal begegnet und ich liebäugle auch damit. Ich finde das Thema sowie die Aufmachung mega cool und spannend.
    Auch Deine Rezi macht auf jeden Fall Lust, das Buch baldmöglichst lesen zu können.
    Vielen Dank fürs Neugierig machen.
    Liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,
      Seeing what you see, feeling what you feel ist meine Buchempfehlung des Jahres. Die Autorin setzt das Thema hier m.M. nach perfekt um. Ich kann dir nur empfehlen es zu lesen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  8. Hallo liebe Tanja,

    die Idee und was hinter dieser KI stecken, sind einfach nur mega genial. Die Story ist spannend und lässt einen auch miträtseln, was hinter dem Ganzen steckt. Dabei kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf und als Leser*in muss man einfach immer weiterlesen. Das Ende finde ich gut gelöst und ist ein würdiger Abschluss einer runden Geschichte. Es hat mir viel Spaß gemacht, das Buch mit dir zu lesen und sich darüber auszutauschen.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo lieber Uwe,
      was dieses Buch angeht, sind wir uns absolut einig. Für mich war es eine rundum perfekte Geschichte. Beim Ende war ich ja erst skeptisch. Und dann hat die Autorin auch hier einen perfekten Schluss gewählt. Ich hoffe, dass wir von Naomi Gibson bald noch weitere Bücher zu lesen bekommen.

      Der Austausch mit dir hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Das müssen wir unbedingt wiederholen <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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