Durchgelesen: Meine dunkle Vanessa

Rezension zu Meine dunkle Vanessa von Kate Elizabeth Russell

 

Verlag: C. Bertelsmann (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 448
Format: Hardcover
Preis: 20,00 Euro
Übersetzer: Ulrike Thiesmeyer
Altersempfehlung des Verlages: Ab Jahren
ISBN: 978-3-570-10427-9
Abgeschlossene Erzählung

 

 

 

Inhalt:

Die 15-jährige Vanessa weiß gar nicht genau, wie sie das Verhalten ihres Englischlehrers Strane bewerten soll. Er ist aufmerksam, beobachtet sie ganz genau, sagt ihr, wie intelligent, wie schön und wie besonders sie ist. Erst sind es nur ein paar nette Worte über Vanessas Haar, das aussieht wie ein herabfallendes Ahornblatt. Doch dann kommen erste Berührungen dazu. Erst eine beiläufige Berührung am Bein, dann nach und nach immer mehr.

Strane ruft Vanessa nach vorne, um gemeinsam eine Klassenarbeit durchzugehen und rückt dabei nah an sie heran. Er freut sich, dass Vanessa sich für den Club für kreatives Schreiben gemeldet hat. Ein Kurs, der inklusive Vanessa, nur aus zwei Teilnehmern besteht. Es kommt zu einer Ansammlung von vermeintlichen Zufälligkeiten, bei denen Strane und Vanessa alleine im Klassenzimmer sind.

Und dann wird aus Berührungen mehr. Strane schläft mit Vanessa. Er sichert sich ab, dass Vanessa zu allem ihre Einwilligung gibt.

Irgendwann werden Schüler und auch Lehrer misstrauisch. Vanessas ehemals beste Freundin wagt einen Vorstoß. Es kommt zu einer Anzeige bei der Schulaufsicht. Vanessa beteuert, nachdem Strane entsprechend auf sie eingewirkt hat, dass jede Initiative von ihr ausging. Sie nimmt alle Verantwortung auf sich.

Jahre später: Vanessa besucht ein anderes College, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Strane unterrichtet immer noch. Gelegentlich sehen sich beide heimlich. Vanessa hat Strane nie vergessen. Den Mann, der sie geprägt hat. Sie hatte Beziehungen, doch diese scheiterten oft daran, dass die Partner Vanessa vorwarfen, dass sie zu verkorkst sei.

Doch eines Tages geht ein Missbrauchsvorwurf durch die Medien. Ein Mädchen namens Taylor Birch schreibt auf Facebook darüber, dass ihr Lehrer sie unsittlich berührt hätte. Sie ruft andere Mädchen auf, sich zu Wort zu melden und sucht sogar Kontakt zu Vanessa.

Doch Vanessa hält, wie auch zuvor, zu Strane. Sie hat ihn geliebt. Liebt ihn noch heute. Sie war seine “starke Vanessa“, das eine Mädchen, dass er wirklich geliebt hat. Sie würde Strane nicht ausliefern, sein Leben kaputt machen. Sie hält zu ihm.

Doch Taylors Worte und Treffen mit Strane streuen Momente des Zweifels und Unruhe in ihre Gedanken.War es vielleicht doch Missbrauch? Aber was bedeutet dies für ihr biographisches Selbstverständnis.

Meinung:

In zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt Kate Elizabeth Russell die Geschichte der fünfzehnjährigen Vanessa, einem Mädchen, das bislang nur wenig Zuspruch erfahren hat und deren einzige Freundin sich für einen neuen Freund von ihr abgewandt hat.

Als Strane, Vanessas Englischlehrer, dem Mädchen Komplimente macht, ihr liebevolle Blicke zuwirft, ihr Aufmerksamkeit schenkt, ist sie dankbar. Strane sieht das Verhalten von Vanessa als Einladung. Es folgt eine flüchtige Berührung, bald schon fallen Sätze, wie dass er sie küssen möchte und letztlich kommt es zum Geschlechtsverkehr.

„Meine dunkle Vanessa“ ist keine leichte und zugleich eine psychologisch unglaublich tiefgründige Lektüre. In Kate Elizabeth Russells Buch wird nichts beschönigt, nichts ausgespart, nichts entschuldigt. Über subtile Kniffs und Tricks der Manipulation wird Vanessa Stranes Opfer.

Es ist erschreckend zu beobachten, wie wenig Hilfe Vanessa in ihrem Leben von ihrem Umfeld bekommt. Sowohl die Schule als auch ihre Eltern wählen einen bequemen Weg. Den, der am wenigsten Aufmerksamkeit erregt, den, der in diesem Moment, den geringsten Schaden anrichtet. Vanessa selbst verlangt nicht nach Hilfe. Sie lehnt sie sogar ab. Denn sie möchte Strane nicht ausliefern. Sie möchte die Beziehung zu ihm aufrechterhalten. Nur in selten, kurzen Momenten überkommen sie Gedanken, in denen sie ihn von sich stoßen möchte, in denen sie ihm vielleicht sogar kurzzeitig Böses wünscht. Doch dann besinnt sie sich auf das, was sie damit anrichten könnte.

Nicht selten wird Vanessa von Strane als stark, mutig und intelligent beschrieben. Und das stimmt. Vor allem zeigt sie Resilienz. Resilient zu sein, ist die Fähigkeit, aus negativen Erfahrungen das Positive herauszuholen sowie an Herausforderungen zu wachsen.

Fazit:

Mit „Meine dunkle Vanessa“ erzählt Kate Elizabeth Russell eine unglaublich intensive, fesselnde und schockierende Geschichte über ein Mädchen, das mit fünfzehn Jahren Sex mit ihrem Englischlehrer hatte.

Kate Elizabeth Russell lässt den Leser beobachten. Sie zwängt ihm kein eigenes Urteil auf.

In zwei Zeitblenden erfährt der Leser, was Vanessa über die Jahre hinweg widerfahren ist. Russell wirft ein erhellendes Schlaglicht auf die seelischen Verwundungen, die unsichtbaren Narben und Traumata, die Missbrauchsopfer ein Leben lang mit sich herumschleppen. Sie findet eine passende, eine angemessene wertvolle Form der Narration.

Ihre Figuren sind sehr komplexe und psychologisch äußerst ausdifferenzierte Charaktere. Die Autorin versteht es, den Leser gekonnt in eine facettenreiche Handlung einzuführen.

Ein Buch, das zurecht viel Lob von der Presse bekommen hat und berechtigterweise ein internationaler Bestseller.

Kurzgefasst:

Intensivität:

Charaktere: 

Handlungsstrang:

Schreibstil: 

Im Gesamtpaket: