Freitag, 3. März 2023

Durchgelesen: Der Hexenmeister vom Flammenden Berg

Rezension zu Der Hexenmeister vom Flammenden Berg von Steve Jackson und Ian Livingstone

 

Verlag: Ueberreuter (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 224
Format: Klappbroschur
Preis: 12,99 Euro
Übersetzer: Irene Rumler
Illustrator: Vlado Krizan
Altersempfehlung des Verlages: Ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-7641-5253-6
Abgeschlossene Erzählung 






Inhalt:


Du bist auf der Suche nach einem ganz besonderen Schatz, nämlich dem des legendären Hexenmeisters vom flammenden Berg, Zagor. Begib dich hinein in das dunkle und gefährliche Höhlenlabyrinth, das Zagor sein eigen nennt. Stelle dich den Kämpfen mit gefährlichen Monstern. Durchsuche Truhen, knacke Schlösser. Finde Schätze, Schlüssel und Edelsteine. Immer tiefer begibst du dich in den Dungeon. Immer verzwickter wird das System aus verschachtelten Gängen. Wenn du nicht aufpasst, dann ist es leicht, sich hier unten zu verlaufen.

Ein guter Plan, eine Portion Glück und viel Mut sind nötig, wenn es dir gelingen soll, den Schatz zu finden. Denn ganz am Ende deiner Reise wirst du dich, so viel ist sicher, dem gefährlichen Hexenmeister stellen müssen und dieser wird dir seine Reichtümer nicht ohne Gegenwehr überlassen.



Meinung:


Als ich hörte, dass der Ueberreuterverlag mit „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ ein Spielebuch von Steve Jackson und Ian Livingstone auf den Markt bringen würde, war ich sofort Feuer und Flamme. War doch „Wächter der Lüfte“ von Rhianna Pratchett und diesem bekannten Autorenduo, die einst das erste Pen- und Paperrollenspiel (Dungeons & Dragons) nach Europa brachten und auch die Firma Games Workshop gründeten, für mich ein wahres Jahreshighlight.

In meiner Jugend habe ich mit großer Leidenschaft das Pen- & Paperrollenspiel „Das schwarze Auge“ gespielt. Sodann wurde ich ein Fan der Solo-Spieleabenteuerbücher. Daher ahnte ich bereits, was mich mit „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ erwarten würde.


Was ist ein Spielebuch? - Kurz erklärt:

Für alle diejenigen, denen ein Spielebuch nichts sagt, sei das Prinzip an dieser Stelle noch einmal kurz erläutert.

Der Leser wird bei dieser Art von Geschichte direkt ins Abenteuer involviert. Am Ende jedes Leseabschnittes gilt es eine Entscheidung zu treffen. Beispiel: Möchtest du dem Gang folgen? Dann lies weiter bei Abschnitt 234. Möchtest du dem Geräusch nachgehen, dass du soeben vernommen hast, dann springe zu Abschnitt 24. Je nachdem, wie du dich entscheidest, verläuft dein Abenteuer auch in eine andere Richtung. Du kannst dich beispielsweise auch entscheiden, in eine Truhe zu schauen und findest mit viel Glück einen wertvollen Gegenstand, den du auf deinem Abenteuerblatt notieren und in einer späteren Situation benutzen kannst. Hast du Pech, stößt du vielleicht auf ein Monster wie eine gefährliche Spinne, gegen die du kämpfen musst.

Um Kämpfe bestehen zu können, zu wissen, ob du in bestimmten Situationen Glück oder Pech hattest, ob dir eine Aktion gelungen ist oder ob du dich vielleicht verletzt hast, benötigt es Würfel und ein paar Regeln. Diese findest du im Falle von „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ am Ende des Buches.


Steve Jackson und Ian Livingstone sind nicht ohne Grund so erfolgreich. Durch komplexe Regelsysteme damaliger Pen- & Paperadventures wussten sie, dass ein Soloabenteuer vermutlich floppen würde, müsste der Leser sich erst stundenlang darum bemühen die Regeln zu studieren. Sie erschufen also ein relativ einfaches, gut funktionierendes System, das im Falle dieses Buches lediglich 7 bis 8 Seiten umfasst und zu dem man jederzeit schnell – im Falle eines Kampfes oder einer Glücksprobe – zurückblättern kann. Um es möglichst einfach zu machen, gibt es auch für LeserInnen, die keinen Würfel zur Hand haben, eine schöne Lösung. Am Ende einer jeden Buchseite ist ein Würfelpaar abgedruckt, dass man mittels Zufallsprinzip (willkürliches Blättern durchs Buch) fürs Spiel nutzen kann.


An allem nagt der Zahn der Zeit!

War ich erst noch so begeistert von „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“, stellte sich doch über die Seiten hinweg Ernüchterung ein.

Bereits zu Anfang hatte ich das Gefühl, dass die Autoren den Leser hier einfach in ein Abenteuer hineingeworfen haben, ohne eine große Storyline zu entwickeln. Der Spieler steht schon zu Beginn direkt vor dem Dungeoneingang und ist auf der Suche nach einem legendären Schatz. Aber warum? Diese Frage wird auch im weiteren Verlauf nicht geklärt. Wie bin ich – als großer Abenteurer – denn überhaupt an diesen Punkt meiner Reise gelangt? Was führte mich hierher?

Nun gut. Auch, wenn ich mir nicht sicher war, was mich hierher führte, wer genau der Hexenmeister überhaupt war, so wollte ich mich diesem Abenteuer stellen. Der Fortgang meiner Reise führte mich durch ein komplexes Höhlensystem, das mir – als langjährigem Spieler von Pen- & Paper- und auch PC-Rollenspielen durchaus ein Begriff war. Ein Klassiker: Den Abenteurer in ein unterirdisches Labyrinth schicken, ihn gegen Monster und letztlich gegen den Endgegner kämpfen lassen. Zwischendurch ein paar wichtige und wertvolle Gegenstände, die es zu finden gilt. Leider stellte sich „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ als genau so ein unterkomplexes Abenteuer dar. Ich war enttäuscht, zumal ich ja wusste, dass die Autoren langjährige Erfahrung auf dem Gebiet des Rollenspiels hatten.

Auch hier wollte ich mich aber nicht unterkriegen lassen. Dann würde ich eben ein Abenteuer wie zu damaligen Zeiten bestehen. Was mich dann aber letztendlich doch sehr frustrierte war, dass man in der Mitte des Buches in ein wahres Labyrinth gerät. Ohne Notizen irrt man hier endlos hin und her. Landet immer wieder an der gleichen Kreuzung und fühlt sich im schlimmsten Fall – wie es bei mir war – einfach nur frustriert. Selbst der spätere Entschluss einen Lageplan aufzuzeichnen, führte mich nicht mehr aus dem Abenteuerlabyrinth der Gänge und Wege.

Nachdem ich das Buch mit wenig Hoffnungen auf ein Entkommen aus diesem Irrgarten weggelegt hatte, wollte ich zumindest wissen, wie die Geschichte endet. 

Spoiler

Auch hier, so hat sich herausgestellt, hätte sich ein hohes Frustrationspotential aufgebaut. Denn hat man nicht bestimmte Gegenstände, dann findet man sich (Zitat:), „weinend – in einer Ecke wieder“, und darf das Abenteuer noch mal von vorne beginnen.

Nach dem Lesen des Buches habe ich ein wenig recherchiert, da ich mir nicht erklären konnte, warum dieses Buch meiner Erwartungshaltung nicht gerecht werden konnte.

Die Lösung auf diese Frage fand ich recht bald auf Wikipedia. So verrät die Seite, dass es sich bei „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ um ein sehr frühes Werk von Steve Jackson und Ian Livingstone handelt. 1982 entschieden sich die Autoren mit diesem Buch dazu, eines ihrer ersten Soloabenteuer auf den Markt zu bringen.



Fazit:

Keine Frage: Der Zahn der Zeit hat an „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ genagt. Das ist aus heutiger Perspektive klar zu sehen.

Was 1982 aufgrund des neu entwickelten Systems für die ersten Solo-Spieleabenteuer-Bücher sicherlich hervorragend funktioniert hatte, empfand ich gut 40 Jahre nach der Erstpublikation als nicht selten dysfunktional im Hinblick auf Spielbarkeit und Atmosphäre.

Das Buch kann allerdings wohl alle Fans ins Boot holen, da es für Nostalgiker zweifelsfrei das eine oder andere Schmankerl bereithält.



Kurzgefasst:


Spannung/Action: 





Weltenaufbau: 





Handlungsstrang: 





Schreibstil:




Lese-/Spielspaß: 





Im Gesamtpaket:







10 Kommentare:

  1. Hallo liebe Tanja,

    auf diese Rezension von dir zu diesem Spielebuch war ich schon sehr neugierig.
    Erst einmal finde ich es toll, dass du uns Leser das Thema Spielebuch kurz noch einmal näherbringst. Denn nicht jedem dürfte es geläufig sein wie so ein Spielebuch funktioniert.

    Deine Kritik am Buch kann ich zudem sehr gut nachvollziehen. Manchmal ist es einfach so, dass eine Geschichte die vor einigen Jahren (oder in dem Fall noch viel mehr Jahren) super gut funktioniert hat, jetzt nicht mehr so wirkt wie damals.
    Auch was das "heulend, in der Ecke" angeht, würde dies bei mir für hohe Frustration sorgen.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Huhu Sandra,
      ich empfand es auch wichtig, das Prinzip eines Spielebuchs nochmal vorzustellen, eben weil es doch eine völlig andere Art des Lesens vermittelt. Natürlich streckt das den Inhalt der Rezension. Ich hoffe allerdings, dass ich es mit den Überschriften in Fettdruck nochmal so dargestellt habe, dass Leser, die das Prinzip bereits kenne, diesen Abschnitt dann ggf. gut überspringen können.

      Ich danke dir für deine Einschätzung, die mein persönliches Empfinden auch widerspiegelt. Ich denke, dieses Buch hat zu den Anfängen der Soloabenteuerbücher einfach hervorragend funktioniert und auch den damaligen Humor der Liebhaber dieses Systems hervorragend eingefangen.

      Heute sehe ich da an der ein oder anderen Stelle gerade im Sinne der Schnelllebigkeit doch den ein oder anderen Kritikpunkt.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Der Titel hat mich gleich abgeholt und ich muss sagen, dass ich etwas traurig bin, dass du schreibst, es hat dich nicht so ganz abgeholt. Meistens triffst du da ja sehr gut meinen Geschmack ...
    GLG Sigrid

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    1. Hallo liebe Sigrid,
      ich hätte hier wirklich gerne etwas anderes geschrieben. Aber ich denke, das Problem lag hier wirklich daran, dass das Buch schon sehr alt ist und vom Spielprinzip einfach heute nicht mehr so gut funktioniert, wie es damals der Fall war.

      Solltest du auf der Suche nach einem guten Spielebuch sein, dann kann ich dir Wächter der Lüfte sehr empfehlen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Hallo liebe Tanja,
    ich finde Spielbücher auch faszinierend und habe mich schon mit verschiedenen beschäftigt. So kann ich deine Kritik total nachvollziehen. ich weiß nicht, ob mir das Buch zur damaligen Zeit besser gefallen hätte. Ich glaube nicht. Das ist wahrscheinlich einfach nicht so gelungen.
    Ich habe mich auch schon mit verschiedenen Arten von Spielbüchern beschäftigt und freue mich immer, wenn ich etwas Neuartiges in dieser Nische finde.
    Vor kurzem hatte ich ein Buch, welches wie ein Escape-Room funktionierte - nur eben in Buchform.
    Ich analysiere so etwas auch gerne und denke darüber nach, was sich verbessern ließe.
    Hier sind meine bisherigen Artikel über Spielbücher:
    https://lesen-macht-laune.de/category/spielbuecher/
    LG P.

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    1. Hallo liebe Petra,
      ich habe mich gerade sehr über deinen Kommentar gefreut. Ich bin auch ein großer Spielebuchfan und freue mich daher auch sehr auf einen Austausch mit dir. Deinen Beitrag werde ich mir gleich ansehen.

      Es ist schwierig zu beurteilen, ob das Buch damals besser funktioniert hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass damals, als das Format noch neu auf dem Markt war und als auch die Dungeon-Abenteuer (als PC-Spiel und Pen&Paper-Abenteuer) gerade richtig in waren, das Buch noch besser funktioniert haben könnte. Auch ist durch den Fortschritt der Technik und auch die Anforderungen an die Gesellschaft alles viel schnelllebiger geworden. Das war m.E. nach damals noch nicht so.

      Mein absoluter Favorit unter den bislang gespielten Spielebüchern ist für mich aktuell Wächter der Lüfte. Kennst du das Buch?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Hallo liebe Tanja :)

    Eine sehr spannende Rezension. Mit einem Spielebuch habe ich in meiner Jugend auch einmal Bekanntschaft gemacht - und dann ziemlich schnell beschlossen, dass dieses Leseprinzip für mich nicht funktioniert. Egal, was ich angestellt habe, ich bin einfach immer gestorben und habe das Rätsel des Buches bis zum Ende nicht lösen können. Leider weiß ich den Titel nicht mehr, aber „Der Hexenmeister vom Flammenden Berg“ klingt auch so, als müsse man eine recht hohe Frustrationstoleranz mitbringen 😂

    Liebe Grüße

    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Hallo liebe Lisa,
      ohja, ich hatte auch mal so ein Spielebuch, in dem es immer zwei Alternativen gab und eine davon hat immer in den sicheren Tod geführt. Das frustiert unglaublich.

      Ich finde es sehr schade, dass gerade dein erstes Spielebuch eines war, das eben nicht so gut gemacht war. Solltest du dem Format nochmal eine Chance geben wollen, so kann ich dir Wächter der Lüfte und, wenn es auch etwas düsterer sein darf, Reiter der schwarzen Sonne empfehlen.

      Für "Der Hexenmeister vom Flammenden Berg", das hast du richtig herausgelesen, muss man wirklich eine recht hohe Frusttoleranz mit sich bringen. Das hast du schön auf den Punkt gebracht :o)))))

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Hallo liebe Tanja,
    ich muss zugeben, dass ich noch nie mit einem Spielbuch gearbeitet habe. Schade allerdings, dass dieses Buch nicht ganz Deine Erwartungen erfüllen konnte.
    Aber trotzdem hat mich das Prinzip sehr neugierig gemacht. Da werde ich wohl nachher mal google befragen was es da so für Ausgaben gibt :)
    Ganz liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,
      das Format Spielebuch finde ich persönlich sehr genial. Es ist eben nochmal eine ganz andere Art des Lesens. Man hat als Leser das Gefühl, dass man nicht nur dabei, sondern mitten drin ist, in der Geschichte.
      Ich kann dir bei Interesse neben dem Spielebuch "Wächter der Lüfte" auch den Mantikore-Verlag empfehlen, der sich zu einem großen Anteil auf Spielebücher spezialisiert hat.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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