Rezension zu Marilu von Tania Witte
Verlag: Arena (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl:
Format: Klappbroschur
Preis: 15,00 Euro
Altersempfehlung des Verlages: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3401605883
Abgeschlossene Erzählung
Inhalt:
Damals im Haus „Sonnenblick“ haben sich Elli und Marilu ein Versprechen gegeben. Wenn Marilu die Kette nicht mehr behalten kann, wenn sie vermutlich jemand anderem in die Hände fallen würde, dann würde diese zuvor an Elli zurückgehen.
Als Elli eines Tages in ihrem Briefkasten die Sonnenuhr ihrer Großmutter, verpackt in einem Umschlag, vorfindet, weiß sie sofort, dass etwas passiert sein muss. Sie durchsucht den Umschlag, findet nichts, und erinnert sich bald an eine von vielen Eigenarten, die Marilu hatte. Schon damals hat sie Schranktüren, Fensterrahmen, Lampenschirme und ähnliches mit geheimen Botschaften versehen.
Auch dieser Umschlag ist von innen mit einer Nachricht beschriftet, die Elli verrät, dass Marilu ein letztes Spiel vorbereitet hat. Elli soll sie suchen und Lasse, Marilus Bruder, soll ihr dabei helfen.
Meinung:
Bereits vor dem Lesen des Buches wusste ich, dass Marilu keine leichte Lektüre werden würde. Eine Triggerwarnung hinter dem Buchdeckel verrät, dass es in der Geschichte um psychische Erkrankungen, Selbstverletzung und Suizid geht. Eine kleine Triggerwarnung, die angezeigt ist.
Marilu hat für Elli und ihren Bruder Lasse eine Art „Schnitzeljagd“ vorbereitet. Elli muss sich entscheiden, ob sie ihr neues Leben, das sie nach der Zeit in Haus „Sonnenblick“ mühsam aufgebaut hat, hinter sich lassen möchte, um ihre Freundin zu retten. Sie riskiert ihre Beziehung mit Tom, der so ganz anders ist, als sie selbst.
Tom ist bodenständig. Das Haus seiner Eltern hängt voller Motivationssprüche. Er steckt voller Tatendrang und blickt immer hoffnungsvoll in die Zukunft. Alles Negative versucht er von sich fernzuhalten. Elli versucht mitzuhalten und das ist gar nicht so einfach.
Elli hat Tom nämlich nichts von ihrer schweren Zeit erzählt. Er weiß nichts von den Panikattacken und den Momenten, in denen sie stets das Gefühl hat einzufrieren. In denen sie sich nicht mehr bewegen kann. Dann muss jemand eingreifen, sie schütteln und sie zurück ins Hier und Jetzt holen. Diese Attacken hatte Elli zwar schon lange nicht mehr. Doch Marilus Brief droht sie zurückzuwerfen, in diese Zeit, die nicht einfach war. In der es aber auch schöne Momente gab. Diese waren größtenteils Marilu geschuldet. Die stets nach dem Leben mit beiden Händen griff.
Elli entscheidet sich für ihre Freundin und geht das Risiko ein, ihr neues Leben zu zerstören, um Marilus zu retten. Als erstes sucht sie Lasse auf. Lasse, der unter seiner Schwester in den vergangenen Jahren viel gelitten hat. Lasse ist daher wenig begeistert, als er von dem Spiel erfährt, das Marilu in Szene gesetzt hat. Er fühlt sich erpresst und zurückversetzt in die Zeit, in der sich alles um seine Schwester gedreht und jeder unter ihren Gefühlsschwankungen gelitten hat. Dennoch fühlt er sich Marilus verpflichtet.
Elli und Lasse bilden ein Team, das schon bald um ein drittes Mitglied bereichert wird. Schon bald merkt Elli, dass Lasse nicht mehr der kleine Junge von damals ist. Dass er ein Lachen hat, das ansteckend wirkt und dass er sie und ihre Vergangenheit so akzeptiert, wie sie nun einmal ist.
Tania Wittes Geschichte kommt zu Beginn eher gemächlich daher. Wir erfahren dafür aber die intimsten Details aus dem Leben ihrer Figuren.
Der Klappentext bewirbt einen fiebrigen Roadtrip. Man kann diesen Roman aber auch als eine Art Schnitzeljagd lesen, in der die Protagonisten Hinweisen nachgehen.
Lasse und Elli werden von Marilu herausgefordert, ihre Grenzen und Ängste zu überwinden und das Leben mit vollen Händen zu greifen. Tania Witte schickt ihre Helden auf eine echte Tour de Force durch die eigenen psychischen Probleme. Dabei schreibt sie unverblümt und fesselnd; Literatur, die tief unter die Haut geht.
Fazit:
Tania Witte hat mit Recht eine Auszeichnung für "Marilu" erhalten. Die Autorin macht sich um die Wahrnehmung und Entschlüsselung von psychischen Krankheiten verdient.
Sie gewährt einen schonungslosen Blick auf ein Leben mit der bipolaren Störung. Sie zeigt Leben so individuell, wertvoll und einzigartig, dass sie einfach erzählt werden müssen.
Die Figuren beginnen auf ihrer Reise zu verstehen, dass nicht nur das eigene Leben wertvoll ist, sondern vor allem auch, dass man das Leben anderer Menschen verbessern kann, was sicherlich eine tolle Aussage ist.
Das Buch hat das Herz am richtigen Fleck, kann mit krassen Momenten, charismatischen Figuren und schonungslosem Realismus punkten. Vor allem aber: Das Buch lässt einen nicht so schnell wieder los.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe/Freundschaft:
Charaktere:
Handlungsstrang:
Hallo Tanja, :)
AntwortenLöschendas Buch hat mich schon vom Klappentext her sofort angesprochen, nicht zuletzt wegen der Schnitzeljagd, der Art Roadtrip, da ich das Thema sehr mag. Dass es durch die Schwere an Themen auch an Tiefe gewinnt, gefällt mir dafür umso besser. Und auch dass die Autorin diese Themen auch gut umsetzt.
Definitiv ein neues Buch für die Wunschliste. Vielen Dank für die Vorstellung. :)
Liebe Grüße
Marina
Hallo liebe Marina,
Löschenich freue mich sehr, dass dich die Geschichte genauso angesprochen hat, wie mich damals. Ich lese Roadtrips unheimlich gerne und dazu die Komponente mit der Schnitzeljagd und ein paar eben nicht so leichte Themen.
Das waren eben auch die Elemente, die mich hier sehr angesprochen haben.
Ich freue mich, dass das Buch auf deiner Wunschliste gelandet ist.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja,
AntwortenLöschendas Buch ist mir vom Cover her bekannt. Tatsächlich habe ich es irgendwie immer ein wenig außer acht gelassen. Wenn du jedoch sagst, dass es durchaus krasse Momente in dem Buch gibt, reizt mich das schon ein wenig.
Ich habe vor kurzem "Elternabend" von Sebastian Fitzek gehört. Das Buch hatte auch ein paar dieser Momente und hielt auch den ein oder anderen Überraschungsmoment parat.
Liebe Grüße
Sandra
Hallo liebe Sandra,
Löschendas Buch liegt bei mir schon ein wenig zurück. Ich habe den Urlaub genutzt, um mich mal ein paar älteren Rezensionen zuzuwenden. Ich erinnere mich aber daran, dass ich die Kombi damals auch als sehr interessant empfunden habe.
Eigentlich habe ich es wegen dem Roadtrip lesen wollen. Die Wendung, die die Geschichte dann genommen hat, war für mich nicht vorhersehbar, aber eben auch interessant.
Elternabend hat mich bei meinem Besuch letzte Woche in der örtlichen Buchhandlung auch so richtig schön angelächelt. Ich war auch kurz davor zuzugreifen. Planst du eine Rezension dazu zu schreiben? Dazu würde ich gerne mehr lesen.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Das hört sich sehr interessant an. Ich glaub, ich muss langsam mal meine Liste für den Sommer fertig machen ... auch wenn die bestimmt wieder viel länger wird als ich Zeit habe :p
AntwortenLöschenGLG Sigrid
Hallo liebe Sigrid,
Löschenich lese unheimlich gerne Roadtripromane. Besonders im Frühling und im Sommer. Wenn du bei deiner Recherche noch weitere Titel in dieser Richtung entdeckst, lass es mich unbedingt wissen! :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
AntwortenLöschenwas für ein schönes und tiefgreifendes Buch. Es ist, denke ich, schwierig solche Themen "unterhaltsam" und zugleich einfühlsam an den Leser zu bringen. Auf jeden Fall ein Buch welches ich mir beim nächsten Städtebummel näher ansehen werde.
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Andrea ♥
Hallo liebe Andrea,
Löschenbeim Thema Roadtrip erwarte ich in erster Linie eigentlich auch eher lockerleichte Lektüre. Das war hier nicht so. Hier stand das ernste Thema im Fokus.
Ich bin gespannt, was du zum Buch sagen wirst, wenn du vielleicht einen Blick auf die ersten Seiten geworfen oder ggf. noch weitere Rezensionen dazu gelesen hast.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)