Mittwoch, 25. Oktober 2023

Durchgelesen: Auf und Ab

Rezension zu Auf und Ab – Psychische Krisen ausbremsen von Johanna Selge

 

Verlag: Hogrefe (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 120
Format: Großformatiges Taschenbuch (20.9 cm x 1.3 cm x 27.7 cm)
Preis: 24,95 Euro
Illustrator: Max Hillerzeder und Lea Hillerzeder
Altersempfehlung des Verlages: 10 bis 18 Jahre
ISBN: 9783456863047
Abgeschlossene Erzählung 







Inhalt:


An einem schönen Sommertag am Badesee hat es sich Noah am Steg etwas abseits von seinen Freunden bequem gemacht. Er hört Musik über seine Kopfhörer und döst vor sich hin. Plötzlich springt Mira aus dem Wasser und gesellt sich zu ihm. Noahs Herz schlägt sofort um einige Frequenzen schneller. Das tut es immer, wenn er Mira sieht.

Mira fragt Noah, was für Musik er hört. Sie erzählt ihm von der Bedeutung ihrer Kette und ihrer Neigung und Bereitschaft in die Leben anderer aktiv einzugreifen. Und dann bittet Mira Noah darum, ihr den Rücken einzucremen.

Alles könnte so schön weitergehen. Doch das tut es nicht. Denn plötzlich tauchen Noahs Freunde auf. Leo und Frenzel schießen ein Foto von Mira. Diese ist so gar nicht angetan von dem Verhalten der Jungs. Sie sollen es löschen, sofort, fordert Mira. Leo und Frenzel lachen. Sie empfinden alles als einen großen Spaß. Noah hingegen fühlt sich wie gelähmt. Er weiß nicht, wie er reagieren soll.

Die Situation eskaliert schneller, als erwartet. Es kommt zu einer Kabbelei, bei der Noah und Leo im Wasser landen. Mira verschwindet wutschnaubend. Leo lacht immer noch. Er findet alles sehr amüsant. Noah hingegen schießen die Tränen in die Augen. Leo nennt ihn auch prompt einen Softi.

Das macht alles nicht besser. Die folgenden Tage verbringt Noah in seinem Bett. Die Vorhänge in seinen Zimmer sind zugezogen. Die einzigen Begleiter, mit denen Noah seine Zeit verbringt, sind sein Kater Mürrischli und sein Smartphone. Auf letzterem googelt er nach Neuigkeiten. Doch all diese Informationen, die Nachrichten von Leo, der davon berichtet, alles geklärt zu haben, das schüchtert Noah nur noch mehr ein. Er sieht sich als Versager, weil er nicht eingegriffen hat, weil Leo alles so viel besser im Griff hat. Vermutlich steht die selbstbewusste Mira eher auf starke Kerle wie Leo. Durch Selbstvorwürfe gerät er psychisch aus dem Gleichgewicht.

Der Kater Mürrischli sieht die Probleme seines Besitzers. Als Mürrischli Notizen von Noah entdeckt, in denen er von seinen düsteren Gedanken schreibt, weiß der Kater, dass er eingreifen muss. Drei Lösungen fallen ihm ein und er ist durchaus gewillt, diese umzusetzen. Option A: Fremde müssen involviert werden, so zum Beispiel Mira. Option B: Die zusätzlichen Probleme in der Schule tun Noah nicht gut. Also sollte er vielleicht erst einmal der Schule fernbleiben. Option C: Das ist ein Job für die feinfühlige Tante. Sybille wird schon wissen, was jetzt zu tun ist.



Meinung:


Leistungsdruck, Versagensängste, Cybermobbing und Probleme in der Familie. Wenn all diese Dinge in der Pupertät aufeinandertreffen, dann kann das schnell überfordernd wirken. Von so einem Fallbeispiel berichtet Johanna Selge in dem Buch „Auf und Ab“.

„Auf und Ab“ ist ein Comic, der die Geschichte eines auf den ersten Blick ganz normalen Jugendlichen aus der Perspektive seines Hauskaters Mürrischli erzählt. Mürrischli hat dabei oft als einziger in seiner Famile eine klare Sicht auf das Leben.

Das Leben des Vaters ist seine Arbeit. Im Krankenhaus, beim Ausführen einer OP, muss er leistungsstark und wach sein. Die wenigen Stunden Schlaf, für die er Zeit findet, benötigt er also dringend. Für die vermeintlichen Lappalien seiner Kinder hat er folglich keine Zeit mehr. Noah, so sein Rat, müsse sich einfach mehr zusammenreißen und die Mutter solle ihn nicht ständig so verhätscheln, dann würde es auch mit den Noten in der Schule besser werden. Dann wäre Noah auch nicht so verweichlicht. Immer öfter reagiert Noahs Vater wütend und gereizt.

Die Mutter versucht hingegen alles um Noah aufzubauen. Sie sieht seine Probleme, möchte helfen. Aber das ist gar nicht so einfach. Auch das jüngste Familienmitglied, Noahs kleiner Bruder Finn, benötigt ihre Zuneigung.

In all dem Chaos, bei all den Problemen innerhalb der Familie, droht Noah unterzugehen. Er zieht sich immer mehr zurück. Der Junge, der eigentlich alles richtig machen möchte, gerät in einen Abwärtsstrudel mit offenem Ende.

Mürrischli macht sich derweil Gedanken, wie man die Probleme seines Freundes lösen könnte. Drei Ideen fallen ihm dazu ein. Johanna Selge bedient sich hier der Kunst des nicht linearen Erzählens. Die Geschichte operiert mit dem Irrealis, stellt also die Frage: Was würde passieren, wenn …?

Nach der Klärung dieser Fragen erwartet den Leser im Anschluss an die Geschichte von Noah noch ein gut dreißig Seiten starker Anhang. Dieser wurden von Psychologen und Pädagoginnen des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit der Uniklinik Würzburg unter wissenschaftlicher Beratung von Frau Prof. Dr. Andrea Reiter erstellt. Die Ausführungen wurden von der Autorin und Dr. Tobias Mühling vereinheitlicht und ergänzt und spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder.

In diesem Anhang findet der geneigte Leser, unter Überschriften wie Adoleszenz, Akzeptanz der goldene Anker, Bedürfnisse, Belastende Gedanken, Bewältigungsstrategien, Cybermobbing, Deeskalation/Gewaltfreie Kommunikation, Leitsätze, Emotionsregulation, Innerer Kritiker, Entspannungsübungen und Hilfe Erläuterungen, was man unter den Begriffen versteht und was man tun kann, um psychische Krisen zu deeskalieren.

Ein weiterer Abschnitt verrät unter anderem auch einige Hotlines, Internetadressen für Jugendliche, die anonym und schnell Hilfe anbieten.

Dieser letzte Teil ist nicht als Comic sondern als Fließtext verfasst und wird mit vielen bunten Illustrationen aufgelockert.



Fazit:


„Auf und Ab – Psychische Krisen ausbremsen“ ist ein Comic, der die Geschichte eines Jugendlichen namens Noah erzählt. Noah liebt Gedichte, sein Herz schlägt schneller, wenn er auf Mira trifft und er denkt viel über seine Mitmenschen nach.

Wer sich für das Buch entscheidet, darf sich dabei über eine achtsame und schlaue Charakterzeichnungen freuen, der es niemals an Substanz mangelt. Mit einem Händchen fürs Anschauliche verwandelt Johanna Selge unter Zuhilfenahme von tollen Bildern und gelungenen Dialogen jede noch so profane Situation in eine gehaltvolle Begegnung.

Im Angesicht der ausklingenden Corona-Krise, die den Bedarf nach professioneller Hilfe gegen psychische Leiden signifikant erhöht haben dürfte, ist das Buch auch eine Art literarischer Seismograf und ein wertvoller Ratgeber für Jugendliche und deren Eltern.



Kurzgefasst:


Informationsgehalt: 





Charaktere: 





Zeichnungen/Illustrationen: 





Handlungsstrang: 





Schreibstil: 





Aufbau: 





Im Gesamtpaket: 





 



12 Kommentare:

  1. Hu, harter Tobak. Ich finde es gut, dass solche Themen immer mehr in die Öffentlichkeit kommen. Ich hoffe, so kann Betroffenen besser geholfen werden. Denn es ist ja nicht leicht, damit umzugehen
    Glg Sigrid

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    1. Hallo liebe Sigrid,

      ich bin ganz deiner Meinung: Bücher wie dieses sind unglaublich wichtig. Mir gefiel hier insbesondere auch der informative, aufklärende und hilfespendende zweite Teil im Buch.

      Gerade in der Jugend erlebt man so viele Veränderungen und diese können eben auch schnell überfordernd wirken. Nicht immer wendet man sich gerne an Erwachsene. Nicht immer traut man sich auch einen Gleichaltrigen mit einzubeziehen. Dieses Buch zeigt einige Lösungsansätze, Tipps und Tricks, wie man sich auch zu einem Teil selbst helfen kann, auf.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Servus Tanja, interessant, ich hab´s noch nirgends gesehen.
    LG aus Wien

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    1. Hallo liebe Waltraud,
      ich habe das Buch im Handel auch noch nicht erblickt. Ich finde aber, das Bücher wie dieses definitiv mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten.

      Liebe Grüße
      Tanja

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  3. Hallo Tanja

    Das sind ja einige schwierige und komplexe Themen, denen sich die Autorin hier gewidmet hat - Hut ab. Ich finde es aber immer wieder schön, dass es solche Bücher gibt, die hoffentlich zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen helfen und gerade Jugendlichen das Gefühl vermitteln, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen sind.

    Der Ansatz, dem Thema mit einem Kater zu begegnen, finde ich ja ulkig, auch wenn ich mir die Umsetzung nicht ganz vorstellen kann. Es hat etwas Kreatives, aber irgendwie schwingt bei mir auch die Befürchtung mit, dass es so weit hergeholt ist, dass sich das dann nicht auf die Realität und eigenen Erlebnisse überträgen lässt und entmutigen könnte.

    Danke für die interessante Buchvorstellung!

    LG Mel

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    1. Hallo liebe Mel,
      ich habe, als ich mich entschieden habe, das Buch zu lesen und zu rezensieren, auch desöfteren an dich denken müssen. Du hast ja schon aufgrund deiner beruflichen Erfahrung noch einmal einen viel fachmännischeren Blick, mit dem du auf solche Bücher blickst. Deine Meinung zu "Auf und Ab" hätte mich wirklich sehr interessiert.

      Ich bin ganz deiner Meinung: Ich empfinde diese Art von Büchern auch als unglaublich wichtig.

      Die Geschichte vorab (in der auch der Kater eine Rolle spielt) ist ein kleiner Einblick in das Leben eines Jugendlichen. Ich denke, der wichtigere Teil ist der, der danach kommt. Der, der Hilfestellungen, Aufklärungen aus fachmännischer Sicht bietet. Der Comic lockert, ebenso, wie die Illustrationen im Fachteil alles nochmal auf und rundet es ab.

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Huhu liebe Tanja,

    das Buch kam bei mir auch vor ein bis zwei Woche an und ich bin jetzt schon sehr neugierig geworden wir es mir gefallen wird, nachdem ich nun auch deine Rezension gelesen habe.

    Vielen Dank für deine Vorstellung :)

    Liebe Grüße
    Teresa

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    1. Hallo liebe Teresa,
      ja sehr cool! Ich bin gespannt, wie deine Meinung zum Buch ausfallen wird. Wir müssen unbedingt nochmal darüber sprechen, wenn du Auf und Ab gelesen hast.

      Ich wünsche dir einen schönen und entspannten Feiertag.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  5. Liebe Tanja,
    danke für diese Buchvorstellung.
    Ein sehr wichtiges Thema, das immer noch nicht genug Aufmerksamkeit hat. Die Umsetzung mit der Katze klingt interessant. Vielleicht entdecke ich es ja mal im Buchladen und kann es mir ansehen.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
    Liebe Grüße
    Marie

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    1. Hallo liebe Marie,
      ich finde Bücher, wie dieses auch sehr wichtig. Zumal sich auch nicht jeder traut über seine Gefühle zu sprechen. Oft fühlt man sich alleine. Das Buch klärt auf und bietet auch Hilfen an.

      Ich wünsche auch dir ein ganz wundervolles Wochenende.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  6. Hallo liebe Tanja,
    ein interessantes Buch mit einem sehr wichtigen Thema welches anscheinend durch gut durchdachte Bilder unterhaltsam aufbereitet wurde.
    Ein schönes Buch welches bestimmt seine Leser in denn Bann ziehen wird :)
    Ganz liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,
      ich finde Bücher wie dieses auch unheimlich wichtig. Mich persönlich hat besonders der Fachteil interessiert. Aber die Kombi mit dem Comic passte eben auch perfekt dazu.
      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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