Rezension zu Preston Brothers, Band 1 - Loving Lucas von Jay McLean
Verlag: Ravensburger (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 512
Format: Klappbroschur
Preis: 14,99 Euro
Übersetzer: Sarah Heidelberger
Altersempfehlung des Verlages: Ab 16 Jahre
ISBN: 978-3-473-58659-2
Band 1
Inhalt:
Nach der Scheidung ist es Laneys Vater wichtig, einen Neuanfang zu wagen. Seine neue Stelle bedeutet einen Umzug in ein neues Umfeld. Er soll künftig für die Familie Preston arbeiten, eine Großfamilie mit sechs Kindern.
Laney ist überwältigt vom luxuriösen Haus und dem lebhaften Familienleben der Prestons. Jedes Familienmitglied ist auf seine Weise besonders. Aber ihr Blick bleibt an einem Jungen hängen: Lucas. Mit seiner großen Brille, der Zahnlücke und seinem geheimen Snickers-Versteck zieht er sie vom ersten Moment an in den Bann. Lucas wird schnell zu Laneys besten Freund, beinahe wie ein Bruder. Doch je älter Laney wird, desto tiefer werden ihre Gefühle für ihn.
Lucas und Laney teilen ihre Gedanken, Macken und Alltagsmomente. Nur ihre wahren Gefühle verschweigen sie einander. Während Lucas scheinbar unbeschwert mit anderen Mädchen flirtet, zerbricht Laney innerlich Stück für Stück. Als sie Cooper kennenlernt, einen Jungen, der sie sieht und versteht, öffnet sie sich ihm. Doch kann man das Herz wirklich neu vergeben, wenn ein Teil davon jemand anderen gehört?
Meinung:
Was für ein Einstieg! Der Prolog von „Loving Lucas“ wirft uns direkt in eine Szene voller Blut, erzählt aus einem Krankenhaus und einer Polizeizelle. Ich hatte mit einer leichten, gefühlvollen Liebesgeschichte gerechnet. Stattdessen war sofort klar: Neben einem unterhaltenden Moment, das auf den dramatischen, spannungsintensiven Ablauf des Geschehens Wert legt, entfaltet sich auch ein beachtlicher Tiefgang.
Der Leser wird sofort mitten in das Geschehen hineingeworfen. Der erste Grillabend bei den Prestons, das Kennenlernen mit Lucas, all das ist so charmant, so herzlich und gleichzeitig voller kleiner, bedeutsamer Details. Die Clark-Kent- und Lois-Lane-T-Shirts von Laney und Lucas, der Moment, als beide sich beim ersten Treffen, beiläufig ihre Brillen auf der Nase hochschieben, scheinen fast schon ein Zeichen des Schicksals zu sein.
Die innige Verbindung zwischen Laney und Lucas ist auf jeder Seite spürbar. Ihre Gespräche, die gemeinsame Zeit, die vertrauten Berührungen, alles fühlt sich authentisch und tief an. Jay McLean lässt uns dabei nicht nur Laneys Gedanken- und Gefühlswelt erleben, sondern gibt auch Lucas eine Stimme. In seinen Kapiteln wird deutlich, dass auch er mehr empfindet. Doch ebenso wenig wie Laney findet er den Mut, diese Gefühle offen auszusprechen. Beide bewegen sich jahrelang umeinander herum, getragen von einer tiefen Verbundenheit, aber auch von Angst, den anderen zu verlieren, wenn man zu viel wagt.
Das macht die Dynamik zwischen ihnen so faszinierend: Vielfältige, wechselseitige Abhängigkeiten, die überdies noch von einer gemeinsamen Grundspannung gespeist werden, wie das nur bei einem guten Liebesroman der Fall ist.
Was mich besonders berührt hat, war die liebevoll gezeichnete Familie Preston. Allen voran Kathy, die Mutter, die wie ein gütiger Engel über allem schwebt. Ihre Wärme, ihre Stärke und ihr feines Gespür für ihre Mitmenschen machen sie zur emotionalen Säule der Geschichte. Auch die übrigen Familienmitglieder, jeder mit eigenen Macken, wachsen einem sofort ans Herz. Ob liebevolle Gesten, schräge Dialoge oder ein chaotischer Alltag voller kleiner Wunder, die Familie ist das leuchtende Herz dieses Romans.
Und dann kommt der Wendepunkt. Bis dahin ist "Loving Lucas" eine gefühlvolle Geschichte über Freundschaft, erste Liebe und das Hineinwachsen in eine neue Familie. Doch plötzlich verändert sich der Ton und es wird klar, dass diese Geschichte eine ganz andere Tiefe hat, als man zunächst vermutet.
Was dann passiert, trifft einen unvorbereitet. Die Leichtigkeit, die bis dahin immer wieder durchscheint, wird von einer intensiven Emotionalität abgelöst. Die Atmosphäre wird dunkler, die Konflikte drängender, die Figuren verletzlicher. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Herzklopfen und Sehnsucht, sondern um existenzielle Fragen: um Vertrauen, um Ohnmacht, um Verlust. Ich war als Leserin völlig eingenommen von der Spannung, der aufgewühlten Stimmung und dem nagenden Gefühl, dass etwas Unumkehrbares geschieht.
Jay McLean schafft es dabei meisterhaft, ihre Geschichte in ein neues Licht zu tauchen, ohne je den roten Faden zu verlieren. Es bleibt ein Buch über tiefe Verbundenheit, über familiären Rückhalt und über die Menschen, die einen auffangen, wenn alles zerbricht. Ich habe Seite um Seite mit angehaltenem Atem gelesen, gehofft, gebangt und mitgefühlt.
Und selbst in den schwersten Momenten hält McLean an ihrer emotionalen Handschrift fest. Sie schreibt mit Wärme, mit Respekt und mit einer Zärtlichkeit, die unter die Haut geht. "Loving Lucas" ist keine Geschichte, die man einfach wieder aus der Hand legt. Sie bleibt. In Herz und Kopf.
Fazit:
Eine zutiefst emotionale, vielschichtige Geschichte über Freundschaft, Familie, Verlust, Liebe und über das, was bleibt, wenn alles andere zerbricht. Jay McLean schenkt uns Figuren, die lebendig und greifbar sind, und eine Geschichte, die sich langsam entfaltet, um einen dann mit voller Wucht zu treffen.
Ein Jugendbuch, das lange nachhallt und mehr erzählt als nur eine Liebesgeschichte. Es erzählt vom Leben, in all seinen Farben.
Kurzgefasst:
Spannung/Action:
Liebe/Freundschaft:
Charaktere:
Handlung:
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