Donnerstag, 19. Januar 2017

Durchgelesen

Rezension zu Atemnot von Ilsa J. Bick

Verlag: Egmont Ink
Seitenzahl: 352 Seiten
Format: Klappbroschur
Preis: 14,99 Euro
ISBN: 978-3-86396-064-3
Übersetzer: Anke Caroline Burger
Altersempfehlung des Verlages: 14 bis 17 Jahre
Abgeschlossene Erzählung








Inhalt:

Kommissar Pendleton händigt Jenna, welche kurze Zeit zuvor von der Polizei aus dem Wasser gezogen wurde, ein Aufnahmegerät aus und bittet sie der Polizei ihre Geschichte zu erzählen. Nach und nach offenbart das Mädchen, was geschehen ist, bis zu dem Zeitpunkt an dem der Polizeibeamte sie aus dem Wasser fischte. Jenna gibt gleich von Anfang an zu, dass sie nicht unbedingt ein Opfer ist. Sie gesteht eine Lügnerin zu sein. Sie offenbart eine düstere und einsame Welt, in der sie jeden Tag einen stillen Kampf auszufechten hatte. Sie erzählt von ihrem Vater, der stets die Augen verschließen und eine heile Welt sehen wollte, von Eltern, die mit den äußeren Umständen nicht zurecht kamen und Halt bei einem fremden Partner gesucht haben. Jenna berichtet, wie sie Opfer eines Hausbrands wurde und welche Narben ihre Vergangenheit bei ihr hinterlassen hat. Sie ist sehr stark, aber sie ist auch nicht unzerbrechlich. In dem Schulwechsel sieht sie keine Hoffnung auf Besserung. Doch ihre Welt verändert sich, als sie auf Menschen trifft, die es gut mit ihr meinen. So gibt es zum Beispiel den Lehrer, Mr. Anderson, der eine Schwäche für Mädchen mit Problem-Biografien hat.



Wichtigste Charaktere:

Jenna ist die Protagonistin der Geschichte. Sie musste in ihrer Vergangenheit einiges über sich ergehen lassen. Einerseits ist sie stark und tough, andererseits zeigt sie auch eine zerbrechliche Seite. Jenna ist sehr klug und weiß sich zu helfen.

Mr Anderson ist einer von Jennas Lehrern an der neuen Schule. Mr. Anderson ist sehr feinfühlig und bietet dem Mädchen stets seine Hilfe an.

David begegnet Jenna als einer der wenigen Menschen an der neuen Schule offen, hilfsbereit und freundlich.

Danielle steht Jenna gleich von Anfang an feindsehlig gegenüber. Sie lästert über Jenna und macht ihr das Leben gerne schwer.

Bob, auch genannt Mr. Pendleton, ist der Kommissar, der Jenna aus einer Notlage hilft. Er wurde mit ihrem Fall betraut und erhofft sich eine Aussage von ihr.



Schreibstil:

Mit Atemnot schafft Ilsa J. Bick einen Roman der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Sie schreibt über Menschen, die an der Welt zerbrochen sind und die dennoch versuchen weiterzumachen.

So gibt es hier einen Lehrer, dessen Träume nach und nach zerplatzt sind. Der jedoch versucht seinem Leben einen Sinn zu geben, indem er anderen Menschen helfen möchte, ihre kaputten Seelen zu heilen. Es gibt einen Vater; der vordergründig brave Bürger, kompensiert seine reale Ohnmacht um die Zerbrechlichkeit seines Familienglücks, indem er Trost bei einer anderen Frau sucht.
Doch gerade dieses Verhalten sorgt bei Frau und Tochter für ganz eigene Probleme. Die Tochter wird gezwungen Geschehenes zu verschweigen, mit der damit verbundenen schweren seelischen Belastung.
Die Mutter hingegen versucht, dem Kummer und der Last, derer sie nicht Herr werden kann ebenfalls zu entfliehen, indem auch sie sich eine Liason sucht und an ihrem letzten großen Traum, einer Buchhandlung, festhängt, der die Familie jedoch finanziell zu zerstören droht.
Die Probleme sind so festgefahren, dass es keinen Ausweg außer dem eines großen Knalls zu geben scheint.

Immer wieder baut die Autorin Spannung auf, beginnt mit subtilen Andeutungen, die sich langsam verdichten und schließlich ihren Kulminationspunkt im offen beschriebenen Grauen finden.
So gibt Jenna bereits zu Anfang zu, dass sie nicht unbedingt nur ein Opfer ist. Sie gesteht, eine Lügnerin zu sein. Der Kommissar bittet Jenna die Geschichte zu erzählen, weil sie die Einzige ist, die noch lebt. Alleine diese Andeutungen bleiben im Kopf und zerstören die Hoffnung, die man immer wieder fassen möchte, im Keim und dennoch klammert man sich als Leser daran. Genauso ergeht es auch der Protagonistin und den Charakteren der Geschichte. Sie wissen, dass das Leben ihnen nicht gut mitspielt und dennoch kämpfen sie sich voran. Sie hoffen und versuchen etwas zu verbessern.



Fazit:

Ilsa J. Bick berichtet in Atemnot von der Zerbrechlichkeit familiärer Lebenssicherheiten, von Jenna, einem Mädchen, das für eine Opfer-Geschichte nicht taugt.
Sie erschafft Menschen, die ein einfaches Schema von Opfer-Täter Beziehungen mehrfach durchbrechen. Menschen, die Jenna helfen wollen, aus ihrer Situation auszubrechen, aber andererseits selbst am Leben gescheitert sind. Ilsa J. Bick berichtet in Atemnot von Enttäuschung, Verlust, Hoffnung und Liebe und schreibt eine fesselnde und psychologisch tiefgründige Geschichte, die einen noch lange nicht loslassen wird.

In diesem Roman gibt es keine Gewinner oder Verlierer. Es gibt Menschen, die auf ihre Art versuchen, ihr Leben zu meistern und nicht selten daran scheitern.
Ganz großes Leseerlebnis!



Buchzitate:

In der Klapse hatten wir noch eine andere Ritzerin. Sie hat Worte und Buchstaben geschnitten. Ich nicht.

Ich bin ein Glückskind, eine Lügnerin, eine Streberin, eine Prinzessin, ich habe gestohlen - und getötet. Und meine Geschichte – die Wahrheit – fängt mit Mr. Anderson an.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:

15 Kommentare:

  1. Huhu Tanja,

    das Buch hast du in deiner Rezension so schön beschrieben! Ganz besonders an dieser Stelle hattest du mich: "In diesem Roman gibt es keine Gewinner oder Verlierer. Es gibt Menschen, die auf ihre Art versuchen, ihr Leben zu meistern und nicht selten daran scheitern."
    Unglaublich schön geschrieben!

    Das Buch scheint sehr tiefgründig zu sein. Es wirkt wie eine Geschichte, die dich nicht mehr los lässt. Bisher hat mich das Buch gar nicht so angesprochen. Ein wenig erinnerte es mich an "Tote Mädchen lügen nicht", hast du das Buch auch schon gelesen? Auf jeden Fall bin ich mir nicht so sicher, ob "Atemnot" mein Fall ist. Trotzdem werde ich es mir mal notieren, so wie du davon schwärmst. =)

    Ganz liebe Grüße
    Leni

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    1. Hallo Leni,

      <3 vielen Dank für dein Lob <3 Ich freue mich, dass dir meine Worte so gefallen haben.
      Bei dieser Rezension habe ich oft darüber nachgedacht, was ich schreiben darf und was nicht, um nicht zu spoilern. Das war gar nicht so einfach.

      Auch hat Atemnot lange auf meinem SuB gelegen. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, ich hätte es viel früher zur Hand genommen. Du hast Recht: Es ist eine sehr vielschichtige und sehr bewegende Geschichte.

      Ich kann gut nachvollziehen, dass dich das Buch bislang noch nicht so angesprochen hat. Mir erging es - wie schon angedeutet - ähnlich. Aber es ist richtig gut!

      Tote Mädchen lügen nicht, kenne ich nicht. Worum geht es da? Ist das ein Thriller?

      Wenn du dir unsicher bist, ob du Atemnot lesen sollst, aber doch irgendwie interessiert bist: Vielleicht hilft es dir eine Entscheidung zu fällen, wenn du noch ein paar Rezensionen dazu liest?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Liebe Tanja,

    eine interessante Buchvorstellung, die meinen Geschmack trifft. Atemnot werde ich mir noch einmal näher anschauen.

    Liebe Grüße

    Nisnis

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    1. Huhu Nisnis,
      oh, das freut mich wirklich sehr, zumal wir ja genretechnisch einen ganz unterschiedlichen Geschmack haben.
      Wenn du Atemnot lesen solltest, musst du mir unbedingt berichten, wie du es fandest :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  3. Hey liebe Tanja,

    mir hat das Buch auch wahnsinnig gut gefallen und stark berührt. Ich musste mir daraufhin gleich den ersten Band ihrer Ashes Reihe kaufen. Gelesen habe ich ihn aber immer noch nicht und dabei liegt er hier bestimmt schon zwei Jahre :-(

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo Sandra,
      oh, das freut mich hier mal einen Kommentar von jemandem zu lesen, der das Buch schon kennt und auch so gut gefunden hat. Wie bist du damals auf Atemnot aufmerksam geworden?

      Von Ashes habe ich die ersten Bände gelesen. Den letzten habe ich allerdings nicht mehr gelesen. Mir gefielen die ersten Bände sehr gut. Ich bin gespannt, was du dazu sagen wirst, wenn du sie irgendwann in Angriff nimmst. Machst du eigentlich noch bei der Aktion mit, bei der man voten kann, was du als nächstes liest? Wir könnten es ja so machen, dass du das Buch da mit aufführst und ich vote dafür. Vielleicht fällt es dir dann leichter damit anzufangen? ;o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    2. Ich bin auf das Buch aufgrund einer Leserunde von der Leserwelt aufmerksam geworden. Es war auch richtig toll, genau dieses Buch in einer LR zu diskutieren und zu besprechen.

      Die Aktion gibt es leider nicht mehr :-( Ich habe schon überlegt, ob ich selbst eine solche Aktion ins Leben rufen soll, da ich sie doch sehr vermisse :-(
      Und ja das wäre ein super Plan gewesen. :-)

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    3. Huhu Sandra,
      oh ja, eine Diskussion in einer Leserunde hätte ich mir bei dem Buch auch sehr gut vorstellen können. Mir schossen viele Gedanken dazu durch den Kopf.

      Achso, ich hatte mich schon gewundert, warum ich diesen Artikel irgendwie nicht mehr gesehen habe. Das erklärt einiges. Warum nicht? Ich glaube die Aktion kam sehr gut an. Ich hatte auch immer viel Spaß daran ein Buch zu voten. :o)))

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    4. Es haben nur noch 3-4 Leute bei der Aktion mitgemacht, daher wurde sie auf Eis gelegt :-(

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    5. Das ist wirklich schade. Bei mir ist es so, dass ich meist gerne spontan entscheide, was ich gerade lesen möchte, daher habe ich selbst nicht mitgemacht. Aber das Abstimmen hat mir immer so viel Spaß gemacht.
      Wenn du die Aktion einführst, so würde ich auf jeden Fall gerne beim Voting mitmachen :o)

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  4. Huhu, auch bei mir damals ein Highlight :)
    Regte zum Nachdenken an und einiges an Tränen war dabei. Und am Ende dachte ich nur: das kann doch nicht das Ende sein?! Das muss doch weitergehen :O

    Ist irgendwann ein Reread würdig!

    LG Andrea

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    1. Hallo Andrea,

      es freut mich so sehr, dass dir das Buch auch so gefallen hat. <3

      Du hast Recht. Das war ein heftiges Ende. Aber ich muss auch sagen, dass ich nicht unbedingt ein klassisches Happy End brauche. So ein Ende bewegt noch mehr und lässt einen das Buch nicht so schnell vergessen, findest du nicht?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    2. Das stimmt schon. Im Nachhinein merke ich, dass solche Enden ohne Happyend eher im Gedächtnis bleiben, als Friede Freude Eierkuchen- Enden :)

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  5. Tolle Rezension :) Da freue ich mich noch mehr auf das Buch. Es steht schon ewig auf meiner Wunschliste.

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    1. Hallo Julia,
      das Buch hat damals viel zu lange auf meinem SuB gelegen. Irgendwann habe ich es dann endlich zur Hand genommen. Die Geschichte hat mich extrem überrascht. Sie war so gut und hat mich noch lange Zeit danach nicht losgelassen. Ich kann dir nur empfehlen es bald zu lesen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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