Freitag, 22. März 2019

Durchgelesen: Zusammen sind wir unendlich

Rezension zu Zusammen sind wir unendlich von Melissa Keil


Verlag: Carlsen (Werbung gem. TMG)
Seitenzahl: 320
Format: Hardcover
Preis: 16,99 Euro
Übersetzer: Yvonne Hergane
Altersempfehlung des Verlages: ab 12 Jahre
ISBN: 978-3-551-58391-8
Abgeschlossene Erzählung






Inhalt:

Sophia ist ein Mathegenie, ein Wunderkind, wie manche sagen. Doch Sophia leidet auch unter Panikattacken, die sie heimsuchen wie ein Dämon. Sophia meidet die Nähe zu anderen Menschen, es fehlt ihr die Fähigkeit der Empathie, der Verbindung ihrer Innenwelt mit der Außenwelt und der Innenwelt der anderen, so dass ihr die Gefühle ihrer Mitmenschen überhaupt undurchschaubar bleiben. Auch Josh ist ein Außenseiter. Er ist groß und schlacksig und wenn er aufgeregt ist, zeigt sich ein kleiner Sprachfehler. Josh kennt unzählige Zaubertricks und dennoch bleibt er gerne im Hintergrund. Er beobachtet lieber. Ganz besonders gerne schaut er Sophia an. Das Mädchen, an das er immer wieder denken muss und mit dem er so gerne zusammen wäre.



Im Detail:

Während Josh versucht, Sophias Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während er davon träumt, einmal mit ihr ausgehen zu dürfen, hat Sophia ganz andere Sorgen. In ihrer Freizeit schreibt sie Emails an den bekannten Mathematiker Grigori Perelman. In Perelman sieht sie einen Gleichgesinnten. Jemanden, der lieber alleine ist, der sich zurückzieht und dessen einzige Leidenschaft der Mathematik gilt. Während Sophia auf eine Antwort wartet, versucht sie mit ihrem Leben klarzukommen. Viel zu oft missversteht sie Andeutungen ihrer Mitmenschen, immer wieder überkommen sie Panikattacken und dann möchte auch noch ihre einzige und beste Freundin, Elsie, bei der sie Halt findet und die ihr in solchen Momenten zur Seite steht, zum Studium in die USA ziehen. Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, muss Sophia auch noch in der Schule die Theater-AG besuchen. Eine Maßnahme, die, laut ihrer Eltern und der Schulpsychologin helfen soll, ihre Ängst in den Griff zu bekommen. Doch jeder Besuch dieser AG ist ein für Sophia wie ein Gang zum Schafott.

Während Sophia also Tag für Tag versucht in ihrer Welt klarzukommen, versucht Josh alles, um sie zu retten. Kleine Zaubertricks sollen sie ablenken, sollen ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubern und sollen ihr zeigen, dass er an ihrer Seite ist. Josh möchte für Sophia da sein, genauso wie ihre beste Freundin Elsie. Doch solange sie ihn nicht sieht, wird das sehr schwer werden.

Melissa Keil schreibt mit „Zusammen sind wir unendlich“ eine Geschichte über Menschen, die anders sind. Sie schreibt über Freundschaft, Liebe und über den Kampf in einer Welt aus Normen und Regeln bestehen zu müssen. All ihre Figuren haben Ecken und Kanten. Sie alle sind einzigartig und besonders und dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, fühlen sie sich oft auch ein wenig einsam.

Was sich vielversprechend ankündigt, ist aber nicht frei von Schwächen, die mir das Lesen erschwert haben. In „Zusammen sind wir unendlich“ lernt der Leser neben Sophia, Josh und Elsie auch allerhand Nebencharaktere kennen. Die Geschwister der beiden, Freunde von Josh und auch ein Junge aus der Klasse, der auf den ersten (und leider auch zweiten) Blick unsympathisch wirkt und gerne Joshs Freund sein würde, finden ihren Platz in diesem Buch. Zwar sind alle Figuren sehr interessant ausgeführt, doch ihre Rolle in der Geschichte bleibt peripher. Ähnliches lässt sich auch in der Gedankenwelt der Protagonistin feststellen. Sophia macht sich eine Menge Sorgen und Gedanken. Sie denkt darüber nach, wie sie Perelman kennenlernen könnte, sie versucht zu verstehen, wie andere Menschen ticken und manchmal überkommen sie allerhand unwichtige Gedanken, beispielsweise die Überlegung wie die DNA einer Banane mit der eines Menschen zusammenhängen könnte. Die Geschichte von „Zusammen sind wir unendlich“ ist voll von kleinen Details. Das macht es schwer, den roten Faden zu fassen.

Die zentrale Liebesgeschichte zwischen Josh und Sophia ist oft nicht richtig greifbar, vielmehr scheint sie manchmal nur Hintergrundmusik, die hin und wieder fesselt. Das mag daran liegen, dass der alleinige Fokus eben nicht auf den zentralen Punkten der Geschichte liegt. Sophias Gedanken wirkten auf mich oft eher anstrengend. Wie Elsie auch so schön an einer Stelle in der Geschichte feststellt: „Sophias Gedanken drehen sich nur um ihre eigene Welt“. Das ist kein Vorwurf, denn Sophia kann aufgrund ihrer psychischen Störung eben nicht so auf andere Menschen zugehen, wie sie es gerne würde. Doch eben das macht es auch schwer mit ihr klarzukommen. Für die Figuren im Buch und für den Leser selbst.

Einige Kapitel sind aus der Sicht von Josh geschrieben. Josh war mir sympathisch. Seine kleinen Zaubertricks mit großer Wirkung und seine Gedanken darüber, wie er es schaffen könnte, Sophias Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Seine Art, wie er einerseits sehr spartanisch lebt und zugleich mit allen Menschen irgendwie klarkommt, ohne dabei im Mittelpunkt stehen zu müssen, haben mich überzeugt. Mehr Fokus auf dem empathischen Josh, weniger auf der problembeladenen Sophia, hätte diesem Buch vermutlich gut getan.



Fazit:

Zusammen sind wir unendlich“ ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Anderssein. Eine Vielzahl von Charakteren mit Ecken und Kanten und eine Menge von Ideen machen dieses Buch sehr interessant. Die Autorin hat ihren Roman aber stellenweise aufgrund der vielen unterschiedlichen Fokussierungen doch deutlich überladen.
Der Protagonistin Sophia mangelt es an Empathie und Feinfühligkeit. Diese Charaktereigenschaften machen es dem Leser über weite Strecken nicht gerade leicht, ihr durch die Geschichte zu folgen.



Buchzitate:

Die flüchtigen Momente, die ich mit Joshua erhasche, häufen sich; dem Schulstress entrissene Minuten, mit seltsamen, irrelevantem, aber niemals langweiligem Smalltalk angefüllt.

Mein Gehirn ist in der Lage, fallende Faktorielle auszurechnen und riesige Zahlen ohne Taschenrechner zu multiplizieren, was sich Elsies Meinung nach höchstens als Party-Trick für extrem öde Feiern eignet. Dennoch schafft mein Gehirn es nicht, Joshuas Frage zu analysieren.



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


8 Kommentare:

  1. Huhu Tanja,

    der Klappentext kling ja wirklich toll. Wirklich schade, dass dich die Geschichte nicht vollends überzeugen konnte. Ich finde es immer am schlimmsten, wenn man mit der Protagonistin nicht warm wird. Und was du so schreibst, schreckt mich von dem Buch wirklich ab. Aber dennoch eine echt tolle Rezension von dir. <3

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. <3

    Liebe Grüße

    Sunny

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    1. Hallo liebe Sunny,
      ich habe beim Lesen des Klappentextes (leider) andere Erwartungen an das Buch gehabt. Ich bin auch schon sehr gespannt auf weitere Rezensionen zu der Geschichte.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Ich lese eher selten so "schnulzig" anmutende Bücher, aber das hier hört sich nach einer sehr interessanten Geschichte an.
    Und schon allein das Cover ist einfach genial :)
    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende.
    GLG sigrid

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    1. Hallo liebe Sigrid,
      als schnulzig würde ich das Buch nicht beschreiben wollen.
      Ich lese ganz gerne mal Geschichten, die so richtig ans Herz gehen. Hier liegt der Fokus aber schon auf das Anderssein. Ich freue mich, dass die Rezension, trotz kleiner Kritikpunkte, dein Interesse für das Buch geweckt hat :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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  3. Hallo meine Liebe,
    das Buchcover sieht einfach super schick aus- die Geschichte klingt richtig schön;)
    Lg
    Isa
    https://label-love.eu

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    1. Hallo Isa,
      es freut mich, dass dich die Geschichte abspricht.

      Ja, das Cover hat mir auch sehr gut gefallen. Es passt auch sehr gut zur Geschichte. Es gibt eine sehr schöne Buchszene mit der Papierrose :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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  4. Liebe Tanja,

    eine wirklich schöne Rezension. Ich war mir im Vorfeld schon nicht sicher, ob das Buch wirklich was für mich ist, obwohl das Cover ja echt genial ist. Und wenn dir schon der Zugriff zur Protagonistin nicht so leicht viel, denke ich, dass die Geschichte auch nichts für mich ist.

    Liebe Grüße
    Jenny

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    1. Hallo liebe Jenny,
      leider hatte ich mit diesem Buch ein paar Schwierigkeiten. Es kann natürlich gut sein, dass es anderen Lesern ganz anders ergeht. Vielleicht liest du dir auch noch ein paar weitere Rezensionen dazu durch.

      Das Cover und auch der Klappentext haben mich auch sehr angesprochen. Daher wollte ich es unbedingt lesen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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